Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik ADC Sampling und die richtige Anwendung von Dezimationsfiltern


von Joe J. (j_955)


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Hallo Zusammen,

Mich wurmt die Frage, wie richtig gesampelt wird mit dem ADC. Eine 
durchaus triviale Frage, aber der Wurm steckt im Detail.

Annahme:
-10 Bit Wandler
-Einfaches AAF(RC-Filter) vor dem ADC
-Sampelrate abgestimmt auf das AAF
-Statische Messsignale, Beispiel Temperatur


Aufgrund bewusst gewählter Abtastrate, im Bezug auf das AAF vor dem ADC, 
sample ich zu schnell für meine Anwendung.

Ein Downsampling ist zwar erlaubt, aber jedoch mit der Gefahr verbunden, 
das Alias-Effekte reinkommen.

Wenn ich also 4 Samples/Kanal abtaste und nur den letzten Wert nehme, 
dann ist das ja eine Art downsampling, richtig? Muss hier dann 
eigentlich ein Dezimationsfilter eingesetzt werden?


Beispiel der Abtastung mit Multiplexen:
CH1,CH1,CH1,CH1................................................
...............CH2,CH2,CH2,CH2.................................
..............................CH3,CH3,CH3,CH3..................
.............................................CH1,CH1,CH1,CH1...
............................................................CH2,...

Auch wenn ich 4x sample pro Kanal, ist die eigentliche Abtastrate des 
Kanals ja viel geringer.

Imho müsste eig. ein Dezimationsfilter eingesetzt werden, da immer die 
ersten 3 Samples verworfen werden. Gilt das eig. auch für den Fall, dass 
ein Delta Sigma ADC z.b. erst beim 3.Wert einen gültigen Wert liefert?

Freue mich auf eine spanndende Diskussion!

Grüße
Jo

: Bearbeitet durch User
von Dergute W. (derguteweka)


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Moin,

Joe J. schrieb:
> Annahme:
> -10 Bit Wandler
> -Einfaches AAF(RC-Filter) vor dem ADC
> -Sampelrate abgestimmt auf das AAF

Kannst du da mal ein simples Beispiel mit "echten" Zahlenwerten 
(Samplingrate, Grenzfrequenz des RC-Filters,etc.) geben, was da so eine 
auf das AAF abgestimmte Samplerate ist?

Gruss
WK

von Joe J. (j_955)


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Hi!

Beispiel:

Samplerate:100k
F/2:50k
feck: 100Hz

Danke/Grüße

von ECL (Gast)


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Spezial Trick, einfach 4 werte Addieren peng fertig. Hast dann halt 12 
Bit Wertebereich.

Ggf noch 2bit nach rechtsschriften um wieder 10 Bit zu erhalten.

von Joe J. (j_955)


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ECL schrieb:
> Spezial Trick, einfach 4 werte Addieren peng fertig. Hast dann
> halt 12
> Bit Wertebereich.
>
> Ggf noch 2bit nach rechtsschriften um wieder 10 Bit zu erhalten.

Wie kommst denn darauf? Oversampling? 4Fach wäre 1-Bit-Info-Zugewinn. 
Bringt das überhaupt was bei quasi-statischen SignaleN?

Dank/Gruß

von Dergute W. (derguteweka)


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Moin,

Ich werd da immernochnicht schlau draus. Wie ist der Aufbau?
Du hast da 4 Kanaele, jeder hat ein RC-Tiefpass, dann den Multiplexer 
und dann den ADC? Oder irgendwie anders?
Wieso gehst du davon aus, dass die ersten 3 Messungen eh nix taugen und 
grad' die 4. stimmt dann?
Was soll das denn insgesamt werden?

