AVR-Tutorial: SRAM

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SRAM – Der Speicher des Controllers

Nachdem in einem der vorangegangenen Kapitel eine Software-PWM vorgestellt und in einem weiteren Kapitel darüber gesprochen wurde, wie man mit Schieberegistern die Anzahl an I/O-Pins erhöhen kann, wäre es naheliegend, beides zu kombinieren und den ATmega8 mal 20 oder 30 LEDs ansteuern zu lassen. Wenn es da nicht ein Problem gäbe: die Software-PWM hält ihre Daten in Registern, so wie das praktisch alle Programme bisher machten. Während allerdings 6 PWM-Kanäle noch problemlos in den Registern untergebracht werden konnten, ist dies mit 30 oder noch mehr PWM-Kanälen nicht mehr möglich. Es gibt schlicht und ergreifend nicht genug Register.

Es gibt aber einen Ausweg. Der ATmega8 verfügt über 1 KByte SRAM (statisches RAM). Dieses RAM wurde bereits indirekt durch den Stack benutzt. Bei jedem Aufruf eines Unterprogrammes, sei es über einen expliziten call (bzw. rcall) oder einen Interrupt, wird die Rücksprungadresse irgendwo gespeichert. Dies geschieht genau in diesem SRAM. Auch push und pop operieren in diesem Speicher.

Ein Programm darf Speicherzellen im SRAM direkt benutzen und dort Werte speichern bzw. von dort Werte einlesen. Es muss nur darauf geachtet werden, dass es zu keiner Kollision mit dem Stack kommt, in dem z. B. die erwähnten Rücksprungadressen für Unterprogramme gespeichert werden. Da viele Programme aber lediglich ein paar Byte SRAM brauchen, der Rücksprungstack von der oberen Grenze des SRAM nach unten wächst und der ATmega8 immerhin über 1 KByte (= 1.024 Byte) SRAM verfügt, ist dies in der Praxis kein allzu großes Problem.

Das .DSEG und .BYTE

Um dem Assembler mitzuteilen, dass sich der folgende Abschnitt auf das SRAM bezieht, gibt es die Direktive .DSEG (Data Segment). Alle nach einer .DSEG-Direktive folgenden Speicherreservierungen werden vom Assembler im SRAM durchgeführt.

Die Direktive .BYTE stellt dabei eine derartige Speicherreservierung dar. Sie ermöglicht, der Speicherreservierung einen Namen zu geben und erlaubt auch, nicht nur 1 Byte, sondern eine ganze Reihe von Bytes unter einem Namen zu reservieren.

           .DSEG                ; Umschalten auf das SRAM-Datensegment
Counter:   .BYTE  1             ; 1 Byte unter dem Namen 'Counter' reservieren
Test:      .BYTE  20            ; 20 Byte unter dem Namen 'Test' reservieren

Spezielle Befehle

Für den Zugriff auf den SRAM-Speicher gibt es spezielle Befehle. Diese holen entweder den momentanen Inhalt einer Speicherzelle und legen ihn in einem Register ab oder legen den Inhalt eines Registers in einer SRAM-Speicherzelle ab.

LDS

Liest die angegebene SRAM-Speicherzelle und legt den gelesenen Wert in einem Register ab.

        LDS  r17, Counter      ; Liest die Speicherzelle mit dem Namen 'Counter'
                               ; und legt den gelesenen Wert im Register r17 ab.

STS

Legt den in einem Register gespeicherten Wert in einer SRAM-Speicherzelle ab.

        STS  Counter, r17      ; Speichert den Inhalt von r17 in der
                               ; Speicherzelle 'Counter'.

