Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Defekte Klospülung T440 / XT94e


von J. V. (janvi)


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Habe im Haus hier gleich ein halbes Dutzen Pissoirspülungen von welchen 
zwischenzeitlich keine einzige mehr korrekt funktioniert. Die Spülzeiten 
sind zu kurz, zu lang, verstellen sich unregelmässig und bei diesem 
Exemplar kommt jetzt auch ein falscher Trigger welche den 
Wasserverbrauch bereits deutlich erhöht hat.

Leider weis ich den Hersteller nicht, aber die Urinalkeramik ist von 
Duravit und hat unter der Glasur einen Stempel der in 1000 Jahren noch 
auf dem Scherben der Müllhalde entzifferbar sein wird. Baujahre dürften 
was zwischen 1980 und 1990 sein. Aufgrund alter Rechnungen von der 
Sanitärfirma war das "einjustieren der Spülzeiten" schon damals ein 
Problem welches getrennt auf den Rechnungen aufgeführt ist.

Beschreibung und Platinen in der Kufperlage tragen die Typenbezeichnung 
T440 zu welcher Google leider nichts mehr findet. Neue Spülungen von 
Geberit gibt es kaum unter 500 Euro was ich mir nicht leisten kann. 
Daher habe ich das "kaputtste" der Exemplare jetzt mal im guten Vorsatz 
weiter zerlegt es wieder zu flicken.

Eigentlich unkaputtbare Elektronik, einseitiges FR4 mit geklebtem 
Layout. 3 Stück 4011 CMOS, BC337,  BC550, 2N5308, Schraack Relais fürs 
Magnetventil, also nix Besonderes. Ich schätze mal daß mit den CMOS NAND 
irgendwelche Monoflops und Zeiten realisiert sind. Deshalb ist mein 
Verdacht gleich auf die Tantals gefallen. Die zeigen im ausgelöteten 
Zustand aber unauffällige Werte. Es könnten aber vielleicht auch 
zwischenzeitlich erhöhte Leckströme sein, welche die empfindlichen CMOS 
durcheinanderbringen.

Die Sender und Emfpänger bestehen aus einer blauen LED (vermutlich 
Infrarot) und einem Transistor im TO18 Gehäuse mit Glasdach. Zwischen 
Basis und Emitter ist ein sehr hochohmiger Widerstand >1GigaOhm. Falls 
jemand weis welche Typen das sind, wären Hinweise nett, natürlich auch 
wenn da schon mal jemand erfolgreich Fehler gesucht hat. Ansonsten muß 
ich jetzt wohl oder Übel mal das  Reverse-Engineering Menü in Kicad 
ausklappen.

von Michael O. (michael_o)


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Tausch die beiden Tantal und die drei Elkos und test dann weiter


Mfg
Michael

von F. P. (fail)


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von Heinz R. (heijz)


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Du sagst ja selbst es hat noch nie richtig funktioniert

Wäre es nicht einfacher hier was Neues, zeitgemäßes einzubauen?
Muss ja jetzt nicht das Fertiggerät für 500€ sein

Ich würde hier z.B. was mit ESP8266 und einer fertigen Lichtschranke 
einsetzen

von Gerald B. (gerald_b)


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Der FRAKO Elko im Netzteil, auf dem letzten Bild, ist auch ein ganz 
heißer Kandidat, den ich als Erstes ersetzen würde. Wenn der taub wird, 
kommt aus dem Netzteil keine vernünftige Gleichspannung mehr, sondern 
was stark pulsierendes, womit die digitale Elektronik dann verrückt 
spielt.

von Thomas B. (thombde)


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Fange beim Netzteil an.

Ist da kein Spannungsregler im Netzteil?
Oder nur mit Zenerdiode?
Naja die CMOS brauchen ja nicht viel

Eigentlich sind die Bauteile alles nur Cent Beträge.
Und dann noch THT.
Besser kann es doch nicht sein.

von Thomas B. (thombde)


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Diese Elkos haben wir in den alten Flachschleifmaschinen. (ABA-Z&B)
Die Elektronik ist ein CMOS-Grab.
Wenn da die Betriebsspannung unsauber ist, dreht die Steuerung komplett 
durch.