Gruss
WK

von Joe J. (j_955)


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Dergute W. schrieb:
> Moin,
>
> Ich werd da immernochnicht schlau draus. Wie ist der Aufbau?
> Du hast da 4 Kanaele, jeder hat ein RC-Tiefpass, dann den Multiplexer
> und dann den ADC? Oder irgendwie anders?
> Wieso gehst du davon aus, dass die ersten 3 Messungen eh nix taugen und
> grad' die 4. stimmt dann?
> Was soll das denn insgesamt werden?
>
> Gruss
> WK

Nö, einfach einen AAF vor dem ADC, nach dem Multiplexer. Die taugen 
schon was, möchte aber dass mein AAF auch wirken kann und entsprechend 
bis F/2 alles absägt. Mir gehts um die theoretische Betrachtung, nagel 
mich daher bitte nicht auf genaue Werte fest.

Anzahl an Kanälen im obigen Beispiel - 3. Habe versucht das mit der 
Sequenz oben dar zu stellen.

: Bearbeitet durch User
von W.S. (Gast)


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Joe J. schrieb:
> Mich wurmt die Frage, wie richtig gesampelt wird...

Guck erstmal genauer auf die Analog-Peripherie deines µC drauf. Viele 
heutige µC haben einen ADC und davor ne Menge ADC-Kanäle, die auf 
verschiedene Pins gehen. Manche davon können per Hardware alle diese 
ADC-Eingänge (oder einen programmierbaren Teil davon) abscannen.

Wenn du so einen µC hast, dann laß diese Logik einfach durchrattern und 
bilde für jeden abgetasteten Kanal einfach einen gleitenden MW über die 
letzten 4..16 Ergebnisse - alternativ die schlichte Summe über jeweils 
4..16 Ergebnisse (das wäre dann gleich auch das "Downsamplen"). Auf 
diese Weise schmeißt du nämlich auch diverses Zappeln der 1..3 LSB's so 
einigermaßen aus deinen Meßwerten heraus.

W.S.

von Dergute W. (derguteweka)


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Moin,

Joe J. schrieb:
> Nö, einfach einen AAF vor dem ADC, nach dem Multiplexer. Die taugen
> schon was, möchte aber dass mein AAF auch wirken kann und entsprechend
> bis F/2 alles absägt. Mir gehts um die theoretische Betrachtung, nagel
> mich daher bitte nicht auf genaue Werte fest.

Neenene, die genauen Werte sind schon wurscht. Nur eben die 
Groessenordnungen.
Wenn du mit einem z.B. 100Hz RC-Tiefpass dein gemultiplextes Signal 
filterst, kannst du halt mit deinem Multiplexer auch nur seeehr langsam 
umschalten. Der Tiefpass muss ja erst "eingeschwungen sein" - d.h. die 
Impulsantwort von der Messung ein Kanal vorher muss auf < 1/10 bit 
abgeklungen sein.
Wenn du da schneller umschaltest, misst du halt ein Gemisch aus deinen 
Eingaengen, bzw. immer die Vorgeschichte vom Nachbarkanal mit.

Gruss
WK

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Joe J. schrieb:
> Imho müsste eig. ein Dezimationsfilter eingesetzt werden, da immer die
> ersten 3 Samples verworfen werden.

Bei einem (sinnvoll ausgelegten) Dezimationsfilter wirfst du eben keine 
Samples weg...

von Jakob (Gast)


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>Beispiel der Abtastung mit Multiplexen:
>CH1,CH1,CH1,CH1................................................
>...............CH2,CH2,CH2,CH2.................................
>..............................CH3,CH3,CH3,CH3..................
>.............................................CH1,CH1,CH1,CH1...
>............................................................CH2,...

Sieht aus, wie potenziert geballtes Halbwissen!

So kann eine Änderung des Eingangssignals erst nach 12 Sample-
Zyklen festgestellt werden. Bei den genannten 4 Kanälen sogar
erst nach 16.

Mit
CH1,CH2,CH3,CH4, CH1,CH2,CH3,CH4, CH1,CH2,CH3,CH4, ....
hast du schon mal ein 4-fach besseres Verhältnis von AAF zum
Sample-Zyklus.

