Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Warum sind die Gehält im Osten so niedrig?


von Anonymer Andi (Gast)


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Ich muss Folgendes Anonym posten:

Letzte Woche hat mich eine Vermittlungsfirma aus Berlin angerufen, deren 
Chefheadhunter mich bereits einmal nach Dresden zu AMD schicken wollte 
und daher noch Kontakt hatte.

Die Firma sucht für einen Hersteller von Herzschrittmacherimplantaten im 
Raum Berlin einen Elektroingenieur mit Medizintechnikkenntnissen. Ich 
bin und habe das, da ich seit fast 10 Jahren immer wieder in der Med 
beschäftigt bin und auch Kenntnisse auf dem Gebiet der 
Sicherheitsprüfung von MED-Geräten habe. Der Zuständige beurteilte mein 
Wissen als hervorragend und lud mich zu einem Bewerbungsgespräch ein. 
Vorher sollten nur noch ein paar Randbedingungen geklärt werden.

Hauptrandbedingung war das Gehalt: Man wollte mir 60k-65k bieten und 
dies für eine 40h-Woche + einige Überstunden. Hier im Raum Karlsruhe 
sind es durchweg 65k-70k für 35h!

Frage1: Sind die Gehälter im Osten wirklich so viel niedriger?

Frage2: Warum????

Die Firmen im Osten verkaufen auch international, haben nicht mehr 
Produktionskosten, als solche im Westen oder Süden und sie müssen auf 
dasselbe Gehalt sogar weniger RV-Beiträge draufzahlen. Warum also können 
die nicht dasselbe zahlen, wie der Westkonkurrent?? - wirtschaften sie 
schlechter?

Der headhunter erklärte mir etwas von der wirtschaftlichen Lage und dem 
Gehaltsgefüge in der Firma und dass die Lebenshaltungskosten im Osten ja 
niedirger seien. Hä???

Wieviel macht das bischen weniger Miete denn aus? Und was ist das für 
ein Argument? Richtig ist, dass Ingenieure an Plätzen mit geringeren 
Lebenshaltungskosten etwas weniger fordern werden und als Folge die 
Firmen weniger zahlen müssen. Aber das Gesamtwirtschaftsargument passt 
da nicht rein, deutete es doch ein Marktproblem der Firma an und kann 
auch an und für sich nicht stimmen, weil wir keine MED-Krise haben.

Ich behaupte, dass die Ostfirmen generell zu wenig zahlen, weil sie sich 
daran gewöhnt haben, daher unwirtschaftlich arbeitende Ingenieure haben 
(die Guten sind längst weg) und sich andere Gute, die noch da sind, 
vergraulen. Wer kann, nimmt doch ein besseres Angebot an und ich wette, 
dass deshalb auch eine Stelle frei ist. Dadurch haben sie grosse 
Fluktuation und sind erst so richtig ineffizient. Solche Firmen machen 
nur den Ausbildungsbetieb für die Anderen, die dann eingearbeitete 
Ingenieure absahnen.

Der headhunter hat mir dann noch eine halbe Stunde lang vorgeheult, dass 
es zu wenige Ingenieure gebe und er keinen finde, obwohl er schon so 
lange suche. Mein Beileid für den head hunter. Ich glaube ehrlich gesagt 
nicht, dass er im Westen einen findet. Wobei ich mich frage, warum der 
überhaupt im Westen sucht. Fordern die Ossis zu viel, oder sind sie 
schon alle weg(?)

Ich glaube nicht, dass er überhaupt einen findet und wenn, dann lädt der 
sich dort mit MED-Wissen auf und kommt dann in den Süden, wie die 
anderen, und holt sich dort 10.000 im Jahr an Begrüßungsgeld ab.

Man muss dazu noch wissen, dass die Arbeit im Bereis life science nicht 
so ganz ohne ist, viel Präzision in Denken und Handeln erfordert und 
rechtlich problematisch werden kann, wenn man Fehler macht und einer 
über den Jordan geht. Das machen nur die, die sicher genug sind und auch 
eniges an Geld dafür bekommen. In anderen Branchen hat man für dieselbe 
Kohle weniger Risiko. Ich kenne viele, die sogar aus der MED 
ausgestiegen sind.

Wie geht es weiter mit den Ossifirmen?

von Michael S. (technicans)


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Anonymer Andi schrieb:
> Wie geht es weiter mit den Ossifirmen?

Solange unser Soli da rüber geschaufelt wird, brauchen die sich
nur wenig Sorgen machen.

Anonymer Andi schrieb:
> Frage1: Sind die Gehälter im Osten wirklich so viel niedriger?
Das kann ich verlässlich auch nicht beantworten.
> Frage2: Warum????
Es steht zu vermuten, das die Firmen am Markt nicht so vorteilhaft
und profitabel bestehen können weil die seid der Wende noch nicht
so lange tätig sind wie die etablierten Westfirmen. Außerdem sind
viele Firmen im Osten dank der Treuhand schön in den Händen kapital
starker Westinverstoren gelandet und die erwarten natürlich eine
höhere Wertschöpfung als im Westen, damit sich die Investitionen
schneller und höher rechnen. Dann macht sich das da eben bemerkbar.
Da wird dann vermutlich das unternehmerische Risiko auf die
Arbeitnehmer abgewälzt. Ob man das dann Gehaltsgefüge nennt ist
nur ein Blendwerk der Doktrin die die Wirtschaft vertritt.
Bildlich gesprochen hat der Arbeitnehmer sich nicht am Markt
aktiv zu beteiligen sondern sich der Gunst der Unternehmen zu
unterwerfen. Solange es genug Kräfte am Markt gab, konnte man dieses 
Spielchen munter so treiben, aber wehe im Boom wirds dann
doch mal knapp?  Allerdings glaube ich das die bornierten
Unternehmenskapitäne die Zeichen der Märkte gar nicht deuten
können und dann nur rum jammern, anstatt mit besseren Angeboten
gegen zu steuern. Würde mich nicht wundern wenn der eine oder andere
Betrieb dann vor die Wand gefahren wird.

von BitSchubser (Gast)


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Michael S. schrieb:
> Solange unser Soli da rüber geschaufelt wird, brauchen die sich
> nur wenig Sorgen machen.

Immer derselbe Schwachsinn. Die Leute im deutschen Osten zahlen auch 
Soli. Darüber hinaus wird diese Zusatzgebühr für alles mögliche 
ausgegeben.

von MaWin (Gast)


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>  und dass die Lebenshaltungskosten im Osten ja niedirger seien.

Deutlich. Essen, Auto, Klamotten sind gleich teuer, aber:

> Wieviel macht das bischen weniger Miete denn aus

Normalerweise beträgt die Miete 25%-33% vom Einkommen.
Und weil die Miete dort weniger als die Hälfte beträgt, lebt man auch 
mit 10% bis 20% weniger Einkommen dort besser als in westlichen 
Ballungsräumen.

Vor allem wenn es um Eigentum geht, ein Haus mit Garten ist im 
ländlichen Raum im Osten quasi geschenkt.

Also statt 300000 EUR im Westen so 30000 EUR im Osten.

Da kann man schon mit deutlich weniger Einkommen gut auskommen und hat 
2000 m2 und nicht 200 m2 Grundstück.

Und wenn du mal Handwerker brauchst - kosten auch die Hälfte.

von Henry (Gast)


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@ MaWin: 30000 € für 2000m² Haus schon drauf und Garten, zeige mir mal 
wo!
Wenn dann isses sanierungsbedürftig und nicht bezugsfertig!
Halbe Preise beim Handwerker, soso, dann schaff Dein Auto mal in ne 
Vertragswerkstatt....


Grüße aus Dresden.

von fds (Gast)


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Kenne mitlerweile beides und die Kosten sind schon niedriger.

Haus/Wohnung würd ich etwa Faktor 2 ansetzen.

Essen gehen ist auch je nach Lokalität deutlich günstiger, trinken 
massiv günstiger.

Supermarkt und Tanken nimmt sich nichts, KFZs auch nicht. Versicherung 
für KFZ jedoch durchaus auch 20-30% günstiger.


Wer familiär leben will mit Haus, Garten und Kneipenfeiern kann durchaus 
mit 20-30% weniger Gehalt genausogut leben wie im tiefen Westen.
(spreche jeweils von ländlicher Region nicht Berlin, Dresden, Köln, 
München)

Wer in der Stadt in der Mietwohnung wohnen will und nen dicken Schlitten 
fahren wird vielleicht nur 0-5% unter den Lebenskosten im Westen liegen.

von Paul (Gast)


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>Hauptrandbedingung war das Gehalt: Man wollte mir 60k-65k bieten und
>dies für eine 40h-Woche + einige Überstunden. Hier im Raum Karlsruhe
>sind es durchweg 65k-70k für 35h!

>Frage1: Sind die Gehälter im Osten wirklich so viel niedriger?

Sei mir nicht böse, aber Du hast vom Osten keine Ahnung. Das Dir 
gebotene Gehalt ist doch fürstlich für Ossiverhältnisse. Normalerweise 
bewegen sich Ingenieursgehälter im Rahmen von 38-45 k€ im Osten. BE 
egal.

>Solange unser Soli da rüber geschaufelt wird, brauchen die sich
>nur wenig Sorgen machen.

Bei Dir hat die Propaganda zumindest gewirkt. Erstens zahlt auch der 
Osii Sili und zweitens wird das Geld für das Stopfen gesamtdeutscher 
Löcher im Haushalt benutzt.

>Normalerweise beträgt die Miete 25%-33% vom Einkommen.

Na rechnen wir mal (für Leipzig): Miete für 45qm, saniert: 270€, 
Nebenkosten 190€ = 460 €. Einkommen eines Facharbeiters/Verkäuferin, 
alleinstehend im Schnitt: 800 € netto. Machen 57%. Viele (Friseur 3€/h) 
bekommen noch weniger Gehalt und werden vom Arbeitsamt aufgestockt, um 
den H4-Satz zu erreichen, obwohl sie Vollzeit arbeiten gehen. Ach ja: 
Sämtliche Gehälter gelten für eine 40-h-Woche.

>Und weil die Miete dort weniger als die Hälfte beträgt, lebt man auch
>mit 10% bis 20% weniger Einkommen dort besser als in westlichen
>Ballungsräumen.

Propaganda, Teil 2. Die Wahrheit: Die Mieten sind tatsächlich niedriger. 
Dafür sind die Nebenkosten exorbitant hoch (In Leipzig sogar höher als 
in München). In den Statistiken werden aber nur die Mieten genannt. 
Bezahlen muß der Bürger aber beides. So macht man Politik, um nach 22 
Jahren immer noch niedrige Ostgehälter zu rechtfertigen.

von helferlein (Gast)


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fds schrieb:
> Essen gehen ist auch je nach Lokalität deutlich günstiger, trinken
> massiv günstiger.

Da habe ich aber andere Erfahrungswerte! Großstadt: Teilweise deutlich 
teurer als im Westen.

Und ich muß feststellen: Wenn ihr hier vom "ländlichen Raum" sprecht, 
nehme ich an, daß ihr wesentlich mehr als 50km um Ballungsgebiete meint, 
oder? Immobilien und Grundstücke bekommt man nicht so einfach geschenkt 
- auch wenn's der Osten ist! Oder es handelt sich tatsächlich um Schrott 
- oder eben 50+ km von den Zentren weg.

Zu den Mieten: Die haben durch die Übernahme der Sozialkasse auch bis 
zum Maximalsatz angezogen, so daß sich das Gefüge nach oben bewegt.

Meine Erklärung zu den niedrigeren Einkommen: Arbeit ist immer noch 
Mangelware, dessen sich die Arbeitgeber bewußt sind und dementsprechend 
die Preise gestalten. Desweiteren versuchen sie, über den Preis ihrer 
Leistungen den Markt zu bearbeiten, sprich: zu teilw. Dumpingpreisen 
ihre Leistung anzubieten. Die Arbeitnehmer müssen es eben hinnehmen oder 
sich nach etwas anderem umsehen.

von MaWin (Gast)


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> Na rechnen wir mal (für Leipzig): Miete für 45qm, saniert: 270€,
> Nebenkosten 190€ = 460 €.

Da du gerade Leipzig nennst, hätte ich da auch Zahlen:
Miete Plattenbau saniert, 78m2, kalt 258 EUR, alles ausser
Strom: 416 EUR.

Bei 50 EUR Strom also etwa so teuer wie dein Beispiel,
bloss doppelt so viel Platz.

von voodoofrei (Gast)


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Paul schrieb:
> Bei Dir hat die Propaganda zumindest gewirkt. Erstens zahlt auch der
> Osii Sili und zweitens wird das Geld für das Stopfen gesamtdeutscher
> Löcher im Haushalt benutzt.

Hast du mal eben eine Quelle für das "Stopfen gesamtdeutscher Löcher"?

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Jedes Unternehmen bekommt auf Dauer auch nur die Leistung, die es bereit 
ist zu bezahlen.
Fachkräftemangel ist also kein quantitativer Mangel, sondern nur die 
Auswirkung auf die obige Aussage.

Die Frage
„Warum sind die Gehälter im Osten so niedrig?“ hätte auch lauten können 
„Warum zahlen Leiharbeitsfirmen einen Hungerlohn?“ oder, oder, oder, ...

Antwort:
Solange es genug Menschen gibt, die aus welchen Gründen auch immer, für 
dieses Geld arbeiten, wird es dieses Lohngefüge geben.
Man kann es auch auf den Punkt bringen. Das ist Kapitalismus. Die 
Mehrheit der Bevölkerung der neunen Bundesländer hat ihn bewusst gewählt 
und damit auch indirekt das derzeitige Lohngefüge.

Anonymer Andi schrieb:
> Wie geht es weiter mit den Ossifirmen?

Sie gehen langfristig ein.

von Paul (Gast)


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>Da du gerade Leipzig nennst, hätte ich da auch Zahlen:
>Miete Plattenbau saniert, 78m2, kalt 258 EUR, alles ausser
>Strom: 416 EUR.

Wo bitte soll das sein?

Beispiel Leipzig Lößnig: Plattenbau 68qm, saniert: 320 € Miete, 181 € 
Nebenkosten -> 501 € Gesamtkosten

Beispiel Leipzig Grünau: Plattenbau 78 qm, saniert 378 € Miete, 183 € 
Nebenkosten -> 561 € Gesamtkosten

Und dann nicht vergessen: Ein normaler Arbeiter geht mit ca. 800 € netto 
nach Hause!

>> Wie geht es weiter mit den Ossifirmen?

>Sie gehen langfristig ein.

Warum das denn? Sie verkaufen ihre Produkte auf dem globalen Markt zu 
"Westpreisen". Sie bezahlen aber nur Ostlöhne, weil es genug Arbeitslose 
gibt. Die haben eine bessere Marge als manches Westunternehmem.


>Hast du mal eben eine Quelle für das "Stopfen gesamtdeutscher Löcher"?

http://www.stern.de/politik/deutschland/umfrage-der-soli-soll-weg-594069.html

http://www.arbeitsgemeinschaft-finanzen.de/steuern/sonstiges/solidaritaetszuschlag-tipps-fuer-steuerzahler.php

von voodoofrei (Gast)


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Paul schrieb:
>>Hast du mal eben eine Quelle für das "Stopfen gesamtdeutscher Löcher"?
>
> http://www.stern.de/politik/deutschland/umfrage-de...
>
> http://www.arbeitsgemeinschaft-finanzen.de/steuern...
>
>
>     Beitrag melden | Bearbeiten | Löschen |

mir ging es eher um konkrete Zahlen - nicht um die Tatsache, dass er für 
was anderes verwendet werden kann.

=> Welcher Anteil kommt nur den "Neuen Ländern" zugute? Gibts hier 
konkrete Zahlen?

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Paul schrieb:
>
> Propaganda, Teil 2. Die Wahrheit: Die Mieten sind tatsächlich niedriger.
> Dafür sind die Nebenkosten exorbitant hoch (In Leipzig sogar höher als
> in München). In den Statistiken werden aber nur die Mieten genannt.
> Bezahlen muß der Bürger aber beides. So macht man Politik, um nach 22
> Jahren immer noch niedrige Ostgehälter zu rechtfertigen.

Warum sind die Nebenkosten dort denn so extrem?
Liegt das daran, dass die Bevölkerung dort massiv schrumpft und die 
Kosten entsprechend umgelegt werden müssen?

Oder daran, dass dort die Infrastruktur praktisch neu aufgebaut werden 
musste und nun bezahlt werden muss?

Leider habe ich dazu wenig gefunden.

Chris D.

von A. F. (chefdesigner)


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>Die haben eine bessere Marge als manches Westunternehmem.
Das kann ich in Einzelfällen bestätigen. Einige ostdeutsche high-tech 
Firmen liegen im Preis 5-10% unter dem Marktdurchschnitt, machen aber 
dennoch 5%-10% mehr Gewinn, weil sie weniger Lohn zahlen müssen, vor 
allem in der Produktion.