J. V. schrieb:
> Die Sender und Emfpänger bestehen aus einer blauen LED (vermutlich
> Infrarot) und einem Transistor im TO18 Gehäuse mit Glasdach. Zwischen
> Basis und Emitter ist ein sehr hochohmiger Widerstand >1GigaOhm. Falls
> jemand weis welche Typen das sind, wären Hinweise nett

Fototransistor.
Der Typ ist jetzt Spekulation.
https://www.reichelt.de/fototransistor-npn-400-1100nm-16-tht-to-18-bpy-62-iv-p5817.html?PROVID=2788&gad_source=1&gclid=EAIaIQobChMIrc7nlbuTigMVZ6KDBx3l4yG6EAQYAyABEgL3h_D_BwE

: Bearbeitet durch User
von J. V. (janvi)


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Hier ganz grob mal die untere Platine. Die Sensorplatine oben folgt. 
Ging jetzt ohne Kicad doch schneller was nicht heissen muß daß es sich 
nicht lohnt es noch mal in Kicad umzusortieren.

Was komisch ist, daß der 4011 über 100 Ohm versorgt wird und dahinter 
kein Stützkondensator zu sehen ist.

Rückkopplungswiderstände mit 2,7 Megaohm im Nand Gatter "D" lassen 
darauf schliessen, daß der Entwickler mit einem ziemlich heissen Reifen 
unterwegs war.

von Peter (wokinloksar)


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Kurze Recherche zeigt, dass es wohl im No-Name Bereich günstige Lösungen 
gibt.
https://www.amazon.de/dp/B0C7K8R5J8
https://www.amazon.de/dp/B0BBQ5JZYV
Ggf. kann die Elektronik daraus ins bestehende Gehäuse umgebaut werden, 
um ansonsten notwendige bauliche Massnahmen zu umgehen.

von Flip B. (frickelfreak)


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Ich tippe neben den Elkos auf die Optik. Durch die rissige scheibe sieht 
das teil mehr sein eigenes streulicht und nicht die Person dahinter.

von Heinz R. (heijz)


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das ist einfach 40 Jahre alte Technik

Damals hat jeder gestaunt - heute ein No-Go

Vor ca. 5 Jahren, Baustelle, aber bereits fertige WC-Anlage
Wir mussten Warnwesten mit Reflektoren tragen

War lustig zu sehen wie dann alle Wasserhähne beim Vorbeilaufen angingen

: Bearbeitet durch User
von Sherlock 🕵🏽‍♂️ (rubbel-die-katz)


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Heinz R. schrieb:
> Ich würde hier z.B. was mit ESP8266 und einer fertigen Lichtschranke
> einsetzen

Wieso WLAN?

von H. H. (hhinz)


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Gerald B. schrieb:
> Der FRAKO Elko im Netzteil, auf dem letzten Bild, ist auch ein ganz
> heißer Kandidat, den ich als Erstes ersetzen würde.

Hergestellt Juni 1980.

Wird strohtrocken sein.

von H. H. (hhinz)


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Sherlock 🕵🏽‍♂️ schrieb:
> Heinz R. schrieb:
>> Ich würde hier z.B. was mit ESP8266 und einer fertigen Lichtschranke
>> einsetzen
>
> Wieso WLAN?

Eben, da muss schon Bluetooth rein, frei nach Sheldon Cooper.

von Heinz R. (heijz)


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Sherlock 🕵🏽‍♂️ schrieb:
> Wieso WLAN?

weil es billig  und einfach zu programmieren ist

Und hat ja auch was wenn man mal per browser richtig durchspülen kann 
:-)

Im Ernst, ich steuere fast alles nur noch mit ESP8266 und ESPEasy - habe 
mich da eingearbeitet
Mir kommt es auf 0,2Watt weniger Stromverbrauch oder 20 Cent beim 
Prozessor gespart nicht an

von Thomas B. (thombde)


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J. V. schrieb:
> Was komisch ist, daß der 4011 über 100 Ohm versorgt wird und dahinter
> kein Stützkondensator zu sehen ist.

