Forum: HF, Funk und Felder Handyfunk ohne Basis möglich ?


von Der kein Bock mehr A. (Gast)


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Hallo liebe MC´s ;-)

wäre es eigentlich möglich, vorrausgesetzt der Umsetzungswille wäre da, 
Handys über GSM/UMTS/LTE einfach direkt mit einander sprechen zu lassen 
?

Also stellt euch irgendeinen Modus vor, der z.B. unter der Voraussetzung 
der nichterreichbarkeit einer Basisstation als Notfallkommunikation 
dienen würde, sodass Handys untereinander ähnlich wie Handfunkgeräte 
funktionieren könnten ?

Wie gesagt, lassen wir mal Willen und Regelungen aussen vor, würde es 
rein technisch über die vorhandenen Protokolle funktionieren ?

THX und Gruß

von Rene S. (Firma: BfEHS) (rschube)


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Moin,

ja das gab/gibt es und nennt sich PTT oder PoC.
Also Push to Talk oder Push over Cellular

Hier ein paar Infos:
http://www.pcwelt.de/news/Push-to-Talk-macht-das-Handy-zum-Walkie-Talkie-282383.html

https://www.teltarif.de/i/ptt.html

Grüße aus Berlin

von asd (Gast)


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> ja das gab/gibt es und nennt sich PTT oder PoC.

Zumindest bei PTT weiß ich dass auch dieser Modus über die Basisstation 
ging (Vergangenheit, weil ich glaube das wird nicht mehr angeboten)
Zuminest bei GSM ist/war es auch so dass es schon von der Hardware gar 
nicht möglich war dass ein Handy in dem Frequenzband sendet in dem ein 
anderes Empfangen kann. Das Frequenzband für  Handy sendet und 
Basisstation empfängt und das Band für die umgekehrte Richtung sind zwei 
verschiedene.

Bei UMTS/LTE weiß ich es nicht genau. Aber auch da ist es vom Protokoll 
her vorgesehen dass ei nHandy immer nur mit einer Basisstation redet, 
nie mit einem anderen Handy.

Wenn du sowas willst: Es gibt in der tat Smartphones die ein 466MHZ 
Funkgerät eingebaut haben! Ist aber ein seltenes Kuriosum. Nimm ein 
extra Handfunkgerät mit wenn du direkt mit jemand in der Nähre reden 
willst, ohne dass ein Handynetz involviert ist.

von MahhhWa (Gast)


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Nein, ohne Basisstation geht da gar nichts. Dafür wurden die 
Übertragungsprotokolle auch nie vorgesehen. Zum Glück kann man heute 
aber relativ problemlos dank SDR Funkmodulen sein eigenes kleines Netz 
aufbauen.

Rene S. schrieb:
> ja das gab/gibt es und nennt sich PTT oder PoC.
> Also Push to Talk oder Push over Cellular

Auch NEIN. Hier wird nur eine Funktionalität vorgespielt, das Netz ist 
immer noch zwingend Voraussetzung dafür.

von Herber P. (Gast)


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Jörg B. schrieb:
> Also stellt euch irgendeinen Modus vor, der z.B. unter der Voraussetzung
> der nichterreichbarkeit einer Basisstation als Notfallkommunikation
> dienen würde, sodass Handys untereinander ähnlich wie Handfunkgeräte
> funktionieren könnten ?

Gibt's, nennt sich TETRA? Ist aber nur für die Behörden reserviert (BÖS 
genauer) und funktioniert nicht über die "bestehenden" Protokolle.

Gruß Herby

von Herbert P. (Gast)


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BOS natürlich, sorry für die kranke Autokorrektur. Heißt Behörden für 
öffentliche Sicherheit, also Polizei, Feuerwehr usw.

Herby

von Erwin D. (Gast)


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Herbert P. schrieb:
> Heißt Behörden für öffentliche Sicherheit
        =            =           =

Also doch "BÖS" :-)))

sorry, natürlich hast du recht mit "BOS".

Aber davon abgesehen funktioniert TETRA zwar auch digital, ähnlich wie 
auch das Handynetz. Mit wesentlich mehr Funktionalität. Aber es ist doch 
was komplett anderes. Mit dem Handynetz (was hier gefragt war) geht es 
definitiv nicht...

von Hp M. (nachtmix)


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Herbert P. schrieb:
> BOS natürlich, sorry für die kranke Autokorrektur. Heißt Behörden für
> öffentliche Sicherheit, also Polizei, Feuerwehr usw.