>die gehen ein
Das glaube ich nicht. Im Gegenteil: Einige Firmen gehen komplett in den 
Osten oder verlagern Teile dort hin, um die billigen Arbeitskräfte zu 
nutzen. Das Ganze ist eine Ausgleichsbewegung. Arbeiter in den Westen, 
Firmen in den Osten. Die Frage ist, wie lange es noch dauert.

Momentan zieht die Wirtschaft im Westen stärker an, als Firmen weggehen 
und Ostingenieure kommen. Ostarbeiter hat man dagegen schon genug.

Das kann sich aber auch ändern!

> Solche Firmen machen nur den Ausbildungsbetieb für die Anderen
Das sind die Firmen, die langfristig eingehen.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Paul schrieb:
>>Sie gehen langfristig ein.
>
> Warum das denn?

Ich habe bewusst von „langfristig“ gesprochen. Langfristig laufen diesen 
Firmen die Innovationsträger, die Kreativen, die Hochmotivierten, usw. 
davon. Übrig bleiben niedrig qualifizierte Befehlsempfänger. Damit ist 
das Unternehmen zum Untergang verurteilt, weil es gegenüber anderen 
Unternehmen dieser Kategorie kein Alleinstellungsmerkmal mehr hat.
Stellt euch doch mal selbst die Frage, warum in der Vergangenheit bisher 
JEDE Hochkultur wieder untergegangen bzw. heute bedeutungslos ist.
Maja, römisches Reich, osmanisches Reich, große Seefahrernationen um nur 
einige Beispiel zu nennen.

von Ich (Gast)


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Der Osten ist groß!

Mal 'ne dumme Frage:
Wie sieht das Lohnnieveau in Dresden/Leipzig gegen über denen in 
Meck-Pomm/Brandenburg oder auch zu denen in Otfriesland (Emden, Aurich 
etc.) aus?

von MaWin (Gast)


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> Wo bitte soll das sein?

Grünau.

Aber irgendwie war mir klar, daß du renitent bist.
Es gibt aber genug Beispiele, die deiner Theorie widersprechen,
in gross und klein:

http://www.dhd24.com/azl/index.php?anz_id=46705836
http://www.dhd24.com/azl/index.php?anz_id=46710195
http://www.dhd24.com/azl/index.php?anz_id=46705419
http://www.dhd24.com/azl/index.php?anz_id=46697239

Man wird aber auch 2500 EUR Wohnungen in Leipzig finden,
die deine These stützen.

> Warum sind die Nebenkosten dort denn so extrem?

Häufig: Bestechung uninformierter Politiker so daß private Konzerne 
Verträge machen konnten, z.b. bei Wasser, die für die gesamte 
Bevölkerung ungünstig waren, "PublicPrivatePartnership" par excellence, 
Private die Gewinne, Public die Kosten, die wirklichen Partner treffen 
nie aufeinander.

Aber natürlich gab es nicht in allen Landstrichen solche korrupten 
Politiker.

> Wenn dann isses sanierungsbedürftig und nicht bezugsfertig!

Es sind Häuser, in denen vorher auch Leute gelebt haben. Natürlich 
kannst du sanieren wenn du meinst das Geld dafür ausgeben zu wollen, 
aber man muß nicht, man muß sich nicht elitärer fühlen als die 
Vorbesitzer.

von von Mawin genervter (Gast)


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MaWin schrieb:
> Da du gerade Leipzig nennst, hätte ich da auch Zahlen:
> Miete Plattenbau saniert, 78m2, kalt 258 EUR, alles ausser
> Strom: 416 EUR.

Hier noch ein Beispiel:
Dresden-Gorbitz, Plattenbau, 64m² saniert, 6.OG (ohne Fahrstuhl), KM 
330€, NK 160€, macht warm 490€

Klingt nicht viel, doch nicht wenige Leute hier gehen mit weniger als 
800€ netto nach Hause. Das bedeutet i.d.R. H4-Aufstockung beantragen. 
Dafür ist die Miete aber schon zu hoch. Das bedeutet Umzug in billigere 
Wohnung oder Differenz selber zahlen.

Dank solcher "Leuchttürme" wie AMD/GF, Infineon, VW, etc., die mehr 
Subventionen bekommen haben als was die jemals an Steuern zahlen, werden 
massiv Leute in die Stadt gelockt, die die ohnehin miese Situation auf 
dem Wohnungsmarkt noch verschärfen und die Mieten nach oben drücken.

@ Mawin: Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten.

von Nord/Ost (Gast)


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Bau, Mindestlöhne, wenn überhaupt und extra Leistungen der Arbeitnehmer 
werden mit dem gesetzlichen Minimum (wenn überhaupt) entlohnt. Die 
Ostfirmen unterbieten im Westen die Westfirmen und schicken ihre Leute 
dann dort hin, da kann schon eine Firma aus Sachsen in Hamburg einen 
Auftrag übernehmen. Das ist wohl die von der Politik geforderte 
Mobilität der Arbeitnehmer ;-).

In der Tourismus-Branche werden die Touris oft von H4-Aufstockern 
bedient, die im Winter dann zu Hause sitzen. Je nach Betrieb verdienen 
die Angestellten durch das Trinkgeld aber nicht so schlecht (>1000€).

von von MaWin genervter (Gast)


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MaWin schrieb:
> http://www.dhd24.com/azl/index.php?anz_id=46705836
> http://www.dhd24.com/azl/index.php?anz_id=46710195
> http://www.dhd24.com/azl/index.php?anz_id=46705419
> http://www.dhd24.com/azl/index.php?anz_id=46697239

Dir ist das Wort "teilsaniert" ein Begriff? Die Wohnungen sind quasi 
DDR-Standard mit ein bissel Farbe. Die angegebenen Nebenkosten dürften 
nicht ansatzweise die Kosten decken. Insbesondere die Heizkosten sind 
extrem, da die Häuser nicht ausreichend saniert sind. Außerdem werden 
solche Wohnungen auf Grund der geringen Miete oftmals durch das Amt an 
Problembürger (Alkoholiker, Ex-Knackis, Heranwachsende, etc.) vermietet. 
Das sind soziale Brennpunkte. Da gibt es jeden Tag massiv Streß, dort 
möchte kein normaler Mensch freiwillig wohnen.

von Paul (Gast)


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>Warum sind die Nebenkosten dort denn so extrem?

Es liegt hauptsächlich daran, daß nach der Wende der Aufbau der 
Infrastruktur massiv gefördert wurde. So haben (meist Westunternehmer) 
die Mülldeponie, das Klärwerk usw. erheblich größer gebaut, als es 
jemals notwendig war, um die prozentuale Föderung in die Höhe zu 
treiben. Die Zeche bezahlz jetzt die Bevölkerung. Hinzu kommt, daß alle 
Strommonopole im Westen liegen. Sie gehen davon aus, daß man den Osten 
nur beleifern kann mit einer höheren Durchleitungsgebühr.

>Aber irgendwie war mir klar, daß du renitent bist.
>Es gibt aber genug Beispiele, die deiner Theorie widersprechen,
>in gross und klein:

Die Renitenz ergibt sich daraus, daß meine genannten Beispiele reale 
Mieten aus Mietverhältnissen meiner Eltern und Bekannter sind. Sie 
wohnen dort seit 1973 (damals 80 Ostmark, jetzt 502€) bzw. 1982.

Deine Wohnungsangebote sind die Wohnungen, die nicht mehr bezogen 
werden, weil das eigenständige Einkommen fehlt und die ARGE nur 
Zuschüsse für 45 qm für 1 Person bzw. 55 qm für 2 Personen zahlt. Übrig 
bleiben große Wohnungen, die auf eine Grundmiete von 3,85€/qm gedrückt 
werden müssen, da nur die durch die ARGE gedeckt ist. Der wahre 
Grundpreis liegt bei 4,02€!

>Ich habe bewusst von „langfristig“ gesprochen. Langfristig laufen diesen
>Firmen die Innovationsträger, die Kreativen, die Hochmotivierten, usw.
>davon. Übrig bleiben niedrig qualifizierte Befehlsempfänger.

Auch das ist Folge der Propaganda. Nicht jeder Kreative, 
Innovationsträger will seine Heimat verlassen und dem Geld und der 
Aufgabe folgen, wie ein Beamter es müßte. Genau die machen gute Arbeit 
für einen Spottlohn. Die Masche, im Osten seien so viele arbeitslos, 
weil sie gering oder gar nicht qualifiziert seien, ist der Versuch der 
Politik ihr Versagen während der Wende (Rückgabe vor Entschädigung, 
Treuhandbetrug usw) dem Bürger zuzuschieben. Hier bei uns ist es 
regelmäßig so, daß hochqualifizierte Hochschulabsolventen erst 
verzweifelt versuchen, in der Region einen anständigen Arbeitsplatz zu 
suchen und dann auf Geheiß des Arbeitsamtes in den Westen vermittelt 
werden, ansonsten wird der Anspruch gekürzt. Die paar Firmen können sich 
quasi die Absolventen und älteren Arbeitnehmer aussuchen und deshalb den 
Lohn drücken.

von citb (Gast)


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von MaWin genervter schrieb:
> Dir ist das Wort "teilsaniert" ein Begriff? Die Wohnungen sind quasi
> DDR-Standard mit ein bissel Farbe. Die an

Naja, in der Anzeige steht:

Unsere teilsanierten Wohnungen (sanierte Fassade, neue Fenster, neue 
Wasserleitungen)

Das ist doch erhbeblich mehr als nur Farbe.
Q: Hast Du das ueberlesen oder wolltest Du das nicht lesen.
A: Du hast schon sorgfaeltig gelesen, zumindest hast Du herausbekommen, 
dass die Strasse ein sozialer Brennpunkt ist.

citb

von MaWin (Gast)


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> Die angegebenen Nebenkosten dürften
> nicht ansatzweise die Kosten decken.

Klar Alter.

> Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten.

Halt dich dran, Dummschätzer.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Paul schrieb:
> Auch das ist Folge der Propaganda. Nicht jeder Kreative,
> Innovationsträger will seine Heimat verlassen und dem Geld und der
> Aufgabe folgen, wie ein Beamter es müßte.

Propaganda ist mir fremd. Meine Meinung beruht auf Beobachtung. Dazu 
gibt es ein sehr aufschlussreiches Experiment:

Weshalb scheitert der Sozialismus?
Ein angesehener Wirtschaftsprofessor der US-amerikanischen Universität 
Texas Tech bringt vor, dass er niemals einen Studenten durch ein Examen 
hat fallen lassen, wohl aber einmal eine komplette Klasse.
Er erzählt, dass diese Klasse darauf bestand, dass der Sozialismus sehr 
wohl funktioniere, dass es in diesem System weder Arme noch Reiche gäbe, 
sondern eine vollständige Gleichstellung.
Der Professor schlug seinen Studenten vor, in der Klasse ein Experiment 
in Bezug auf Sozialismus durchzuführen: Alle Noten würden von nun an als 
Durchschnittswert vergeben und jeder Student erhalte dieselbe Note, so 
dass niemand durchfalle und niemand die Note A (sehr gut) erhalte.
Nach dem ersten Examen waren die Noten durchschnittlich und alle 
Studenten erhielten die Note B. Diejenigen, die sich sehr gut 
vorbereitet hatten, waren verärgert, und diejenigen, dich sich nicht 
vorbereitet hatten, waren zufrieden.
Doch im zweiten Examen zeigte sich, dass die Studenten, die vorher wenig 
gelernt hatten, nun noch weniger lernten. Diejenigen, die viel gelernt 
hatten, entschieden, sich nun nicht mehr so ausführlich auf das Examen 
vorzubereiten, da sie ohnehin kein A mehr erhalten würden. Die 
Durchschnittsnote des zweiten Examens war D.
Niemand war zufrieden.
Doch als das dritte Examen durchgeführt wurde, erhielt die gesamte 
Klasse die Note F: Alle waren durchgefallen!
Die Noten verbesserten sich nie wieder. Die Studenten begannen, sich 
untereinander zu streiten, sich gegenseitig die Schuld an den schlechten 
Noten zu geben und sich schließlich zu beleidigen und Groll gegen die 
anderen zu hegen. Denn niemand war mehr bereit, sich auf ein Examen 
vorzubereiten, nur damit ein anderer, der sich nicht vorbereitete, von 
seinen Anstrengungen profitierte.
Zum großen Erstaunen der Studenten fiel die gesamte Klasse durch und 
alle mussten ein ganzes Jahr wiederholen!
Der Professor fragte seine Studenten, ob sie jetzt den Grund für das 
große Scheitern des Sozialismus verstünden.
Es ist ganz einfach: Der Mensch ist bereit, viel und hart zu arbeiten, 
wenn er hierfür eine attraktive Belohung erhält, die seinen 
Anstrengungen gerecht wird. Doch wenn der Staat diese Belohnung 
streicht, wird niemand das Opfer bringen, um die Vortrefflichkeit zu 
erreichen.
Letztendlich wird dies zum allgemeinen Scheitern des Systems führen.

Für Firmen gilt das gleiche

von Frank B. (f-baer)


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von Mawin genervter schrieb:
> Hier noch ein Beispiel:
> Dresden-Gorbitz, Plattenbau, 64m² saniert, 6.OG (ohne Fahrstuhl), KM
> 330€, NK 160€, macht warm 490€

Das ist sogar noch relativ günstig. Ich zahle selbiges für 50m² im 
Hochland. Ich will nicht jeden Tag 20km auf Arbeit fahren, deswegen 
wohne ich recht firmennah.

Wer hier Faktor 2 ansetzt, der hat die Realität leider verpasst. Seht 
euch den Wohnungsmarkt in Dresden an. Eine halbwegs brauchbar 
geschnittene Wohnung in der Größenordnung um 70m² kostet zwischen 600 
und 800 Euro warm, je nach lage und Ausstattung. Sicherlich gibts in 
Gorbitz und Prohlis auch noch günstigere Wohnungen, aber es ist nicht 
jedermanns Sache, morgens eine Stunde im Berufsverkehr zuzubringen. Das 
mag man jetzt Luxus nennen, ändert aber nichts daran.

@MaWin: Was du hier faselst, geht echt auf keine Kuhhaut. Zufällig habe 
ich mir in letzter Zeit ein paar Häuser hier angesehen. Für deine 30k 
kriegt man rund um Dresden (<30km Umkreis) 2-3 Angebote, die allerdings 
mit Sanierungskosten um die 100k verbunden sind. Da hat vorher niemand 
drin gewohnt, 10 Jahre Leerstand zerstören die Bausubstanz extrem. 
Innerhalb von Dresden geht unter 300k gar nichts, will man was halbwegs 
vernünftiges. Bausünden gibts auch schon ab 180k.

Fakt ist, dass Dresden mittlerweile alles andere als billig ist. Man 
kann das nicht mit Gera, Chemnitz oder Suhl vergleichen. Wer Arbeit 
will, lebt fast zwangsläufig in deutlich teureren Regionen.
Übrigens: Dresden liegt bei Strom- und Spritpreisen deutlich über dem 
Bundesdurchschnitt. Mal drüber nachdenken.

von helferlein (Gast)


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Joe G. (feinmechaniker) schrieb:

> Weshalb scheitert der Sozialismus?
> ...
> Letztendlich wird dies zum allgemeinen Scheitern des Systems führen.

Hmmm, ist ja interessant. Und hast du auch noch so eine lehrreiche 
Geschichte über den Kapitalismus? Die sollte dann wohl auch aus China 
oder besser Kuba stammen.
Und was ist das eigentlich, was wir beim Kapitalismus derzeit gerade 
erleben? Scheitern? Wie viele hart arbeitende Individuen werden um ihre 
Belohnung in diesem gelobten System gebracht?

