Forum: Platinen Eagle 7.6.0 PCB -Allgemeine Fragen vor der Fertigung


von Ben (Gast)


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Guten Morgen Zusammen,
ich habe mir meine Schaltung vom Steckbrett als PCB erstellt. Dazu hätte 
ich ein paar kurze Fragen.

1. Ich habe die Packages selber erstellt (Übung). Dazu habe ich immer 
die Maximalwerte für die Dimensionen angenommen, die in den 
Datenblättern der ICs verzeichnet sind. Mir ist jedoch aufgefallen, dass 
die in Eagle abgelegten Packages noch ein Stückchen größer ausfallen, 
insbesondere die Länge der einzelnen Pads. Ist das an sich zulässig und 
sollte ich meine auch entsprechend etwas größer dimensionieren, 
natürlich unter Berücksichtigung des entsprechenden Abstands, der in den 
Datenblättern angegeben ist?

2. Ich habe irgendwo aufgeschnappt, dass "normale PCBs" komplett mit 
Lötstoplack versehen werden können. Damit die entsprechenden roten pads 
für Kondensatoren, Widerstäönde und den Beinchen der ICs nicht damit 
versehen werden, sollte man diese mit "tStop" und "bStop" kennzeichnen. 
"*Cream" gibt es auch noch. Was hat es damit auf sich und reicht es, 
wenn ich in Eagle einfach unter dem Reiter "Display" diese Einstellungen 
aktiviere, damit der Hersteller die Angaben dann vor sich hat?

3. Meine Bauteilbeschriftungen überschneiden sich oft mit den Leitungen, 
etc.., da diese standardmäßig so ausgerichtet sind, wie es in den 
packages eingestellt worden ist. Kann ich diese in irgendeiner Form 
anpassen, damit ich später eine Beschriftung auf dem Board habe, oder 
wäre es sinnvoll diese über den Reiter "Display" komplett auszublenden 
und einfach im Board-Editor alles per "Text" entsprechend zu 
kennezeichnen?

4. Ich möchte alle Massepunkte durch zeichnen eines Polygons miteinander 
verbinden. Bei diesem Verfahren habe ich etwas von Vorsichtsmasnahmen 
gehört, "Inseln" oder etwas in der Art? Eventuell hat jemand ein paar 
Tipps für mich.

Vielen Dank vorab für die Mühe.

von Falk B. (falk)


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@ Ben (Gast)

>1. Ich habe die Packages selber erstellt (Übung). Dazu habe ich immer
>die Maximalwerte für die Dimensionen angenommen, die in den
>Datenblättern der ICs verzeichnet sind.

Kann man machen.

> Mir ist jedoch aufgefallen, dass
>die in Eagle abgelegten Packages noch ein Stückchen größer ausfallen,
>insbesondere die Länge der einzelnen Pads. Ist das an sich zulässig

Ja, aber nicht unbedingt sinnvoll. Größere Pads haben ein paar kleine 
Vorteile beim manuellen Löten, mit etwas Übung schafft man das aber auch 
mit den normalen, eher kleinen Pads.

> und
>sollte ich meine auch entsprechend etwas größer dimensionieren,
>natürlich unter Berücksichtigung des entsprechenden Abstands, der in den
>Datenblättern angegeben ist?

Nicht unbedingt.

>2. Ich habe irgendwo aufgeschnappt, dass "normale PCBs" komplett mit
>Lötstoplack versehen werden können.

Das ist der Normalfall bei professioneller Fertigung.

> Damit die entsprechenden roten pads
>für Kondensatoren, Widerstäönde und den Beinchen der ICs nicht damit
>versehen werden, sollte man diese mit "tStop" und "bStop" kennzeichnen.

Das passiert doch automatisch, wenn man es nicht absichtlich total 
vermurkst.

>"*Cream" gibt es auch noch. Was hat es damit auf sich

Lotpaste für SMD-Bauteile.

>und reicht es,
>wenn ich in Eagle einfach unter dem Reiter "Display" diese Einstellungen
>aktiviere, damit der Hersteller die Angaben dann vor sich hat

Nein. Die Layeranzeige interessiert den nicht. Der nimmt sich die Layer, 
die er wirklich braucht.