Beispiel

Eine mögliche Implementierung der Software-PWM, die den PWM-Zähler sowie die einzelnen OCR-Grenzwerte im SRAM anstelle von Registern speichert, könnte z. B. so aussehen:

.include "m8def.inc"

.def temp  = r16
.def temp1 = r17
.def temp2 = r18

.org 0x0000
        rjmp    main                  ; Reset Handler
.org OVF0addr
        rjmp    timer0_overflow       ; Timer Overflow Handler

main:
        ldi     temp, HIGH(RAMEND)    ; Stackpointer initialisieren
        out     SPH, temp
        ldi     temp, LOW(RAMEND)
        out     SPL, temp

        ldi     temp, 0xFF            ; Port B auf Ausgang
        out     DDRB, temp

        ldi     temp2, 0
        sts     OCR_1, temp2
        ldi     temp2, 1
        sts     OCR_2, temp2
        ldi     temp2, 10
        sts     OCR_3, temp2
        ldi     temp2, 20
        sts     OCR_4, temp2
        ldi     temp2, 80
        sts     OCR_5, temp2
        ldi     temp2, 127
        sts     OCR_6, temp2

        ldi     temp, (1<<CS00)       ; CS00 setzen: Teiler 1
        out     TCCR0, temp

        ldi     temp, (1<<TOIE0)      ; TOIE0: Interrupt bei Timer Overflow
        out     TIMSK, temp

        sei

loop:   rjmp    loop

; *************************************************************************
; Behandlung des Timer-Overflows
;
; realisiert die PWM auf 6 Kanälen
;
; veränderte Register: keine
;
timer0_overflow:                   ; Timer 0 Overflow Handler
        push    temp               ; Alle verwendeten Register sichern
        push    temp1
        push    temp2
        in      temp, SREG
        push    temp

        lds     temp1, PWMCount    ; den PWM-Zähler aus dem Speicher holen
        inc     temp1              ; Zähler erhöhen
        cpi     temp1, 128         ; Wurde 128 erreicht?
        brne    WorkPWM            ; Nein
        clr     temp1              ; Ja: PWM-Zähler wieder auf 0

WorkPWM:
        sts     PWMCount, temp1    ; den PWM-Zähler wieder speichern
        ldi     temp, 0b11000000   ; 0 .. LED an, 1 .. LED aus

        lds     temp2, OCR_1
        cp      temp1, temp2       ; Ist der Grenzwert für LED 1 erreicht
        brlt    OneOn
        ori     temp, $01

OneOn:  lds     temp2, OCR_2
        cp      temp1, temp2       ; Ist der Grenzwert für LED 2 erreicht
        brlt    TwoOn
        ori     temp, $02

TwoOn:  lds     temp2, OCR_3
        cp      temp1, temp2       ; Ist der Grenzwert für LED 3 erreicht
        brlt    ThreeOn
        ori     temp, $04

ThreeOn:lds     temp2, OCR_4
        cp      temp1, temp2       ; Ist der Grenzwert für LED 4 erreicht
        brlt    FourOn
        ori     temp, $08

FourOn: lds     temp2, OCR_5
        cp      temp1, temp2       ; Ist der Grenzwert für LED 5 erreicht
        brlt    FiveOn
        ori     temp, $10

FiveOn: lds     temp2, OCR_6
        cp      temp1, temp2       ; Ist der Grenzwert für LED 6 erreicht
        brlt    SetBits
        ori     temp, $20

SetBits:                           ; Die neue Bitbelegung am Port ausgeben
        out     PORTB, temp

        pop     temp               ; die gesicherten Register wiederherstellen
        out     SREG, temp
        pop     temp2
        pop     temp1
        pop     temp

        reti
;
; **********************************************
;
          .DSEG                       ; das Folgende kommt ins SRAM

PWMCount: .BYTE   1                   ; Der PWM-Counter (0 bis 127)
OCR_1:    .BYTE   1                   ; 6 Bytes für die OCR-Register
OCR_2:    .BYTE   1
OCR_3:    .BYTE   1
OCR_4:    .BYTE   1
OCR_5:    .BYTE   1
OCR_6:    .BYTE   1

Die ISR sichert alle verwendeten Register und stellt sie am Ende der ISR wieder her. Dies ist zwar streng genommen in diesem Beispiel nicht notwendig, da das eigentliche Programm in der Hauptschleife ja nichts tut, aber außer einem bisschen Zeit kostet das nichts und es erspart das Kopfkratzen, wenn dann irgendwann in der Hauptschleife Ergänzungen und anderer Code dazu kommen. Man kann natürlich einige Register speziell für die Verwendung ausschließlich in der ISR reservieren und sich so das Sichern/Wiederherstellen ersparen, aber das SREG muss im Normalfall innerhalb einer ISR auf jeden Fall gesichert und wiederhergestellt werden.