Fragen über Fragen...

von Frank B. (f-baer)


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Joe G. schrieb:
> Weshalb scheitert der Sozialismus?
> Ein angesehener Wirtschaftsprofessor der US-amerikanischen Universität
> Texas Tech bringt vor, dass er niemals einen Studenten durch ein Examen
> hat fallen lassen, wohl aber einmal eine komplette Klasse.
> Er erzählt, dass diese Klasse darauf bestand, dass der Sozialismus sehr
> wohl funktioniere, dass es in diesem System weder Arme noch Reiche gäbe,
> sondern eine vollständige Gleichstellung.
> Der Professor schlug seinen Studenten vor, in der Klasse ein Experiment
> in Bezug auf Sozialismus durchzuführen: Alle Noten würden von nun an als
> Durchschnittswert vergeben und jeder Student erhalte dieselbe Note, so
> dass niemand durchfalle und niemand die Note A (sehr gut) erhalte.
> Nach dem ersten Examen waren die Noten durchschnittlich und alle
> Studenten erhielten die Note B. Diejenigen, die sich sehr gut
> vorbereitet hatten, waren verärgert, und diejenigen, dich sich nicht
> vorbereitet hatten, waren zufrieden.
> Doch im zweiten Examen zeigte sich, dass die Studenten, die vorher wenig
> gelernt hatten, nun noch weniger lernten. Diejenigen, die viel gelernt
> hatten, entschieden, sich nun nicht mehr so ausführlich auf das Examen
> vorzubereiten, da sie ohnehin kein A mehr erhalten würden. Die
> Durchschnittsnote des zweiten Examens war D.
> Niemand war zufrieden.
> Doch als das dritte Examen durchgeführt wurde, erhielt die gesamte
> Klasse die Note F: Alle waren durchgefallen!
> Die Noten verbesserten sich nie wieder. Die Studenten begannen, sich
> untereinander zu streiten, sich gegenseitig die Schuld an den schlechten
> Noten zu geben und sich schließlich zu beleidigen und Groll gegen die
> anderen zu hegen. Denn niemand war mehr bereit, sich auf ein Examen
> vorzubereiten, nur damit ein anderer, der sich nicht vorbereitete, von
> seinen Anstrengungen profitierte.
> Zum großen Erstaunen der Studenten fiel die gesamte Klasse durch und
> alle mussten ein ganzes Jahr wiederholen!
> Der Professor fragte seine Studenten, ob sie jetzt den Grund für das
> große Scheitern des Sozialismus verstünden.
> Es ist ganz einfach: Der Mensch ist bereit, viel und hart zu arbeiten,
> wenn er hierfür eine attraktive Belohung erhält, die seinen
> Anstrengungen gerecht wird. Doch wenn der Staat diese Belohnung
> streicht, wird niemand das Opfer bringen, um die Vortrefflichkeit zu
> erreichen.
> Letztendlich wird dies zum allgemeinen Scheitern des Systems führen.

Das ist Sozialismus, wie ihn ein kapitalistisch geprägter Mensch leben 
würde. Denn im Kapitalismus geht es immer nur um das "ich". Der 
Sozialismus baut auf dem "wir" auf. Klar, dass du das nicht begreifst.
Leider hat vor dem Experiment keiner erwähnt, dass Sozialismus nicht 
ohne solidarisches Verhalten funktioniert.
Für Sozialismus braucht es eben eine gewisse soziale Intelligenz und die 
Fähigkeit, sich ein zutreffendes Gesamtbild zu machen.

Dieses Gefühl von "Wir" und Heimat ist übrigens auch einer der Gründe, 
warum ich und viele meiner Kollegen in Dresden bleiben.
Ich weiß, das ist völliger Unsinn. In Wirklichkeit sind wir hier nur der 
Bodensatz, der drüben nichts gefunden hat. Selbstverständlich...

von Paul (Gast)


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>Weshalb scheitert der Sozialismus?

Ist er gescheitert? Oder hat man die günstige Gelegenheit genutzt, als 
das ostdeutsche Volk den Sozialismus reformieren wollte und die BRD 
übergestülpt? Schau mal auf die Plakate während der Montagsdemo vor dem 
Fall der Mauer! Da verlangt keiner die WIedervereinigung, das neue Forum 
hat das auch bis zum Schluß abgelehnt.

>Ein angesehener Wirtschaftsprofessor der US-amerikanischen Universität...

Der gute US-Professor hat ja nicht mal die Basics verstanden. Er will 
das Scheitern des Sozialismus mit  Eigenschaften des Kommunismus 
erklären. Der Zustand des Kommunismus war nie erreicht, drum hat es in 
der DDR auch nie die Rede vom Kommunismus, sonder vom Sozialismus 
gegeben. Darauf hatte man extra hingewiesen und heute plappern alle von 
Kommunismus in der DDR. Das stimmt einfach nicht.

Übrigens hat die DDR bis zum Schluß ihres Bestehens sämtliche 
Kreditforderungen bedienen können. Die DDR war hoch verschuldet, aber 
nicht zahlungsunfähig. Die Staatsverschuldung war wesentlich niedriger 
als die von Deutschland heute. Trotzdem kommt niemand auf die Idee, 
Deutschland heute die Pleite zu unterjubeln, weil sie auch die Kredite 
bedienen kann. Es wurde quasi mit zweierlei Maß gemenssen. Aus der 
Verschuldung wurde die Pleite gestrickt.

Der US-Professor sollte sich auch mal die Frage stellen, warum das 
angeblich so tolle westliche kapitalistische System jetzt einen ebenso 
großen Tiefflug hinlegt mit unabsehbaren Folgen für die Weltwirtschaft. 
Er sollte also nicht mit Steinen im Glashaus werfen.

von A. F. (chefdesigner)


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>Fakt ist, dass Dresden mittlerweile alles andere als billig ist
Dresden zählt ja auch nicht gerade zu den unattraktivsten Plätzen der 
Welt:-)

Was Projekte angeht, zahlen die dort ansässigen Firmen auch absolut 
Westpreise. Wenn sie wollen, bzw. müssen.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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helferlein schrieb:
> Und hast du auch noch so eine lehrreiche Geschichte über den Kapitalismus?

Ja.
Die Marktstrukturen des Kapitalismus existieren schon mehr als 2000 
Jahre. Der Sozialismus hat es nicht mal auf 100 Jahre gebracht. Ich 
stimme dir zu, dass der Kapitalismus nicht optimal ist, jedoch gibt es 
bis heute kein besseres funktionierendes Gesellschaftsmodell.

Frank Bär schrieb:
> Klar, dass du das nicht begreifst.

Warum diese Feindlichkeit? Was sollte ich nicht begreifen? Wich ich 
schon sagte, meine Meinung beruht auf Beobachtung. Ich bin im 
Sozialismus aufgewachsen, habe dort gearbeitet und lebe jetzt immer noch 
im Osten. Ich habe damals den täglichen Verfall der Wirtschaft 
miterlebt. Hauptgrund war genau die Gleichmacherei die ich oben im 
Beispiel genannt habe. Warum sollte sich überhaupt noch jemand 
anstrengen wenn individuelle Leistungen nicht belohnt wurden.

von Paul (Gast)


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>Ja. Die Marktstrukturen des Kapitalismus existieren schon mehr als 2000
>Jahre.
Und ich dachte, da gab es Lehnswsen und Feudalismus ;-)

>Der Sozialismus hat es nicht mal auf 100 Jahre gebracht.

Immer wieder die gleiche Frage: War das, was wir hatte wirklich 
Sozialismus. Oder war es nicht viel mehr ein Konglomerat auf 
Vorteilsnahme, ungerecht verteilten Kriegsschulden und Diktatur, die man 
einfach Sozialismus nannte?

>Ich stimme dir zu, dass der Kapitalismus nicht optimal ist, jedoch gibt es
>bis heute kein besseres funktionierendes Gesellschaftsmodell.

Weil man kein anderes, moderneres probierte. Beachte: Die soziale 
Marktwirtschaft der BRD bis ca. 1989 ist kein Reinkapitalismus. Dieses 
Modell hätte man nie eingeführt, wenn man nicht Schaufenster zu Osten 
gewesen wäre.Man wollte das sozial Anklitz des Kapitalismus zeigen. Nach 
Wegfall des Ostblocks kehrt man wieder zum richtigen Kapitalismus 
zurück. Die Folgen sieht man (Niedriglöhne, prekäre Arbeitsverhältnisse, 
Entwertung von Ersparnissen).

>Ich habe damals den täglichen Verfall der Wirtschaft
>miterlebt. Hauptgrund war genau die Gleichmacherei die ich oben

Da machst Du es Dir zu einfach, wie viele Politiker und die Bevölkerung 
im Westen. Man darf den Startpunkt nach dem Krieg nicht vergessen. Man 
begann bereits mit einem Rückschritt, den man nie aufholen konnte. 
Reparationsleistungen wurden v. a. von Ostdeutschland geliefert, Gleise, 
Fahrdrähte abgebaut, der Weg zur Schwerindustrie/Steinkohle war 
abgeschnitten. Hinzu kam die Betonkopfelite mit irrsinnigen 
Entscheidungen.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Alles Nebenschauplätze die den Kern der Sache verschleiern.

Was ist die Motivation eines Einzelnen, mehr zu tun als der Durchschnitt 
und ansonsten genau wie der Durchschnitt behandelt zu werden?

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Paul schrieb:
>>Weshalb scheitert der Sozialismus?
>
> Ist er gescheitert?

Gute Frage - zumindest bisher alle Ansätze dazu.

> Oder hat man die günstige Gelegenheit genutzt, als
> das ostdeutsche Volk den Sozialismus reformieren wollte und die BRD
> übergestülpt?

Ich mag diese ganzen Verschwörungstheorien nicht - ich war damals sehr 
froh, dass wir wieder vereinigt wurden. Und das war dort nicht anders.

> Schau mal auf die Plakate während der Montagsdemo vor dem
> Fall der Mauer! Da verlangt keiner die WIedervereinigung, das neue Forum
> hat das auch bis zum Schluß abgelehnt.

Das war vor dem Mauerfall.
Kurz danach sah man sehr oft solche Plakate: "Wiedervereinigung!" oder
"Kommt die DM nicht zu uns, kommen wir zu ihr!"

Die meisten dort wollten eben keinen Sozialismus mehr - auch keinen 
erneuerten. Die hatten die Nase voll.

Das Ungleichgewicht der wirtschaftlichen Entwicklung konnte nur mit der 
Mauer aufrecht erhalten werden. Die Menschen wären ohne DM und 
Widervereinigung früher oder später alle rübergekommen.

Im Nachhinein ist es immer leicht, Fehler zu finden.
Es gibt eben leider kein Handbuch "Wiedervereinigung" :-)

Wenn man sieht, wie groß die Probleme woanders sind, so sollten wir hier 
froh sein. Ohne einen einzigen Schuss kam es dazu. Mein Dank gilt denen, 
die damals so mutig waren und auf die Straße gingen.

Man darf das nicht vergessen.

> Der US-Professor sollte sich auch mal die Frage stellen, warum das
> angeblich so tolle westliche kapitalistische System jetzt einen ebenso
> großen Tiefflug hinlegt mit unabsehbaren Folgen für die Weltwirtschaft.
> Er sollte also nicht mit Steinen im Glashaus werfen.

Ich halte weder den Kapitalismus (hier insbesondere das Zinssystem) noch 
den Sozialismus für funktionsfähige Systeme.
Der eine konzentriert zwangsläufig das Geld bei einigen Wenigen - der 
andere bietet keinen Anreiz, sich sonderlich anzustrengen.

Man wird ein Zwischending entwickeln müssen - so etwas wie die soziale 
Marktwirtschaft.

Ja, diese Idee gab es hier auch mal :-/

Chris D.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Paul schrieb:

>>Ich habe damals den täglichen Verfall der Wirtschaft
>>miterlebt. Hauptgrund war genau die Gleichmacherei die ich oben
>
> Da machst Du es Dir zu einfach, wie viele Politiker und die Bevölkerung
> im Westen. Man darf den Startpunkt nach dem Krieg nicht vergessen. Man
> begann bereits mit einem Rückschritt, den man nie aufholen konnte.
> Reparationsleistungen wurden v. a. von Ostdeutschland geliefert, Gleise,
> Fahrdrähte abgebaut, der Weg zur Schwerindustrie/Steinkohle war
> abgeschnitten.

Wobei die DDR anfangs durchaus noch mitgehalten hat - die Schere ging 
aber dann immer weiter auf - der Abstand zur BRD wurde größer.

Dann setze die Fluchtwelle ein und die Leute mussten eingesperrt werden.

> Hinzu kam die Betonkopfelite mit irrsinnigen Entscheidungen.

Das war zusammen mit den fehlenden Anreizen wohl der Hauptgrund.

Chris D.

von MaWin (Gast)


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> Hauptgrund war genau die Gleichmacherei die ich oben im
> Beispiel genannt habe. Warum sollte sich überhaupt noch jemand
> anstrengen wenn individuelle Leistungen nicht belohnt wurden.

Na ja, auch im auf Sklaventreibern basierenden Turbokapitalismus
wie wir ihn derzeit erleben, ist die Motivation nicht höher:

http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,780431,00.html
http://www.krone.at/Job-Geld/Was_tun._wenn_Arbeit_nur_mehr_Frust_ist-Innerlich_gekuendigt-Story-57288

Deiner Meinung nach ist der Kapitalismus also gleich am Ende....

von Bürovorsteher (Gast)


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> Widervereinigung

Ein Freudscher Versprecher...

Ansonsten: 60-65 k sind für den Osten schon ein ganz ordentliches 
Gehalt.

von Paul (Gast)


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>Ich mag diese ganzen Verschwörungstheorien nicht - ich war damals sehr
>froh, dass wir wieder vereinigt wurden. Und das war dort nicht anders.

>Kurz danach sah man sehr oft solche Plakate: "Wiedervereinigung!" oder
>"Kommt die DM nicht zu uns, kommen wir zu ihr!"

>Die meisten dort wollten eben keinen Sozialismus mehr - auch keinen
>erneuerten. Die hatten die Nase voll.



Es ist einfach die Verrehung der Geschichte, wenn manche behaupten, die 
Leute seien auf die Straße gegangen, um ein wiedervereinigtes 
Deutschland zu haben. Die Idee war eine Reformierung der DDR. Später 
kamen gut Rethoriker wie Helmut Kohl und Konsorten, die genau wußten, 
was der enfach gestrickte wollte: Schnelle D-Mark und damit Zugang zur 
Warenwelt. Die Intellektuellen haben damals andere Ziele gehabt und auch 
die Gefahren der schnellen Währungsunion gesehen. Nur leider gibt es 
mehr einfach gestrickte als Intellektuelle. Ein Grund auch, warum Kohl 
noch mal die Wahl gewann: Er hat dem Einfach gestrickten das Geld 
gebracht, aber damit gleichzeitig die Arbeitslosigkeit.

>Im Nachhinein ist es immer leicht, Fehler zu finden.
>Es gibt eben leider kein Handbuch "Wiedervereinigung" :-)

Naja, was da bei der Treuhand gelaufen ist, paßt schon zum Thema 
Vereinigungskriminalität. Daß Herr Waigel dann noch einen Freibrief 
ausstellte, ist der Gipfel. Schnelle Abwicklung ging vor fairer Chance. 
Unliebsame Konkurrenz mußte weg. Man brauchte das neue ABsatzgebiet Ost, 
aber keine neuen Mitbewerber.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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MaWin schrieb:
> Na ja, auch im auf Sklaventreibern basierenden Turbokapitalismus
> wie wir ihn derzeit erleben, ist die Motivation nicht höher:

Ich kann meine Frage nur noch mal wiederholen.
Was ist die Motivation eines Einzelnen, mehr zu tun als der Durchschnitt 
und ansonsten genau wie der Durchschnitt behandelt zu werden?
Oder ein ganz konkretes Beispiel.
Was motiviert einen Menschen Unternehmer mit allen damit verbundenen 
Risiken zu werden, 80 h oder mehr die Woche zu arbeiten um dann genau 
den gleichen Verdienst zu bekommen wie seine Angestellten?

von Mario G. (mario)


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nichts

von ronnysc (Gast)


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da ich aus Leipzig komme kann ich mal ausm Nähkästchen plaudern :).
Also die angegebenen Beispiele von Lößnig und Grünau (da gibts auch noch 
mehr) da will niemand freiwillig hinziehen. Wie schon Mawin sagte 
absolute soziale Brennpunkte, da kannste nicht ruhig schlafen durch 
Krach und Lärm. Schön siehts da auch nicht gerade aus. Obwohl es in den 
Randgebieten auch schön sein kann. Ansonsten liegt der Mietspiegel hier 
bei 5€/m² kalt und in der Innenstadt über 6€/m² kalt und gute Wohnungen 
sind auch hier in Leipzig gefragt. Was ein Pluspunkt sicher ist ist das 
Überangebot an freien Wohnungen bedingt durch Wegzug von Fachkräften in 
die Regionen mit besseren Gehältern. Leider wurden/werden viele 
Wohnungen zum Teil sehr schlampig saniert was dann die Auswahl auch 
wieder einschränkt.
Ich selbst kann mich nicht beklagen wohne aber Stadtrand.

von Bürovorsteher (Gast)


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> Was motiviert einen Menschen Unternehmer mit allen damit verbundenen
> Risiken zu werden, 80 h oder mehr die Woche zu arbeiten um dann genau
> den gleichen Verdienst zu bekommen wie seine Angestellten?

Nichts, aber auch gar nichts. Ich stelle deshalb auch niemanden ein...

von helferlein (Gast)


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Paul schrieb:
> Die Idee war eine Reformierung der DDR.
> ...
> Die Intellektuellen haben damals andere Ziele gehabt und auch
> die Gefahren der schnellen Währungsunion gesehen.

Das ist korrekt und wird tatsächlich immer wieder gerne von unwissenden 
Kreisen verdreht.