100 Ohm ist ja nicht viel.
Wobei so ein CMOS mal 2mA braucht um zu funktionieren.
Je nach dem wie die Ausgänge belastet werden.
Da gab es mal was.
Irgendwie Entkopplung wegen Störsicherheit.
Bin mir jetzt aber auch nicht sicher.

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von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Wenn ein Digitalvoltmeter vorhanden sein sollte, dann empfiehlt es sich 
über einen Kondensator entkoppelt die Brummspannung am Ausgang des 
Netzteiles zu messen.

Die Funktionsweise war eigentlich, dass die Sendediode mit einer 
Frequenz beaufschlagt wurde. Der Epfänger war auf diese abgestimmt und 
wenn eine Person davor stand, dann wurde die Reflektion empfangen. 
Solange das Signal empfangen wurde und die Unterbrechung eine bestimmte 
Zeit überschritt, wurde die Spülung ausgelöst.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Der dümmste Fehler, von dem die Handwerker berichteten, verursachte eine 
Energiesparlampe. Der Sensor reagierte auch, wenn auch deutlich 
unempfindlicher, auf Licht. Zufälligerweise hatte die Elektronik der 
Energiesparlampe die Frequenz der Klospülenschranke und löste diese aus.

von J. V. (janvi)


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Hier nun die Sensorplatine. Habe jetzt noch mal den roten Deckel mit den 
Rissen begutachtet. Die Putzfrau macht da immer ein Klebeband drüber 
damit sie das Pissoir putzen kann und der WC Reiniger nicht sofort 
wieder weggespült wird. Da sind mit der Zeit Kleberückstände 
draufgeblieben die für eine Reflexion und den Fehltrigger verantwortlich 
sein könnten.

Werde das morgen mal unter Spannung laufen lassen und sehen was geht. 
Diode und Phototransistor sind in einem Messingröhrchen das geschliffene 
Glaslinsen hat. Sollte also auch ohne Deckel funktionieren.

Die Versorgung der 4011 liegt übrigens an den 150uF, haben also ein 
ganzes Kilohm zur 12 Volt Betriebsspannung. Wenn wir auch im uC Forum 
sind. Beim Stromverbrauch von diesem Design dürfte keine AI mit WLAN und 
Pinkel-App mithalten können.

Das Teil arbeitet vermutlich auch moduliert. Oszillator dürfte irgendwo 
IC 1a+1b sein. Lt. Beschreibung im Deckel gibt es eine Totzeit von 3 
Sekunden damit es nicht angeht wenn jemand nur vorbeiläuft. 
Anschliessend spült es auf die abfallende Flanke eine eingestellte Zeit. 
Bei ausgeschaltetem Poti spült es nach 3 Sekunden solange bis man 
wegtritt.

: Bearbeitet durch User
von Klaus F. (klaus27f)


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J. V. schrieb:
> Oszillator dürfte irgendwo
> IC 1a+1b sein.

Für mich ist IC2C der Grundoszillator.
Rest von IC2 und IC1 , ganz schön verquickt.
Evtl. würde es sich lohnen, das nochmals besser umzuzeichnen, mehr von 
"links nach rechts", oder gleich mit CAD.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Wenn man nicht mehr weiter kommen sollte bei der Enträtselung der 
Schaltung sei noch der Hinweis gegeben:

Es ist möglich digitale Gatter im analogen Modus zu verwenden. Dies ist 
im täglichen Gebrauch relativ ungewöhnlich und in der Regel ein 
Kompromiss oder "zum Spaß gemacht" oder extreme Kostensenkung. Man 
sollte dabei berücksichtigen, dass  dies eigentlich Mist ist, weil das 
nur über einen sehr engen Bereich funktioniert.

von J. V. (janvi)


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Die analoge Verwendung der digitalen Gatter ist hier offensichtlich. 
Deshalb habe ich es gleich hier bei Analog eingestellt. Ebenfalls 
offensichtlich ist, daß der Entwickler daß Teil nicht an einem einzigen 
Tag erfunden sondern damit  ziemlich viel und lange rumgefrickelt hat. 
Im Kupfer der Leiterplatte liest man etwas von 10.2a was vielleicht 
sogar die Versionsnummer sein könnte. Ich kann mir vorstellen, daß dies 
um 1980 in riesen Stückzahlen produziert wurde.  Wahrscheinlich haben 
die meisten bis heute nicht überlebt weil die Sanitärmonteure damit im 
Durchschnitt überfordert sind.

