Hallo, ich sitze gerade an folgender Überlegung: Gegeben sei eine Kondensatorbank (parallel geschaltete Kondensatoren) mit 8800µF. Diese sei auf eine Spannung von 1800V aufgeladen. Nun wird diese Kondensatorbank über einen 70 Ohm Widerstand entladen. Nun ist mir nicht klar, wie man die Leistung des Widerstandes dimensionieren müsste. Meine Überlegung bislang ist, dass im Kondensator ja die Energie E=(1/2)*C*U² gespeichert ist. Würde ich nun über die Entladezeit (t) P=E/t berechnen, hätte ich ja zumindest eine Leistung berechnet. Jedoch glaube ich nicht, dass dies dann schon die Leistung des Widerstandes darstellt. Könnte ihr mir hier ein wenig weiterhelfen? Vielen Dank, Elwa
Elwa schrieb: > Nun ist mir nicht klar, wie man die Leistung des Widerstandes > dimensionieren müsste. Naja, wenn das C auf 1800V aufgeladen ist, so sieht der Widerstand am Anfang diese 1800V. U²/R ist die max. Leistung (hier 46kW), die dein Widerstand dann abbekommt. Dass diese Leistung während der Entladung geringer wird und für kurze Zeit ein Widerstand auch mal überlastet werden dürfte, macht die Dimensionierung etwas komplizierter, wenn man das dann ausnützen will. Groß wird er trotzdem ...
HildeK schrieb: > Dass diese Leistung während der Entladung geringer wird und für kurze > Zeit ein Widerstand auch mal überlastet werden dürfte, Bei einem Tau von R*C = 616ms wüde ich mal nicht mehr von kurz ausgehen. Nehmen wir mal an dass der etwa 1 Tau lang ohne durchzubrennen durchhält sind das immerhin noch 37% von 1,8kV = 6,3kW die danach anfallen, auch noch recht ordentlich. rgds
Wie schnell soll der Kondenser denn entladen werden ? Tau = R*C
Vielleicht gibt es ja auch noch einen Ansatz über den Effektivwert des Stromes? Wenn man diesen berechnen könnte (über die Entladefunktion des Kondensators), so könnte man die Leistung des Widerstandes ja gemäß P=R*Ieff² berechnen?
@Elwa (Gast) >Nun ist mir nicht klar, wie man die Leistung des Widerstandes >dimensionieren müsste. Man muss zwischen Spitzenleistung, mittlerer Leistung und Gesamtenergie unterscheiden. 8,8mF@1,8kV sind 14,2kJ. Eine Entladung mit 70 Ohm ergibt ein tau von 616ms mit einer Spitzenleistung vom 46,2kW. Pi mal Daumen kann man sagen, daß Pulsbelastungen <100ms vom Widerstandsmaterial direkt in Wärme umgesetzt werden und kurzzeitig aufgenommen werden müssen. Bei längeren Einwirkzeiten setzt dann Wärmeleitung in den Träger des Widerstandsmaterials (Keramikkörper) und die Umwelt ein. Nach einer Entladezeit von 1 tau ist die Spannung au ~36%, die Energie im Kondensator auf ~13% gefallen, nach 2 tau sind es 13,5% der Spannung und 1,8% der Energie. D.h. nach 2 tau ist die Entladung aus energetischer Sicht praktisch beendet. Nun muss man wissen, da viele Drahtwiderstände mit bis zu Faktor 10 in Sachen leistung für 5s überlastet werden können. D.h. die 46,2kW Spitzenleistung kann man mit Widerständen erreichen, welche nur 4,6kW Dauerleistung aushalten. Wenn man das ganze über die mittlere Leistung brechent, kommt man auf 14,2kJ/1,2s = 11,5kW. Das wäre aber überdimensioniert, demm man wird sicherlich NICHT die Kondensatorbank im 1,2s Zeitraster entladen wollen ;-) Wenn man die Widerstände noch kleiner dimensionieren möchte, muss man in Richtung Massewiderstände gehen, die können sehr hohe Energien sehr schnell direkt im Widerstandskörper aufnehmen. Das gilt aber nur für Einzelentladungen. Die mittlere Leitung ist eher gering, und diese mus man beachten wenn sich der Vorgang periodisch widerholt. Beitrag "Re: Pulsfester Widerstand gesucht" Beitrag "Re: Maximale Peakleistung von Widerständen"
Als hochbelastbare Widerstände kann man "Tauchsieder" bzw. Waschmaschinenheizungen zusammenschalten. Die kann man dann auch mit Wasser kühlen (Eimer). Sowas habe ich mal in einem großen Lasernetzteil entdeckt. Gruß - Werner
Elwa schrieb: > Könnte ihr mir hier ein wenig weiterhelfen? LTspice. Eine Sache von 2 Minuten. mfg klaus
Ergänzung: Für eine luftgekühlte Version bieten sich die Heizungen eines Toasters an. Gruß - Werner
@Falk Brunner: Super, herzlichen Dank für deine ausführliche Antwort und die beiden Links :)
Wenn du die Wärmekapazität und den Wärmewiderstand des Widerstands in Erfahrung bringen kannst, kannst du (zumindest ungefähr) aus dem Leistungsverlauf über die Zeit (der sich aus R, C und der Anfangsspannung ergibt) den Temperaturverlauf über die Zeit berechnen. Dieser darf zu keinem Zeitpunkt die maximale Temperaturbelastung des Widerstands überschreiten. Ich weiß nur nicht genau, welche Hersteller von Leistungswiderständen entsprechende Informationen zu ihren Produkten liefern.