Selbst wenn du nach jeder Kanalumschaltung sicherheitshalber
erst den jeweils zweiten Sample für brauchbar erklärst:

ch1,CH1,ch2,CH2,ch3,CH3,ch4,CH4, ch1,CH1,ch2,CH2,ch3,CH3,ch4,CH4...
(die kleingeschriebenen werden ignoriert)
liefert ein 8-fach besseres Verhältnis von AAF zum Sample-Zyklus.
Änderungen sind aber immer noch doppelt so schnell erfassbar...

Um welche möglichen Änderungsraten und Störfrequenzen in Relation
zu AAF und Sample-Rate es geht, hast du dir wohl offensichtlich
noch nicht überlegt.
- Na dann träum schön weiter...

von Joe J. (j_955)


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Jakob schrieb:
>>Beispiel der Abtastung mit Multiplexen:
>>CH1,CH1,CH1,CH1................................................
>>...............CH2,CH2,CH2,CH2.................................
>>..............................CH3,CH3,CH3,CH3..................
>>.............................................CH1,CH1,CH1,CH1...
>>............................................................CH2,...
>
> Sieht aus, wie potenziert geballtes Halbwissen!
>
> So kann eine Änderung des Eingangssignals erst nach 12 Sample-
> Zyklen festgestellt werden. Bei den genannten 4 Kanälen sogar
> erst nach 16.
>
> Mit
> CH1,CH2,CH3,CH4, CH1,CH2,CH3,CH4, CH1,CH2,CH3,CH4, ....
> hast du schon mal ein 4-fach besseres Verhältnis von AAF zum
> Sample-Zyklus.
>
> Selbst wenn du nach jeder Kanalumschaltung sicherheitshalber
> erst den jeweils zweiten Sample für brauchbar erklärst:
>
> ch1,CH1,ch2,CH2,ch3,CH3,ch4,CH4, ch1,CH1,ch2,CH2,ch3,CH3,ch4,CH4...
> (die kleingeschriebenen werden ignoriert)
> liefert ein 8-fach besseres Verhältnis von AAF zum Sample-Zyklus.
> Änderungen sind aber immer noch doppelt so schnell erfassbar...
>
> Um welche möglichen Änderungsraten und Störfrequenzen in Relation
> zu AAF und Sample-Rate es geht, hast du dir wohl offensichtlich
> noch nicht überlegt.
> - Na dann träum schön weiter...

Moin!
Einige interessante Aspekte hast Du erwähnt. Der Grund für die Wahl 
dieses Verfahrens ist der, dass ich einfach auf diese Art und Weise die 
Verarbeitungszeit etwas dehnen möchte, damit ich auch was vernünftiges 
in der Zeit machen kann. Vielleicht hast Du vor dem Hintergrund den 
Einen oder Anderen Tip, passend zu der Fragestellung . Es handelt sich 
sowieso, wie oben erwähnt, um statische Signale.

Davon ausgeschlossen allerdings sind Störungen und Rauschen nicht.

von Joe J. (j_955)


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Michael R. schrieb:
> Joe J. schrieb:
>> Imho müsste eig. ein Dezimationsfilter eingesetzt werden, da immer die
>> ersten 3 Samples verworfen werden.
>
> Bei einem (sinnvoll ausgelegten) Dezimationsfilter wirfst du eben keine
> Samples weg...

