Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik AT90USB1286-7 Endurance


von Maxim B. (max182)


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Guten Abend!

Die AVRs haben wie Regel in Datenblatt die Daten:
in-system self-programmable flash Endurance: 10,000 write/erase cycles
EEPROM Endurance: 100,000 write/erase cycles

Für AT90USB1286-7 steht aber auch für flash: 100,000 write/erase cycles

Ist das nur ein Schreibfehler oder ist Abnutzung hier wirklich so, daß 
Flash von AT90USB1286-7 100,000 write/erase cycles halten kann?

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Real halten sie eh alle viel mehr aus.

Ist halt immer die Frage, wie die Teile 1) vom Marketing mal bestellt 
worden sind und 2) dann entsprechend qualifiziert worden sind.

Aber ja, etwas verwunderlich ist das schon, warum ausgerechnet diese mit 
viel mehr spezifiziert worden sind. Die (mehr oder weniger) Nachfolger 
ATmega*U4 sind wieder nur mit 10000 angegeben.

von Falk B. (falk)


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Maxim B. schrieb:
> st das nur ein Schreibfehler oder ist Abnutzung hier wirklich so, daß
> Flash von AT90USB1286-7 100,000 write/erase cycles halten kann?

Welche Bedeutung hat das praktisch? Gar keine. Weder mit normalen 
Programmierzyklen noch Updates per Bootloader kommt man auch nur 
ansatzweise an dieses Anzahl.

Zeit- und Energieverschwendung für Hobbyphilosophen.

von Ge L. (Gast)


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Maxim B. schrieb:

> Ist das nur ein Schreibfehler oder ist Abnutzung hier wirklich so, daß
> Flash von AT90USB1286-7 100,000 write/erase cycles halten kann?

Ohne die Angabe der data retention time ist die Angabe der Zyklenzahl 
wertlos. Ein (fikitver) Flashbaustein, der nach 10.000 Zyklen seine 
Daten noch 20 Jahre lang hält, der hält sie nach 100.000 Zyklen noch 2 
Jahre und nach 1 Mio Zyklen immerhin noch 1 Monat. Für den Entwickler, 
der alle zehn Minuten einen neuen Breakpoint setzt, reicht dieser Monat 
immer noch dicke aus, der Controller ist immer noch benutzbar. Für den 
Dauereinsatz in einem Gerät würde man ihn eher nicht mehr verwenden.

Unabhängig von der o.g. Abnutzung (fatigue) , die zu einer geringeren 
Datenhaltezeit führt, gibt es natürlich auch statistisch verteilt 
Defekte. Es kann sein, dass einzelne Flashzellen komplett ausfallen, vor 
oder nach der nominellen Lebensdauer.

von Maxim B. (max182)


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Falk B. schrieb:
> Welche Bedeutung hat das praktisch?
Ich habe eine Versuchsplatine nur deshalb für DIP40-Controller gemacht, 
weil ich dann den Controller leicht ersetzen kann, nachdem ich genug 
damit spiele. Auch steht z.Z. dort ATMega324, da billiger als 1284. Wenn 
ich aber ein Gerät mache, nehme ich lieber etwas in TQFP.
Wenn AT90USB1286-7 wirklich 10 mal mehr hält, kann ich eine Spielplatine 
mit AT90USB1286-7 machen, auch wenn ich kein USB brauche.

von Maxim B. (max182)


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Soul E. schrieb:
> Ohne die Angabe der data retention time ist die Angabe der Zyklenzahl
> wertlos.

Ich nehme an, data retention time bleibt bei AT90 und ATMega nach 
versprochenen 100000/10000 Lösch-Schreiben in angegebenen Grenzen.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Soul E. schrieb:
> Ohne die Angabe der data retention time ist die Angabe der Zyklenzahl
> wertlos.

Außerdem natürlich der Temperatur. Beim ATmega256RFR2 beispielsweise 
werden 10000 Zyklen für 125 °C und 25000 für 85 °C angegeben. Was das 
für "normale Büroumgebungen" bedeutet, kann sich jeder selbst ausmalen.

Maxim B. schrieb:
> Wenn AT90USB1286-7 wirklich 10 mal mehr hält, kann ich eine Spielplatine
> mit AT90USB1286-7 machen, auch wenn ich kein USB brauche.

Denkst du wirklich, dass du auch nur annähernd das Wearout-Level in 
einer Schaltung jemals erreichen wirst?

von Maxim B. (max182)


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Jörg W. schrieb:
> Aber ja, etwas verwunderlich ist das schon, warum ausgerechnet diese mit
> viel mehr spezifiziert worden sind. Die (mehr oder weniger) Nachfolger
> ATmega*U4 sind wieder nur mit 10000 angegeben.

Als Nachfolger vielleicht nicht ganz: zu wenig Pin und zu wenig SRAM

von Maxim B. (max182)


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Jörg W. schrieb:
> Denkst du wirklich, dass du auch nur annähernd das Wearout-Level in
> einer Schaltung jemals erreichen wirst?

Wahrscheinlich. Ich spare die Löschvorgänge nicht, da ich mit 
JTAG-Debugger einzelne Elemente von Funktionen nachbessere. Dafür ist 
die Spielplatine auch gedacht.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Maxim B. schrieb:
> Als Nachfolger vielleicht nicht ganz

Daher gibt's die alten ja auch nach wie vor, und sie sind auch nicht 
NRND.