@Yalu X. (yalu) (Moderator) >Ich weiß nur nicht genau, welche Hersteller von Leistungswiderständen >entsprechende Informationen zu ihren Produkten liefern. Keiner. Nur bei Pulswiderständen wird die maximale Pulsenergie angegeben.
Nicht lange rumrechnen... Entladekurve linearisieren, aus dem Dreieck die mittlere Leistung (1/2 P_max) ermitteln (=Leistung des Widerstands). So hat man noch etwas Luft nach oben...
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Beitrag #4973119 wurde vom Autor gelöscht.
Falk B. schrieb: > @Yalu X. (yalu) (Moderator) > >>Ich weiß nur nicht genau, welche Hersteller von Leistungswiderständen >>entsprechende Informationen zu ihren Produkten liefern. > > Keiner. Ich bin jetzt nicht alle x Produktlinien aller y Widerstandshersteller durchgegangen, um nachzuprüfen, ob du recht hast. Deswegen glaube ich dir einfach mal :) Aber warum tun sich die Hersteller so schwer, diese Informationen zu liefern? Statt einfach diese 3 Zahlenwerte zu bestimmen und ins Datenblatt zu schreiben, findet man darin üppige Diagramme und sonstige Informationen, die zwar schön anzusehen sind, aber nur für ein paar wenige, ganz spezielle Einsatzfälle überhaupt Relevanz haben. Ein Beispiel für solch einen Einsatzfall ist ein Rechteckimpuls von 5s Dauer. Der hat aber mit der kurzen, aber hohen Leistungsspitze, mit der es der TE bei seiner Kondensatorentladung zu tun hat, so gut wie nichts gemein. Will man von diesen Informationen auf die Eignung des Widerstands für eine andere Anwendung schließen, ist man auf abenteuerliche Schätzungen angewiesen, mit denen man mit hoher Wahrscheinlichkeit um mehr als eine Größenordnung daneben liegt. Auch Faustregeln kann man angesichts der riesigen Vielfalt an Bauformen von Hochlastwiderständen kaum vertrauen. Man kann natürlich versuchen, aus Diagrammen, die den Temperaturverlauf über der Zeit für einen bestimmten Fall zeigen, auf die physikalischen Parameter rückzuschließen. Das ist aber sehr aufwendig und ungenau und damit meist wenig praktikabel. Will man den Widerstand nicht hoffnungslos überdimensionieren, bleibt am Ende oft nur das Prinzip von Versuch und Irrtum, d.h. man findet in einer Versuchsreihe mit mehreren Widerstandstypen denjenigen heraus, der die Belastung gerade noch so aushält, und wählt dann einen aus, der eine vergleichbare, aber um eine Stufe höherskalierte Bauform hat. Ingenieurmäßiges Arbeiten stelle ich mir anders vor :)
Komisch, irgendwie scheinen sich da ein paar Leute am gleichen Problem die Zähne auszubeissen: Beitrag "Schutzschaltung (Crowbar) Dimensionierung" Was wird das wohl? Und warum gerade 1800V, 8800µF und 70Ohm? Im o.a. Thread sinds übrigens angeblich 11 Kondensatoren à 880µF in Reihe und damit weit entfernt von 8800µF.
Hallo also, derjenige der so was verbaut, muss es auch auslegen. Das kann einem kein Widerstandshersteller abnehmen. Denn dazu muss man schon die Umgebungs- und Entlüftungs- und Umweltbedingungen kennen. Sind in der Nähe Bauteile montiert, die beschädigt werden falls die Temperaturen zu hoch werden... Ein weiterer Punkt, wie schaut es im Störfall aus, also wenn das Entladung mal klebt. Wie lange brauche ich zur Fehlererkennung etc. Also, nicht zu knapp auslegen. Viele Grüße Manfred
Hallo, nun ja, die Simulation mit LTspice hat doch etwas länger als 2 Minuten gedauert. Falk liegt mit seinen Einschätzungen richtig, wie gewöhnlich. mfg klaus
@Yalu X. (yalu) (Moderator) >Aber warum tun sich die Hersteller so schwer, diese Informationen zu >liefern? Weil die meisten Widerstandstypen nicht dafür gemacht sind und der Hersteller das weder testen noch garantieren will. >Statt einfach diese 3 Zahlenwerte zu bestimmen und ins Datenblatt zu >schreiben, Die er dann GARANTIEREN muss! Wenn das von der Masse der Konsumenten nicht bezahlt wird, läßt er es. >Will man von diesen Informationen auf die Eignung des Widerstands für >eine andere Anwendung schließen, ist man auf abenteuerliche Schätzungen >angewiesen, Oder eigene Versuchsreihen. >Parameter rückzuschließen. Das ist aber sehr aufwendig und ungenau und >damit meist wenig praktikabel. Stimmt. >Ingenieurmäßiges Arbeiten stelle ich mir anders vor :) Stimmt, aber wie gesagt, es gibt auch Pulswiderstände, bei denen das ganz klar spezifiziert und damit garantiert ist.