Dann wäre BÖS ja richtig gewesen.
Es heisst "Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben", also 
BOS.

von Horst (Gast)


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Nein, Tetra ist nicht nur für Behörden, das steht jedem offen, der es 
bezahlen will. Und auch da ist DMO (DirectModeAccess), also die 
Direktverbindung zweier Geräte, nicht toll.
Außerdem hat Tetra mit GSM/UMTS/LTE ungefähr garnichts zu tun.

Herbert P. schrieb:
> Heißt Behörden für öffentliche Sicherheit
Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben. Feuerwehr, THW, 
DRK, Maltheser, Johaniter ... sind keine Behörden.

Für Handynetze war das nie vorgesehen und selbst mit viel 
Umsetzungswillem bekommt man das nicht hin, wenn man sich nicht ne 
eigenen Handy-Firmware mit einem eigenen Protokoll schreiben kann.

von Michael (Gast)


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Tetra hat sehr wohl mit GSM zu tun. Die halbe Spek ist von GSM 
abgeschrieben.

von Huh (Gast)


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Michael schrieb:
> Tetra hat sehr wohl mit GSM zu tun. Die halbe Spek ist von GSM
> abgeschrieben.

Paar Codecs sind das nur. Aber nichts, was mit der Netzstruktur zu tun 
hat.

von Herbert P. (Gast)


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Stimmt, da habe ich Blödsinn geschrieben. Hast vollkommen recht. Und THW 
usw., wie jemand geschrieben hat, sind die Organisationen, zumindest in 
D. In Österreich haben es zur Zeit tatsächlich nur Polizei, Feuerwehr, 
Rettung und Militär in Verwendung.

TETRA basiert auf GSM, ist aber zur Zeit grade in Weiterentwicklung. 
Könnt ihr bei Interesse Nachgoogeln, Stichwort TEDS. Auch Wikipedia hat 
guten Artikel dazu.

Herby

von Carsten S. (dg3ycs)


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Hi,

Horst schrieb:
> Nein, Tetra ist nicht nur für Behörden, das steht jedem offen, der es
> bezahlen will. Und auch da ist DMO (DirectModeAccess), also die
> Direktverbindung zweier Geräte, nicht toll.
> Außerdem hat Tetra mit GSM/UMTS/LTE ungefähr garnichts zu tun.

TETRA als Funkstandard steht in der Tat jedem offen der es Bezahlen 
will.
Allerdings nur wenn dieser sich auch gleich ein eigenes Netz aufbaut.
Oder sich - zumindest wenn es solche Anbieter inzwischen gibt- sich in 
ein privat betriebenes Netz einmietet.
(So wie es damals beim "Bündelfunk" üblich war)

In das Netz der BOS hingegen kann man jedoch auch wirklich nur als BOS 
berechtigte Organsisation bzw. Behörde hereinkommen.

Das Behördliche TETRA arbeitetim Frequenzbereich von 380-400 Mhz.
Sämtliche Nicht-BOS Tetra Netze -Egal ob Privat oder Nicht-BOS Behörden- 
bekommen Frequenzen oberhalb 400 MHz zugewiesen.

Die Endgeräte können in der Regel den gesamten Frequenzbereich, könnten 
HF technisch sowohl in privaten wie auch in behördlichen TETRA Netzen 
funktionieren. Allerdings nutzen die BOS noch eine andere Variante der 
Grundverschlüsselung als die privaten Anwender. Für private Anwender ist 
TEA 1 vorgesehen. Die Behörden verwenden TEA 2.
Geräte die mit TEA2 ausgerüstet sind dürfen nur an berechtigte Anwender 
innerhalb der EU verkauft werden.
Ausserdem ist da dann noch der Umstand das ein Gerät im Netz nur 
Verwendbar ist wenn es auch für dieses Netz freigegeben ist. Wie beim 
GSM.
Und ohne BOS Berechtigung bekommt man sein Gerät nicht in die Datenbank 
eingetragen...