MaWin schrieb:
> http://www.krone.at/Job-Geld/Was_tun._wenn_Arbeit_...

> Deiner Meinung nach ist der Kapitalismus also gleich am Ende....

Sehr treffend. Die Symptome sind schon länger zu sehen, ganz so wie in 
den letzten Atemzügen der DDR. War es nicht so, daß sich Geschichte 
immer wiederholt? Warten wir mal ab, was die Zukunft neues 
hervorbringt...

Joe G. schrieb:
> Was motiviert einen Menschen Unternehmer mit allen damit verbundenen
> Risiken zu werden, 80 h oder mehr die Woche zu arbeiten um dann genau
> den gleichen Verdienst zu bekommen wie seine Angestellten?

Stellen wir die Frage mal anders: Warum sollte sich jemand, der durch 
seine ehrliche Arbeit sozial  abgesichert und rundum versorgt ist 
den Streß und das Risiko geben, Unternemer  zu sein? Vielleicht kommen 
Innovation und Glück auch ohne das Streben nach Geld oder anderen Gütern 
zustande? Schonmal diesen Gedanken verfolgt?

Ich kann mich irgendwie verblaßt erinnern, daß das schon seit Ewigkeiten 
ein Thema in der Philosophie ist: Geht es den Menschen gut und sie 
müssen sich nicht um ihre Existenz sorgen, streben sie von ganz alleine 
nach höherem. Irgendwie so war das. Korrigiert mich bitte, wenn ich 
falsch liege.

von Paul (Gast)


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>da ich aus Leipzig komme kann ich mal ausm Nähkästchen plaudern :).
>Also die angegebenen Beispiele von Lößnig und Grünau (da gibts auch noch
>mehr) da will niemand freiwillig hinziehen. Wie schon Mawin sagte
>absolute soziale Brennpunkte, da kannste nicht ruhig schlafen durch
>Krach und Lärm. Schön siehts da auch nicht gerade aus.

Stimmts, Du warst noch nie in Lößnig? Lößnig war und ist noch nie 
sozialer Brennpunkt. In Lößnig ist das Durchschnittsalter 48 Jahre, die 
soziale Struktur stammt aus der DDR (alle soziale Schichten). In 
unmittelbarer Nähe befindet sich ein Studentenwohnheim mit ca. 400 
Plätzen und ein Elitegym. Lößnig liegt an einem See mit 
Naturschutzgebiet. Krach und Lärm: Richtig, die Singvögel machen im 
Sommer mächtig Krach, genau wie die Frösche am Silbersee. Sonst hört man 
hier nichts, außer alle 15 min eine Straßenbahn, die von der Endstelle 
losfährt. Also fahr mal nach Lößnig und schaus Dir an, bevor Du Stuß 
erzählst.

von Paul (Gast)


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Noch ein Zitat eines Architekten aus Berlin, der im Plattenbau wohnt:

"Plattenbauten in ihrer Urform sind außen Pfui und innen Hui. Bei 
Altbauten ist es andersrum. Nur, wo wohne ich?"

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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helferlein schrieb:
> Stellen wir die Frage mal anders: Warum sollte sich jemand, der durch
> seine ehrliche Arbeit sozial  abgesichert und rundum versorgt ist
> den Streß und das Risiko geben, Unternemer  zu sein? Vielleicht kommen
> Innovation und Glück auch ohne das Streben nach Geld oder anderen Gütern
> zustande? Schonmal diesen Gedanken verfolgt?

Ja.
Und wer organisiert die Arbeit, dass du ehrlich arbeiten kannst, sozial 
abgesichert bist und rundum versorgt bist?  Wer kann oft nachts nicht 
schlafen, damit du jeden Tag glücklich 500 Löcher bohren kannst?
Das Leben besteht nun mal aus Arbeitsteilung. Dabei muss es immer 
jemanden geben der die Horde in die richtige Richtung lenkt. Wer sollte 
das sein, wenn es in der Horde doch so rundum gemütlich ist?

von Paul (Gast)


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>Und wer organisiert die Arbeit, dass du ehrlich arbeiten kannst, sozial
>abgesichert bist und rundum versorgt bist?  Wer kann oft nachts nicht
>schlafen, damit du jeden Tag glücklich 500 Löcher bohren kannst?

Na mal nicht so auf die Tränendrüse drücken. Ganz aus Nächstenliebe tut 
sich diese "Enbehrungen" keiner an. Er erlangt ein höheres Gehalt und 
hat Freiheiten, die ein Angestellter nicht hat. Nicht umsonst gehören 
Unternehmer zu den ausgesprochen Gutverdienern.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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helferlein schrieb:
> Geht es den Menschen gut und sie
> müssen sich nicht um ihre Existenz sorgen, streben sie von ganz alleine
> nach höherem. Irgendwie so war das. Korrigiert mich bitte, wenn ich
> falsch liege.

Du liegst falsch, siehe meine Frage weiter oben.
Warum in der Vergangenheit bisher JEDE Hochkultur wieder untergegangen 
bzw. ist heute bedeutungslos?

von helferlein (Gast)


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@Joe G.
Du denkst irgendwie viel zu eingefahren. Du nimmst auch alles hin, was 
man dir eintrichtert, stimmts?

von voodoofrei (Gast)


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helferlein schrieb:
> Ich kann mich irgendwie verblaßt erinnern, daß das schon seit Ewigkeiten
> ein Thema in der Philosophie ist: Geht es den Menschen gut und sie
> müssen sich nicht um ihre Existenz sorgen, streben sie von ganz alleine
> nach höherem. Irgendwie so war das. Korrigiert mich bitte, wenn ich
> falsch liege.

Der Mensch "bewegt" sich nur, wenn er einen Grund dazu hat...

von MaWin (Gast)


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> da ich aus Leipzig komme kann ich mal ausm Nähkästchen plaudern :).
> Also die angegebenen Beispiele von Lößnig und Grünau (da gibts auch noch
> mehr) da will niemand freiwillig hinziehen.

Tja Ronny, du solltest dort vielleicht mal hinziehen, dann wüsstest du, 
wie sich's dort lebt. Denn du weisst es offenkundig nicht.

Die Wohnung ist genial, endlos langes Wohnzimmer, endlos langer Balkon 
davor, endlose Fensterfront, gut warm weil oben unten links und rechts 
eine Nachbarwohnung ist (und Dach und Seiten sind natürlich nachgedämmt 
worden), Platz vor'm Haus für Parkplatz, Kinderspielplatz, Wiese, und 
dennoch Öffis und Einkaufen in der Nähe. Also kein Vergleich mit 
westlicher Innenstadtlage ohne Platz ohne Parkplatz ohne Grün.

Schlechte Schalldämmung, aber glücklicherweise ist Kinderlärm juristisch 
kein Lärm mehr und merkwürdige rahmenlose Türen und blöde Heizkörper, 
aber Fenster natürlich neu.

Die Nachbarn, ja, viele Hartz4 Aufstocker mit eher kleinen Jobs, aber 
ein weit besseres soziales Gefüge als unter westlichen Gutverdienern. Es 
lässt sich da leben, deutlich besser als im innerstädtlichen Altbau ohne 
Licht, ohne Grün zwischen Hauswand und Strasse.

Und auch das 30000 EUR Haus, als es gekauft wurde waren Leitungen neu 
und das 200m2 Dach neu, erlaubt deutlich mehr Lebensqualität als die 
300000 EUR Hütte, denn es ist Platz da, es gibt Wasser, es gehört ein 
400m2 Schuppen dazu (den der neue Besitzer verfallen lässt, aber das ist 
sein Bier) und ob man da grillt oder Autos schraubt, das Ding gewerblich 
nutzt oder pink oder lila streicht, alles ist möglich. Hingegen bekommst 
du in deutschen Vororten schon ein Problem, wenn du deinen Rasen nicht 
wöchentlich mähst, weil den Nachbarn keine anderen Jammergründe 
einfallen.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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helferlein schrieb:
> @Joe G.
> Du denkst irgendwie viel zu eingefahren. Du nimmst auch alles hin, was
> man dir eintrichtert, stimmts?

Was ist denn das jetzt für ein Argument?
Wer sollte mir was eintrichtern? Ich habe einen eigenen Kopf zum denken. 
Ich habe mir im Sozialismus nichts eintrichtern lassen und vom 
Kapitalismus auch nichts. Ich beobachte die Welt und stelle Fragen. Bis 
jetzt kamen noch keine schlüssigen Antworten von dir dazu.

von Paul (Gast)


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Viele sitzen beim Thema Plattenbau auch wieder westlicher Ideologie auf. 
Plattenbauten wurden in Ost und West aus völlig unterschiedlichen 
Gründen, mit völlig unterschiedlichem Planungsvorgehen angelegt.

Westen: Sozialer Wohnungsbau. Alles so billig und einfach wie nötig. Die 
Wohnung wurden von Anbeginn als Lösung für soziale Problemfälle 
zugeschnitten und auch so besiedelt.

Osten: Bis 1990 sollte das Wohnungsproblem für Werktätige auf hohem 
Niveau gelöst werden. Man sah die Lösung im industialisierten 
Plattenbau, der mit relativ geringem Aufwand für möglichst viele 
Menschen Wohnungen mit hohem Komfort (warmes Wasser, WC, Balkon) vorsah. 
Die Siedlungen wurden so angelegt, daß der größtmöglche Komfort eintrat 
(Kindergarten, Schulen, Kaufhallen, Polykliniken in der Nähe) Gute 
Anbindung mit öffentlichem Nahverkehr. Besseres Verhältnis von Haus und 
Grünfläche als im Altbau.
Plattenbauten wurden so ausgerichtet, daß die Hauptsonnenscheindauer im 
Wohnzimmer lag (Süd bzw. Westen).
Die Wohnungen wurden quer durch die Bevölkerungsschichten besiedelt. 
Brennpunkte konnten nie entstehen. Die Wohnungen waren begehrt.

Erst nach der Wende haben Westdeutsche, ohne das eigene Denkgehäuse zu 
bemühen und die ostdeutschen Strukturen zu kennen, die Mär verbreitet, 
daß es wie im Westen Brennpunkte seien.  Manche Ossis haben dieses 
Geschwafel übernommen. Das stimmt bis heute nur vereinzelt, durch 
Umsiedelung nach Westart nach der Wende. Wohngebiete wie Lößnig haben 
die Struktur aus der DDR-Zeiten. Der Chirurg wohnt Tür an Tür mit dem 
Arbeiter. Grün gibt es mehr als im Altbaugebiet Connewitz.

PS.: Schau mal den Tower in Schkeuditz an. Na? Welcher ist 
architektonisch gelungener? Der Plattenbau oder die billige 
Industriearchitektur. Schau die Prager Straße in Dresden an. Schau die 
Plattenbauten neben der Frauebkirche an. DIe fallen kaum auf. Es ist 
eine Art Komplex in Deutschland, Großstädte mit Kleinstadthäusern 
ausrüsten zu wollen, anstatt sich dem typischen Großstadthaus - dem 
Hochhaus - zu stellen.

von A. F. (chefdesigner)


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> 60-65 k sind für den Osten schon ein ganz ordentliches Gehalt.
Für das man dann aber nicht mehr erwarten kann, als einen "ordentlichen" 
Ostingenieur. Genauer:

1. einen mittelmäßigen, ordentlichen, keinesfalls innovativen
2. einen, der im Osten bleibt, weil er u.U. den Absprung nicht schafft

Was manche Firmen aber nicht begreifen wollen: Wer einen Mann verliert, 
muss ihn teurer wieder einstellen, weil man immer dann einen verliert, 
wenn die Wirtschaft hoch geht. Dann aber muss man mehr zahlen, als der 
Mann schon hatte, weil man ihn abwerben muss und weil die Wirtschaft 
hoch hoch geht, sind alle begehrt, sodass man *"mehr" "mehr"* zahlen 
muss.

Ansonsten bleibt nur die Hoffnung nach einem guten Arbeitslosen oder 
einem, der um die Ecke wohnt und unbedingt ma Standort bleiben will.

von helferlein (Gast)


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Joe G. schrieb:
> Was ist denn das jetzt für ein Argument?

> Ich habe mir im Sozialismus nichts eintrichtern lassen und vom
> Kapitalismus auch nichts.

Offenbar aber doch mehr von letzterem. Sonst würdest du nicht die Mär 
von der Alternativlosigkeit dieses Systems glauben.

> Ich beobachte die Welt und stelle Fragen.

Mag sein. Offenbar wagst du aber keine eigenen Denkausflüge. "Was wäre 
wenn?" (In Futurama gab's da übrigens eine entsprechende Maschine ;-)

> Bis jetzt kamen noch keine schlüssigen Antworten von dir dazu.

Und du belegst deine Ansicht mit einer Geschichte eines US-Professors 
und seiner Sicht des Sozialismus?! Ist das etwa schlüssig?

Du stellst dir deine Fragen unter Vorbelastung mit deinen Erfahrungen in 
beiden Systemen. Klar daß du dann alles verwirfst, was nicht in dieses 
Schema paßt. Jeder neue Denkanstoß wird gegen beide Erfahrungswelten 
aufgewogen.

Und nochwas:
Es gibt z.B. Firmen, die Eigentum von allen Mitarbeitern sind - und es 
funktioniert! Entscheidungen werden dort demokratisch getroffen. Auch 
die über die Chefgehälter. Keiner sagt, daß jeder das gleiche verdienen 
muß für verschieden anspruchsvolle Arbeiten. Offenbar reicht das den 
Chefs/Geschäftsführern und leitenden Angestellten, sich auch viele 
Gedanken um die Arbeitsorganisation zu machen.

von ronnysc (Gast)


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ach jetzt kommt Leute und hört auf die Platte in Leipzig schön zureden. 
Ja ich habe in der Platte lange genug gewohnt. Sicher die Substanz ist 
wirklich super, keine feuchte Wohnung und die Fußböden gerade und 
tragfähig meist auch innen gut saniert incl. neuer Elektrik bzw. 
Internetanschluß. Aber das Umfeld ist nunmal schlechter geworden. Das 
kann man nicht wegdiskutieren. Sicherlich gibt es auch schöne Ecken in 
Lößnig oder Grünau, aber das ist leider die Ausnahme.
Aber bleibt nur in Eurer Wohnung, ich bin schnellstens ausgezogen ehe 
ich gar keine Kredite o.ä. bekomme. Daran merkt Ihr dann wo Ihr wohnt.

von Paul (Gast)


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>> 60-65 k sind für den Osten schon ein ganz ordentliches Gehalt.
>Für das man dann aber nicht mehr erwarten kann, als einen "ordentlichen"
>Ostingenieur. Genauer:

>1. einen mittelmäßigen, ordentlichen, keinesfalls innovativen
>2. einen, der im Osten bleibt, weil er u.U. den Absprung nicht schafft

Und Du bist wieder auf die Propaganda reingefallen. Im Osten bleibt nur 
der Rest. Was ist mit Heimat? Manche verbeamtete Politiker haben es bis 
heute nicht hinbekommen aus Bonn nach Berlin umzuziehen, obwohl sie sich 
verpflichtet haben, dem Staat zu folgen. Aber vom Normalbürger genau das 
verlangen.

Beachte auch, wo Deine Westingenieure meist herkommen. Länder wie 
Sachsen bilden für den Westen aus. Die Leute gehen nicht, weil sie es 
gerne wollen, sondern weil die ARGE sie dazu zwingt.

>Aber bleibt nur in Eurer Wohnung, ich bin schnellstens ausgezogen ehe
>ich gar keine Kredite o.ä. bekomme. Daran merkt Ihr dann wo Ihr wohnt.

Weil Du nicht ins Gerede der Westdeutschen kommen wolltest? Immer schön 
den Kopf ducken!

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Paul schrieb:

> Es ist einfach die Verrehung der Geschichte, wenn manche behaupten, die
> Leute seien auf die Straße gegangen, um ein wiedervereinigtes
> Deutschland zu haben. Die Idee war eine Reformierung der DDR.

Sicherlich zuerst - es konnte sich auch keiner vorstellen, dass der 
Staat so schnell kollabieren würde. Man hoffte auf eine Verbesserung 
im bestehenden System.

Bloß war das alles in dem Moment obsolet, in dem die Mauer fiel.

Die Leute, die ich im Bekanntenkreis habe, wollten vor allem eins: 
endlich Freiheit.

> kamen gut Rethoriker wie Helmut Kohl und Konsorten, die genau wußten,
> was der enfach gestrickte wollte: Schnelle D-Mark und damit Zugang zur
> Warenwelt. Die Intellektuellen haben damals andere Ziele gehabt und auch
> die Gefahren der schnellen Währungsunion gesehen. Nur leider gibt es
> mehr einfach gestrickte als Intellektuelle. Ein Grund auch, warum Kohl
> noch mal die Wahl gewann: Er hat dem Einfach gestrickten das Geld
> gebracht, aber damit gleichzeitig die Arbeitslosigkeit.