>3. Meine Bauteilbeschriftungen überschneiden sich oft mit den Leitungen,
>etc.., da diese standardmäßig so ausgerichtet sind, wie es in den
>packages eingestellt worden ist. Kann ich diese in irgendeiner Form
>anpassen, damit ich später eine Beschriftung auf dem Board habe,

SMASH und dann den Text verschieben.

> oder
>wäre es sinnvoll diese über den Reiter "Display" komplett auszublenden

Nein. Die Bauteilnamen erscheinen im Normalfall auf dem 
Bestückungsdruck.

>und einfach im Board-Editor alles per "Text" entsprechend zu
>kennezeichnen?

NEIN!

>4. Ich möchte alle Massepunkte durch zeichnen eines Polygons miteinander
>verbinden.

Dann mach das einfach.

> Bei diesem Verfahren habe ich etwas von Vorsichtsmasnahmen
>gehört, "Inseln" oder etwas in der Art? Eventuell hat jemand ein paar
>Tipps für mich.

Bei Eagle heißt das Orphants. Das sind kleine Flächen, welche keinen 
elektrischen Kontakt zum eigentlichen Netz haben. Die sollte man im 
Normalfall ausschalten (Polygoneigenschaften) Wenn dann größere, leere 
Flächen pbrig bnleiben und man dort eine Fläche hinhaben will, muss man 
diese per Leitung oder VIAs an das Netz anbinden.

von Salomon André (Gast)


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Hallo,

also bei den ersten 3 Fragen kann ich dir leider gerade nicht helfen. 
Ich hab aber auf die schnelle einen Blog-Beitrag bezüglich des 
Polygon-Rankings gefunden. Vielleicht findest du hier schon eine 
passende Antwort. Vielleicht  sind auf dem Blog noch weitere Tutorials 
oder bei der Guided Tour hinterlegt, falls du die noch nicht gesichtet 
hast.

Polygon-Ranking: 
https://cadsoft.io/de/blog/eagle-highlights-polygon-ranking/

LG,

von Ben (Gast)


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Besten Dank für die ausführliche Antwort. Das hat mir sehr 
weitergeholfen. Zum Thema tstop und bstop gibt es Bauteil-Packages, die 
bereits mit diesen schraffierten Flächen versehene sind. Ist das 
notwendige? Oder hängt das von Hersteller ab? So wie ich deinem Beitrag 
entnehmen konnte, reicht es die Pads zu haben und bei der Fertigung der 
PCB geschieht das dann automatisch. Wie kann ich überprüfen, ob diese 
Bereiche wirklich vom LoetstoppLack ausgeschlossen werden?

von Falk B. (falk)


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@  Ben (Gast)

>weitergeholfen. Zum Thema tstop und bstop gibt es Bauteil-Packages, die
>bereits mit diesen schraffierten Flächen versehene sind.

Das sind praktisch alle Bauteile.

> Ist das notwendige?

Sicher. Wie willst du sonst gescheit löten? Sowohl die SMD-Pads als auch 
die Durchkontaktierungen der bedrahteten Bauteile müssen vom Lötstoplack 
befreit sein.


> Oder hängt das von Hersteller ab?

Nein.

> So wie ich deinem Beitrag
>entnehmen konnte, reicht es die Pads zu haben und bei der Fertigung der
>PCB geschieht das dann automatisch.

Ja.

> Wie kann ich überprüfen, ob diese
>Bereiche wirklich vom LoetstoppLack ausgeschlossen werden?

Indem man im Layout bzw. im Bauteileditor die Layer tstop / bstop 
einschaltet.

von Ben (Gast)


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Ok, perfekt, vielen Dank.

Eine kurze Frage noch zur Massefläche. Macht man diese sowohl als Top- 
als auch als Bottom-Polygon? Falls ich es als Bottom mache, sollte ich 
alle GND-Pins mit VIAs auf die Rückseite der Platine setzen?

Was passiert, wenn dann immer noch Luftlinien wie bei engen 
packages-Pins vorhanden sind? Eventuell mit dem Routewerkzeug 
beispielsweise GND1-GND4 von einem ADC miteinander verbinden? Würde 
funktionieren ...

von Falk B. (falk)


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@Ben (Gast)

>Eine kurze Frage noch zur Massefläche. Macht man diese sowohl als Top-
>als auch als Bottom-Polygon?

