Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Ansteuerung High-Side MOSFET [100% Duty-Cycle]


von Tom L. (rolling_stone)


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Hallo zusammen,

für meine BA muss ich die High-Side MOSFETs (n-Channel) einer H-Brücke 
dauerhaft durchschalten können und in nicht regelmäßigen Abständen kurz 
ausschalten. Dabei darf der Schaltvorgang einige µS dauern.
Die Spannung die durchgeschaltet werden soll, deckt einen Bereich von 
ca. 1-30V ab, bei dem maximal 8A fließen sollen.

Die meisten fertigen Vollbrücken-ICs oder Gate-Treiber mit integrierter 
Ladungspumpe kann ich nicht nutzen, da diese mit der durchzuschaltenden 
Spannung betrieben werden.

Ich habe ein wenig gelesen und diese möglichen Lösungen gefunden:

1) Einen MOSFET-Treiber, der mit einer Bootstrap-Schaltung arbeitet, mit 
einem isolierten DC/DC-Wandler betreiben. Dabei wird die Boost-Kapazität 
durch den DC/DC-Wandler ersetzt.

Diesen Ansatz habe ich mit dem MIC4104 getestet, den ich noch 
griffbereit hatte. Der ist mir jedoch mit der Beschaltung kaputt 
gegangen. Zur Gegenprobe habe ich anstatt eines DC/DC-Wandlers ein 
separates Netzteil genommen. Damit hat es dann funktioniert.

Mir ist noch unklar, warum der Treiber immer kaputt geht. Ich habe am 
Ausgang des DC/DC-Wandlers leider keinen Kondensator parallel 
geschaltet, die im ersten Moment als Stromquelle dienen könnte. Kann es 
sein, das der Treiber somit im ersten Moment zu viel Strom zieht und der 
DC/DC-Wandler das mit max. 65mA nicht stemmen kann? Folglich würde die 
Spannung zusammenbrechen? Bevor ich neue MIC4104 bestelle, würde ich 
gerne vorher über mögliche Fehlerursachen diskutieren.

2)Wieder einen isolierten DC/DC-Wandler auf Source des High-Side MOSFET 
beziehen und mit einem HCPL-0314 durchschalten.

3)Eine andere Möglichkeit wäre der ADuM5230, der bräuchte jedoch wie im 
Datenblatt beschrieben einen Buffer am Ausgang um große Power MOSFETS 
treiben zu können. Wäre meiner Meinung nach das Selbe Prinzip wie in 1).

4)Intersil HIP4081 - Habe schon viel schlechtes darüber gelesen und 
würde diesen deswegen nicht weiterbetrachten.

Am liebsten würde ich den Ansatz 1) weiterverfolgen oder meint ihr eine 
der anderen Varianten oder gar ein ganz anderer Ansatz wäre besser 
geeignet?

Vielen Dank im Voraus!
Tom

: Bearbeitet durch User
von Klaus (Gast)


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Tom L. schrieb:
> Dabei darf der Schaltvorgang einige µS dauern.

Hier schreibst du, es muß nicht schnell sein

Tom L. schrieb:
> 3)Eine andere Möglichkeit wäre der ADuM5320, der bräuchte jedoch wie im
> Datenblatt beschrieben einen Buffer am Ausgang um große Power MOSFETS
> treiben zu können.

Und hier stört dich der Buffer, der empfohlen wird, wenn es schnell sein 
soll.

MfG Klaus

von Homo Habilis (Gast)


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Freilich brauchen DC-DC-Wandler (in dem Fall muß er isoliert, also 
galvanisch getrennt, sein - außer, seine Quelle wäre GND-mäßig auf 
Source d. GS-FETs referenziert, dürfte aber kaum der Fall sein...) auch 
einen Ausgangskondensator, und dessen nötige Größe richtet sich hier 
auch nach dem FET (Peakstrom) und dessen Schaltfrequenz und 
Tastverhältnis.

Geh näher auf die Anwendung ein (z.B. nöt. Schaltgeschw. - einfach alles 
halt), ohne exakte Randbedingungen keine funktionierende Lösung, und 
schon gar keine optimale Aufwand/Nutzen-Lösung.

von Falk B. (falk)


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@Tom L. (rolling_stone)

>Die Spannung die durchgeschaltet werden soll, deckt einen Bereich von
>ca. 1-30V ab, bei dem maximal 8A fließen sollen.