Selbstverstndlich könnte man TETRA Funkgeräte auch im DMO Modus oder 
über eine einzelne Basisstation (z.b. Mobilgerät im "Relaismodus") 
verwenden.
Das sind aber beides nur Behelfsfunktionen und für entsprechende 
Anwendungen wo dies eine Option ist gibt es besser geeignete 
Funkstandards als TETRA das in erster Linie als goßes Verbundnetz 
spezifiziert ist.
Das fängt schon bei den Signalisierungsmöglichkeiten an.

Herbert P. schrieb:
> Hast vollkommen recht. Und THW
> usw., wie jemand geschrieben hat, sind die Organisationen, zumindest in
> D.

Neee! Gerade das THW ist eben keine "Organisation" sondern eine 
"BEHÖRDE" (im Sinne dieses Kontextes)
Genauer gesagt ist die Bundesanstalt THW eine nicht selbst rechtsfähige 
Anstalt des Öffentlichen Rechts im Geschäftsbereich des 
Bundesinnenministeriums. Oberster Dienstherr ist der 
Bundesinnenminister. Sämtliche Handlungen erfolgen somit im Namen des 
BMI!
Bei den Hauptamtlichen Mitarbeitern handelt es sich um Bundesbeamte bzw. 
Angestellte des Bundes.

Das "selbst nicht rechtsfähige" bedeutet z.B. das nicht der THW 
Präsident  seine Beamten ernennen, befördern oder entlassen kann, 
sondern das dies durch den (formal) Bundesinnenminister erfolgt.
Auch ist es so, das wenn du das THW verklagen willst (z.B. wegen eines 
Verkehrsunfalls), du deine Klage nicht gegen die BA-THW sondern direkt 
gegen die Bundesrepublik Deutschland als Beklagte richten musst.

Gruß
Carsten

: Bearbeitet durch User
von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Es soll ein Mobilfunk-Handy mit integriertem 2m-Amateurfunk geben, ich 
meine ein russisches Produkt.

von Stefan M. (derwisch)


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Am besten, man kramt ein Paar alte 27 MHz Handfunken aus dem Keller.
Das ist auch nahezu abhörsicher, weil es sonst niemand mehr macht...:-/

von vn nn (Gast)


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Herbert P. schrieb:
> In Österreich haben es zur Zeit tatsächlich nur Polizei, Feuerwehr,
> Rettung und Militär in Verwendung.

Die meisten davon sind auch keine Behörden (Feuerwehr Körperschaft öff. 
Rechtes, Rettungsorganisation je nach Organisation so ziemlich alles von 
Verein über GmbH bis öffentliche Körperschaft)

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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MahhhWa schrieb:
> Nein, ohne Basisstation geht da gar nichts. Dafür wurden die
> Übertragungsprotokolle auch nie vorgesehen.

Gibt's diese Funktionalität nicht bei GSM-R?

von chris (Gast)


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Gibt es, WiFi sowie routing daruber, funktioniert recht gut. Gibt einige 
App dafur auf Android, muss man aber uber Fdroid installieren. On es 
problemlos such uber nicht gerootetes Handy geht , Weiss ich nicht.

von Jack (Gast)


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Jörg B. schrieb:
> wäre es eigentlich möglich, vorrausgesetzt der Umsetzungswille wäre da,
> Handys über GSM/UMTS/LTE einfach direkt mit einander sprechen zu lassen
> ?

Einfach nicht, aber ja.

> Also stellt euch irgendeinen Modus vor, der z.B. unter der Voraussetzung
> der nichterreichbarkeit einer Basisstation als Notfallkommunikation
> dienen würde, sodass Handys untereinander ähnlich wie Handfunkgeräte
> funktionieren könnten ?

Der Modus nennt sich in LTE "Off-Network MCPTT (mission-critical 
push-to-talk) Service". off-network bezeichnet hier die Modus ohne 
zentrales Mobilfunknetzwerk.

> Wie gesagt, lassen wir mal Willen und Regelungen aussen vor, würde es
> rein technisch über die vorhandenen Protokolle funktionieren ?

Da die Protokolle für off-network MCPTT standardisiert sind, und damit 
bereits vorhanden sind, kann man argumentieren, dass es mit den 
vorhandenen Protokollen funktioniert :-) Allerdings ist MCPTT, ob 
on-network oder off-network, natürlich eine Erweiterung die in den 
allermeisten Handies nicht vorhanden (nicht implementiert) ist. Man kann 
also auch mit "nein" argumentieren.