Spezielle Register

Der Z-Pointer (R30 und R31)

Das Registerpärchen R30 und R31 kann zu einem einzigen logischen Register zusammengefasst werden und heißt dann Z-Pointer. Diesem kann eine spezielle Aufgabe zukommen, indem er als Adressangabe fungieren kann, von welcher Speicherzelle im SRAM ein Ladevorgang (bzw. Speichervorgang) durchgeführt werden soll. Anstatt die Speicheradresse wie beim lds bzw. sts direkt im Programmcode anzugeben, kann diese Speicheradresse zunächst in den Z-Pointer geladen werden und der Lesevorgang (Schreibvorgang) über diesen Z-Pointer abgewickelt werden. Dadurch wird aber die SRAM-Speicheradresse berechenbar, denn natürlich kann mit den Registern R30 und R31, wie mit den anderen Registern auch, Arithmetik betrieben werden. Besonders komfortabel ist dies, da im Ladebefehl noch zusätzliche Manipulationen angegeben werden können, die oft benötigte arithmetische Operationen implementieren.

LD

  • LD rxx, Z
  • LD rxx, Z+
  • LD rxx, -Z

Lädt das Register rxx mit dem Inhalt der Speicherzelle, deren Adresse im Z-Pointer angegeben ist. Bei den Varianten mit Z+ bzw. -Z wird zusätzlich der Z-Pointer nach der Operation um 1 erhöht bzw. vor der Operation um 1 vermindert.

LDD

  • LDD rxx, Z+q

Hier erfolgt der Zugriff wieder über den Z-Pointer, wobei vor dem Zugriff zur Adressangabe im Z-Pointer noch das Displacement q addiert wird.

Enthält also der Z-Pointer die Adresse $1000 und sei q der Wert $28, so wird mit einer Ladeanweisung

        LDD r18, Z + $28

der Inhalt der Speicherzelle $1000 + $28 = $1028 in das Register r18 geladen.

Der Wertebereich für q erstreckt sich von 0 bis 63.

ST

  • ST Z, rxx
  • ST Z+, rxx
  • ST -Z, rxx

Speichert den Inhalt des Registers rxx in der Speicherzelle, deren Adresse im Z-Pointer angegeben ist. Bei den Varianten mit Z+ bzw. -Z wird zusätzlich der Z-Pointer nach der Operation um 1 erhöht bzw. vor der Operation um 1 vermindert.

STD

  • STD Z+q, rxx

Hier erfolgt der Zugriff wieder über den Z-Pointer, wobei vor dem Zugriff zur Adressangabe im Z-Pointer noch das Displacement q addiert wird.

Enthält also der Z-Pointer die Adresse $1000 und sei q der Wert $28, so wird mit einer Speicheranweisung

        STD Z + $28, r18

der Inhalt des Registers r18 in der Speicherzelle $1000 + $28 = $1028 gespeichert.

Der Wertebereich für q erstreckt sich von 0 bis 63.

Beispiel

Durch Verwendung des Z-Pointers ist es möglich, die Interrupt-Funktion wesentlich kürzer und vor allem ohne ständige Wiederholung von im Prinzip immer gleichem Code zu formulieren. Man stelle sich nur mal vor, wie dieser Code aussehen würde, wenn anstelle von 6 PWM-Stufen derer 40 gebraucht würden. Mit dem Z-Pointer ist es möglich, diesen auf das erste der OCR-Bytes zu setzen und dann in einer Schleife eines nach dem anderen abzuarbeiten. Nach dem Laden des jeweiligen OCR-Wertes wird der Z-Pointer automatisch durch den ld-Befehl auf das nächste zu verarbeitende OCR-Byte weitergezählt.