Wie meinst Du das?Nicht ganz verstanden.

von Joe J. (j_955)


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Dergute W. schrieb:
> Moin,
>
> Joe J. schrieb:
>> Nö, einfach einen AAF vor dem ADC, nach dem Multiplexer. Die taugen
>> schon was, möchte aber dass mein AAF auch wirken kann und entsprechend
>> bis F/2 alles absägt. Mir gehts um die theoretische Betrachtung, nagel
>> mich daher bitte nicht auf genaue Werte fest.
>
> Neenene, die genauen Werte sind schon wurscht. Nur eben die
> Groessenordnungen.
> Wenn du mit einem z.B. 100Hz RC-Tiefpass dein gemultiplextes Signal
> filterst, kannst du halt mit deinem Multiplexer auch nur seeehr langsam
> umschalten. Der Tiefpass muss ja erst "eingeschwungen sein" - d.h. die
> Impulsantwort von der Messung ein Kanal vorher muss auf < 1/10 bit
> abgeklungen sein.
> Wenn du da schneller umschaltest, misst du halt ein Gemisch aus deinen
> Eingaengen, bzw. immer die Vorgeschichte vom Nachbarkanal mit.
>
> Gruss
> WK

Guten Morgen!
Das ist klar, die Frage ging eher in eine andere Richtung.
Grüße!

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Joe J. schrieb:
> Michael R. schrieb:
>> Bei einem (sinnvoll ausgelegten) Dezimationsfilter wirfst du eben keine
>> Samples weg...
>
> Wie meinst Du das?Nicht ganz verstanden.

Ist in deinem Fall vermutlich overkill, da deine Frequenzen weit genug 
auseinanderliegen (100kHz Sample, 100Hz Eck)

Wenns da eng wird, kann es schwierig sein, das AAF analog scharf genug 
auszulegen. Dann kann man das "aufteilen" in analog und digital, n-fach 
oversamplen, und die Samples dann in einen FIR-Filter mit polyphase 
decimation leiten. Dabei werden keine Samples verworfen, sondern alle 
wirken auf den FIR; und mit "polyphase" kannst du die (CPU-) Last auch 
noch recht gleichmäßig verteilen.

von Joe J. (j_955)


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@Michael:

Das ist ein inter

Wie verhält es sich eigentlich mit dem Multiplexen? Wenn ich das 
Dezimationsfilter einbaue, betrachte ich das Signal, was der ADC sieht 
oder hat jeder Kanal für sich ein Filter, das durchgerödelt wird. Der 
Oppenheim konnte mir da auch keine Antwort darauf geben;-)

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Joe J. schrieb:
> @Michael:
>
> Das ist ein inter
Das ist eine gute

> Wie verhält es sich eigentlich mit dem Multiplexen? Wenn ich das
> Dezimationsfilter einbaue, betrachte ich das Signal, was der ADC sieht
> oder hat jeder Kanal für sich ein Filter, das durchgerödelt wird. Der
> Oppenheim konnte mir da auch keine Antwort darauf geben;-)

Es braucht schon jeder Kanal sein eigenes Filter. Die Werte müssen aber 
auch mit konstanten zeitlichen Abständen reinkommen.

Daher würde ich (wie schon oben von jakob vorgeschlagen) jeden Kanal 
zweimal lesen, aber nur das zweite Sample verwenden.

Für deine quasi-stationären Werte tuts aber ein simples PT1-Filter: 
http://www.lothar-miller.de/s9y/archives/25-Filter-in-C.html

von Joe J. (j_955)


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Michael R. schrieb:
> Ist in deinem Fall vermutlich overkill, da deine Frequenzen weit genug
> auseinanderliegen (100kHz Sample, 100Hz Eck)
>
> Wenns da eng wird, kann es schwierig sein, das AAF analog scharf genug
> auszulegen. Dann kann man das "aufteilen" in analog und digital, n-fach
> oversamplen, und die Samples dann in einen FIR-Filter mit polyphase
> decimation leiten. Dabei werden keine Samples verworfen, sondern alle
> wirken auf den FIR; und mit "polyphase" kannst du die (CPU-) Last auch
> noch recht gleichmäßig verteilen.

Hallo!
Also ich habe die ganze Sache so verstanden, dass das Dezimationsfilter 
verhindert, das Alias Effekte entstehen. Daher durch das Filter leiten 
und dann einfach danach jeden X-ten Wert verwenden.