Die macht man dort, wie sie SINNVOLL ist.

https://www.mikrocontroller.net/articles/Richtiges_Designen_von_Platinenlayouts#Vorgehen_bei_der_Layouterstellung

Stichpunkt Masseflächen

> Falls ich es als Bottom mache, sollte ich
>alle GND-Pins mit VIAs auf die Rückseite der Platine setzen?

???

Bei THT Bauteilen haben die Anschlüsse so oder so schon 
Durchkontaktierungen, da muss man gar nichts machen.
Bei SMD Bauteilen wird man meist die GND Anschlüsse über ein VIA direkt 
mit der Masse verbinden.

>Was passiert, wenn dann immer noch Luftlinien wie bei engen
>packages-Pins vorhanden sind?

Dann fehlen noch Verbindungen, die man verlegen muss.

> Eventuell mit dem Routewerkzeug
>beispielsweise GND1-GND4 von einem ADC miteinander verbinden?

Zum Beispiel. Aber im Normalfall werden die Pins automatisch an eine 
Massefläche angebunden.

von Ben (Gast)


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Anbei ein Ausschnitt meiner Schaltung. Die Luftlinien sind alle GND. Da 
die roten Pads von ICs und Kondensatoren alle auf dem Top-Layer liegen, 
wäre logischerweise auch ein Top-Layer-Polygon dafür sinnvoll oder?

Für den einen Pin ganz unten Links vom JP1 auf dem Bild spielt das 
sowieso keine Rolle, da sowohl bottom- als auch top-layer beides 
funktionieren würde. Zumindest habe ich das so verstanden.

von Falk B. (falk)


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@Ben (Gast)

>Anbei ein Ausschnitt meiner Schaltung. Die Luftlinien sind alle GND. Da
>die roten Pads von ICs und Kondensatoren alle auf dem Top-Layer liegen,
>wäre logischerweise auch ein Top-Layer-Polygon dafür sinnvoll oder?

Nein. Bei einem hohen Anteil an SMD-Bauteilen und 2 Lagen versucht man 
eher, möglichst alle Signalleitungen auf dem Top-Layer unterzubringen 
und auf dem Bottom-Layer eine durchgehende Massefläche zu legen. Die ICs 
werden dann per VIA an die Massefläche angeschlossen.
Das ist aus EMV und HF Sicht optimal. Dabei sollte man möglichst wenig 
Leitungen auf Bottom legen, weil dadurch die Massefläche zerschnitten 
wird. Irgendwann wird das dann mal kontraproduktiv, siehe mein 
vorheriger Link.

von Ben (Gast)


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Ich habe mal ein Bild angehängt, wie ich es mit den Vias machen würde. 
Bei Pads kurze Routes ziehen und dann ein Via setzen, korrekt so? Was 
mache ich, wenn viele benachbarte GND wie in dem IC auf dem Bild 
vorhanden sind? Die restlichen drei mit dem einen Verbinden, der am Via 
sitzt? Danke vorab für die Mühe.

von Pete K. (pete77)


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Die Luftlinien sollte alle auch geroutet werden. Masseflächen kommen 
erst zum Schluss. Dazu muss dem Polygon auch der Wert "GND" gegeben 
werden.

von Ben (Gast)


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Das weiß ich, die Luftlinien im Bild sind alle GND und deshalb auch 
meine Frage, die mit deiner Antwort leider nichts zutun hat ;)

von Falk B. (falk)


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@Ben (Gast)

>Ich habe mal ein Bild angehängt, wie ich es mit den Vias machen würde.
>Bei Pads kurze Routes ziehen und dann ein Via setzen, korrekt so?

Im Prinzip ja. Bei statischen Signaleingängen ist die Leitungslänge 
egal, bei Stromversorgungsanschlüssen muss man beachten, daß die 
Massevläche bzw. der Entkoppelkondensator nah an den IC angebunden ist.

https://www.mikrocontroller.net/articles/Kondensator#Entkoppelkondensator#

>Was mache ich, wenn viele benachbarte GND wie in dem IC auf dem Bild
>vorhanden sind? Die restlichen drei mit dem einen Verbinden, der am Via
>sitzt?

Wenn das direkt möglich ist, ja. Wenn nicht, einzelne VIAs zur 
Massefläche setzen.

von Ben (Gast)


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Ich habe jetzt das Problem, dass beim Erstellen einer 
Top-Layer-Polygon-Massefläche der eine Pinheader auf dem Bild immer noch 
eine Luftlinie hatte. Liegt das daran, dass die ausgefüllte Fläche nicht 
mit GND verbunden war, da eventuell umliegende Leitungen den Pinheader 
vom restlichen Ground getrennt hat? Ich habe es wie auf dem Bild mit 
einem Via gelöst.

