Forum: Platinen Verwittere Platine löten


von N. B. (charlie_russell)


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Die Platine und Kabel sind vor Regen geschützt jedoch der Witterung über 
einige Jahre ausgetzt. Im laufe der Zeit bildet sich eine dunkle 
Oxidschicht die nicht mehr lötbar ist.

Flux im Lötzinn ist nicht ausreichend.
Normales NC-559 flux hilft nicht.
Beim Schleifen reißt das Kupfer pad ab da die Platine angefressen ist 
und Litze ist zudünn (abschneiden & verlängern nicht möglich da nur mit 
hohen Aufwand zugänglich).
Zumindest beim Kabel kann eine Adernhülse gepresst werden und diese 
verlötet werden.

Hat jemand gute Tips wie solche Kontaktstellen noch gelötet werden 
können?

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Glasfaserstift?

https://www.pollin.de/p/glasfaserstift-500033

(Die sie früher hatten fand ich etwas weicher und sanfter, die aktuell 
verkauften sind schon ziemlich steif-kratzig.)

von F. (radarange)


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Kurz: Du hast Pech.

Sinnvollerweise würde man die Oxidschicht behutsam abtragen, die Platine 
scheint aber so empfindlich zu sein, dass das nicht mehr funktioniert, 
ohne ein Pad abzureißen.
Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass auch andere Verfahren die Platine 
zerstören.

Zunächst wäre ich allerdings sehr dafür, dass du mit einem richtigen 
Flussmittel arbeitest. Das NC-559 ist schon gut, wenn es denn echtes 
ist. Falls du dich nicht speziell darum gekümmert hast, dass es echt 
ist, ist es das mit großer Wahrscheinlichkeit nicht. Die Fälschungen 
taugen überraschend wenig, sind aber extrem verbreitet. Soweit ich weiß, 
ist aktuell das NC-559 in der EU nicht mehr erhältlich.

Ansonsten: Man könnte natürlich mal anfangen, mit aggressiveren 
Flussmitteln zu arbeiten, allerdings müssen die Rückstände peinlich 
genau gereinigt werden, weil sonst gerade in Verbindung mit Feuchtigkeit 
der Rest des Kupfers wegkorrodiert.
Gegebenenfalls könnte man versuchen, die Oxidschicht elektrolytisch zu 
entfernen und dann auch gleich noch ein wenig neues Kupfer aufzubringen, 
das ist aber natürlich relativ aufwendig.

von Manfred P. (pruckelfred)


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Jörg W. schrieb:
> Glasfaserstift?

Ist nicht mein Freund. Ich habe noch einen Faber-Radierstift #7058 und 
bei Flächen ist feine Stahlwolle hilfreich.

Wenn es um Kabel geht, ich denke da an die vergammelten Cu-Litzen am 
MZ-Motorrad, ist nur der Austausch zuverlässig.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Rostumwandler (Ferrocon).

von Lu (oszi45)


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Glasfaserstift und geeignetes Flussmittel könnten helfen. Allerdings 
hinterher gut reinigen, besonders hochohmige Schaltungen!

von Harald K. (kirnbichler)


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Ben B. schrieb:
> Rostumwandler

Platinen bestehen ja auch aus so viel Eisen ...

von Esmu P. (Firma: privat) (max707)


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Harald K. schrieb:
> Ben B. schrieb:
>> Rostumwandler
>
> Platinen bestehen ja auch aus so viel Eisen ...

Flugrost!!!

von Harald K. (kirnbichler)


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Flugschwachsinn.

von Bradward B. (Firma: Starfleet) (ltjg_boimler)


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> Glasfaserstift und geeignetes Flussmittel könnten helfen.

Ein Bekannter hat mir mal mit "Löthonig" an einem alten Stück 
Homecomputertechnik weiterhelfen können.

* https://www.buerklin.com/de/p/-/flussmittel/loethonig-7-5-ml/11L460

* Beitrag "Löthonig Marke Eigenbau"
* Beitrag "Unterschiede bei Flussmitteln - Überblick?"
* Beitrag "Lötwasser, Lötöl, Lötfett - was ist am besten geeignet?"
* Beitrag "Was ist besser Löthonig oder Fluxer ?"

: Bearbeitet durch User
von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Was Eisen reduziert, sollte auch Kuper reduzieren.

von Sherlock 🕵🏽‍♂️ (rubbel-die-katz)


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Ben B. schrieb:
> Was Eisen reduziert, sollte auch Kuper reduzieren.

Logisch, was Schokolade reduziert, tut es auch mit Chips. Jedenfalls bei 
mir.

von Esmu P. (Firma: privat) (max707)


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Harald K. schrieb:
> Flugschwachsinn.

Du mußt ein sehr junger Bengel sein, da Du keinen Flugrost kennst.

von H. H. (hhinz)


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Ben B. schrieb:
> Was Eisen reduziert, sollte auch Kuper reduzieren.