Beiliegend ein erster Versuch den Sensorteil mit Hilfe von Kicad etwas 
verdaulicher darzustellen. Sicher noch nicht fehlerfrei, aber erste 
Prognosen zur Funktionsweise sollten sichtbar werden. Mehrere Stellen 
erscheinen mir bereits suspekt. Falls das Anderen auch so vorkommt, 
werde ich die gerne noch mal mit der Platine vergleichen.

: Bearbeitet durch User
von Klaus F. (klaus27f)


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U2C Pin8, Pin9 waren im analogen Plan verbunden.

Von der LS der Platinen zeigst du kein Foto.

von J. V. (janvi)


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Das wird nicht der einzige Fehler sein den ich gemacht habe.
Das Foto der LS müsste man spiegeln. Da ist es bequemer am Original zu 
gucken.
Aktueller Stand beiliegend. Sieht jetzt nicht mehr ganz so schlimm aus.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Zumindest kannst Du jetzt Netzteilplatine und Sensorplatine getrennt 
durchtesten, ob die Funktion noch gegeben ist. An den Eingang des 4011 
auf der Netzteiplatine legst Du mit einem Schalter und Widerständen nach 
Plus und Masse die Signalfolgen an und schaust ob das Spülverhalten und 
die Zeitkonstanten stimmen.

: Bearbeitet durch User
von J. V. (janvi)


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Vermutlich ist C19 im unteren Schaltungsteil bzw. auf der unteren 
Platine für die tatsächliche Spülzeit verantwortlich. 22uf/16 Volt ist 
ein Tantal. Mit R27 welche offensichtlich für die Entladung sorgt, 
könnten sich kleinste Leckströme auf 2,7 MOhm kritisch auswirken.

Das Ausgangssignal von U1C ist wahrscheinlich ein gleichgerichtetes 
Triggersignal. Das nehme ich an, weil C4 2,2uF ein relativ fetter Tantal 
am Eingang hängt. er kann über D2 zwar schnell aufgeladen, aber über 
820k nur langsam entladen werden.

Oszillatoren oder zumindest Schaltungen mit Rückkopplung gibt es mit 
U2C, U2D und U1A, U1B gleich zwei Stück.

Der Fototransistor muß ziemlich hochohmig sein. Es sind tatsächlich 
parallele Pullups mit 3,3 und 3,9 Megaohm weil 1,8 Megaohm wohl zu 
ungenau ist.

U2A ist das einzige Gatter welches nicht als Inverter arbeitet. Es ist 
wahrscheinlich die Verknüpfung wann der Photoeingang relevant ist.

D5, D6 sieht mir aus wie ein Einpuls-Spannungsverdoppler nach Villard. 
Ist natürlich ein Rätsel was der hier zu suchen hat.

U1A, U1B ist auch etwas suspek. Die Phasendrehung kommt von C1, aber es 
ist unklar warum auf zwei verschiedene Gatter zurückgekoppelt wird.

Also werde ich jetzt wohl mal das Oszi auspacken und Spannung anlegen. 
Zuvor noch an einem halbwegs arbeitenden Exemplar gucken was die rote 
LED anzeigt. Da achtet man natürlich nie drauf.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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J. V. schrieb:
> U1A, U1B ist auch etwas suspek. Die Phasendrehung kommt von C1, aber es
> ist unklar warum auf zwei verschiedene Gatter zurückgekoppelt wird.