.include "m8def.inc"

.def temp  = r16
.def temp1 = r17
.def temp2 = r18
.def temp3 = r19

.org 0x0000
        rjmp    main                  ; Reset Handler
.org OVF0addr
        rjmp    timer0_overflow       ; Timer Overflow Handler

main:
        ldi     temp, HIGH(RAMEND)    ; Stackpointer initialisieren
        out     SPH, temp
        ldi     temp, LOW(RAMEND)
        out     SPL, temp

        ldi     temp, 0xFF            ; Port B auf Ausgang
        out     DDRB, temp

        ldi     r30, LOW(OCR)         ; den Z-Pointer mit dem Start der OCR-Bytes laden
        ldi     r31, HIGH(OCR)

        ldi     temp2, 0
        st      Z+, temp2
        ldi     temp2, 1
        st      Z+, temp2
        ldi     temp2, 10
        st      Z+, temp2
        ldi     temp2, 20
        st      Z+, temp2
        ldi     temp2, 80
        st      Z+, temp2
        ldi     temp2, 127
        st      Z+, temp2

        ldi     temp2, 0              ; den PWM-Counter auf 0 setzen
        sts     PWMCount, temp2

        ldi     temp, (1<<CS00)       ; CS00 setzen: Teiler 1
        out     TCCR0, temp

        ldi     temp, (1<<TOIE0)      ; TOIE0: Interrupt bei Timer Overflow
        out     TIMSK, temp

        sei

loop:   rjmp    loop

; *************************************************************************
; Behandlung des Timer-Overflows
;
; realisiert die PWM auf 6 Kanälen
;
; veränderte Register: keine
;
timer0_overflow:                      ; Timer 0 Overflow Handler
        push    temp                  ; Alle verwendeten Register sichern
        push    temp1
        push    temp2
        push    R30
        push    R31
        in      temp, SREG
        push    temp

        lds     temp1, PWMCount       ; den PWM-Zähler aus dem Speicher holen
        inc     temp1                 ; Zähler erhöhen
        cpi     temp1, 128            ; Wurde 128 erreicht?
        brne    WorkPWM               ; Nein
        clr     temp1                 ; Ja: PWM-Zähler auf 0 setzen

WorkPWM:
        sts     PWMCount, temp1       ; den PWM-Zähler wieder speichern

        ldi     r30, LOW(OCR)         ; den Z-Pointer mit dem Start der OCR-Bytes laden
        ldi     r31, HIGH(OCR)
        ldi     temp3, $01            ; das Bitmuster für PWM Nr. i
        ldi     temp, 0b11000000      ; 0 .. Led an, 1 .. Led aus

pwmloop:
        ld      temp2, Z+             ; den OCR-Wert für PWM Nr. i holen und Z-Pointer erhöhen
        cp      temp1, temp2          ; Ist der Grenzwert für PWM Nr. i erreicht?
        brlo    LedOn
        or      temp, temp3
LedOn:
        lsl     temp3                 ; das Bitmuster schieben
        cpi     temp3, $40            ; Alle Bits behandelt?
        brne    pwmloop               ; nächster Schleifendurchlauf

        out     PORTB, temp           ; Die neue Bitbelegung am Port ausgeben

        pop     temp                  ; die gesicherten Register wiederherstellen
        out     SREG, temp
        pop     R31
        pop     R30
        pop     temp2
        pop     temp1
        pop     temp

        reti
;
; *********************************************************************
;
        .DSEG                         ; das Folgende kommt ins SRAM

PWMCount: .BYTE  1                    ; der PWM-Zähler (0 bis 127)
OCR:      .BYTE  6                    ; 6 Bytes für die OCR-Register

X-Pointer, Y-Pointer

Neben dem Z-Pointer gibt es noch den X-Pointer und den Y-Pointer. Sie werden gebildet von den Registerpärchen

  • X-Pointer: r26, r27
  • Y-Pointer: r28, r29
  • Z-Pointer: r30, r31

Alles über den Z-Pointer gesagte gilt sinngemäß auch für den X- bzw. Y-Pointer mit einer Ausnahme: Mit dem X-Pointer ist kein Zugriff über ldd oder std mit einem Displacement möglich.

Siehe auch