Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Flusswandler: Maximaler/minimaler Strom an der Induktivität


von dussel (Gast)


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hallo,

wie kann ich den maximalen/minimalen Strom durch die Induktivität L 
berechnen? Wie man an der Kennlinie erkennen kann, bewegt sich I3 
zwischen I3max und I3min. Habe überhaupt keinen Ansatz, da man hier ja 
auch keine normale Wechselspannung hat. Sondern ein pulsierendes Signal.

: Verschoben durch User
von Achim S. (Gast)


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du kopierst die Bilder aus
http://schmidt-walter-schaltnetzteile.de/snt/snt_deu/sntdeu4.pdf
hast dann aber keine Lust, die dort stehende Erklärung durchzulesen?

dussel schrieb:
> wie kann ich den maximalen/minimalen Strom durch die Induktivität L
> berechnen?

Auf Folgeseite deiner Quelle ist die Dimensionierung beschrieben:

"Für die Berechnung der Induktivität wird wie beim Abwärtswandler 
zunächst eine L Stromwelligkeit gewählt. Sie liegt üblicherweise bei 20% 
des Ausgangsstromes:"

Also extra für dich nochmal umformuliert: Delta_I wird von dir 
festgelegt (typisch auf 20% des Ausgangsstroms, aber du darfst auch 
andere Werte wählen). Und passend für diese Delta_I wird dann der 
benötigte Wert von L daraus berechnet.

Die Formeln für die Rechnung findest du ebenfalls alle im Skript von 
Schmidt-Walter. Wenn du den umgekehrten Weg gehen willst (Delta_I für 
ein vorgegebenes L nachrechnen), dann darfst du diese Formeln auch 
umstellen.

von dussel (Gast)


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ok danke, hast mir weitergeholfen.

Ich hätte aber noch eine Frage: Was genau ist die Aufgabe der 
Induktivität L? Diese ist doch dafür da, dass in der Sperrphase eine 
Strom im zweiten Teil der Schaltung fließt. Jedoch weiß ich nicht, wie 
sie den Strom "erzeugen"kann. Hat wohl was damit zu tun, dass sie ein 
Magnetfeld ausbildet, während Strom durch Sie fließt.

Und noch was:
An der Induktivität liegt eine Gleichspannung an, weshalb i_L 
anscheinden linear ansteigt. Ich habe gedacht, bei Gleichspannung fließt 
ein konstanter Strom durch die Spule???

von Planlos (Gast)


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Achim S. schrieb:
> du kopierst die Bilder aus

Nicht mal das... er nimmt die schönen, scharfen PNG Bilder von der 
Webseite und verunstaltet sie mit JPEG-Artefakten. Mit der Folge dass 
die Bilddatei auf die 10-Fache Größe anwächst, und man trotzdem 
Augenkrebs beim anschauen kriegt...


@Dussel: Nochmal: ==> Bildformate <==

von Achim S. (Gast)


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dussel schrieb:
> Diese ist doch dafür da, dass in der Sperrphase eine
> Strom im zweiten Teil der Schaltung fließt. Jedoch weiß ich nicht, wie
> sie den Strom "erzeugen"kann.

Tja, so sind Spulen halt: wenn an einer (idealen) Spule die Spannung 0V 
anliegt, dann ist (anders als beim Widerstand) der Strom durch die Spule 
nicht automatisch gleich null, sondern der Strom ist konstant. Bei der 
idealen Spule hat die Spannung nur etwas mit der Stromänderung zu tun, 
nicht mit dem Absolutwert des Stroms. Die zentrale Gleichung dafür ist:

    U = L * di/dt

Beim Kondensator gibt es dazu entsprechende Gesetzmäßigkeiten, an die du 
vielleicht besser gewohnt bist als an das Verhalten der Spule: wenn der 
Strom durch einen Kondensator gleich 0A ist, dann ist die Spannung am 
Kondensator nicht automatisch gleich Null, sondern sie ist einfach 
konstant (wenn kein Strom fließt ist, ändert sich die Spannung am 
Kondensator nicht).