@ Klaus Ra. (klara)
>gedauert. Falk liegt mit seinen Einschätzungen richtig, wie gewöhnlich.
Nanana, ich bin nicht der Papst. ICH bin nur allzuoft fehlbar. 8-0
Waldemar Z. schrieb: > Nicht lange rumrechnen... > Entladekurve linearisieren, aus dem Dreieck die mittlere Leistung (1/2 > P_max) ermitteln (=Leistung des Widerstands). So hat man noch etwas Luft > nach oben... In den ca. 400ms wird nichtmal der Widerstandskörper richtig warm, wenn du ihn im Mittel mit Nennleistung belastest.
Zur Not einfach ein paar Glühbirnen in Reihe, sodass ihre Nennspannung in Summe etwas über deinen 1800 Volt liegt, also 8 Stück in Reihe. Wenn du noch an 100-Watt-Birnen rankommst, dann nimm solche; oder aber die Halogenstäbe aus großen Baustrahlern, die haben 700 Watt oder noch mehr. Auf die 46 kW Anfangsleistung kommst du damit nicht (sondern hier auf etwa 5,6 kW), es sei denn, du schaltest mehrere dieser Konstrukte parallel. "Vorteil" wäre hier auch, dass die Glühfäden mit sinkender Spannung und somit Temperatur niederohmiger werden und die "späte" Entladung noch etwas beschleunigen. Hast du die Anforderung, dass innerhalb von 2,5 Sekunden die Kondensatoren entladen sein müssen? Das ist sehr sportlich, ich glaube kaum, dass du das mit einem einzelnen Bauelement, das nicht gerade "bananenkistengroß" ist, hinbekommst. Die 70 Ohm kannst du genausogut durch eine Parallelschaltung mehrerer hochohmiger Widerstände realisieren, meinetwegen 100-Watt-Typen. Rechnerisch wären es (mit Nennlast zu Anfang) dann 33 kOhm und davon 460 Stück... Da biste wohl mit der Lampenlösung mit weniger Aufwand am Ziel :)
Hallo, bei 1800V würde ich eher Reihenschaltung als Parallelschaltung verwenden. Außerdem haben niederohmigere Draht-Widerstände dickeren Draht und sind daher besser für Impulslasten geeignet. Nimmt man mal das Datenblatt eines 17W Widerstandes so hat er unterhalb von 10 Ohm eine Impulsbelastbarkeit von ca 100 J. http://www.vitrohm.com/content/files/vitrohm_series_khs_-_201612.pdf Bastellösung: Also braucht man nur ca 140 Widerstäne in Reihen/Parallelschaltung. Also entweder 2 Stränge mit 2,2 Ohm zu je 64 Widerständen (sollte reichen) oder 3 Stränge mit 3,3 Ohm mit ebenfalls je 64 Widerständen. Für ein Serienprojekt würde ich das ganze mit dem Widerstandshersteller abstimmen. Gruß Anja
Yalu X. schrieb: ...> Ich bin jetzt nicht alle x Produktlinien aller y Widerstandshersteller > durchgegangen, um nachzuprüfen, ob du recht hast. Deswegen glaube ich > dir einfach mal :) ... > Ingenieurmäßiges Arbeiten stelle ich mir anders vor :) Ingenieursmäßiges Arbeiten heißt erstmal "nicht raten, sondern Fakten schaffen". Wenn er's aus dem Datenblatt nicht rauslesen kann, greift dieser Ingenieur zum Telefon und spricht mit einem FAE. Der liest ihm im Zweifelsfall das Datenblatt vor. Ansonsten fragt er seine Entwicklung. Mir passiert es oft genug, dass meine Fragen interessant genug sind, dass diese direkt in die Entwicklung getragen werden. Und wenn man erstmal seine ganz persönlichen Einträge in den Errata Sheets bzw. Datenblättern hat, führt man auf der nächsten Messe ganz andere Gespräche. ;) marcus P.S.: der TO hebt sich hier schon recht angenehm aus der Foren-Masse ab, weil er viele notwendigen Informationen liefert. Für eine ingenieursmäßig Auseinandersetzung mit einem Produkt fehlen dann aber im Eingangspost noch die Umwelt- und Einsatzbedingungen. So gehen wir halt mal von Igors fliegendem Aufbau in Dr. Frankensteins Labor aus... :D
Elwa schrieb: > Gegeben sei eine Kondensatorbank (parallel geschaltete Kondensatoren) > mit 8800µF. Diese sei auf eine Spannung von 1800V aufgeladen Glaube ich nicht. Zeige mal ein Bild davon.
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