Das hat dort der "Oszillator" auch:
https://www.elprocus.com/cd4011-nand-gate/

von Bernd N. (_bn_)


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>> Du sagst ja selbst es hat noch nie richtig funktioniert
Mir fällt da der 4011 Ersatztyp ein, 4093. Unterschied, Schmitt Trigger 
Eingänge. Aus genau diesem Grund verwendet man an einem 4011 Eingang 
kein RC Glied. Beim langsamen Spannungsanstieg am Eingang kommt es zu 
Fehlern. Tausch mal die 4011 gegen 4093.

von J. V. (janvi)


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Fehler gefunden: Die Transistorschaltung um Q1 BC550 macht mit C12 220nF 
auf der Basis eine Phasendrehung. Dies gibt einen Oszillator bei 300 Hz 
welcher den Strom für den Phototransistor liefert.

Der Fehler war insofern jetzt gut reproduzierbar, da anfängliche 
Fehltrigger praktisch im Sekundentakt zugeschlagen haben. Die 
Schaltschwelle ist optisch auf ziemlich genau 60 cm eingestellt. Es 
funktioniert mit reflektierenden und nicht reflektierenden Materialien 
(schwarzer Pulli) komischerweise genau gleich. Bei Reflexion war das 
Signal immer sauber vorhanden. Bei offener Umgebung waren ständige 
Fehltrigger.

Das Auffinden war zufällig: Sobald ich mit dem Oszi Tastkopf an U2C Pin 
10 rangegangen bin, hat es funktioniert. C9 und C10 habe ich im 
Schaltbild jetzt  mit den tatsächlich verbauten Werten verbessert. Beide 
Kerkos waren noch in Ordnung. R13 hatte aber nur noch knappe 959 kOhm. 
Auch für damals übliche 5% Toleranz grenzwertig aber noch ok. Die 
Schaltung ist mit heisser Nadel gestrickt. Hatte noch einen 1% 
Metallfilm in der Schublade welcher 1005 kOhm hatte. Diesen  eingelötet 
und prompt waren die Fehltrigger weg.

U2C und U2D arbeiten irgendwie im analogen Betrieb als Verstärker. Die 
genaue Funktion habe ich aber noch nicht rausgefunden. Es scheint, als 
ob sich die Frequenz von Q1 verdoppelt, bzw. dieser einen weiteren 
Impuls einschiebt wenn der Fototransistor beleuchtet wird. Vielleicht 
doch erst mal einbauen und eine Zeit lang probepinkeln ob wirklich alles 
ok ist.

Mindestens ein Fehler scheint aber weiter zu sein. Die 3 Sekunden 
Sperrzeit konnte ich bislang nirgends beobachten. Vielleicht mache ich 
mich auch mal an weitere Exemplare welche möglicherweise andere Fehler 
haben. Vielleicht gibt es ja auch irgendwelche Spezialisten die Spaß 
dran haben bei Spice zu fragen wie der BC550C mit 220nF in der Basis 
funktioniert. Das Problem wird sein, vom Fototransistor ein 
Simulationsmodell zu kriegen.

Auf einem weniger benutzten Exemplar konnte ich jetzt auf dem V2A 
Abdeckblech noch einen Siebdruck mit der Herstellerbezeichnung 
entziffern: HANSA Sanicontrol T440. Also gut möglich, daß der Entwickler 
hier bei mir irgendwo in Stuttgart wohnt (falls er überhaupt noch lebt).

: Bearbeitet durch User
von H. H. (hhinz)


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J. V. schrieb:
> Die Schaltung ist mit heisser Nadel gestrickt.

Tragisch ist, dass die Entwickler solchen Murkses darauf auch noch stolz 
sind.

von Klaus F. (klaus27f)


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Dem U3 würde ich schon einen Kondendator gönnen, an seiner Vdd.
Auch am Spannungsregler einen 100nF.
Suspekt ist Eingang am U3A, falls Schalter offen. Da muß unbedingt 
Pull-R auf den inaktiven Level hin, sonst fängt sich das beliebiges ein.

von J. V. (janvi)


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Leider habe ich beim Übertragen ins CAD die Signalleitung für U3A 
vergessen. Beiliegend korrigierte Schaltung. Der Pullup am Eingang ist 
R25 bei geschlossenem Schalter. So wird auch verständlich, daß das 
Eingangssignal in diesem Zustand einfach durchgeleitet wird 
(=Spülprogramm 1).