dussel schrieb:
> Hat wohl was damit zu tun, dass sie ein
> Magnetfeld ausbildet

Das Magnetfeld in der Spule ist tatsächlich wichtig dafür: wenn die 
Spule bei dem Stromfluss Energie abgibt, dann kommt diese Energie aus 
dem Magnetfeld, das dabei abgebaut wird. Das geschieht während der 
Sperrphase so lange, bis der Spulenstrom den Wert 0 erreicht (und das 
Magnetfeld "aufgebraucht" ist).

dussel schrieb:
> Ich habe gedacht, bei Gleichspannung fließt
> ein konstanter Strom durch die Spule???

Falsch gedacht: an einem ohmschen Widerstand fließt bei Gleichspannung 
ein Gleichstrom. An einer idealen Induktivität steigt bei Gleichspannung 
der Strom immer weiter an. Dummerweise gibt es kaum ideale 
Induktivitäten, fast jede reale Spule hat sowohl ein L als auch ein R. 
Irgendwann wird der Strom so groß, dass z.B. der Drahtwiderstand R den 
Strom begrenzt. Dann fällt die Spannung aber am R der Spule ab, nicht an 
ihrem L. Die Spule im DCDC-Wandler wird aber möglichst so betrieben, 
dass der Spannungsabfall an L dem Spannungsabfall an R deutlich 
überwiegt.

von dussel (Gast)


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@ Achim vielen Dank. hast mir sehr weitergeholfen.

"Bei geschlossenem Schalter fließt Ausgangsstrom durch die Drossel und 
den Lastwiderstand. In der Drossel wird magnetische Energie gespeichert 
und gleichzeitig lädt sich der Ausgangskondensator mit auf. Öffnet sich 
der Schalter, dann ist die Induktionsspannung an der Drossel 
entgegengesetzt gepolt. Die zuvor gesperrte Diode ist jetzt leitend und 
der Ausgangsstrom fließt, vom sich abbauenden Magnetfeld 
aufrechterhalten, in gleicher Richtung weiter. Im Bild sind die beiden 
Schaltzustände dargestellt." 
(http://elektroniktutor.oszkim.de/analogtechnik/flusswdl.html)

Könntest du mir bitte noch erläutern, warum sich die Induktionsspannung 
in der Sperrphase entgegengesetzt polt?

von Achim S. (Gast)


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Wir reden weiter von L3, richtig? (bei den magnetisch gekoppelten Spulen 
muss man ein bisschen weiter denken).

Die Spannung an L3 ergibt sich daraus, dass der "Strom weiterfließen 
will". Tun wir mal so, als würde der Strom durch L3 nicht von Elektronen 
sondern von positiven Ladungsträgern transportiert. (Dann ist die 
technische Stromrichtung gleich der Bewegungsrichtung der Ladungsträger 
und man kommt nicht so leicht durcheinander.) Wenn jetzt links keine 
Ladungsträger über D2 mehr nachkommen, der Strom durch L3 aber weiter 
fließt, dann "fehlen" am Eingang von L3 positive Ladungsträger und die 
Spannung wird negativ.

Mit Elektronen kannst du es dir genau so überlegen: selbes Ergebnis, nur 
die Chance, dass man einmal das Vorzeichen vertauscht, ist wesentlich 
größer.

Du könntest auch einen Zählpfeil über L3 einzeichnen (Verbraucher, 
Zählpfeil von links nach rechts) und dann der Differentialgleichung 
glauben:

    U_L = L * di/dt

bei positivem di/dt ist U_L also positiv (bzw. eine positive Spannung an 
der Spule bewirkt, dass I3 ansteigt).

bei negativem di/dt muss U_L negativ sein (bzw. die negative Spannung, 
die sich an der Spule einstellt, bewirkt ein Absenken des Stroms).

Andere Erklärungsmöglichkeiten gehen über Maxwell-Gleichungen, 
vielleicht über Lenzsche Regel ...

