Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik 1A Stromtreiber für Spule


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von Manuel (justlikemanuel)


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Hallo liebe Bastler,

für ein Studiprojekt einer Hochschulgruppe habe ich die Aufgabe, einen
"Elektropermanentmagneten" umzupolen. Oberflächlich gesprochen besteht 
dieser aus zwei Permanentmagneten, wobei bei einem davon die 
Polarisation mittels einer Spule umgedreht werden kann. Man kann also 
diesen EPM ein- und ausschalten, ohne ständig Energie in einer Spule 
verheizen zu müssen.
Damit der EPM auch sicher umpolt, müssen für mindestens 100ms 1A durch 
eine Spule (Widerstand grob 4-5 Ohm, Induktivität bei 40uH) fließen.
Allerdings darf das Experiment nicht 1A auf der Power Line ziehen, 
weshalb nun mittels eines BJT eine Konstantstromquelle gebaut werden 
soll, die einen Kondensator (recht groß, 5mF bei 24V) auflädt. Dies 
sollte innerhalb von 0,7...o,8 Sekunden passieren.

Dazu habe ich zwei Fragen.

1) Ein Schaltplan der aktuellen Ladeschaltung liegt bei. R2 habe ich so 
groß gewählt, dass im Standby wenig Energie verblaßen wird. Dies 
erfordert allerdings einen sehr kleinen R1 (vermutlich sensibel 
gegenüber Abweichungen am PCB?) und drei bias-Dioden. Eventuell lässt 
sich das Design noch verbessern? Ich gebe zu, die Schaltung habe ich 
auch noch nicht komplett verstanden, obwohl ich schon einige Beiträge 
gelesen habe...

2) Das Ladungsreservoir soll anschließend mittels eines uC und einer 
Schaltung durch die Spule getrieben werden. Der Strom soll dabei - 
abhängig von den Steuersignalen am uC - in beide Richtungen fließen 
können (an- und ausschalten des EPMs). Erste Gedanken gingen in Richtung 
einer H-Brücke, die meisten auf mouser sind allerdings komplette 
Motortreiber ICs, und damit overkill, bzw unnötig komplex. Gibt es da 
noch andere Alternativen? Selbst das Ganze aus Einzel-Mosfets aufzubauen 
kommt mir jedoch auch nicht so schlau vor...

Vielen Dank schon mal vorab für Deine Ideen!
Beste Grüße,
Manuel

von Michael B. (laberkopp)


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Wenn du eine 'PowerLine' aka Stromversorgung von 24V hast und ca. 5W fur 
die Spule brauchst, reichen 200mA.

Kannst du wenigstens den Strom ziehen ? Dann vergiss deinen Elko.

Dann bau einen step down. Das ginge einfach per ungeregelten NE555 der 
eine 20% PWM auf einen MOSFET legt und damit die Spule direkt an 24V 
schaltet, oder per geregeltem Hysterese-Stromschaltregler wie er für LED 
Beleuchtungen verwendet wird MP1584 PAM2861, oder per fertig gekauften 
5V Schaltreglermodul

https://www.ebay.de/itm/164538302178

von Klaus R. (klara)


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Manuel schrieb:
> Dies
> erfordert allerdings einen sehr kleinen R1 (vermutlich sensibel
> gegenüber Abweichungen am PCB?) und drei bias-Dioden. Eventuell lässt
> sich das Design noch verbessern? Ich gebe zu, die Schaltung habe ich
> auch noch nicht komplett verstanden, obwohl ich schon einige Beiträge
> gelesen habe...

Wenn Du diese Schaltung nicht verstehst dann mußt Du noch viel lernen. 
Aber Du nutzt ja wenigstens LTspice.

Der Transistor leitet ca. bei 0,7 V Basis - Emitter Spannung. Eine 
1N4147 hat ca. 0,7 V Durchflußspannung. Ausgehend von +24 V fallen bis 
zur Basis 3 x 0,7 V ab. Von der Basis zum Emitter zurückgerechnet liegt 
am Widerstand R1 eine Spannung von Ur1 = 2,1 - 0,7 = 1,4 V an.

Der Strom durch R1 beträgt Ir1 = 1,4 V / 5 Ohm = 0,28 A .

Der Widerstandswert nach E-Reihe ist eher 4,7 Ohm oder 5,1 Ohm.
http://www.elektronik-kompendium.de/sites/bau/1109071.htm

Der BC807 hat die Bauform SOT23.
https://assets.nexperia.com/documents/data-sheet/BC807_SER.pdf

Die kannst ja mit LTspice mal messen welche Leistung der kleine SOT23 da 
verkraften muß. Im Datenblatt findest Du auf Seite 9 die Thermal 
characteristics.

von Klaus R. (klara)


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Manuel schrieb:
> Erste Gedanken gingen in Richtung
> einer H-Brücke, die meisten auf mouser sind allerdings komplette
> Motortreiber ICs, und damit overkill, bzw unnötig komplex. Gibt es da
> noch andere Alternativen? Selbst das Ganze aus Einzel-Mosfets aufzubauen
> kommt mir jedoch auch nicht so schlau vor...