Kann man es den Menschen nach so vielen Jahren Mangelwirtschaft 
übelnehmen?

Die Folge der Nur-Reformierung der DDR wäre aber gewesen, dass die 
"einfach gestrickten" dann hierhin gezogen und die 10000 intellektuellen 
Reformer drüben geblieben wären.

Um die DDR-Wirtschaft in Gänze wettbewerbsfähig zu machen, hätte die 
Mauer (erst einmal) erhalten bleiben müssen.

Mit dem Mauerfall gab es zur Wiedervereinigung - zumindest aber zur 
Einführung der DM keine Alternative mehr. Sonst wären alle guten Leute 
komplett übergesiedelt. Dann hätte sich das Szenario aus den 50ern 
wiederholt: jeden Monat zigtausende, die gehen.

>>Im Nachhinein ist es immer leicht, Fehler zu finden.
>>Es gibt eben leider kein Handbuch "Wiedervereinigung" :-)
>
> Naja, was da bei der Treuhand gelaufen ist, paßt schon zum Thema
> Vereinigungskriminalität.

Da hast Du zum Teil Recht - man hätte deutlich mehr retten können.
Auch von vielem anderen (SERO-System etc.)

Chris D.

von Torsten S. (torstensc)


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@MaWin

mein Bruder sucht gerade ein Haus im Raum Dresden.

Also raus mit den guten Tipps, den kleinen Perlen für 30.000@ mit
riesigem Garten und Wohnqualität. Er würde auch 100k bezahlen, ist
ja fast geschenkt wenn man nix sanieren muss.
Ich wohne seit meiner Geburt in Dresden und Umgebung, aber diese
Preise sind totaler Blödsinn.

Torsten

PS: Er ist studierter Ing. für Automatisierungstechnik und verdient nach
10 Jahren Berufserfahrung unter 40k für eine 40h Woche. Und ist 
zufrieden.

von A. F. (chefdesigner)


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> nach 10 Jahren Berufserfahrung unter 40k für eine 40h Woche.
Kaum zu glauben

>Und ist zufrieden
Das ist das Problem. Wenn die Schaafe mit ein paar Krümel abgespeist 
werden können, geben die Wölfe nicht mehr aus.

Naja, andererseits haben die Firmen dann umsomehr Kohle, um Selbständige 
grosszügig zu füttern.

von Marx W. (Gast)


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Michael S. schrieb:
>> Frage1: Sind die Gehälter im Osten wirklich so viel niedriger?
>
> Das kann ich verlässlich auch nicht beantworten.

In erster Linie liegt es daran, dass die Prokopfproduktivität der Firmen 
in den "Neuen Ländern" niedriger als in den "Alten Ländern" ist.
Grund ist zum einem, dass im Osten Deutschlands vor allem nur 
mittelständische Betriebe und Kleinbetreibe vertreten sind, und dadurch 
die Produktion geringer ist im Verhältnis zur Beschäftigten Zahl.
Zum anderen ist der Anteil der öffentlichen Verwaltung 
(Dienstleistungssektor) höher als im Westen, was das 
Durchschnittseinkommen zusätzlich senkt!

von Frank B. (f-baer)


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Torsten Schwalm schrieb:
> @MaWin
>
> mein Bruder sucht gerade ein Haus im Raum Dresden.
>
> Also raus mit den guten Tipps, den kleinen Perlen für 30.000@ mit
> riesigem Garten und Wohnqualität. Er würde auch 100k bezahlen, ist
> ja fast geschenkt wenn man nix sanieren muss.
> Ich wohne seit meiner Geburt in Dresden und Umgebung, aber diese
> Preise sind totaler Blödsinn.

Hier, ich auch! Wäre auch bereit, 150k im Großraum Dresden zu bezahlen. 
Laut MaWin sollte das ja mindestens für 300m² Wohnraum nebst 10000m² 
Grundstück in guter Verfassung reichen. Zwischen Pirna, Meißen, Tharandt 
und Radeberg sollte das ja kein großes Problem sein. Gibt schliesslich 
genug ländlichen Raum hier.

Mal ehrlich MaWin, entweder erzählst du hier gewaltigen Schwachsinn, 
oder bei dem Haus, von dem du hier erzählst, handelte es sich um ein vom 
Abbaggern bedrohtes Zwangsversteigerungsobjekt mitten im Lausitzer 
Braunkohlerevier.

von Michael L. (Firma: Desert Irrigation Systems) (overingenieur)


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Die Hauptgründe für das Scheitern der DDR waren die Russen. So einfach 
ist das. Die DDR musste Waren (technische Produkte) in die Sowjetunion 
liefern und erhielt dafür mieses verschwefeltes Erdöl zu Preisen über 
dem Weltmarkniveau, weil die Russen einfach auf den Verträgen beharrt 
haben.
Die DDR konnte nur sehr eingeschränkt Erdöl auf dem freiem Weltmarkt 
kaufen.
Für die nötigsten Sachen wurde z.B. ordentliches Öl aus Ägypten gekauft.
Dann hatte die DDR 1,5 Millionen Besatzungssoldaten die durchgefüttert 
werden mussten. Für die Misere zuständig war eine Situation in den 
60-70ern, wo sich die DDR wirtschaftlich sehr schnell entwickelt hat und 
Ulbricht hat Breschnev belehren wollen was man in der SU anders machen 
könnte...er viel in Ungnade und ein Dachdecker namens Honecker kam an 
die Macht, ein JA-Sager der die DDR tatsächlich runtergewirtschaftet hat 
- vermutlich hatte er keine Wahl.
Zur Wende waren die Schulden relativ zu heute gering und die 
Auftragsbücher voll. Aber Konzerne im Osten mit Aufträgen für Jahrzehnte 
in Osteuropa - NEIN, völlig undenkbar.
Da wurde die Treuhand erfunden mit einem rechtlich unglaublich schlauem 
Trick: Kein Ossi durfte eine Ost-Firma kaufen - steht so im 
Einigungsvertrag. Also passierte, was passieren musste, clevere 
Unternehmer aus dem Westen kauften die Firmen für 1 DM, kassierten 
Millionen Fördergelder (um Arbeitsplätze zu schaffen), ließen die Firmen 
pleite gehen - bei vollen Auftragsbüchern und überschrieben kurz vor vor 
dem Knall die Grundstücke ihren Frauen - und sitzen heute als 
Multimillionäre auf Hawaii oder sonst wo.

Wenn ich da Leute über den Soli reden höre...ach ja wieder ein 
Ahnungsloser.

Wenn sowas nochmal passiert, weiß ich auch wie es geht. :-)

Letztlich kann man aber die Leute nicht einsperren - ein System was 
sowas machen muss, ist zum Untergang verurteit.

von Michael L. (Firma: Desert Irrigation Systems) (overingenieur)


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Ich nenne euch mal reale Zahlen:

Vergleich Elektronikkombinat DDR (A) vs. Siemens (B):

A
Umsatz: 30 Milliarden
Beschäftigte: 250.000

B
Umsatz: 47 Milliarden
Beschäftigte: 144.000

Damit war Siemens international 2.7 x effizienter

Was passiert aber mit der Effizienz von Siemens wenn man ein paar 
Tausend Zulieferer streicht und Siemens per Gesetz zwingt 100.000 
Arbeitslose und Hartz4-Empfänger (auch Alkoholiker) einzustellen und 
sinnvoll zu beschäftigen?

Man stelle sich das mal vor..

von Mikro (Gast)


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Lifescience im Osten: Katastrophe. Kenne Firmen aus Berlin und auch 
Magdeburg, einfach unterirdisch. Selbst mit Promotion kaum mehr als 
50.000. Biotronik aus Berlin habe ich ebenfalls schon oft im 
Zusammenhang mit niedrigen Löhnen gehört. Das Faktum, dass die ständig 
Leute suchen, sollte auch einiges aussagen.

von Jens (Gast)


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Michael Lieter schrieb:
> Vergleich Elektronikkombinat DDR (A) vs. Siemens (B):

Quelle? Der Vergleich hinkt nämlich etwas, schon wegen der 
unterschiedlichen Währungen. Trotzdem ist an dem massiven 
Produktivitätsgefälle zu DDR-Zeiten schon was dran. Viele (teilweise 
staatlich verordnete / gewünschte) Dinge wurden während der Arbeitszeit 
gemacht: Partei, FDJ, Gewerkschaft, Kampfgruppe, etc. Da gab es oft kein 
Material, also saßen die Leute wieder dumm rum.

von Michael L. (Firma: Desert Irrigation Systems) (overingenieur)


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Jens schrieb:
> Quelle? Der Vergleich hinkt nämlich etwas, schon wegen der
> unterschiedlichen Währungen.

Nein, der Vergleich hinkt nicht - das sind wirklich reale Zahlen in DM.
Die Frage nach der Quelle habe ich erwartet - mündliche Überlieferung - 
mehr kann ich nicht sagen, nur das es Aufgrund der Person bzw. deren 
Position im System (mittlerweile Rentner) absolut glaubhaft ist.

von Jens (Gast)


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Torsten Schwalm schrieb:
> @MaWin
>
> mein Bruder sucht gerade ein Haus im Raum Dresden.
>
> Also raus mit den guten Tipps, den kleinen Perlen für 30.000@ mit
> riesigem Garten und Wohnqualität.

Ich wäre da auch an ein paar Adressen interessiert. Denn meine eigene 
Suche war da nicht so erfolgreich. Für 30k€ bekommt man in Dresden nicht 
mal mehr eine sanierungsfähige Ruine. Selbst im Umland sieht es nicht 
besser aus. Ein Bekannter baut gerade westlich von Dresden ein kleines 
EFH. Aber auch der zahlt über 200k€, allein die 500m² Grundstück waren 
schon teurer als 30k.

> Er würde auch 100k bezahlen, ist
> ja fast geschenkt wenn man nix sanieren muss.

Ich auch, doch dafür bekommt leider auch nur eine 0815-ETW in einfacher 
Lage oder ein stark sanierungsbedürftiges Haus mit kleinem Grundstück.

von Fritz J. (fritzjaeger)


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Wer googelt hat mehr vom Wissen:

Nein, die Mieten im Osten sind nicht prinzipbedingt geringer:
http://immobilienbewertung.immobilienscout24.de/karten/#mietpreise_wohnung

Nein, tanken kostet nicht über gleich:
http://benzinpreis.de/statistik.phtml?o=9

MfG,

von Halsab (Gast)


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bin in Berlin mit 46k eingestiegen , bei Siemens. Ist allerdings Berlin 
West, aber rein geographisch Ostdeutschland :-)

von Juppes (Gast)


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"Tief im  Westen , wo die Sonne noch scheint..."

Drum Arbeite in Lux !! und Lebe in Deutschland.

Mindestlohn 1800 Netto, Jährliche Lohnanpassung ( jetzt Okt.2,5% ) usw

Juppes

von voodoofrei (Gast)


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Anonymer Andi schrieb:
> Der headhunter erklärte mir etwas von der wirtschaftlichen Lage und dem
> Gehaltsgefüge in der Firma und dass die Lebenshaltungskosten im Osten ja
> niedirger seien. Hä???

Mal ein Experiment: Zum Porsche-Händler in Berlin gehen und dem was von 
"wirtschaftlicher Lage" und "östlichen Gehaltsgefüge " ect.. vorjammern 
-> Was wird wohl als Rabat dabei rausspringen und ist der Vergleichbar 
mit dem "Lohnrabatt" der Berliner AGs?

Was denkt ihr? ;)

von Klaus (Gast)


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voodoofrei schrieb:
> Anonymer Andi schrieb:
>> Der headhunter erklärte mir etwas von der wirtschaftlichen Lage und dem
>> Gehaltsgefüge in der Firma und dass die Lebenshaltungskosten im Osten ja
>> niedirger seien. Hä???
>
> Mal ein Experiment: Zum Porsche-Händler in Berlin gehen und dem was von
> "wirtschaftlicher Lage" und "östlichen Gehaltsgefüge " ect.. vorjammern
> -> Was wird wohl als Rabat dabei rausspringen und ist der Vergleichbar
> mit dem "Lohnrabatt" der Berliner AGs?

Anderes Experiment:
Geht mal zu eurem Chef und erzählt ihm was von Inflation, dem geplanten 
Eigenheim oder der teuren neuen Freundin und verlangt deshalb mehr Geld. 
Das mit den Lebenshaltungskosten ist schlicht und einfach eine 
Scheindebatte, da es nur in einer Richtung Einfluss auf das Gehalt hat.
In Gehaltsverhandlungen lasse ich mich deshalb auf das Thema auch nicht 
mehr ein.

von voodoofrei (Gast)


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Eben!

Der Porsche-Dealer jammert ja auch nicht rum und versucht die 80k+ für 
den 911 mit den hohen Lohnkosten um Stuttgart, dem Kretschmann oder den 
hohen Rohstoffpreisen zu rechtfertigen! Er erzählt was von "Mythos 911" 
und was man für ein tolles Auto für sein Geld bekommt und vielleicht 
noch was von nur 10 Liter auf 100 km, weniger als das doppeltes eines 
Golfs bei 4-Facher Leistung und hastenichtgesehen.... und wenn man den 
Listenpreis, abzüglich Größenordnung Skonto nicht bereit zu zahlen ist, 
dann steht der nächste vor der Türe und kauft das Auto.

Übertragen auf die "Gehaltsfrage" bedeutet das schlicht und einfach: 
Wenn man davon überzeugt ist, dass man mehr Wert ist, als der Chef 
bereit ist zu zahlen (nachdem man ihm/ihr klar gemacht hat, was er/sie 
von einem hat), dann hat man zwei Möglichkeiten das zu beweisen => 
Entweder man sucht sich eine andere Stelle und findet jemanden, der 
bereit ist "mehr" zu zahlen, oder man macht sich selbständig und sieht 
zu, was man bekommt. Natürlich kann man trotzdem das gebotene Gehalt 
akzeptieren, aber jammern ist dann jämmerlich! ;)

von Martin K. (mkmannheim) Benutzerseite


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Oder man macht beides. Sich anstellen lassen und temporär arbeiten, 
nebenher selbständig und passend verhandeln. Wenn man das Richtige kann, 
machen die Chefs auch die Geldbörse auf.

von NT-Ing (Gast)


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Anonymer Andi schrieb:
> Hauptrandbedingung war das Gehalt: Man wollte mir 60k-65k bieten und
> dies für eine 40h-Woche + einige Überstunden. Hier im Raum Karlsruhe
> sind es durchweg 65k-70k für 35h!

Wahnsinn. Ich habe bei einer Berliner IT-Firma 2 Jahre für 35k 
gearbeitet und das befristet. Mittlerweile bin ich bei stolzen 42k.

Und du kriegst 60-65k angeboten und spöttelst hier rum????????

Ich versteh die Welt nicht.

von voodoofrei (Gast)


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NT-Ing schrieb:
> Und du kriegst 60-65k angeboten und spöttelst hier rum????????

Medizintechnik ist ne Goldgrube - was glaubst du, warum die GKV 
mittlerweile bei 15,5% ist und dir GKVs alleine aus 
Versicherungsbeiträgen >170 Milliarden € verteilen müssen? Das sind 
nicht nur die "Notleidenden Ärzte" und die forschen Pharmaunternehmen... 
;)

von ronnysc (Gast)


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jaja das Meiste kommt aber aus USA. Und richtig Geld verdienen kannste 
da auch nur als Vertreter (wenn Du es kannst), als Ing. nur in den 
wenigen großen Konzernen noch (Siemens, Dräger, Fresenius, Maquet, Ziehm 
vielleicht).
Und hier in den neuen Bundesländern vergiss es. Da gibts nichts zu 
holen. Da geht nur noch Krankenhaus oder Vertreter (und mit Vitamin B 
auch Forschung :) ).

von Paul (Gast)


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Naja ich will mal Faktenwissen beitragen:

Ein Kollege hat erst in Berlin gewohnt. Dann München. Dann wieder 
Berlin.

Er meinte was man in München mehr bekommt  gibt man dreimal so schnell 
aus wie in Berlin.