Rostumwandler reduziert nichts.

von Esmu P. (Firma: privat) (max707)


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gibt es denn hier keine hoch auflösende bilder seiner paltine?

Beitrag #7856825 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Herbert Z. (herbertz)


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Wenn die Platine schon so fertig ist, würde ich sie je nach Aufwand auch 
nachbauen.
Um das einzuschätzen zu können ,wäre ein Foto schon sehr hilfreich.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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> gibt es denn hier keine hoch auflösende bilder seiner paltine?
Palpatine gibt's mindestens in 4K.

Gibt es denn auf Deiner Tastatur keine Großbuchstaben?

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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Bradward B. schrieb:
> Ein Bekannter hat mir mal mit "Löthonig" an einem alten Stück
> Homecomputertechnik weiterhelfen können.

Ist nichts anderes als mit Ethanol gepanschtes Kolophonium mit ein 
bisschen Glyzerin damit es flutscht.

Also ein ganz normales, altertümliches Flussmittel und nicht wie immer 
wieder behauptet ein ganz besonderes Wundermittel.

: Bearbeitet durch User
von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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N. B. schrieb:
> Die Platine und Kabel sind vor Regen geschützt jedoch der Witterung über
> einige Jahre ausgetzt. Im laufe der Zeit bildet sich eine dunkle
> Oxidschicht die nicht mehr lötbar ist.

Kein Conformal Coating?

> Beim Schleifen reißt das Kupfer pad ab da die Platine angefressen ist

Mit Schleifen meinst du so was wie mit Gefühl mit Glasfaserstift, 
Schleifpapier 220er Körnung, Stahlwolle oder einem Scheuerschwamm drüber 
gehen? Also nicht mit Winkelschleifer und Schruppscheibe?

Wenn die Platine schon bei den erstgenannten Behandlungen auseinander 
fällt, dann würde ich sie Richtung E-Schrott schieben.

> Hat jemand gute Tips wie solche Kontaktstellen noch gelötet werden
> können?

Ja, aber dann ist das Gerät auch kaputt. Soviel zu "gut": Flussmittel 
aus dem Klempnerbedarf (Lötwasser) oder das berühmt-berüchtigte Lötfett. 
Das enthaltene Zinkchlorid und Ammoniumchlorid ätzen anständig was weg. 
Einschließlich mittelfristig Leiterbahnen, Bauteileanschlüsse und 
Leitungen. Und beim Löten auch ein bisschen die Lunge. Ich würde es 
nicht machen.

: Bearbeitet durch User
von Frank O. (frank_o)


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H. H. schrieb:
> Rostumwandler reduziert nichts.

Würde ich nicht einmal für eine alte Schubkarre benutzten.
Ein Sauzeug, schlimmer geht nicht.

Aber für Platinen mit Steckkontakten eignet sich sehr gut ein 
Radiergummi für diese Kontakte. Die blaue Seite reinigt gut, ohne viel 
Material abzutragen.

: Bearbeitet durch User
von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Hannes J. schrieb:
> Also ein ganz normales, altertümliches Flussmittel und nicht wie immer
> wieder behauptet ein ganz besonderes Wundermittel.

Schon korrekt, aber die meisten Flussmittel, die man sonst heute 
bekommt, sind halt "no clean" und damit viel weniger aggressiv.

Außerdem holt man sich im Gegensatz zu früher, als wir das Kolophonium 
noch selbst mit Spiritus verpanscht haben, weningstens beim Löthonig 
nicht ganz so arg klebrige Finger. ;-)

von Herbert Z. (herbertz)


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Jörg W. schrieb:
> Außerdem holt man sich im Gegensatz zu früher, als wir das Kolophonium
> noch selbst mit Spiritus verpanscht haben, weningstens beim Löthonig
> nicht ganz so arg klebrige Finger. ;-)

Macht man heute auch noch so. Ich bin froh, dass ich das Zeug habe weil 
es beim Löten von SMD sehr nützlich ist. Die Oberfläche der Pads sind 
durch die Bleiverzinnung sehr buckelig und rutschig. Ich pinsele die 
Lötpads mit dem klebrigen Flussmittel ein und schon bleiben meine 1206er 
liegen wenn ich sie mit einem Zahnstocher gegen die Platine drücke. 
Danach ein Stückchen Zinn an einer Seite platziert und schon kann man 
mit nur einer Hand löten ohne Zinn halten zu müssen. Ja, jeder hat so 
sein Prozedere.

von N. B. (charlie_russell)


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Hannes J. schrieb:
> Mit Schleifen meinst du so was wie mit Gefühl mit Glasfaserstift,
> Schleifpapier 220er Körnung, Stahlwolle oder einem Scheuerschwamm drüber
> gehen?
Ja. FlexPCB.