Ich hatte ein ähnliches Problem mit IC-Beinchen, die ich dann ebenfalls 
mithilfe von Vias an einem GND-Punkt gesetzt habe.Ist das normal?

von Georg (Gast)


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Ben schrieb:
> Ich habe es wie auf dem Bild mit
> einem Via gelöst.

GND-Verbindungen müssen so kurz wie möglich sein - wenn du die blaue 
Leitung nach untern rechts meinst, da kannst du dir die ganze GND-Fläche 
gleich sparen, das ist keine brauchbare GND-Anbindung.

Auch beim IC: das dürfen nur "Stubs" sein, ein höchstens wenige mm 
langes Stückchen Leiterbahn zum Via zur GND-Fläche.

Georg

von Falk B. (falk)


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@ Ben (Gast)

>Top-Layer-Polygon-Massefläche der eine Pinheader auf dem Bild immer noch
>eine Luftlinie hatte. Liegt das daran, dass die ausgefüllte Fläche nicht
>mit GND verbunden war, da eventuell umliegende Leitungen den Pinheader
>vom restlichen Ground getrennt hat?

Kann sein. Das sieht man ja, wenn man RATSNEST gedrückt hat.

>Ich habe es wie auf dem Bild mit einem Via gelöst.

Dort sollte dein Massepolygon eigentlich leicht rankommen, wenn du 
dessen Parameter nicht total verstellt hast (ISOLATE-Wert und WIDTH).

>Ich hatte ein ähnliches Problem mit IC-Beinchen, die ich dann ebenfalls
>mithilfe von Vias an einem GND-Punkt gesetzt habe.Ist das normal?

Nicht unbedingt. Man muss schauen, warum die Massefläche an der Stelle 
nicht autoamtisch gefüllt werden kann.

von Cyborg (Gast)


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Falk B. schrieb:
> Das ist aus EMV und HF Sicht optimal.

Das kann man nicht Verallgemeinen. Das kommt auf die Anwendung und
Schaltung an. Grundsätzlich ist keine Massefläche nötig. Wenn so
ein Board mal repariert werden muss, dann ist eine Massefläche nur
hinderlich. Auch daran sollte man einen Gedanken verschwenden.

Ben schrieb:
> Ben (Gast)
> Datum: 05.12.2016 16:24

Wenn du schon ein THT-Bauteil hast, brauchst du mit einer Leitung
die Layer kurz davor nicht mehr wechseln. Da kann man eine Via sparen
und gehst direkt an den betreffenden THT-Pin.

von PD D. (seeers)


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Hallo, ich habe eine kurze Frage zu Eagle:
ist es beim Linien Zeichenn, z.B. dimension layer, möglich die Länge 
einer Linie zu definieren. Also den Startpunkt anklicken und die Länge 
eingeben wie es bei einigen CAD Programmen möglich ist?
Das stände Rechnen mit den Koordinaten dauert doch recht lang...

von Falk B. (falk)


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@:  PD DP (seeers)

>ist es beim Linien Zeichenn, z.B. dimension layer, möglich die Länge
>einer Linie zu definieren. Also den Startpunkt anklicken und die Länge
>eingeben wie es bei einigen CAD Programmen möglich ist?

Nein.

>Das stände Rechnen mit den Koordinaten dauert doch recht lang...

Welches Rechnen? Für die meisten einfachen Platinen reicht es, ein 
ausreichend grobes Raster zu wählen, z.B. 1 oder 5mm. Damit kann man 
sehr leicht Umrisse zeichnen. Für komplexere Sachen kann man die 
Koordinaten direkt per Kommandozeile eingeben. Und für noch komplexere 
Umrisse importiert man eine DXF Zeichnung.

von Clemens L. (c_l)


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PD D. schrieb:
> ist es beim Linien Zeichenn, z.B. dimension layer, möglich die Länge
> einer Linie zu definieren. Also den Startpunkt anklicken und die Länge
> eingeben wie es bei einigen CAD Programmen möglich ist?

Ja; siehe "Befehlseingabe"/"Koordinateneingaben" in der Hilfe, und 
benutze Polar-Koordinaten.

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