Wen es wirklich interessiert, die magische Nummer ist 22.179.

von MahhhWa (Gast)


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Jörg W. schrieb:
> Gibt's diese Funktionalität nicht bei GSM-R?

Aber nur wenn das Gerät auch einen Transceiver (wahrscheinlich 
Schmalband FM) für diesen Direkt-Modus eingebaut hat und dann nur im 
GSM-R Band.

chris schrieb:
> Gibt es, WiFi sowie routing daruber,

Wifi ist aber kein Mobilfunk.

Also bleibt es beim Nein, irgendwann vielleicht mal mit LTE.

von Der kein Bock mehr A. (Gast)


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Hi, OK, dann würde evtl. das MCPTT am nächsten kommen.

Mir ging es um die theo. Mögl. im Falle eines Notfalles, Lawinenunglück, 
Erdbeben, usw. usw. eine Art Notfall-com etablieren zu können. Mit 
Standarddandys ohne Zusatzfunktion, rein per "Software".

Entweder damit die in Not geratenen untereinander kommunizieren können, 
oder evtl. ein Signal von Mobile zu Mobile weitergereicht werden kann 
...

Naja, war nur so eine Überlegung.

THX und Gruß

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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von Thomas S. (doschi_)


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Oder mit einem Fullduplex-SDR-Board (z.B. 
https://www.ettus.com/product/category/USRP-Bus-Series) + passender 
Software (http://openbts.org/) +  Lizenz ein eigenes (Test-)Netz 
aufsetzen.
(Siehe auch 
https://www.heise.de/newsticker/meldung/Sparsame-GSM-Basisstation-mit-freier-Software-1580815.html 
)

von Frank E. (Firma: Q3) (qualidat)


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Diese Handies enthalten wahlweise ein VHF bzw. UHF-Handfunkgerät 
serienmäßig - funktioniert ohne Basis. Allerdings benötigt man 
hierzulande noch die passende Lizenz dazu ...

http://www.extremhandy.com/epages/64959926.sf/de_DE/?ObjectPath=/Shops/64959926/Products/R001

http://www.extremhandy.com/epages/64959926.sf/de_DE/?ObjectPath=/Shops/64959926/Products/R005

https://vimeo.com/190426663

: Bearbeitet durch User
von Sven D. (Gast)


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Jörg B. schrieb:

> Mir ging es um die theo. Mögl. im Falle eines Notfalles, Lawinenunglück,
> Erdbeben, usw. usw. eine Art Notfall-com etablieren zu können. Mit
> Standarddandys ohne Zusatzfunktion, rein per "Software".
>

Dann ergibt sich u.U. das Problem, wie die Betroffenen im Notfall die 
Software herunterladen und installieren.

von Frank E. (Firma: Q3) (qualidat)


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Sven D. schrieb:
> Jörg B. schrieb:
>
>> Mir ging es um die theo. Mögl. im Falle eines Notfalles, Lawinenunglück,
>> Erdbeben, usw. usw. eine Art Notfall-com etablieren zu können. Mit
>> Standarddandys ohne Zusatzfunktion, rein per "Software".


Es gibt schon lange Apps für Android und iOS, die per Bluetooth oder 
WLAN bis zu ca. 30 Meter weit Sprache übertragen können. Ob sie 
untereiander kompatibel sind, weiss ich aber nicht.

Geh mal in den Google Playstore oder in den Apple Appshop und suche dort 
nach "walkie talkie" ...

: Bearbeitet durch User
von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Frank E. schrieb:
> WLAN bis zu ca. 30 Meter weit

„Höre mit 0, sehe mit 5!“

von Huh (Gast)


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Jörg W. schrieb:
> Frank E. schrieb:
>> WLAN bis zu ca. 30 Meter weit
>
> „Höre mit 0, sehe mit 5!“

Wenn sich die beiden Accesspoints im gleichen LAN befinden, sind die 
Verhältnisse umgekehrt :-)

von Oliver S. (phetty)


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Handies funktionieren deswegen so gut weil die Antennen der 
Basisstationen gut hören.

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