Ja, die 10nF am Spannungsregler sind recht knapp. Es sind aber auch noch 
die beiden 150uF Elkos welche wegen der Widerstände aber kaum auf den 
Regler wirken können. Trotzdem sehen die Versorgungen durchweg 
ordentlich aus. Eine Ausnahme ist C11 für den Fototransistor. Hier sieht 
man 300Hz  Einbrüche zum Aufladen von C13 deutlich, was aber vermutlich 
so gewollt ist.

Etwa bei der Hälfte meiner vorhandenen Exemplare funktioniert die 
Sperrzeit von 3 Sekunden nicht. Auch bei kurzem Belegen der 
Lichtschranke wird mit der abfallenden Flanke sofort gespült. Das ist 
bislang nicht weiter aufgefallen. Vermutlich sind die 3 Sekunden 
irgendwo im oberen Schaltungsteil versteckt. Dazu kommt eigentlich nur 
R4/C4 in Frage.

820k * 2,2uF = 9 Sek stimmt zumindest etwa in der Größenordnung. Wenn 
man die Schaltschwellen der CMOS berücksichtigt, könnte das etwa 3 
Sekunden geben. Das Triggersignal ist an dieser Stelle nullaktiv. 
Entladen tut sich C4 nur über R4 während das Aufladen über D2 ohne 
Zeitverzögerung erfolgt. R4 und C4 muß ich mir deshalb vermutlich mal 
noch genauer anschauen.

Momentan muß ich aber zunächst mal einen neuen Kugelhahn zum Abstellen 
vor dem Magnetventil einbauen.  Der alte Kugelhahn ist schwergängig, so 
daß der Antrieb abgedreht ist und ich den vollen Durchfluß nicht mehr 
hinkriege.

: Bearbeitet durch User
von Klaus F. (klaus27f)


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C4 kommt 2x vor.

von J. V. (janvi)


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R4 gabs auch zwei mal. Links oben unter R3 korrigiert. Der "falsche" C4 
wurde jetzt C20.

Wenn die Typen von Infrarotdiode und Phototransistor klar wären könnte 
ich ein Layout machen um mir ein Exemplar zum Austauschen nachzubauen. 
Die Glaslinsen müsste ich natürlich auch noch irgendwo herkriegen.

von Klaus F. (klaus27f)


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J. V. schrieb:
> ein Exemplar zum Austauschen nachzubauen

Aber unbedingt (gute) IC-Sockel verwenden, um verschiedene Hersteller 
Typen der ICs ausprobieren zu können.
Die Schaltung ist derart krass, daß vermutlich nicht jedes 4011 
(gleichartig) funktionieren dürfte.
Interessant wäre ggf. der Einsatz eines CD4011UB , unbuffered.
Allerdings dürften dann einige R und oder C anders dimensioniert werden 
müssen.

von Mobile (mobileteser)


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Auf der Netzteilplatine gibt es einen 0,01µF Kondensator, vermutlich von 
Rifa. Da schaut das Gehäuse rissig aus. Der gehört getauscht.

von J. V. (janvi)


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Das ist ein RC-Snubber über dem Schaltkontakt für die Induktivität des 
Wasserventils. Vermutlich Epoxy Verguss wo nach grad mal 40 Jahren 
bereits die  Weichmacher raus sind.

Ja, die Schaltung ist krass‌. Wenn ich ein 4011 auslöte, kommt ein 
gedrehter Sockel rein. Als Nächstes werde ich aber nach den 3 Sekunden 
Sperrzeit als momentan häufigster Fehler suchen.

von Wollvieh W. (wollvieh)


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Die alte Messe am Killesberg, da gab es einst die 
Hobby-Elektronik-Messe, hatte schon Radar an den Urinalen. Komplett 
verdeckt hinter den Kacheln und dahinter ein schmaler Wartungsgang 
entlang den >10 Becken, damit man an die Elektronik rankam.