Oder bin ich da komplett falsch?

von Joe J. (j_955)


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Michael R. schrieb:
> Wenns da eng wird, kann es schwierig sein, das AAF analog scharf genug
> auszulegen. Dann kann man das "aufteilen" in analog und digital, n-fach
> oversamplen, und die Samples dann in einen FIR-Filter mit polyphase
> decimation leiten.

Die Grenze des Systems ista aber ja meine maximale Abtastrate des 
Kanals.
Digital kann ich ja kein AAF bauen. Daher sehe ich gerade den Vorteil 
nicht, es wäre nett wenn Du mich etwas aufschlauen könntest;-)

von Joe J. (j_955)


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Stimme das Dezimationsfilter auf die Abtastfrequenz des ADC ab, dann 
müsste es ja hinhauen, da ja n*Fabt_CH gilt und n=Anzahl/Kanäle ist.

Das wäre so mein theoretisches Konstrukt.

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Joe J. schrieb:
> Digital kann ich ja kein AAF bauen.

natürlich kannst du, du musst sogar.

Wenn ich mal aus dem Niesen rauskomme (verflixter Virus!) versuch ich 
das zu erklären...

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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ich versuchs mal (hatschi!)

Nehmen wir an du möchtest ein Audi-Signal digitalisieren, und zwar bis 
16 kHz. Darüber hast du allerdings Störungen, die du ausblenden willst.

Um einen Respektabstand zum Herrn Nyquist einzuhalten, tastest du mit 40 
kHz ab. Deine 16 kHz sollen möglichst ungetrübt rüberkommen, Störungen 
(welche Alias-Effekte verursachen würden) sollen möglichst ausgeblendet 
sein.

bei Abtastung mit 10 bit sollen die Störungen +/- 1 LSB sein, dein AAF 
müsste also bei 16 kHz möglist alles durchlassen (-1dB tolerierst du), 
ab 24 kHz soll aber mit -60db gedämpft sein (dB-Rechenfehler sind bitte 
meinem Virus anzulasten). Dein (analoger) AAF wäre also allermindestens 
"sportlich".

Nun kommt dir die rettende Idee: Oversampling! Statt mit 40 kHz tastest 
du mit 160 kHz ab (4-fach Oversampling). Dein analoger AAF wird damit 
viel einfacher: Passband bis 16 kHz, und erst bei 80 kHz -60 dB, das ist 
viel einfacher realisierbar.

Als Ergebnis hast du ein sauberes digitale Abtastung, mit hoher 
Sicherheit kaum Aliasing. Aber: eine zu hohe Abtastrate, du wolltest ja 
40 kHz haben...

jetzt kommt aber der entscheidende Punkt: Dein digitales Signal enthält 
neben dem gewünschten Nutzsignal auch Frequenzen von 20 bis 80 kHz (weil 
die dein einfacherer AAF ja nicht vollständig unterdrückt hat); wenn du 
jetzt einfach jeden vierten Wert nimmst, hast du wieder genau die 
Aliasing-Effekte, welche du eigentlich verhindern wolltest...

Daher musst du dein digitales Signal auch noch mal über einen 
(digitalen) Tiefpass leiten, bevor du dezimierst. Dafür bieten sich IIR- 
oder FIR-Filter an. IIR bieten zwar eine höhere Ordnung bzw. bei 
definierter Ordnung weniger Aufwand, aber bei Dezimation greift man 
meist zu FIR, aus mehreren Gründen:

- FIR ist immer stabil (Feedback fehlt, IIR kann schwingen)
- Koeffizienten sind bei geschickter Auslegung im Bereich -1 .. +1 was 
sich sehr effizient implementieren lässt (und Sättigung verhindert)
- in Kombination mit Dezimation müssen nicht benötigte Ergebnisse auch 
nicht berechnet werden (beim IIR schon wegen Feedback)
- mit "polyphase decimation" lassen sich die Operation schön 
gleichzeitig auf die Abtastungen verteilen

Als Ergebnis hast du jetzt schlussendlich dein sauber digitales Signal 
in der gewünschten Abtastrate, mit optimal unterdrückten Alias-Anteilen. 
Und - du hast keine Samples verworfen (darfst du ja gar nicht!)

hatschi!