Mouser ist zwar gut, aber Reichelt genügt hier u.U. auch. Einer meiner 
ersten Treffer unter Microcontroller Suche nach "H-Brücke" war

https://www.reichelt.de/mosfet-h-bruecke-n-p-kanal--60-v-1-8-1-5-a-0-3-0-425-ohm--zxmhc-6a07-t8ta-p68642.html?PROVID=2788

https://cdn-reichelt.de/documents/datenblatt/A100/ZXMHC6A07T8.pdf

Rudimentärer geht es nicht und kostet nur 1,60 €.
Falk rät aber von dieser sehr rudimentären Brücke ab. Da muß man etwas 
mehr Erfahrung haben.
Beitrag "Re: H-Brücke TTL-Pegel"

Aber wir haben doch alles im Forum.
https://www.mikrocontroller.net/articles/H-Br%C3%BCcken_%C3%9Cbersicht
mfg klaus

von Manuel (justlikemanuel)


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danke für die Links,
dann werde ich mich mal noch etwas durchs Forum lesen.

von Manuel (justlikemanuel)


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danke für den Ansatz, werd ich mir mal anschauen!

von Klaus H. (hildek)


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Naja, die Peakleistung ist rund 4.5W und die mittlere Leistung über die 
0.8s immer noch ≈1.3W. Das wird ein BC807 nicht aushalten.

Manuel schrieb:
> Dies
> erfordert allerdings einen sehr kleinen R1 (vermutlich sensibel
> gegenüber Abweichungen am PCB?) und drei bias-Dioden.
Ich denke nicht, dass die Platine hier irgendwelchen negativen Einfluss 
hat. 5Ω sind sehr weit weg von den Leiterbahnwiderständen, hätte eh nur 
Einfluss auf die Höhe des Stroms und der ist stärker durch die Erwärmung 
des BE-pn-Übergangs beeinflusst. Außerdem ist das doch für deine 
Anwendung egal - den Bereich von 0.7s - 0.8s wirst du immer treffen.
Und bei der Stromsparwahl des R2 wäre sowieso der BC817-40 bzw. eben 
einer mit hoher Stromverstärkung empfehlenswert.

Üblich sind übrigens bei solchen Schaltungen nur zwei Dioden. Je mehr, 
desto temperaturabhängiger wird der Strom. Auch das wird gehen, dann 
muss R1 eben auf 2Ω reduziert werden, wenn es der BC807 denn aushalten 
würde ...
Positiv: drei Dioden reduzieren auch die Verlustleistung am Transistor 
etwas.

von Manuel (justlikemanuel)


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danke für die Erklärungen!

Mein Ansatz war über den Strom in die Basis zu gehen, und dann daraus 
den Strom am Ausgang zu bestimmen. Ich wusste aber nicht, wie ich den 
Basis-Kollektorübergang modellieren sollte, aber das ist ja auch nur 
eine Diode im Wesentlichen. Dein Ansatz gefällt mir aber besser.
Ja, da muss ich wohl noch einiges an Input bringen. Bipolartransistoren 
haben wir uns nur in der Halbleitertechnik angeschaut, aber nie, wie man 
sie beschatet...aber hey, dafür kann ich wunderbar mit dem Residuensatz 
umgehen ^^

Danke!

von Klaus H. (hildek)


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Manuel schrieb:
> Mein Ansatz war über den Strom in die Basis zu gehen, und dann daraus
> den Strom am Ausgang zu bestimmen. Ich wusste aber nicht, wie ich den
> Basis-Kollektorübergang modellieren sollte,

Mit dem Basis-Kollektorübergang hat das nichts zu tun. Es ist eine 
Kollektorschaltung.
Du hast zwischen Basis und '+' zwei- bzw. dreimal die 
Diodenflussspannung.
Bei deinem kleinem Strom durch die Dioden so zwischen 550mV und 600mV 
pro Diode. Der Widerstand am Emitter sieht diesen Spannungsabfall minus 
den an der BE-Diode. Daraus ergibt sich auch die Berechnung des Stroms 
dieser Konstantstromquelle. Die ist schaltungstechnisch einfach, aber 
für den Zweck gut geeignet - bis auf die Verlustleistung beim BC807 😀.
Du musst nur dafür sorgen, dass die Stromverstärkung groß genug ist, 
dass die Basis auch noch genug abbekommt für den gewünschten 
Kollektorstrom. Deshalb mein Rat zu dem -40 bzw. einem mit hohem 
Stromverstärkungsfaktor, dann brauchst du wenig Basisstrom für einen 
gegebenen Kollektorstrom.
Das ist ja Linearbetrieb, d.h. für den Transistor kann man mit den 
Datenblattwerten für hFE rechnen - anders als im Schaltbetrieb. Und der 
Basisstrom stellt sich selbst passend ein: IC/hFE. Der BC807-40 ist hier 
mit 250...600 spezifiziert, es kann also deutlich unterschiedlich sein 
je nach Exemplar; der BC807-16 nur mit 100...250.