Aber das Ergebnis ist immer das selbe. Und mit dem Bild vom Anfang, dass 
die Ladungsträger einfach weiter fließen und am hochohmigen Ende der 
Induktivität die Spannung entsprechend verschieben, komme ich am 
sichersten auf das richtige Vorzeichen ;-)

von dussel (Gast)


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danke, deine Erklärung sind echt top!

nun hoffentlich die letzte Frage: oftmals wird die Schaltung des 
flusswandlers zusätzlich mit einer weiteren Spule und Diode zur 
Entmagnetisierung des Trafos verwendet. Die Entmagnetisierung geschieht 
in der Sperrphase, kann mir aber nicht genau erklären wie dies passiert.


Der Magnetisierungsstrom fließt dann ja über die Diode und die Spule 
zurück zum +pol der Spannungsquelle oder nicht? Das würde ja bedeuten, 
dass vom Elektronenarmen Pluspol, Elektronen wegfließen. Und woher

Und woher soll der Strom, der über die Diode fließt kommen? Kann mir das 
mit der Flussrichtung hier einfach nicht vorstellen

von Achim S. (Gast)


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das ist der oben erwähnte Fall: bei magnetisch gekoppelten Spulen muss 
man etwas weiter denken.

Gehen wir von einer idealen Kopplung aus (K=1). Dann sorgt ein 
induktiver Spannungsabfall an einer der Spulen gleichzeitig dafür, dass 
du an allen anderen Spulen eine entsprechende induzierte Spannung 
siehst.

Nehmen wir dein Schaltbild vom Anfang: wenn du den Transistor 
einschaltest, dann fällt an der Primärspule induktiv die Spannung Ue ab. 
Das führt gleichzeitig dazu, dass du an der Sekundärspule die Spannung 
U2= Ue * N2/N1 induzierst (und damit deine Last speist). Und an der 
mittleren Entmagnetisierungsspule induzierst du die Spannung Ue 
(Entmagnetisierungsspule hat gleiche Windungszahl wie Primärspule).

Was das Vorzeichen der Spannungen angeht musst du auf den Punkt achten, 
der den Wicklungssinn der Spulen anzeigt. Wenn an der Primärspule 
induktiv eine positive Spannung abfällt (Ende mit Punkt positiver als 
das andere Ende), dann haben die induzierte Spannungen das selbe 
Vorzeichen (vom Punkt aus gezählt). Die Sekundärspule ist also oben 
(beim Punkt) positiver als unten und liefert Strom für den Lastkreis. 
Und die Entmagnetisierungsspule ist unten (beim Punkt) positiver als 
oben. Da das obere Ende schon auf Ue liegt und an der Spule jetzt noch 
mal Ue induziert wird, liegt das untere Ende auf +2*Ue und D1 sperrt.

Wenn du dann den Transistor ausschaltest, will der Strom weiterfließen. 
Weil alle Spule magentisch gekoppelt sind, ist dem Magnetfeld egal, in 
welcher der Spulen der Strom weiterfließt. Aber in der Primärwicklung 
kann er nicht fließen (weil der Transistor sperrt), in der 
Sekundärwicklung kann er nicht weiterfließen (weil D2 sperrt).

Gäbe es keine Entmagnetisierungswicklung, dann würde die 
induktive/induzierte Spannung immer weiter ansteigen, bis der Strom 
irgendwo wieder zu fließen beginnt. Nach der Überlegung im letzten 
Beitrag wissen wir: beim Abschalten des Transistors steigt die induktive 
Spannung am Drain auf immer positivere Werte. Ohne 
Enmagnetisierungsspule würde sie so weit ansteigen, bis der Transistor 
durchbricht und der Strom weiterfließt.