Nimm einen L6203, der kann das, wenn man beide Kanäle parallel schaltet.
Fertig.

>Die meisten fertigen Vollbrücken-ICs oder Gate-Treiber mit integrierter
>Ladungspumpe kann ich nicht nutzen, da diese mit der durchzuschaltenden
>Spannung betrieben werden.

???
Das ist der Normalfall und das geht wunderbar. Vor allem, wenn der 
Treiber eine Ladungspumpe drin hat, dann geht auch 100% Tastverhältnis.


>1) Einen MOSFET-Treiber, der mit einer Bootstrap-Schaltung arbeitet, mit
>einem isolierten DC/DC-Wandler betreiben.

Ja.

> Dabei wird die Boost-Kapazität
>durch den DC/DC-Wandler ersetzt.

Nein.

>Mir ist noch unklar, warum der Treiber immer kaputt geht.

Weil du einen Fehler in deine Aufbau hattest.

> Ich habe am
>Ausgang des DC/DC-Wandlers leider keinen Kondensator parallel
>geschaltet, die im ersten Moment als Stromquelle dienen könnte.

Siehst du.

>Am liebsten würde ich den Ansatz 1) weiterverfolgen

Kann man machen, lohnt sich bei 30V aber nicht.

https://www.mikrocontroller.net/articles/Treiber#Siehe_auch

von Tom L. (rolling_stone)


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Danke schonmal für eure Antworten.

Klaus schrieb:
> Und hier stört dich der Buffer, der empfohlen wird, wenn es schnell sein
> soll.

Nein, er stört mich nicht, ich habe ihn lediglich erwähnt.

Homo Habilis schrieb:
> Geh näher auf die Anwendung ein (z.B. nöt. Schaltgeschw. - einfach alles
> halt), ohne exakte Randbedingungen keine funktionierende Lösung, und
> schon gar keine optimale Aufwand/Nutzen-Lösung.

Bezüglich der Schaltzeit habe ich ja schon etwas gesagt. Ströme und 
Spannungen habe ich auch genannt. Vielleicht ist außerdem interessant, 
dass die Last nicht induktiv wirkt.

Falk B. schrieb:
> Nimm einen L6203, der kann das, wenn man beide Kanäle parallel schaltet.
> Fertig.

Im Datenblatt vom L6203 steht, dass dieser eine Mindestspannung von 10V 
benötigt. Damit wäre mein möglicher Spannungsbereich, den ich 
durchschalten kann, von 1-30V auf 10-30V geschrumpft.

Falk B. schrieb:
> ???
> Das ist der Normalfall und das geht wunderbar. Vor allem, wenn der
> Treiber eine Ladungspumpe drin hat, dann geht auch 100% Tastverhältnis.

Wie oben erwähnt würden die ICs meine Spannung, die ich durchschalten 
möchte, zu stark limitieren.

Falk B. schrieb:
> Kann man machen, lohnt sich bei 30V aber nicht.
>
> https://www.mikrocontroller.net/articles/Treiber#Siehe_auch

Wie meinst du das, dass es sich bei 30V nicht lohnt?

In dem Artikel, wird neben der DC/DC-Wandler-Alternative die externe 
Ladungspumpe erwähnt. Diese scheint mir jedoch aufwändiger als die mit 
dem DC/DC-Wandler.

Tom

: Bearbeitet durch User
von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Das funktioniert schon mit dem DC/DC Wandler, aber sparen an dieser 
Stelle ist nicht sinnvoll. Er braucht einen Reservoir Kondensator (Elko) 
und er muss die Spannung am Ausgang der Halbbrücke (also das Source 
Potenzial der Highside) vertragen, die Isolation muss also ausreichend 
sein.
Mit 65mA hast du den murkligsten genommen, den es auf dem Markt gibt - 
der hat ja schon Probleme, überhaupt einen Elko zu laden.

Optokoppler mit ausreichend Gatestrom ist auch nicht schlecht, ich 
bevorzuge HCPL3180 und HCPL3120 - prima Teile und kräftige Treiber.

von Christian M. (Gast)


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Muss es denn N-Kanal sein? Sonst nimm doch P-Kanal, das ist viel 
einfacher!