In deinem Fall müsste man einen Darlingtontransistor oder eine 
Darlingtonschaltung  nehmen mit einem Transistor (z.B. aus BC557 und 
BD140), der die Leistung aushält. Dann sind auch die drei Dioden 
notwendig, allerdings wirst du nicht mehr ganz auf 24V kommen; es wird 
etwas mehr als ein halbes Volt fehlen.

: Bearbeitet durch User
von Enrico E. (pussy_brauser)


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Klaus H. schrieb:
> es wird etwas mehr als ein halbes Volt fehlen.

Es sei denn, man baut noch einen 1k Widerstand (R3) dazu, dann hat man 
wieder die vollen 24V.

von Klaus H. (hildek)


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Enrico E. schrieb:
> Es sei denn, man baut noch einen 1k Widerstand (R3) dazu, dann hat man
> wieder die vollen 24V.

Aber dann hat man 20mA Stromverbrauch, auch wenn der Kondensator 
aufgeladen ist. Er wollte sparsam unterwegs sein.
Ich würde dann eher die 24V um die Differenz anheben, falls das 
überhaupt relevant ist.

Manuel schrieb:
> R2 habe ich so
> groß gewählt, dass im Standby wenig Energie verblaßen wird.

von Roland D. (roland_d284)


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Moin,

Manuel schrieb:

Zu deinem zweiten Problem (das erste wurde ja schon diskutiert):

> Damit der EPM auch sicher umpolt, müssen für mindestens 100ms 1A durch
> eine Spule (Widerstand grob 4-5 Ohm, Induktivität bei 40uH) fließen.
> Allerdings darf das Experiment nicht 1A auf der Power Line ziehen,
> weshalb nun mittels eines BJT eine Konstantstromquelle gebaut werden
> soll, die einen Kondensator (recht groß, 5mF bei 24V) auflädt. Dies
> sollte innerhalb von 0,7...o,8 Sekunden passieren.

Wenn die Induktivität diese Werte hat und du 24V drauf schaltest, dann 
hat sie 1A nach rund 2us erreicht. Wieso sollte da noch 100000 weitere 
us lang der Strom fließen? Der Magnet, den du ja magnetisieren willst, 
sollte seine Magnetisierung eigentlich quasi sofort haben, wenn der 
nötige Strom erreicht ist. Wenn ich richtig liege, dann müsste der 
Kondensator längst nicht so groß sein. Und wenn er nicht so groß sein 
muss, kannst du ihn auch einfach über einen Widerstand laden, das geht 
dann trotz kleinem Strom immer noch schnell genug.

Zum Problem: Ist es möglich, die Spule anders/neu/selbst zu wickeln? 
dann könntest du zwei Wicklungen bifilar drauf bringen, sozusagen für 
jede Magnetisierungsrichtung eine. Dann brauchst du nur zwei Mosfets 
lowside und kannst die möglicherweise (nur 24V/1A) direkt mit dem 
Microcontroller schalten. DMN3042L ist der erste beste Mosfet, den ich 
gefunden habe.

Wie gesagt, wenn du zwei Wicklungen machen kannst. Wenn nicht, wird es 
komplizierter.

Gruß, Roland

von Klaus R. (klara)


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Roland D. schrieb:
> Wenn die Induktivität diese Werte hat und du 24V drauf schaltest, dann
> hat sie 1A nach rund 2us erreicht. Wieso sollte da noch 100000 weitere
> us lang der Strom fließen? Der Magnet, den du ja magnetisieren willst,
> sollte seine Magnetisierung eigentlich quasi sofort haben, wenn der
> nötige Strom erreicht ist.

Manuel schrieb:
> Damit der EPM auch sicher umpolt, müssen für mindestens 100ms 1A durch
> eine Spule (Widerstand grob 4-5 Ohm, Induktivität bei 40uH) fließen.

Der TO sollte mit LTspice rüfen ob das mit 5mF überhaupt erreichbar ist.
mfg klaus

: Bearbeitet durch User
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