Weil der Zählpfeil von U1 aber am "Punkt" beginnt und am Transistor 
endet heißt das: die Primärspule sieht induktiv eine große negative 
Spannung. Und ebenso sehen die beiden anderen Spulen eine induzierte 
negative Spannung. Also wird auch in der Entmagnetisierungsspule eine 
negative Spannung induziert (vom Punkt aus gesehen), und sobald diese 
Spannung den Wert -(Ue+0,7V) überschreitet, kann D1 leiten und der 
magnetische Kreis sieht den Strom, den er sich wünscht. Da die 
induzierte Spannung an der Entmagnetisierungsspule nur bis -(Ue+0,7V) 
runterläuft wird auch die Spannung an der Primärspule nur bis 
U1=-(Ue+0,7V) laufen. Und weil das obere Ende der Primärspule auf Ue 
gehalten wird, sieht der Transistor nur die Spannung 2*Ue+0,7V und 
bricht nicht durch. (zumindest in einer idealen Welt, in der realen Welt 
gib es unerwünschte Effekte, durch die die Spannung stärker ansteigt).

dussel schrieb:
> Der Magnetisierungsstrom fließt dann ja über die Diode und die Spule
> zurück zum +pol der Spannungsquelle oder nicht?

Ja, während der Sperrphase des Transistors wird die Energie, die dem 
Magnetfeld entnommen wird, der Versorgung wieder zugeführt (bis auf ein 
bisschen was, was an der Diode und dem Drahtwiderstand der Spule 
verheizt wird).

von lolle (Gast)


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Alles klar :D

Nochmal zurück zu 
http://schmidt-walter-schaltnetzteile.de/snt/snt_deu/sntdeu4.pdf

Dort ist ja auch eine Angabe zur Berechnung der Kapazität Ca gegeben, 
welche allerdings vom Stromrippel abhängt. Wenn ich jetzt aber einen 
konstanten Strom durch den Lastwiderstand gegeben habe, wie kann ich 
dann den Wert des Kondensators und das Spannungsrippel berechnen?

Ich wäre davon ausgegangen, dass ich bei konstantem Ausgangsstrom 
überhaupt keinen Spannungsrippel habe.

von Achim S. (Gast)


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Der Strom aus dem Flusswandler ist nicht konstant. (konstant im Sinn 
von: kein Stromripple)

Der Flusswandler gibt die Leistung ja gepulst auf die Sekundärseite: 
ohne Ausgangsspule und Kondensator hättest du dort einen Rechteckstrom.

Die Ausgangsspule zieht das halbwegs glatt, so dass du einen mittleren 
Strom mit überlagertem Ripplestrom bekommst. Und dieser halbwegs 
dreieckförmige Ripplestrom sort für eine Ripplespannung am Ausgang (um 
so kleiner, je niederimpedanter die Ausgangskapazität ist).

von malnefrage (Gast)


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so war auch meine Überlegung. Soll aber den Spannungsrippel am 
Kondensator berechnen und dabei annehmen, dass ein konstanter Strom über 
den Lastwiderstand fließt. Macht für mich aber keinen Sinn und würde 
sagen, der Spannungsrippel ist dann 0V oder könntest du das irgendwie 
anders interpretieren.

von Achim S. (Gast)


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Jetzt verstehe ich wahrscheinlich, was du meinst.

Du sollst davon ausgehen, dass die Last selbst den Stromripple nicht von 
sich aus wegbügelt (deshalb konstanter Strom durch Last). Die Last 
könnte ja z.B. auch ein Kondensator sein, der ebenso wirkt wie der 
Ausgangskondensator.

Diese Aufnahme des Stromripples durch die Last sollst du ignorieren, 
indem du von einer Konstantstrom-Last ausgehst. Dann fließt der 
Ripple-Anteil des Stroms nur durch den Ausgangskondensator und bewirkt 
dort einen Spannungsripple.

von lolle (Gast)


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ok und nochmal was: wie komme ich auf den Mittelwert des Stromes durch 
die Dioden?

D2:
Der Mittelwert müsste doch die Hälfte des Stroms im Leitzustand sein, da 
in der Sperrphase kein Strom durch die Diode D2 fließt.

D3:
Hier müsste es genau gleich sein, nur dass der Strom hier in der 
Sperrphase fließt.

Wie komme ich jetzt aber auf den Strom, wenn an der leitenden Diode 
keine Spannung abfallen soll?

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