Sicherlich gibt es in ländlichen Gegenden überall Wohnungen fürn Appel 
und n Ei, aber wer will (gerade als junger Ing mit Kohlen und Sexappeal) 
schon in Bielefeld und Co. wohnen. Also ich sicher NICHT :-).

von Paul (Gast)


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ronnysc schrieb:
> (Siemens, Dräger, Fresenius, Maquet, Ziehm
> vielleicht).

auch aus sicherer Quelle:

Dräger Entwicklungs-Ing.: Einstieg kurz unter Tarif
Maquet Entwicklungs-Ing: Einstieg weit unter Tarif

soviel dazu....

von MaWin (Gast)


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> Mal ehrlich MaWin, entweder erzählst du hier gewaltigen Schwachsinn,
> oder bei dem Haus, von dem du hier erzählst, handelte es sich um ein vom
> Abbaggern bedrohtes Zwangsversteigerungsobjekt mitten im Lausitzer
> Braunkohlerevier

Es ist ein ganz normales Haus (nicht ganz normal, die Hofeinfahrt geht 
durch das Erdgeschoss) was sich da jemand vor 5 Jahren gekauft hat, in 
einem ganz normalen Dorf im Osten, mit Keller, Wänden aus Stein, einem 
Giebeldach, damals mit morschen Holzfenstern, heute neu, in dem ganz 
normale Menschen leben, und wird nicht abgebaggert. Man kann nach Berlin 
zur Arbeit pendeln, aber nicht mit den Öffis, aber der Mann ist 
selbständig als Elektriker und hat die Firma auf dem Hof. Und von 
solchen Häusern gibt es genug, nur unsere elitären Jammerlappen wollen 
es ja nicht wenn es nicht weiss gestrichen ist, oder weil der Nachbar 
bisher nicht saniert hat. Na dann eben nicht.

von Marx W. (Gast)


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Anonymer Andi schrieb:
> Der headhunter erklärte mir etwas von der wirtschaftlichen Lage und dem
 Der Laden steht kurz vor der Insolvenz
> Gehaltsgefüge in der Firma und
Aha, hat die Firmenleitung alle AN so kleingeklopft, dass sich für die 
gezahlten Gehälter keiner mehr findet!

> dass die Lebenshaltungskosten im Osten ja
>
> niedirger seien. Hä???

Ja hä???. Wo die Lebenshaltungskosten im Osten niedriger sind, das sind 
die Dienstleitungen (hoher Lohnanteil) und die Mieten (wobei Berlin sich 
auch davon verabschiedet).

Was noch gehaltstechnisch  zu erwähnen ist, dass die 
Beitragsbemesssungsgrenzen der Sozialbeiträge in den "Neuen Ländern" 
niedriger sind,  als im Westen. Da kann sich ab den Grenzen ein Plus zum 
Westgehalt ergeben!

von Thomas1 (Gast)


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Marx W. schrieb:
> Wo die Lebenshaltungskosten im Osten niedriger sind


Das ist natürlich Unsinn. Außerdem kommt es auf Leistung an und nicht 
kosten. Du kannst ja auch nicht zum Chef gehen und um Gehaltserhöhung 
fragen, weil alles teurer geworden ist. Der zeigt gleich den Finger.

von Ich (Gast)


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Die Kaltmieten sind doch im Osten fast alle günstiger als in München.
Deshalb sind die Löhne dort auch günstiger.

Im tiefsten Otsen, gibt es sehr preiswerte Immobilien für Leute mit der 
Liebe zum ländlichn, dummerweise sind Jobs dort Mangelware.
Da hilft mir das für Müncher Verhältnisse spottbillige Eigenheim 
(renovierungsbedürftig) mit 2 ha Land mit Baumbestand herzlich wenig.

Die Löhne sind im Osten wahrscheinlich noch nicht niedrig genug, damit 
dort alle die Koffer packen und die tollen Angebote der Dienstleister im 
Westen annehmen.

von Jens (Gast)


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MaWin schrieb:
> Es ist ein ganz normales Haus

Klar, 4 Wände, Dach, Fenster, Türen, trotzdem sagt das wenig bis nichts 
über den Zustand aus.

> was sich da jemand vor 5 Jahren gekauft hat, in

Da sah der Markt auch noch besser aus, es gab noch preiswerte Häuser, 
Wohnungen und Grundstücke, auch in Großstadtnähe.

> einem ganz normalen Dorf im Osten

Wo? Der Osten ist ca. 100k m² groß.

> Man kann nach Berlin
> zur Arbeit pendeln, aber nicht mit den Öffis, aber d

Also vermutlich irgendwo in Brandenburg...

http://www.youtube.com/watch?v=m9Oat2E1O3Q

> Und von
> solchen Häusern gibt es genug, nur unsere elitären Jammerlappen wollen
> es ja nicht wenn es nicht weiss gestrichen ist, oder

Kann sein, nur habe ich keine Lust, täglich 2x 50+km zur Arbeit zu 
pendeln. Sicher gibt es genug Leute, die wegen der günstigen Häuser aufs 
Land ziehen und dann das gesparte Geld in 2 Autos und reichlich Sprit 
investieren müssen, weil sie am Ar... der Welt wohnen.

von Jens (Gast)


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Jens schrieb:
> Wo? Der Osten ist ca. 100k m² groß.

Natürlich sollte das 100k km² heißen.

von MaWin (Gast)


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von Frank B. (f-baer)


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MaWin schrieb:
>> Mal ehrlich MaWin, entweder erzählst du hier gewaltigen Schwachsinn,
>> oder bei dem Haus, von dem du hier erzählst, handelte es sich um ein vom
>> Abbaggern bedrohtes Zwangsversteigerungsobjekt mitten im Lausitzer
>> Braunkohlerevier
>
> Es ist ein ganz normales Haus (nicht ganz normal, die Hofeinfahrt geht
> durch das Erdgeschoss) was sich da jemand vor 5 Jahren gekauft hat, in
> einem ganz normalen Dorf im Osten, mit Keller, Wänden aus Stein, einem
> Giebeldach, damals mit morschen Holzfenstern, heute neu, in dem ganz
> normale Menschen leben, und wird nicht abgebaggert. Man kann nach Berlin
> zur Arbeit pendeln, aber nicht mit den Öffis, aber der Mann ist
> selbständig als Elektriker und hat die Firma auf dem Hof. Und von
> solchen Häusern gibt es genug, nur unsere elitären Jammerlappen wollen
> es ja nicht wenn es nicht weiss gestrichen ist, oder weil der Nachbar
> bisher nicht saniert hat. Na dann eben nicht.

Also... vorausgesetzt, man möchte diese Story glauben, dann ist die 
Kategorie dafür eindeutig "luckshot".

http://www.immobilienscout24.de/expose/57311737
Mitten in Radeberg - soweit nicht schlecht. Aber: Mehrere Jahre 
Leerstand, Komplettsanierung notwendig. Abgesehen davon ist es 
Denkmalgeschützt, also nicht mal eben 20-30k in die Sanierung gesteckt, 
sondern alles mit dem Denkmalschutz abklären. Kaufen und Einziehen? Nur 
mit Schlafsack unterm Dach.

http://www.immobilienscout24.de/expose/53770478
Komplette Entkernung, Trockenlegung etc. notwendig. Kaufen und 
Einziehen? Mit Sicherheit nicht.

Weitere Ergebnisse erspare ich uns mal.

von Marx W. (Gast)


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Thomas1 schrieb:
> Das ist natürlich Unsinn. Außerdem kommt es auf Leistung an und nicht
>
> kosten. Du kannst ja auch nicht zum Chef gehen und um Gehaltserhöhung
>
> fragen, weil alles teurer geworden ist. Der zeigt gleich den Finger.


Wo ist hier irgendein verwertbarer Ansatz zuerkennen?
Man sollte schon ein bißchen argumentieren, und nicht nur agitieren!

von Paul (Gast)


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>Mit dem Mauerfall gab es zur Wiedervereinigung - zumindest aber zur
>Einführung der DM keine Alternative mehr. Sonst wären alle guten Leute
>komplett übergesiedelt. Dann hätte sich das Szenario aus den 50ern
>wiederholt: jeden Monat zigtausende, die gehen.

Alternativen wurden gezeigt. Unter anderem vom Neuen Forum. Außerdem hat 
sich Kanzlerkandidat Lafontaine durch seinen Vorschlag die sichere 
Kanzlerschaft versaut und Kohl durch "D-Mark für alle" eine weitere 
Wahlperiode gesichert, obwohl er im Westen nicht mehr gewählt worden 
wäre.

>Das ist das Problem. Wenn die Schaafe mit ein paar Krümel abgespeist
>werden können, geben die Wölfe nicht mehr aus.

Du vergißt, welche Steigbügelhalter die Wölfe haben: Das Arbeitsamt. 
Nimmt man den mies bezahlten Job nicht an gibt es Sanktionen. 
Unverheiratete bis 30 werden auch mal ganz frech in den Westen 
gezwungen, wie Beamte. Mit freier Lebensentscheidung (Grundgesetz) hat 
das nichts mehr zu tun. Its bestimmt auch an der Grenze der Legalität.

>Zum anderen ist der Anteil der öffentlichen Verwaltung
>(Dienstleistungssektor) höher als im Westen, was das
>Durchschnittseinkommen zusätzlich senkt!

Dienstleistungen sind nicht unbedingt öffentliche Verwaltung. Im 
öffentlichen Dienst gibt es weniger Beamte als im Westen. Die DDR kannte 
keine Beamte. Nach der Wende wurde die Verbeamtung im Osten ungleich 
niedriger gehalten als im Westen (Lehrer, Bahnbedienstete).

>liefern und erhielt dafür mieses verschwefeltes Erdöl zu Preisen über
>dem Weltmarkniveau, weil die Russen einfach auf den Verträgen beharrt
>haben.

Das stimmt so nicht. Die Russen lieferten über Schwedt normales Öl zum 
Freundschaftspreis. Während der Ölkriese verkaufte die DDR dieses Öl zum 
Vorzugspreis ins Ausland gegen Devisen. Nachdem die SU das mitbekam, 
drehte man den Ölhahn zu.

>.er viel in Ungnade und ein Dachdecker namens Honecker kam an
>die Macht, ein JA-Sager der die DDR tatsächlich runtergewirtschaftet hat
>- vermutlich hatte er keine Wahl.

Im Gegenteil: 1972 keimte in der Bevölkerung sehr große Hoffnung auf, 
daß Honecker die Betonkopfstruktur Unlbrichts aufweicht und das Land 
reformiert. Und tatsächlich hat sich die DDR etwas moderniserter und 
westgewandter gezeigt. Honecker war eine Erleichterung gegen Ulbricht.

>Wenn sowas nochmal passiert, weiß ich auch wie es geht. :-)

Na dann auf nach Griechenland. Nach Auskunft unserer politschen Führung 
wollen sie ja die Erfahrungen der Treuhand dort nutzen ;-)

>Die Kaltmieten sind doch im Osten fast alle günstiger als in München.
>Deshalb sind die Löhne dort auch günstiger.

Leider hat der gewöhnliche Bürger nicht nur Kaltmieten zu zahlen. Dann 
schauts nämlich anders aus.

PS.:@ Paul vom 16.08.2011 23:50, 16.08.2011 23:52: Ich würde es sehr 
begrüßen, wenn Du einen anderen Namen wählen würdest. Dann kommt es 
nicht zu Verwchslungen.

von A. F. (chefdesigner)


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>Dräger Entwicklungs-Ing.: Einstieg kurz unter Tarif
Interessant! Dräger zahlt Erfahrenen nämlich teilweise sehr gut 
Gehälter. Auch für uns Selbständige gibt es Sätze im normalen Bereich. 
Thematisch passt es oft nicht optimal, ansonsten hätte ich schon mehr 
für die machen können. Dräger macht aber viel auf Kunststoff und 
Materialien, weniger im Bereich Software und Elektronik.

>Maquet Entwicklungs-Ing: Einstieg weit unter Tarif
Noch interessanter! Zur Zeit suchen sie nämlich wieder Ingenieure, weil 
ein Standort verlgart wird, bzw die Abteilung verschoben wird und einige 
kündigen. Ich bekomme aktuell 2-3 Anfragen die Woche von verschiedenen 
Projektvermittlern für Hechingen.

Noch vergessen zu erwähnen wurde die Firma aus Friedberg / Bad Nauheim:
Die haben schon vor Jahren schwer abgebaut und Leute eingestampft. 
Unvergesslich die grossartige Suchaktion der Euromed Consulting aus 
2002: Fast der gesamte Markt wurd abgeklappert und Ingenieure aus 
diversen Firmen angerufen, um sie abzuwerben. head hunting im grossen 
stil. Einige waren so drumm und sind dann aus gut bezahlten Positionen 
weggewechselt, um dann reihenweise vor Ende der Probezeit gekündigt zu 
werden, weil wieder mal eine Restrukturierung anstand. Zurück konnten 
viele nicht mehr. Das hat mindestens 15 Personen in der Branche die 
Karriere gekostet.

Die laborieren heute noch daran, dass kaum einer dort hin will, weil es 
allen noch im Gedächtnis ist, wie man mit Leuten umgeht.

http://www.boocompany.com/index.cfm/content/story/id/10077/cid/25039//
http://www.boocompany.com/index.cfm/content/story/id/11388/cid/33439//


Ja und dann die Firma mit dem grossen S.

Siemens streicht 2010 insgesmt 2000 Stellen
http://www.boocompany.com/index.cfm/content/story/id/15963/

Siemens beerdigt die Onkologiesparte

http://www.boocompany.com/index.cfm/content/story/id/14313/
http://www.boocompany.com/index.cfm/content/story/id/15895/

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Paul schrieb:
>>Mit dem Mauerfall gab es zur Wiedervereinigung - zumindest aber zur
>>Einführung der DM keine Alternative mehr. Sonst wären alle guten Leute
>>komplett übergesiedelt. Dann hätte sich das Szenario aus den 50ern
>>wiederholt: jeden Monat zigtausende, die gehen.
>
> Alternativen wurden gezeigt. Unter anderem vom Neuen Forum.

Die Frage ist, ob das auch funktioniert hätte.
Alternativen haben immer viele ...

Ich denke auch nicht, dass alle auf den Demonstrationen nur die DDR 
reformieren wollten - viele wollten auch einfach nur raus.
Zumindest gingen die meisten meiner Gespräche (eigentlich nur mit 
Akademikern/Intellektuellen) in diese Richtung: man wollte keinen neuen 
Versuch, man wollte raus

Was ich sagen will: im Nachhinein ist man immer schlauer.

Die Wiedervereinigung hätte besser, aber auch deutlich schlechter laufen 
können.

Wie dem auch sei - wir leben im Hier und Jetzt und müssen nun das Beste 
aus dem Land machen. :-)

Chris D.

von NemesisMF (Gast)


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Hallo,

ich komme aus Chemnitz und habe in Chemnitz und München (2000-2007) 
studiert (Tu-Chemnitz dann Siemens Technik Akademie --> BA Ing.).

Bestätigen kann ich: die (kalt)Mieten in München sind sehr teuer. Für 
ein Zimmer (16qm) mit Waschbecken, altes WC in Gemeinschaftsnutzung im 
Hausflur, keine Dusche (Duschen im nahegelegenen Siemens Sport Park) 
habe ich 280,-€ monatlich als Student bezahlt (in etwa das gleiche wie 
die 50qm Wohnung in C). Später zog ich ins Siemens Wohnheim - ähnliche 
Miete - Strom extra. Damals bezahlt ich für Strom in München 0,16€/kWh 
in Chemnitz 0,21€/kWh. Ging man in den Supermarkt waren die Preise in 
München wie in Chemnitz identisch. Abends Ausgehen war ähnlich teuer.
Abgesehen von den hohen Kaltmieten war München bezahlbar, teilweise 
deutlich billiger als Chemnitz. Es kommt hinzu, daß man in der Region 
Chemnitz/Erzgebirge ohne Auto beruflich erschossen ist, weil ÖPV nicht 
wirklich etwas taugt.
ÖPV-BSP: Vorort von Chemnitz (10km bis Innenstadt)
* Abfahrt alle 30 min (zu Stosszeiten Morgens und Nachmittags)
* sonst alle 45-60 min
* Abends ab 20 Uhr Bus nur noch auf Anruf, Bahn bis 22 Uhr.
* Fahrzeit bis Zentrum 45min Bus, 11min Bahn (PKW 20min, Rad 25min)
* Anschluss an andere ÖPV beschissen (aber schon verbessert)
* Preis ähnlich wie in München

D.h. da wir im Luxus leben (2 Kinder, 3 und 5 Jahre althaben) --> 2 PKW 
(Kleinwagen 10 und Kompaktkombi 11 Jahre alt) - Chemnitz hat fast die 
höchste Regionalklasse der Haftflichtversicherung - damit sind die 
Nebenkosten für PKW enorm.

Mittlerweile habe ich mich im Gehalt mit bald 4 Jahren BE auf 2750,-€ 
BRUTTO - ja OHNE Abzüge - hochgearbeitet (damit verdiene ich mehr als 
mancher FH Dipl. Ing)

Meine Frau bekommt als Uni Dipl. Psych bestenfalls 80% meines Gehaltes 
bei 40h/W, ausschließlich befristete Anstellung

Zum Vergleich: Den Nettoverdienst meiner Eltern (beide zusammen) habe 
ich bereits mit meinem Nettogehalt übertroffen (arbeiten beide in der 
Reinigungsbranche)

Zu Imobilien: Für eine Hütte á 100-120qm sind hier im Raum Chemnitz ca. 
200k€ zu legen (Falls man an ein günstiges, erschlossenes Grundstück 
kommt)

Die Löhne haben wir in Sachsen vor allem der CDU zu verdanken, die 
Sachsen als "Billiglohnland" in Deutschland etabliert hat.