: Bearbeitet durch User
von Joe J. (j_955)


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Gsundheit!
;-)

Logisch, eine Sache wäre ja fast Untergegangen. Wenn ich künstlich meine 
Samplerate des ADC minimiere, wie oben angegeben, dann ist es als ob ich 
langsamer sample. Ist mir grad klar geworden. Daher die 
Dezimationsfilter anwenden, statt einfach samples weglassen.Muss man im 
Auge behalten. Jetzt fügt sich alles wieder zusammen.
Danke für die Gedult und Tapferkeit;-=)

von Joe J. (j_955)


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Kann man eigentlich ein gemultiplexted Signal als ein interpoliertes 
Signal sehen?

Ich würde die Behauptung aufstellen, dass das Multiplexen im Zeitbereich 
nix anderes ist als eine Interpolation, also eine Addition der einzelnen 
Signale, gemessen an den Kanälen, die gemultiplext werden.

Wie muss dann folglich ein AAF ausgelegt werden? Oder bin ich da wieder 
auf einem Holzweg?

: Bearbeitet durch User
von Dergute W. (derguteweka)


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Moin,

Ein so wie von dir skizziertes gemultiplextes Signal wuerde ich so 
sehen:
* Im Zeitbereich als Multiplikation deines Analogsignals mit einem 
Rechteck, der entweder 0 oder 1 ist. Bei 3 Kanaelen dann 2x so lange 0 
ist, wie 1, also  33% duty cycle.
* Deshalb im Frequenzbereich als Faltung deines Analogsignalspektrums 
mit dem Spektrum deines Rechteckpulses, wodurch dann schon vor der 
Abtastung im ADC Aliasspektren entstanden sind.

Gruss
WK

von Michael R. (Firma: Brainit GmbH) (fisa)


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Ohne genau zu wissen worauf der TO hinaus will, denke ich es hängt davon 
ab wo gemultiplext wird: Analog vor dem AAF, analog nach dem AAF, oder 
digital.

(sagt man "gemultiplext" oder "multigeplext"? ;-)

: Bearbeitet durch User
von Joe J. (j_955)


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Michael R. schrieb:
> Ohne genau zu wissen worauf der TO hinaus will, denke ich es hängt
> davon
> ab wo gemultiplext wird: Analog vor dem AAF, analog nach dem AAF, oder
> digital.
>
> (sagt man "gemultiplext" oder "multigeplext"? ;-)

Ist eine reine Verständnisfrage. Analog vor dem ADC wird 
'gemultiplext';-)

von Joe J. (j_955)


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Dergute W. schrieb:
> Moin,
>
> Ein so wie von dir skizziertes gemultiplextes Signal wuerde ich so
> sehen:
> * Im Zeitbereich als Multiplikation deines Analogsignals mit einem
> Rechteck, der entweder 0 oder 1 ist. Bei 3 Kanaelen dann 2x so lange 0
> ist, wie 1, also  33% duty cycle.
> * Deshalb im Frequenzbereich als Faltung deines Analogsignalspektrums
> mit dem Spektrum deines Rechteckpulses, wodurch dann schon vor der
> Abtastung im ADC Aliasspektren entstanden sind.
>
> Gruss
> WK

Danke für die Antwort und den Hinweis. Muss es mal bei Gelegenheit 
auseinadnerdividieren.
Grüße!

von Joe J. (j_955)