Logisch gesehen waren die U4 aber schon sowas wie die kleineren 
Geschwister der alten AT90USB64/128, der USB-Makro ist sehr ähnlich. Der 
Makro der kleineren U2 dagegen entspricht eher dem der AT90USB82/162, 
mit der Ausnahme, dass die PS2-Tastatur-Funktionalität entfallen ist.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Maxim B. schrieb:
> Jörg W. schrieb:
>> Denkst du wirklich, dass du auch nur annähernd das Wearout-Level in
>> einer Schaltung jemals erreichen wirst?
>
> Wahrscheinlich.

Bitte vorrechnen. :-)

Meine Rechnung: du debuggst ein Projekt ein Jahr lang jeden Arbeitstag 8 
Stunden, und in jeder Stunde schreibst du 10mal drauf. (Irgendwie musst 
du das, was du drauf schreibst, ja auch zwischendurch produzieren.) Dann 
hast du 20000 Schreibvorgänge produziert, bist zwar außerhalb der 
Garantie, aber (da du nicht bei 85 °C arbeitest) immer noch sehr 
wahrscheinlich funktionierend.

Nun sage mir bitte, ob dieses Szenario tatsächlich deiner Arbeitsweise 
entspricht oder nicht ein bis zwei Größenordnungen übertrieben ist …

von Ge L. (Gast)


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Üblicherweise hast Du eine Entwicklungsplatine, die wird hundert mal am 
Tag umprogrammiert  und dann eine Applikation, die wird einmal geflasht 
und dann vielleicht noch zweimal aktualisiert.

Usecase 1 ist 1 Mio Zyklen mit 4 Wochen data retention, usecase 2 3 
Zyklen mit 100 Jahren data retention. Beides leistet Dein Controller. 
Natürlich nicht dasselbe Exemplar, aber das gleiche Modell.

von Falk B. (falk)


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Maxim B. schrieb:
>> Welche Bedeutung hat das praktisch?
> Ich habe eine Versuchsplatine nur deshalb für DIP40-Controller gemacht,

Jaja, alles total wichtig für bissel Hobby . . .
Maxim allein zu Haus?

von Frank K. (fchk)


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Maxim B. schrieb:

> Wenn AT90USB1286-7 wirklich 10 mal mehr hält, kann ich eine Spielplatine
> mit AT90USB1286-7 machen, auch wenn ich kein USB brauche.

Wirklich jetzt noch mit einem alten Chip anfangen? Ein AVR128DA64 ist 
deutlich schneller und hat etliche Verbesserungen erfahren. Oder wenn Du 
USB brauchst, ein XMega.

fchk

von Maxim B. (max182)


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Frank K. schrieb:
> Wirklich jetzt noch mit einem alten Chip anfangen? Ein AVR128DA64 ist
> deutlich schneller
Mag sein. Dann brauche ich aber neuen Debugger, auch muß ich dann mit 
Studio 7 arbeiten, statt 4.19. Dafür muß ich wohl neuen und teuren 
Computer kaufen, da Studio 7 extrem langsam ist...

Das lohnt sich kaum. Vielleicht irgendann in Zukunft...

von Maxim B. (max182)


Angehängte Dateien:

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Jörg W. schrieb:
> Meine Rechnung: du debuggst ein Projekt ein Jahr lang jeden Arbeitstag 8
> Stunden, und in jeder Stunde schreibst du 10mal drauf. (Irgendwie musst
> du das, was du drauf schreibst, ja auch zwischendurch produzieren.) Dann
> hast du 20000 Schreibvorgänge produziert, bist zwar außerhalb der
> Garantie, aber (da du nicht bei 85 °C arbeitest) immer noch sehr
> wahrscheinlich funktionierend.
>
> Nun sage mir bitte, ob dieses Szenario tatsächlich deiner Arbeitsweise
> entspricht oder nicht ein bis zwei Größenordnungen übertrieben ist …

Im Moment sieht das etwa so aus. Z.B. jetzt habe ich gerade Modul für EA 
DIP128-6 gemacht, und zwar so, daß die Zeilen an Bytes nicht gebunden 
sind. Das brauchte schon etwas Arbeit... Dazu ist LCD noch über SPI und 
HC165/HC595  angeschlossen... Früher machte ich das schon, aber mit der 
Zeit kamen Fehlentscheidungen in Schein, z.B. Buchstaben 12 Pünkte hoch 
brauchten mehr Platz als sollten. So habe ich alles umgearbeitet... Und 
nach jeder Änderung neu brennen... Aber wie sonst kann man Erfahrung 
erwerben? Wenn Preis dafür nur ein paar Euro für Controller, dann ist 
alles OK.

Bzg. EA DIP128-6: das lohnt sich kaum. Viel besser sind wohl LCD, die 
man punktweise steuern kann. So kann man Lesen aus LCD vermeiden. Aber 
soweit das schon gekauft wurde...

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Maxim B. schrieb:
> Und nach jeder Änderung neu brennen...

Trotzdem, siehe meine Rechnung oben: es ist ziemlich utopisch, dass du 
damit jemals auch nur annähernd an die 10000 Zyklen heran kommst.

von Maxim B. (max182)


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Dann mache ich einfach weiter :)
Die Idee war, mit dieser Platine Programmmodule fertig zu machen, die 
mit minimalen Änderungen für andere Projekte geeignet sind. Deshalb 
werde ich den Controller auf dieser Platine abnutzen und auf anderen 
Platinen schon weniger.

Aber mir fiel auf das in Datenblatt für AT90USB1287. Eigentlich fast wie 
ATMega128 (und 8K SRAM statt 4K bei Mega). Niemand verbietet auch AT90 
ohne USB zu benutzen...

: Bearbeitet durch User
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