ABER: Kindertechnisch möchte ich nicht in den "Westen" ziehen. Wir 
bekommen hier eine relativ gute Betreuung und Ausbildung der Kinder im 
Kindergarten, auch wenn beide Vollzeit arbeiten gehen (kostet zwar nen 
Haufen Geld, aber sonst müsste einer daheim bleiben)
Als zu meinen Studienzeiten (München) unser großer Sohnemann kam und ich 
meinen Kollegen sagte, daß meine Frau nach einem halben Jahr auch wieder 
Vollzeit studiert und ihn in eine Kindergrippe gibt, wurde ich mit 
großen Augen angeschaut - die freundlichen Reaktionen waren 
verständnisloses Kopfschütteln...

Gruß

NemesisMF

von ImOstenGebliebener (Gast)


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NemesisMF schrieb:
> Die Löhne haben wir in Sachsen vor allem der CDU zu verdanken, die
>
> Sachsen als "Billiglohnland" in Deutschland etabliert hat.

Leider auch in Thüringen.
Wenn mich nicht alles täuscht,
liegt Th. so ziemlich an letzter
Stelle im Bundesdurschschnitt.
Sachsen und Thüringen wurden
auch von der CDU als Versuchs-
gebiete auserkoren um neue
Praktiken im Einzelhandel zu
erproben, die dann auf das ganze
Bundesgebiet angewandt wurden.
Aber das haben die Ossis ja
alle so gewollt.
Und wundert Euch mal nicht über
die derzeitige Fachkräftemangel-
diskussion.
Auch Euer Lohn wird auf Dauer
sinken.
Es ist doch bequemer anstatt selber
auszubilden (das geht in der 1. Klasse
Grundschule los), nach ausländischen
Fachkräften zu  schreien (deren Einstiegs-
gehalt mindestens 20 -30% unter dem einer
deutschen Fachkraft liegt)oder das
Rentenalter heraufzusetzen.
(die  Alten müssen ja noch dankbar sein,
wenn sie noch arbeiten dürfen, die wollen
auf ihre alten Tage garantiert nicht mehr
Lohn)

von A. F. (chefdesigner)


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Wenn die Gehälter runter gehen, dann gehe ich nach Süden, Schweiz oder 
Österreich im Alter. Oder aber der Osten ist bis dahin wiet genug 
aufgebaut, dass man das residieren kann.

> Wir bekommen hier eine relativ gute Betreuung und Ausbildung
> der Kinder im Kindergarten, kostet zwar nen Haufen Geld

Private Kinderbetreung gibt es hier auch. Man kann es sogar von der 
Steuer absetzen. Schon mit 500,- brutto mehr sind die Bälger bestens 
finanziert.

von Mark B. (markbrandis)


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Andreas F. schrieb:
> Wenn die Gehälter runter gehen, dann gehe ich nach Süden, Schweiz oder
> Österreich im Alter.

Gerade in die Schweiz, wo es teurer ist?

> Oder aber der Osten ist bis dahin wiet genug
> aufgebaut, dass man das residieren kann.

Ist er schon seit ner Weile. Und da dort Mieten bzw. Grundstücke/Häuser 
billiger sind, kann es sich tatsächlich rechnen mit einer West-Rente 
seinen Lebensabend im Osten zu verbringen. Machen manche heute schon so.

von MaWin (Gast)


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> Also Single / keine Kinder, nix..

Tja, und kein Sex.

> Wenn ich zum Beispiel 3000€ Brutto und nur ca. 1800€ raus habe, ist das
> schlicht eine Sauerei!

Wieso ?
Was ist dir an 500 EUR Steuern zu viel ?
Du brauchst keine Polizei wenn man deine Bude ausräumt, keine Feuerwehr 
wenn sie abbrennt, keinen Deich damit das Wasser nicht im Garten steht, 
keine Strassen denn du hast ein Pferd, und über den Rhein schwimmst du ?

> Der normale (Single) Handwerker hat auch ca. 1200-1300€ netto.

Sauerei. Arbeitet der weniger als du ? Fühlst du dich ihm 
intelligenzmässig überlegen ? Du bist das Letze.
Wenn überhaupt, könnte man einen Ausgleich für deinen anderen Lebensweg 
einfordern und begründen, weil du 5 Jahre weniger lange Geld verdienen 
kannst und deine 5000 EUR Studiengebühr zurückzahlen musst. DAFÜR würden 
aber 1400 EUR netto reichen.

> Aber das Verhältniss und die Brutto/Netto Relation sind völlig daneben!

Klar. DU wirst nicht krank, daher sind 500 EUR Krankenversicherung pro 
Monat für alle die von deinem Einkommen leben dir natürlich zu viel, und 
DU wirst nicht alt, daher sind 600 EUR Rentenbeitrag die von deinem 
Einkommen dir deine spätere Rente sichern natürlich zu viel.

Aber wenn du nur halb so intelligent wärst wie du hier behauptest, dann 
wüsstest du, daß selber Arztrechnung bezahlen noch viel teurer wird, daß 
du eher mehr als weniger für deine Rente zurücklegen müsstest. Aber du 
bist nicht mal halb so intelligent wie du gerne wärst.

> Das sind über 40% Abzüge. Und was wird mit dem Geld veranstaltet.... !

Die Rente deines Vaters bezahlt, die Krankenkosten deiner Mutter 
bezahlt, die Infrastruktur des Landes in Schuss gehalten. Damit du auch 
morgen eine Brücke über den Rhein hast.

Ich behaupte nicht, daß es nicht auch sparsamer gehen könnte. Aber daß 
Prinzip, vom erwirtschafteten Einkommen was abgeben zu müssen damit über 
das Individuum hinausgehende Sachen damit finanziert werdenn können, 
steht ausser Frage.

Von den 500 EUR die du als Steuer entrichtest, gehen ca. 200 EUR an eine 
Alleinerziehende mit Kind, die mit dir nicht zusammenleben will, und ca. 
100 EUR in Grossprojekte, die du nie finanzieren würdest, vom Brückenbau 
bis zum CERN LHC. Aber klar, darauf könnte man DEINER MEINUNG NACH 
verzichten.

von Thomas1 (Gast)


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Ich schrieb:
> Die Kaltmieten sind doch im Osten fast alle günstiger als in München.
> Deshalb sind die Löhne dort auch günstiger.


Dafüt gibt es keinen Zusammnhang. Wenn die Leistung erbracht wird, gibt 
es Geld. Sonst könnte jamend mit 8 Kindern mehr Lohn bekommen als jemand 
ohne Kinder.

von Paul (Gast)


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>Wenn ich zum Beispiel 3000€ Brutto und nur ca. 1800€ raus habe, ist das
>schlicht eine Sauerei!

>Der normale (Single) Handwerker hat auch ca. 1200-1300€ netto.
>(Nix gegen Handwerker ! Habe auch von der Pike gelernt!)
>Aber das Verhältniss und die Brutto/Netto Relation sind völlig daneben!

Wem haben wir denn die kalte Progression (Mittelstandsbauch) zu 
verdanken? Hernn Schröder!

von Ralf-Peter G. (ralfpeter)


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Warum gibt es im Osten eigentlich noch keine Essensmarken ?

von ImOstenGebliebener (Gast)


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Karl schrieb im Beitrag #2308876:
> Man hätte die Mauer noch 2m höher bauen sollen!
>
>
>
> Diese Ossi Scheiße hätten wir nicht gebraucht!
>
>
>
>
>
> @ MaWIN
>
> Das du einen an der Klatsche hast wird in vielen Beitragen klar!
>
>
>
>
>
> Ende
>
> Karl.
>
>
>


Das hätten'se mal ruhig machen können.
So weit wie 2009 waren die Industriekonzerne
1989 auch schon einmal. Wohl vergessen,dass
damals schon verschärft Kurzarbeit gefahren
wurde?
Da kamen die (noch naiven) Ossi's doch gerade recht,
damit die Wessi's denen ihre alten Hobel zu horrenden
Preisen andrehen konnten, um sich ein neues Auto
zu kaufen.
Und vieviele private Häuser wurden gleich nach
der Wende modernisiert?
Da wurde auch fleissig Baumaterial (Ziegel,
Fenster, Heizungen ect:) vom Westen in den Osten
verkauft.
Das haste damals scheinbar nicht gerafft.
Die Ossi Scheiße habt Ihr gebraucht.
Es gibt eben Menschen, deren Zunge schneller
ist als ihr Verstand.

MaWin schrieb im Beitrag #2308904:
> Bei dir reicht ein Beitrag dazu.

MaWin hat Recht

von Paul (Gast)


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>Warum gibt es im Osten eigentlich noch keine Essensmarken ?

Weil die 11 Ostmark im Monat kosten würden. So billig kann das der Wessi 
nicht anbieten.

von Paul (Gast)


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>Man hätte die Mauer noch 2m höher bauen sollen!

Das hättest Du wohl gerne? Damit ihr noch mehr Mauerstücke an Touristen 
in aller Welt verkaufen könnt. Die Mauer ist eigentlich Volkseigentum, 
wie vieles andere in der DDR. Nur das Volk hat davon nach der Wende 
keinen cent gesehen. Findige Wessis verdienten/verdienen damit ihr Geld.

von voodoofrei (Gast)


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ImOstenGebliebener schrieb:
> Das hätten'se mal ruhig machen können.
> So weit wie 2009 waren die Industriekonzerne
> 1989 auch schon einmal. Wohl vergessen,dass
> damals schon verschärft Kurzarbeit gefahren
> wurde?
> Da kamen die (noch naiven) Ossi's doch gerade recht,
> damit die Wessi's denen ihre alten Hobel zu horrenden
> Preisen andrehen konnten, um sich ein neues Auto
>.....

Und woher hatte der Ossi das Geld?

von Paul (Gast)


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>Und woher hatte der Ossi das Geld?

In DDR-Zeiten angespart, z. B. für die Trabilieferung in 10 Jahren. Ich 
habe heute noch die vielen Gebrauchtwagenbuden im Kopf, die wie Pilze 
aus dem Boden schossen. Verkauft wurden da 20 Jahre alte Westautos, die 
eigetlich auch den Schrott gehörten. Kein Ossi wußte, ob die Mauer 
wieder dicht gemacht wird. So kam er zu einem Auto vor Ablauf der 
Wartezeit, wenn es auch eine Schrottlaube war. Der westl, Autoverkäufer 
hat das Geld dann auf dem Schwarzmarkt getauscht. Glücksritter eben.

von ImOstenGebliebener (Gast)


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voodoofrei schrieb:
> Und woher hatte der Ossi das Geld?

Der hatte damals auch Arbeit und
Sparkassen gab es auch schon vor
der Wende.

von Wilhelm F. (Gast)


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Paul schrieb:

> Ich
> habe heute noch die vielen Gebrauchtwagenbuden im Kopf, die wie Pilze
> aus dem Boden schossen. Verkauft wurden da 20 Jahre alte Westautos, die
> eigetlich auch den Schrott gehörten.

An diesen Dingen beteiligt waren aber auch reichlich viele Ost-Genossen. 
Manche bemerkten rechtzeitig, daß man da aus dem Mauerfall was machen 
kann. 1990 kam einer von "drüben", der sich hier eine alte Karre mit 
Anhänger kaufte, jeden Tag in mein Dorf im äußersten Westen. Im Dorf 
fällt ein Fremder auf. Er machte täglich eine große Tour über mehr als 
1000km. Er holte ein Gebrauchtfahrzeug ab, und am nächsten Tag stand er 
mit leerem Anhänger wieder auf der Matte. Das ging so über Monate, und 
ich glaube, der Mann war danach wirtschaftlich saniert. Und die hiesigen 
Gebrauchthändler bekamen ihren Hinterhof endlich mal frei von dem 
bereits fast unverkäuflichen alten Zeug.

Der Mann fing übrigens gleich nach der Maueröffnung in der 
Dorfschlosserei als Schlosser an. Nach einer Woche war er wieder weg, 
hatte den Braten mit den Gebrauchtautos sehr schnell gerochen.

Auf der anderen Seite standen natürlich die Verlierer, die den Schrott 
überteuert kauften. Die hatten noch kein Gefühl für Geld und 
West-Verhältnisse. Da war erst mal Schlaraffenland-Stimmung.

von A. F. (chefdesigner)


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> Die hatten noch kein Gefühl für Geld und West-Verhältnisse
Aber sie hatten ganz offenkundig sehr viel Geld!

Und wer hatte in der DDr schon viel auf der Kante?
Parteibosse, Bosse, Ausnutzer andere und miese Geschäftemacher, wie 
Ladenbesitzer, die Westwaren illegal überteuert verkauften.

@WaMin

Du hast schon Recht mit der Besteuerung, aber es ist nicht einzusehen, 
dass man immer höher besteuert wird, nur wiel man mehr arbeitet. Die 
ersten beiden Stunden des Tages an dem man arbeitet sind für die meisten 
steuerfrei, mit den nächsten sichert man sich den Wohlstand und die 
Rente, wird aber schon zu 30% geschröpft und mit den letzten drei 
Stunden finanziert man den Sozialstaat, die Faulen und wird mit fast 45% 
besteuert.

Das ist das Problem!

Und deshalb haben viele Ingenieure auch keine Lust auf Überstunden!

von Wilhelm F. (Gast)


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Andreas F. schrieb:

>> Die hatten noch kein Gefühl für Geld und West-Verhältnisse
> Aber sie hatten ganz offenkundig sehr viel Geld!

Es ist bekannt, daß dem kleinen Mann zu dieser Zeit ordentlich Kredite 
mit hohen Zinsen vermittelt wurden. Sowas wie Hausfrauenkredit. Und 
diese Sache ordentlich in Anspruch genommen wurde. Z.B. um eine 
Schrottkarre zu kaufen. Im TV waren schon Dokus darüber, wie manch einer 
damit erst richtig den Bach runter ging. Denn plötzlich funktionierte da 
der Arbeitsmarkt und Jobsicherheit nicht mehr so, wie gehabt. Der 
Kleinbürger kann gar nicht so reich gewesen sein.

Ich persönlich kannte noch einen Maschinenbau-Ing., kein Absolvent, der 
1990 für stolze 2500DM brutto (nicht Euro) ins Schwabenländle ging. Also 
30000 DM Bruttojahresgehalt. Das hatten wir hier auch schon locker als 
Facharbeitergehalt, und ich habe mich auch nicht dazu geäußert, um dem 
Mann die Stimmung nicht zu vermiesen.

von Paul (Gast)


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> Das ging so über Monate, und
>ich glaube, der Mann war danach wirtschaftlich saniert. Und die hiesigen
>Gebrauchthändler bekamen ihren Hinterhof endlich mal frei von dem
>bereits fast unverkäuflichen alten Zeug.

Die "armen" Gebracuhtwagenhändler, die endlich ihre Hof frei bekamen, 
waren doch eigentlich die, die verdienten. Der Ossi war doch nur der 
preiswerte Transpotunternehmer und Drücker. Den Hauptreibach machte der 
Schrottwagenhändler aus dem Wessidorf.

>Aber sie hatten ganz offenkundig sehr viel Geld!

Wenn das so gewesen wäre, hätten sie bestimmt nicht die Schrottkarre 
gekauft, sondern einen Neuwagen.

von Wilhelm F. (Gast)


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Paul schrieb:

> Die "armen" Gebracuhtwagenhändler, die endlich ihre Hof frei bekamen,
> waren doch eigentlich die, die verdienten. Der Ossi war doch nur der
> preiswerte Transpotunternehmer und Drücker. Den Hauptreibach machte der
> Schrottwagenhändler aus dem Wessidorf.

Nee, Paul. Ich habe ja nie behauptet, daß die "arm" wären. Nur, es war 
eine gute Gelegenheit da, mal noch reicher zu werden.

Ja, die Wahrheit wird da irgendwo in der Mitte liegen. Das, was der 
Wessi-Händler teurer war, wurde beim Verkauf im Osten noch mal drauf 
gelegt. Händler und Transporteur werden wohl Halbe-Halbe dabei gemacht 
haben. Und eine alte Schrottmühle kann man nur durch äußere Lackpolitur 
im Wert noch mal verfünffachen. Das war aber schon immer so. Deswegen 
lief das auch so gut.

