Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Standard OpAmps


von Thomas M. (langhaarrocker)


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Welche Standard OpAmps hat heutzutage der Bastler von Welt in seinem 
Schrank vorrätig?

Dass ich das letzte mal nach sowas guckte ist schon locker 20 Jahre her. 
Damals waren die wichtigsten Kandidaten meiner Liste:

LM358
Für allgemeine Audio und Messwertbearbeitung.

TL082 / TL084
Wenn es stromsparend sein sollte.

NE5532
Wenn es besonders rauscharm sein sollte und dafür Nachteile bei 
Stromverbrauch und Eingangssimpedanz in Kauf genommen werden konnten.

Hat sich da in den letzten zwei Dekaden was getan? Mich interessieren 
vornehmlich Anwendungen im NF Bereich (z.B. Audio rund um Mikros, 
Gitarren, Bässe, ...).

Aber durch zunehmenden Spaß mit Mikrocontrollern wird auch immer mehr 
die Aufbereitung von analogen Sensorsignalen für AD Wandler interessant. 
Da ergeben sich dann natürlich neue Anforderungen, wie Rail-to-Rail bei 
niedriger Spannung (3,3Volt), niedriger Stromverbrauch wegen 
Akkubetrieb. Was bestellt man für solche Zwecke billig beim Chinesen um 
es für spontane Projekte griffbereit auf Halde zu haben?

von Dietrich L. (dietrichl)


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von Klaus R. (klara)


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Thomas M. schrieb:
> Was bestellt man für solche Zwecke billig beim Chinesen um
> es für spontane Projekte griffbereit auf Halde zu haben?

Es kommt ganz auf die Ansprüche an. Vor 20 Jahren habe ich auch anders 
agiert. Heute simuliere ich erst einmal, wenn möglich. Dann kaufe ich 
ggf. meine Bauteile, wenn nicht vorrätig. Damals kam man an aktuelle 
Bauteile nicht so leicht dran. Heute hat Conrad und selbst Reichelt auch 
eine wesentlich breitere Palette. Ansonsten geht es auch über Mouser und 
HBE (Farnell für private). Die Lieferzeiten haben sich nach 20 Jahren 
auch verbessert.

Auf Halde kauf ich heute nicht im voraus. Ich kaufe dann lieber 10 Stück 
statt 4, die ich wirklich benötige und baue so einen gezielteren Vorrat 
auf.

Der NE5532 liegt preislich bei 30 Cent, hätte ich damals für ca. 2,- DM 
eingesetzt. Aktuell habe ich mir einen LT1115 für ca. 5,- € gegönnt. Was 
soll´s. Wie gesagt, es kommt ganz auf die Ansprüche an.
mfg klaus

von Lurchi (Gast)


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So ganz viel hat sich nicht geändert (als günstige Standart-Teile): 
heute hat man statt TL082 eher TL072 (etwas rauschärmer aber sonst 
gleich). Für höhere Ansprüche hat man heute bessere zur Wahl - für die 
Bastelkiste reichen aber die alten billigen Typen.

Für Rail to Rail Fälle und niedriger Spannung ggf. noch einen Type nach 
Wahl, etwa MCP6002.

Bestellen muss man die Auch nicht beim Chinesen des geringsten 
Misstrauens - die sind auch bei den üblichen Versendern günstig.

von Eins der drei ??? (Gast)


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Thomas M. schrieb:
> LM358
> Für allgemeine Audio und Messwertbearbeitung.

Nein, um Gottes Willen - bloß den nicht! Der hat eine ruhestromlose 
Endstufe (B-Betrieb), d. h., bei Richtungsumkehr des Ausgangsstroms muss 
der Treiber erst einen Spannungssprung machen, bist der Ausgang das 
merkt, und das gibt heftigste Übernahmeverzerrungen. Den LM358 bzw. 
LM324 kann man nur nehmen, wenn es auf gar nichts außer den Preis 
ankommt.

Beitrag "LM324 Rechteckgenerator Auffälligkeit"
Beitrag "LM324 vs. 2x 1458"
Beitrag "Problem mit aktivem Hochpass"

von Eins der drei ??? (Gast)


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Etwas Konstruktives wollte ich auch noch beitragen: Ich verwende 
mittlerweile für diese 3,3 V-Umgebungen die MC33201/MC33202(NCV33204 
auch Quad) als Universal-Op-Amps:

• Low Voltage, Single Supply Operation
(+1.8 V and Ground to +12 V and Ground)
• Input Voltage Range Includes both Supply Rails
• Output Voltage Swings within 50 mV of both Rails
• No Phase Reversal on the Output for Over−driven Input Signals
• High Output Current (ISC = 80 mA, Typ)
• Low Supply Current (ID = 0.9 mA, Typ)
• 600 Ω Output Drive Capability
• Extended Operating Temperature Ranges
(−40° to +105°C and −55° to +125°C)
• Typical Gain Bandwidth Product = 2.2 MHz
• DIL and SOIC

Einziger Haken für einen Universal-Op-Amp: Die geringe maximale 
Betriebsspannung.

von THOR (Gast)


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Eins der drei ??? schrieb:
> Thomas M. schrieb:
>> LM358
>> Für allgemeine Audio und Messwertbearbeitung.
>
> Nein, um Gottes Willen - bloß den nicht! Der hat eine ruhestromlose
> Endstufe (B-Betrieb), d. h., bei Richtungsumkehr des Ausgangsstroms muss
> der Treiber erst einen Spannungssprung machen, bist der Ausgang das
> merkt, und das gibt heftigste Übernahmeverzerrungen. Den LM358 bzw.
> LM324 kann man nur nehmen, wenn es auf gar nichts außer den Preis
> ankommt.
>
> Beitrag "LM324 Rechteckgenerator Auffälligkeit"
> Beitrag "LM324 vs. 2x 1458"
> Beitrag "Problem mit aktivem Hochpass"

Komisch, als Audioverstärker funktioniert der LM358 bei mir ganz gut. Im 
Komparatorbetrieb hat er allerdings tatsächlich die erwähnten 
Übernahmeverzerrungen.

von Eins der drei ??? (Gast)


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THOR schrieb:
> Komisch, als Audioverstärker funktioniert der LM358 bei mir ganz gut.

Das kann ja auch sein. Wenn er z. B. nur im A-Betrieb läuft, also immer 
nur ein Ausgangstransistor (wie bei einem Emitterfolger) leitet, gibt es 
auch keine Übernahmeverzerrungen. Wenn sich das nicht von Natur aus 
ergibt, kann man es z. B. mit einem Widerstand nach V- erreichen. Der 
muss aber für die maximal mögliche negative Stromabgabe klein genug 
sein.

Und ob man es ansonsten hört oder nicht, hängt u. A. auch von der Stärke 
der Gegenkopplung, der Signalamplitude, den Hörvoraussetzungen und evtl. 
noch mehr ab. Schick mal einen Sinus 'rein und schau ihn dir auf dem 
Oszi an. Und/oder lass' die Schaltung sehen, in der er dein LMxxx läuft.

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