Vermutlich kam der Skandal um die verstrahlten Radartechniker von diesen 
Geräten. :)

Jahrzehnte später sind mir ein paar solcher Sensoren, ein Wartungsgerät 
und eine Bedienungsanleitung dazu in die Hände gefallen. Museale 
Schätze, aber mir war gerade kein Museum für Toilettentechnik bekannt, 
das sich dafür interessiert hätte. Schaltungstechnisch waren sowohl die 
Sensoren als auch das Wartungsgerät ein Verhau. Das hatte eine 
Balkenanzeige mit LED für die Empfindlichkeitseinstellung. Anschluß über 
Audio-DIN-Stecker.

Hansa hatte da eindeutig die simplere Technik.

von Manfred P. (pruckelfred)


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Es gibt noch eine andere Technik mit Temperaturfühler im Wasser. Die 
habe ich vor Jahren beim Entwicklungsdienstleister gesehen, wo sie auch 
tatsächlich eingebaut war.

Ich weiß nicht, für welchen Hersteller die gemacht wurde und ob sie sich 
in Serie durchgesetzt hat.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Es soll auch welche mit Schall gegeben haben. Das funktionierte aber nur 
mit Urinalen, die einen Wasserstand haben, wie die Kloschüssel, wo es 
laut genug plätschert.

Kombiniert mit IR-Bewegungsmelder des Raumes gibt es auch noch. Da wird 
eine Spülung aller Pissoirs mit dem wieder dunkel werden des Lichts 
ausgelöst. Das soll Wasser sparen und sicherstellen, dass sich in den 
Nichtnutzungszeiten der Toilette ein intensiver Duft nicht ausbreitet.

: Bearbeitet durch User
von J. V. (janvi)


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Gestern einen neuen Kugelhahn zum Abstellen eingebaut. Die 
Durchflußmenge passt jetzt wieder, aber die Fehltrigger sind auch wieder 
da.

Muß wohl doch noch Vergleichsmessungen mit einem noch funktionierenden 
Exemplar machen um die Schaltung zu verstehen.

von Martin G. (Firma: kamaste.it GmbH) (myg63)


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Ich habe mir das angeschaut. Hinweis: ich bin ein erfahrener 
Analog-Elektroniker.
Es gibt diverse Risiken dieser Schaltung, die zu unerwünschten Effekten 
führen.
Erstens ist die Verwendung des 4011 als "Analog-Komparator" dokumentiert 
(siehe z.B. elektor, da gab es mal einen Beitrag), allerdings ist das 
nur dann funktionsfähig wenn die Betriebsspannung einen definierten Wert 
hat. Es ist NICHT zu empfehlen. Da diese Nutzung hier abhängig vom 
Systemzustand ist, dürfte das kritisch sein. Der Elko am 4011 ist da zu 
prüfen.

Weiterhin hast Du am Elko am Schalttransistor für die LED einen 
wichtigen Glättungs-Elko. Dieser muss perfekt funktionieren, sonst 
verhagelt es den Rest. Hier mit OSZI am Elko die Restwelligkeit prüfen. 
Sollte unter 20mV liefen.

Da diese Schaltung in feuchten Umgebungen betrieben wird, ist das 
ebenfalls ein schwer einzuschätzendes Problem. Durch Alterung der 
Bauteile und der Platine verschieben sich die Betriebspunkte der 4011er, 
was zu Fehlverhalten führen kann. Da können ALLE Bauteile ok sein, es 
funktioniert trotzdem nicht!

Hinweis: Der 4011er ist SEHR hochohmig. Kleinste Leckströme im Chip oder 
auf der Platine verändern ALLES!

Weiterhin könnte im Röhrchen Schmutz oder sonstige organische Substanzen 
vorhanden sein, was zu unerwünschten Reflexionen führt. Das verändert 
das Signal.