Gruss Chregu

von Bernd K. (bmk)


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http://www.mikrocontroller.net/attachment/107963/an-978.pdf

Seite 18 Figure 16 wäre eine bewährte Möglichkeit.
Einiges an Bauteilen, aber low cost und funktioniert.

von Falk B. (falk)


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@Bernd K. (bmk)

>http://www.mikrocontroller.net/attachment/107963/an-978.pdf

>Seite 18 Figure 16 wäre eine bewährte Möglichkeit.
>Einiges an Bauteilen, aber low cost und funktioniert.

Aber nicht, wenn der OP 1-30V als zu schaltende Lastspannung hat. Wobei 
sich die Frage stellt, ob das mit den 1V wirklich sinnvoll und nötig 
ist.

von Tom L. (rolling_stone)


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Matthias S. schrieb:
> Mit 65mA hast du den murkligsten genommen, den es auf dem Markt gibt -
> der hat ja schon Probleme, überhaupt einen Elko zu laden.

Ja, das seh ich ein. Die teureren 12V-12V Wandler kosten, dann aber auch 
schon um die 20€ und können zumindest ein halbes Ampere treiben.

Matthias S. schrieb:
> Optokoppler mit ausreichend Gatestrom ist auch nicht schlecht, ich
> bevorzuge HCPL3180 und HCPL3120 - prima Teile und kräftige Treiber.

Der HCPL3180 sieht sehr interessant aus, da er auch schon ab 10-20V 
läuft und nicht erst ab 15-30V.

Christian M. schrieb:
> Muss es denn N-Kanal sein? Sonst nimm doch P-Kanal, das ist viel
> einfacher!

Nein, einziger Vorteil eines N-Channel FETs wäre der niedrigere Rds(On).
Sehe hier, aber auch das Problem, dass die durchzuschaltende Spannung 
ziemlich klein werden kann.

Ich denke, ich werde mir nochmal zwei MIC4104 und HCPL3180 bestellen und 
diese diesmal mit einem stärkeren DC/DC-Wandler und einem Kondensator 
betreiben =).

von Homo Habilis (Gast)


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Tom L. schrieb:
> mit einem stärkeren DC/DC-Wandler

Übertreiben mußt Du auch nicht. Vielleicht hätte es sogar gefunzt, mit 
dem vorherigen, mit_Kondensator ...

Tom L. schrieb:
> Bezüglich der Schaltzeit habe ich ja schon etwas gesagt.

"Etwas gesagt" schon. "Darf einige µS dauern"... deckt mit "einige µS" 
den Bereich von 2 bis 999 µS ab, und "darf" verwischiwaschi-t es noch a 
bissel. Aber, ja: "Etwas gesagt" hast Du dazu.

Komisch. So viele hochgeheime Anwendungen. Manchmal wundert mich, wieso 
die deutsche Bastel-Jugend nicht längst das Universum beherrscht.

von Falk B. (falk)


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@Homo Habilis (Gast)

>> mit einem stärkeren DC/DC-Wandler

>Übertreiben mußt Du auch nicht. Vielleicht hätte es sogar gefunzt, mit
>dem vorherigen, mit_Kondensator ...

Eben. Vor allem könnte man es bei lausigen 1-30V mit einer kleinen 
Konstantstromquelle mit vielleicht 40V/1mA locker hinkriegen. Die muss 
nicht potentialfrei sein und ist deutlich billiger. Im einfachsten Fall 
eine einfache Diodenkaskade, welche von einem NE555 getrieben wird.

von THOR (Gast)


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Homo Habilis schrieb:

> Komisch. So viele hochgeheime Anwendungen. Manchmal wundert mich, wieso
> die deutsche Bastel-Jugend nicht längst das Universum beherrscht.

Bisher nur die Rückseite des Mondes.

von Beobachter #42 (Gast)


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Homo Habilis schrieb:
> "Etwas gesagt" schon. "Darf einige µS dauern"... deckt mit "einige µS"
> den Bereich von 2 bis 999 µS ab, und "darf" verwischiwaschi-t es noch a
> bissel. Aber, ja: "Etwas gesagt" hast Du dazu.

Was hat der Leitwert hier für eine Aufgabe?

#42

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