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Dergute W. schrieb:
> Moin,
>
> Ein so wie von dir skizziertes gemultiplextes Signal wuerde ich so
> sehen:
> * Im Zeitbereich als Multiplikation deines Analogsignals mit einem
> Rechteck, der entweder 0 oder 1 ist. Bei 3 Kanaelen dann 2x so lange 0
> ist, wie 1, also  33% duty cycle.
> * Deshalb im Frequenzbereich als Faltung deines Analogsignalspektrums
> mit dem Spektrum deines Rechteckpulses, wodurch dann schon vor der
> Abtastung im ADC Aliasspektren entstanden sind.
>
> Gruss
> WK

Hi!
Also bezogen auf einen Kanal kann man das so sehen. Was aber sieht der 
adc?
Eine Idee?

von Joe J. (j_955)


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Was für ein Spektrum erwartet mich da?Kann man das so ohne weiteres 
mathematisch beschreiben?

von Dergute W. (derguteweka)


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Moin,

Der ADC "sieht" eine Ueberlagerung der Spektren der Eingangssignale 
gefaltet mit dem Multiplexsignal.

Also z.b. mit den Zahlenbeispielen aus Post 1+3 wird ja alle 12 ADC 
samples umgeschaltet, also mit 8.33Khz. Wenn auf dem Kanal 1 jetzt ein 
50 Hz Signal waere, auf Kanal 2 60 Hz, auf Kanal 70 Hz, dann wuerde der 
ADC ein Spektrum "sehen" mit z.B. 50,60,70 Hz, 8333-50, 8333-60, 
8333-70, 8333+50, 8333+60, 8333+70 Hz, ... usw.

Gruss
WK

von Joe J. (j_955)


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Neues Projekt, alte Sorgen.

Ein bischen spät, aber ich denke der letzte Beitrag stimmt - bis auf die 
Behauptung mit der Faltung, die ist theoretisch richtig, aber muss in 
der Praxis nicht beachtet werden. Denn der Multiplexer ist ja 
transparent. Somit sieht der ADC einfach nur eine Überlagerung der 
Spektren der Eingangssignale.

Und um eineen Bezug zum Herrn Nyqist herzustellen - der ADC muss 
höchstens so schnell sampeln können, dass er bezogen auf jeden Kanal das 
Abtasttheorem einhält.

Die analoge Filterung würde ich daher entweder nach dem Muxer anbringen, 
wenn technisch nicht möglich kriegt halt jeder Kanal ein analoges 
Filter.

: Bearbeitet durch User
von Joe J. (j_955)


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Eines ist aber ein Widerspruch zur Theorie der Überlagerung:

*Würde der ADC nur so schnell sampeln wie 2*F vom Signalanteil(Signal 
nach dem Muxer) mit der größten Frequenz, wäre das Abtasttheorem 
theoretisch berücksichtigt.

Praktisch aber heißt das, dass es ausreichen würde aber um beim obigen 
Beispiel zu bleiben....

Dergute W. schrieb:
> Wenn auf dem Kanal 1 jetzt ein
> 50 Hz Signal waere, auf Kanal 2 60 Hz, auf Kanal 70 Hz

....das fabt(ADC) mit 140Hz alles Abdecken würde. Das ist aber nicht der 
Fall, denn wenn ich fabt(ADC) auf die 3 Signale verteile, dann taste ich 
Kanal 3 nur noch mit der Abtastrate von 140Hz/3 ab(Alias Frequenzen 
vorprogrammiert).

von Joe J. (j_955)


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Neuer Fred eröffnet um die Frage zu beantworten:

Beitrag "Re: Abtastung von SIgnalen(Multiplexer)"

von Thomas E. (picalic)


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Joe J. schrieb:
> Die analoge Filterung würde ich daher entweder nach dem Muxer anbringen,
> wenn technisch nicht möglich kriegt halt jeder Kanal ein analoges
> Filter.

Bei aller Theorie, die hier bzgl. Spektren, Nyquest und Co. diskutiert 
wird, halte ich ein analoges Anti-Aliasing Filter HINTER dem Multiplexer 
praktisch für eine ziemlich dumme Idee!

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