Manfred P. schrieb:
> Wenn es um Kabel geht, ich denke da an die vergammelten Cu-Litzen am
> MZ-Motorrad, ist nur der Austausch zuverlässig.

Eigentlich Fehlstelle rausschneiden und neues Stück einsetzten. Jedoch 
ist das so dämlich konstruiert, dass ca. 1cm Kabel überhaupt zugänglich 
ist zwischen der durchgescheuerten Stelle und einer Wand/Box die nur 
aufwendig entfernt werden kann.
Alte Leitung als Zugseil für die neue Ader verwenden geht auch nicht da 
das in der unzugänglichen Stell verklebt ist zu einem Kabelbündel.

F. schrieb:
> Ansonsten: Man könnte natürlich mal anfangen, mit aggressiveren
> Flussmitteln zu arbeiten, allerdings müssen die Rückstände peinlich
> genau gereinigt werden, weil sonst gerade in Verbindung mit Feuchtigkeit
> der Rest des Kupfers wegkorrodiert.

Hatte ich schon überlegt. Würde Lötspitzen Reaktivator gehen?
Was wäre ansonten ein gutes?

Geht das auch bei Kabeln oder zieht das in die Litze rein und ätzt das 
mit der Zeit durch?

von Wolf17 (wolf17)


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N. B. schrieb:
> Geht das auch bei Kabeln oder zieht das in die Litze rein und ätzt das
> mit der Zeit durch?

Die Gefahr besteht. Man kann ein aggressives Flussmittel auch nur zum 
verzinnen der Pads benutzen, dann reinigen und das Kabel anlöten. Oder 
ist das Kabelende noch nicht verzinnt, sondern auch nur noch Kupferoxyd? 
Dann könnte das aufcrimpen einer Crimphülse helfen, sofern der Strom 
klein ist.

von Sherlock 🕵🏽‍♂️ (rubbel-die-katz)


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Aufgrund von hiesigen Empfehlungen hatte ich mir mal einen 
Glasfaserpinsel zum Reinigen von Lötstellen und Beinchen besorgt. Der 
nagt aber dermaßen stark an den Flächen, dass ich ihn nirgends mehr 
benutzen mag.

Blauer Radiergummi war bisher auch meine Wahl. Nach dem Glasfaser 
Radierer habe ich es ein paar mal mit einem ähnlichen Stift aus Messing 
versucht, der hat mir gefallen.

von F. (radarange)


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N. B. schrieb:
> Hannes J. schrieb:
>> Mit Schleifen meinst du so was wie mit Gefühl mit Glasfaserstift,
>> Schleifpapier 220er Körnung, Stahlwolle oder einem Scheuerschwamm drüber
>> gehen?
> Ja. FlexPCB.

Uff.
Ich bin ja keiner, der immer nach Bildern schreit, aber jetzt wird's 
wirklich kompliziert. Flex-PCBs sind ja üblicherweise nur sehr dünn mit 
Kupfer beschichtet und wenn du dann noch eins mit Reinzinn oder noch 
schlechter OSP als Pad-Beschichtung hast, dann wird's so richtig 
schlimm. Das lässt sich nach einiger Zeit kaum noch löten.

Hier also tatsächlich die Bitte nach einem Bild, damit man das mal 
einschätzen kann.

Generell wird's jetzt wirklich schwierig. Vielleicht auch mal versuchen, 
mit sehr feiner Körnung (1000+) behutsam die oberflächliche Oxidschicht 
abzutragen. Flex-PCBs sind ja üblicherweise auch mit Lötstop lackiert, 
wenn man den abkratzt, kann man an die Leiterbahnen ran und dort was 
anlöten. Das wäre so die letzte Möglichkeit.

> F. schrieb:
>> Ansonsten: Man könnte natürlich mal anfangen, mit aggressiveren
>> Flussmitteln zu arbeiten, allerdings müssen die Rückstände peinlich
>> genau gereinigt werden, weil sonst gerade in Verbindung mit Feuchtigkeit
>> der Rest des Kupfers wegkorrodiert.
>
> Hatte ich schon überlegt. Würde Lötspitzen Reaktivator gehen?

Lötspitzen-Reaktivator ist ja kein Flussmittel.
Da du die Platine wohl eingebaut(?) lassen willst, ist es relativ 
sinnlos, hier mit aggressiven Flussmitteln zu arbeiten, die danach 
peinlich genau entfernt werden müssen. Daher könnte ich lediglich 
vorschlagen, ein halogenhaltig aktiviertes Flussmittel zu nehmen (1.1.2, 
F-SW 26), die sind etwas besser als die halogenfrei aktivierten, aber 
eben auch korrosiver. Eine Reinigung wäre also trotzdem empfohlen.

von Lu (oszi45)


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N. B. schrieb:
> Hat jemand gute Tips wie solche Kontaktstellen noch gelötet werden
> können?

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