Ich würde mit dem OSZI den Oszillator prüfen und die Ansteuerung der 
LED. Der Eingangsverstärker der Photodiode muss ein sauberes Signal 
liefern, wenn eine Reflexion erkannt wurde. Sonst muss Stille herrschen!

Diese Schaltung "professionell" zu vertreiben und zu nutzen dürfte 
heutzutage nicht mehr angemessen sein. Der Schaltungsersteller hätte 
besser mit definierten Pegeln und Op-Amps gearbeitet.

Eine Lösung wäre: Nutze moderne wasserlose Pissoirs und Du hast viele 
Probleme nicht mehr. Die Technik dahinter ist genial!

von Armin X. (werweiswas)


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Martin G. schrieb:
> Nutze moderne wasserlose Pissoirs und Du hast viele
> Probleme nicht mehr.

Nicht mehr an den bisherigen Stellen...
Dafür kann man dann ein Abo beim Rohrreiniger abschließen der alle paar 
Jahre die Abwasserleitungen freifräst. Mir hat bei uns in der Firma mal 
einer zugetragen, dass seit bei uns in der Firma das Spülwasser so 
reduziert ist, haben die richtig was zu tun....
Sprich Hauptsache der eine Sachbearbeiter hat seine Wasserrechnung 
reduziert. Die Rohrreinigung organisiert und zahlt ein Anderer.

: Bearbeitet durch User
von Bernd N. (_bn_)


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Die Verwendung des 4011 ist definitiv ein Design Fehler. Genau das hatte 
ich weiter oben bereits so auch mitgeteilt, wurde aber vermutlich 
einfach überlesen. Wird der 4011 durch einen 4093 ersetzt dann ist das 
Problem beseitigt. Dieser verfügt über Schmitt Trigger Eingänge.
https://www.alldatasheet.com/datasheet-pdf/pdf/50862/FAIRCHILD/CD4093.html

von Bernd N. (_bn_)


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von Klaus F. (klaus27f)


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Bernd N. schrieb:
> Die Verwendung des 4011 ist definitiv ein Design Fehler. Genau das hatte
> ich weiter oben bereits so auch mitgeteilt, wurde aber vermutlich
> einfach überlesen.

Denke nicht, daß der TE das überlesen hat.
Falls er eine Platine mit Sockel hat, und das Bauteil, wäre das ja 
schnell auszuprobieren.
Allerdings meine ich, daß diese tricky ScWerhaltung mit 4x Schmitt 
Trigger nicht ohne weitere Maßnahmen funktionieren wird, wie 
Umdimensionierung von Rs und Cs.
Wie ich auch schon schrien hier 
Beitrag "Re: Defekte Klospülung T440 / XT94e"

By the way:
Wer sind eigentlich immer die Doldies, die Minuspunkte für sinnvolle 
Beiträge ausstreuen?

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Aus der Innenschaltung lassen sich auch die analogen Anwendungen 
ableiten.

https://www.allaboutcircuits.com/textbook/digital/chpt-3/cmos-gate-circuitry/

von Bernd N. (_bn_)


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Klaus F. schrieb:
> By the way:
> Wer sind eigentlich immer die Doldies, die Minuspunkte für sinnvolle
> Beiträge ausstreuen?

Das Frage ich mich auch, scheint da gibts einige mit ausgeprägten 
Dachschaden hier im Forum.

Nach dem Wechsel des ICs mag es zu minimalen Änderungen im Timing kommen 
da es dann definierte Schaltschwellen gibt, aber es kommt definitiv 
nicht mehr zu undefiniertem Verhalten. Genau das beschreibt der TO 
ziemlich deutlich.

von Martin G. (Firma: kamaste.it GmbH) (myg63)


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> By the way:
> Wer sind eigentlich immer die Doldies, die Minuspunkte für sinnvolle
> Beiträge ausstreuen?

Ich vermute die, die mit der Antwort nicht zufrieden sind. Man kann 
Hinweise geben wie man will, es passt trotzdem nicht. Bei dieser 
Murks-Schaltung ist keine einfache Lösung möglich. Man muss mit den Oszi 
dran!

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