Übrigens trieben diese Dinge die Gebrauchtwagenpreise ordentlich in die 
Höhe. Nach einem Diebstahl meines Autos 1990 bekam ich von der 
Versicherung gut 25% Zeitwert mehr ausgezahlt, als es ohne Mauerfall 
gewesen wäre. Aber die Versicherung mußte sich an eine anerkannte 
Preisliste (aktuellen Marktwert) halten. Dafür kann ich nichts, es 
freute mich aber sehr.

von MaWin (Gast)


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> Nach einem Diebstahl meines Autos 1990 bekam ich von der
> Versicherung gut 25% Zeitwert mehr ausgezahlt, als es ohne
> Mauerfall gewesen wäre

Das war 100% mehr als es ohne Mauerfall gewesen wäre,
denn dein Auto wird jenseits dieser Mauer gelandet sein.

von Wilhelm F. (Gast)


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MaWin schrieb:
>> Nach einem Diebstahl meines Autos 1990 bekam ich von der
>> Versicherung gut 25% Zeitwert mehr ausgezahlt, als es ohne
>> Mauerfall gewesen wäre
>
> Das war 100% mehr als es ohne Mauerfall gewesen wäre,
> denn dein Auto wird jenseits dieser Mauer gelandet sein.

Nee, MaWin, das Auto wurde 2 Monate später in einem Kölner Hinterhof 
gefunden. Also nur ein paar km von meiner Wohnung entfernt. Ich weiß bis 
heute auch nicht, wer es gefunden hat, die Polizei, oder ob sonst jemand 
was meldete. Das erfuhr ich gar nicht. Es hätte ja zeitlich vorzüglich 
gepasst, keine Frage. Ich bekam ihn nicht mehr zu Gesicht, die 
Versicherung wollte es nicht, sie wollten mir den Wagen keinesfalls 
zurück geben. Vielleicht war er schon zu ausgeschlachtet und ramponiert. 
Kann aber sein, daß das auch mit den DDR-Geschichten zusammen hing, und 
jemand Ersatzteile brauchte.

von Fritz J. (fritzjaeger)


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NemesisMF schrieb:

> ich komme aus Chemnitz und habe in Chemnitz und München (2000-2007)
> studiert (Tu-Chemnitz dann Siemens Technik Akademie --> BA Ing.).

> ABER: Kindertechnisch möchte ich nicht in den "Westen" ziehen. Wir
> bekommen hier eine relativ gute Betreuung und Ausbildung der Kinder im
> Kindergarten, auch wenn beide Vollzeit arbeiten gehen (kostet zwar nen
> Haufen Geld, aber sonst müsste einer daheim bleiben)
> Als zu meinen Studienzeiten (München) unser großer Sohnemann kam und ich
> meinen Kollegen sagte, daß meine Frau nach einem halben Jahr auch wieder
> Vollzeit studiert und ihn in eine Kindergrippe gibt, wurde ich mit
> großen Augen angeschaut - die freundlichen Reaktionen waren
> verständnisloses Kopfschütteln...

Na Ja, heute muß keiner mehr sein Kind nach einem halben Jahr 
Zwangs-abstillen und zu fremden Leute geben, jetzt gibts Elterngeld fürs 
erste lebensjahr. Ihr könnt Euch auch beide von der Arbeit freistellen 
lassen und könnt Euch bei Lohnausgleich um die gute Erziehung des 
Nachwuchs kümmern. Oder Du bleibst zu Hause, wenn Deine Frau unbedingt 
anschaffen gehen will. Kinderkrippe/ Tagesmutter sollte nur noch für 1 
bis 2-jährige regional ein Engpaß sein. Kindergärten sind auch regional 
unterschiedlich stark gestützt, ein Betreuungsplatz in Bayern ist m.E. 
sogar preiswerter als in Sachsen, die dortigen Gemeinden und Städte 
können sich soviel Bildung locker leisten.

MfG

von 45455 (Gast)


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voodoofrei schrieb:
> Und woher hatte der Ossi das Geld?

Ost- zu West-Mark wurde 1 zu 1 umgetauscht. Daher hatten die Ossis ihr 
Geld.

Dieser Umtauschkurs war der größte Fehler überhaupt. Er hat die 
ostdeutsche Industrie gnadenlos abgewürgt.

Die Produktivitätsunterschiede zw. Ost und West waren enorm und hätten 
auf ostdeutscher Seite nur durch eine schwächere Währung ausgeglichen 
werden können.

Ein ähnlicher Produktivitätsunterschied belastet heute auch Griechenland 
und Portugal, die für den Euro einfach nicht gerüstet sind. Der 
Euro-Krise liegt daher im Kern das gleiche Problem zugrunde, mit dem 
damals auch die BRD/DDR zu kämpfen hatte.

Natürlich wurden bei der Wende gigantische Fehler gemacht, für die 
sowohl Wessis als auch Ossis noch heute bezahlen. Aber für so eine Wende 
gab es eben keine Bedienungsanleitung. Dort wurde quasi ein ganzer Staat 
(DDR) in ein paar Monaten abgewickelt.

Der Aufbau Ost führt jetzt zu einem neuen Problem:

Hunderte Milliarden wurden in die ostdeutsche Infrastruktur gesteckt, 
doch leider wandern immer mehr Leute aus den Neuen Bl. ab. Die 
Investitionen waren/sind also mehr oder weniger umsonst und sollten 
deutlich reduziert bzw. auf ostdeutsche Ballungsräume konzentriert 
werden. Das gleiche Prinzip sollte man übrigens auch für westdeutsche 
Abwanderungsgebiete anwenden.

Die ostdeutsche Infrastruktur ist der westdeutschen inzwischen deutlich 
überlegen. Es ist Zeit umzusteuern und ganz rational nach 
Bevölkerungsstruktur zu investieren.

Der demografische Wandel ist trotzdem das Beste, was Deutschl. passieren 
kann:
Selbst wenn aufgrund von Arbeitskräftemangel Wertschöpfung verloren geht 
- Ein Land das auf hohem Niveau mit Vollbeschäftigung stagniert, ist 
100x besser als ein Land mit 4 Mio. Arbeitslosen, die immer Geld kosten. 
Kein Arbeitsloser kostet auch kein Geld.

Ich freue mich daher auf den demografischen Wandel und damit auf den 
Bevölkerungsschwund, dann gibts hier auch bald dänische oder norwegische 
Verhältnise (im besten Sinn).
Im Jahr 2050 wird es dann eine Freude sein, auf der Autobahn 
rumzufahren, endlich Platz.

von Torsten S. (torstensc)


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@45455

Ost zu Westmark wurde nicht 1:1 getauscht sondern 1:2. Es gab lediglich 
einen Freibetrag für 1:1. Abhängig vom Alter zwischen 2000 und 6000 
Mark.

Torsten

von Artabanos (Gast)


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45455 schrieb:

>
> Ost- zu West-Mark wurde 1 zu 1 umgetauscht. Daher hatten die Ossis ihr
> Geld.
>
> Dieser Umtauschkurs war der größte Fehler überhaupt. Er hat die
> ostdeutsche Industrie gnadenlos abgewürgt.


Der Umtauschkurs lag bei 1:2. Für Privatpersonen gab es eine 
Sonderreglung, nach der ein bestimmter Betrag, altersabhängig, 1:1 
getauscht werden durfte. Im Alter zwischen 14 und 60 Jahren waren es 
wohl gerade mal 4000,- M.


> Im Jahr 2050 wird es dann eine Freude sein, auf der Autobahn
> rumzufahren, endlich Platz.


Im Jahr 2050 wird es vermutlich keine fossilen Brennsoffe mehr geben, 
oder selbige unbezahlbar sein. Und daß das Elektroauto, angesichts des 
weltweiten Ressourcenbedarfs an Lithium, Seltenerden, etc., ähnlich 
verbreitet sein wird wie das heutige konventionelle Auto, kann ich mir 
nicht vorstellen. Ganz abgesehen davon, daß ich nicht weiß, wie der 
Mehrbedarf an Elektroenergie für Millionen an Kraftfahrzeugen, allein in 
der BRD, abgedeckt werden soll.

von Jasch (Gast)


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Andreas F. schrieb:
>> 60-65 k sind für den Osten schon ein ganz ordentliches Gehalt.
> Für das man dann aber nicht mehr erwarten kann, als einen "ordentlichen"
> Ostingenieur. Genauer:
>
> 1. einen mittelmäßigen, ordentlichen, keinesfalls innovativen
> 2. einen, der im Osten bleibt, weil er u.U. den Absprung nicht schafft

Ach, man muss die Wessies einfach lieben! Und die sind alle so schlau, 
innovativ und durchsetzungsstark! Und haben alle so lange Schw****. 
Seufz...

Aber Du hast natürlich Recht, jeder der jetzt noch im Osten sitzt ist 
eine faule, dumme Sau und würde im goldenen Westen gnadenlos untergehen.

Mann, Mann, Mann, manchmal denke ich es wäre es doch wert gewesen den 
ganz grossen Knall auszulösen - wenigstens wären die ganzen 
West-Schwachmaten mit weggeputzt worden...

von Mr. X (Gast)


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Die Ossis können froh sein, dass die damalige Besatzungszone der Russen 
ein eigener Staat wurde und nicht in die Sowjetunion eingegliedert 
wurde. Da wärt ihr nämlich heute Russen und wärt nicht wiedervereinigt 
worden, und könntet jetzt auch nicht am vom Westen (z.B. den USA) 
gesponsorten Weststaat BRD mitnuckeln, ohne was dafür getan zu haben.

Sicher, die Westdeutschen haben auch nicht viel mehr getan, als die 
Ossis. Deutschland ist das Werk aller Deutschen VOR dem Krieg und 
Ergebnis von Aufbau durch die Westmächte. Daher haben Ossis irgendwo 
einen Anspruch auf Westwerte. Aber was ist denn mit den anderen 
Ostgebieten, die nach dem Krieg Polen und Tschechen wurden? Die hätten 
genauso Anspruch auf eine Wiedervereinigung, Rente etc.

Man hätte eigentlich die Wiedervereinigung sein lassen sollen und die 
DDR mit einer eigenen Regierung ausrüsten und sich selbst überlassen 
sollen.

> jeder der jetzt noch im Osten sitzt ist
> eine faule, dumme Sau
Deine Aussage

> und würde im goldenen Westen gnadenlos untergehen
falsch gedacht, die angepassten Ossis sind als billige und willige 
Arbeitstiere bei vielen Arbeitgebern sehr beliebt.

von Klaus (Gast)


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Der Papst (PaulII) hat die Mauer zu Fall gebracht!

Es begann in den frühen 80er in Polen! ...Lautschrift: "Solidarnosch" 
!!!!

Die DDR war 1989 finanziell am Ende. Alles Kaputt. Umwelt versaut. Alles 
veraltert. Technologisch weit hinter dem Westen.
Nur einige Fassaden wurden für Touristen angemalt.

Der Zusammenbruch musste kommen. Zumal der große Bruder sich auch 
wandelte.

Es ging nur zu schnell!


Klaus

von Klaus (Gast)


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Der Sozialismus funktioniert!

Mit Stacheldraht, Folter, Isolation, Repressionen, Ohne Internet, 
Telefon, Bildung....

Und wenn man um das Täglich Brot/Überleben kämpfen muss!


In Nord Korea!

Klaus

von NemesisMF (Gast)


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@Fritz Jaeger

>Na Ja, heute muß keiner mehr sein Kind nach einem halben Jahr
>Zwangs-abstillen und zu fremden Leute geben, jetzt gibts Elterngeld fürs
>erste lebensjahr.

Und genau da liegt das Problem zwischen Ost- und Westmentalität.
Als "Ossi" war man mit einem halben Jahr in der Kindergrippe - in 
München war die Reaktion von meinen Mitstudenten:
* Geht das überhaupt?
* Bekommt das Kind keinen Schaden dadurch, weil die Mutter fehlt?
* Das ist unmenschlich!
Es gab noch weitere Reaktionen, die wesentlich härter ausfielen. Das 
hing aber eher mit unehelichen Kindern und keiner Taufe zusammen - da 
war der Kindergarten nur das Sahnehäubchen :-)

Unsere Kinder sind gerne gesehen bei Bekannten, Verwandten und Freunden, 
weil sie gut erzogen sind und sich zu benehmen wissen. Das liegt zu 
einen Teil an unserer Erziehung, aber zum großen Teil am Kindergarten. 
Die Kinder lernen früh mit anderen Personen umzugehen und das sie auch 
einmal zurückstecken müssen. Außerdem haben die Erzieherinen Erfahrung 
und Kenntnisse von denen wir als Eltern nur träumen können.
Zusätzlich werden die Kinder abgehärtet weil sie mit einem größeren 
Kreis an Keimen zu tun haben.

>Ihr könnt Euch auch beide von der Arbeit freistellen
>lassen und könnt Euch bei Lohnausgleich um die gute Erziehung des
>Nachwuchs kümmern.
Kann man. ABER: als der Große kam waren wir beide Studenten. Geldlich 
war das Erziehungsgeld (damals gabs noch keine Elterngeld) für Studis 
ein Traum. Nur das Studium hängen lassen ging nicht.
Als der Kleine kam, hatte ich mein Studium seit 8 Monaten beendet und 
meine Frau schrieb gerade an ihrer DA.
Da ich aber erst seit 6 Monaten in Lohn und Brot stand, war das gerade 
neu eingführte Elterngeld ein Fluch. Meine Frau bekam weniger Geld fürs 
Betreuen der Kinder als beim alten Erziehungsgeld (Studenten werden eben 
wie H4er behandelt). Hätte ich meine Elternzeit in Anspruch genommen, 
wird mein Einkommen auf das letzte Jahr hochgerechnet, d.h. mein 
Einkommen hätte sich halbiert und davon hätte ich 67% bekommen, also 
gleich beim Sozialamt wegen Aufstocken melden. Neee...

>Oder Du bleibst zu Hause, wenn Deine Frau unbedingt
>anschaffen gehen will.
Na klar. Deshalb ist das Elterngeld auch so ein Hit geworden...
Da man als Frau im gebährfähigen Alter kaum einen ordentlichen Job 
bekommt (als Dipl. Psych, ca 2000,-€ Brutto, maximal 1 Jahresvertäge) 
steht und stand das nicht zur Diskussion, weil H4.

>Kinderkrippe/ Tagesmutter sollte nur noch für 1
>bis 2-jährige regional ein Engpaß sein. Kindergärten sind auch regional
>unterschiedlich stark gestützt, ein Betreuungsplatz in Bayern ist m.E.
>sogar preiswerter als in Sachsen, die dortigen Gemeinden und Städte
>können sich soviel Bildung locker leisten.
Schön, wenn sich dieser Zustand geändert hat. Aus meiner Münchner Zeit 
war der Eindruck (Kindergarten gleich neben der Siemens Technik 
Akademie):
* Öffnungszeiten 9-15Uhr wobei nachmittags 15 Uhr kein Kind mehr zu 
sehen war
* Kinder ab 5 Jahren waren die Hauptgruppe
Was hat man von solchen Betreuungszeiten?  Wenn ich effektiv 4 Stunden 
zeit habe, kann ich bestenfalls eine halbe Stelle ausfüllen.

Deswegen würde ich auch nicht in diese Region ziehen.


PS: Der Inhaber meiner letzten Firma waren beide Schwaben (die bedienen 
das Image des "Wessis" ideal) - der große Sohnemann durfte alles in der 
Firma - Rasentraktor fahren, Chef spielen (incl. 
Mitartbeiteranweisungen) - er wurde sogar zu Beratungen und 
Beurteilungen von Entwicklungen hinzugezogen - mit 5 Jahren! Die Firma 
(35 Angestellte) hat einen eigenen Kindergarten (hauptsächlich für die 2 
Kinder von Chef und Cheffin)- die staatlichen Kindergärten in der 
Umgebung waren alle scheisse, unflexibel und inkompetent (Aussage vom 
Chef). Der "Juniorchef" geht mittlerweile in die erste Klasse, ist 
überwiegend krank und hat wohl, nach dem ersten Schuljahr, schon einen 
Schulwechsel vor sich, weil er in der Klasse nur gemobbt wird.
Solche Leute bedienen das Image des "Besserwessi" ideal


PS: für alle die der Meinung sind die Mauer hätte bleiben sollen, 
empfehle ich Volker Pispers - "bis neulich"

NemesisMF

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Immer dieses Ossi/Wessi-Gehabe und auch diese Beißreflexe.

Ich denke, mit der Zeit wird sich das alles wieder normalisieren. Dann 
werden auch mehr Leute von West nach Ost wandern als umgekehrt.

Was damals war, ist jetzt uninteressant.
Wir sollten uns darüber unterhalten, was man heute tun kann, um die 
Abwanderung schneller aufzuhalten.

Vielleicht sollte man anstatt der großen Unternehmen viel mehr Kleine 
fördern - denn die bleiben nach Ablauf der Subventionen auch dort.

Die Infrastruktur dort ist gut und zumindest aus Berichten kenne ich 
einige Gemeinden (natürlich nicht Großstädte), die ihre Hallen/Gebäude 
quasi verschenken, wenn sich dort jemand niederlässt.

Mittlere und große Unternemen wird man dort nicht ansiedeln können, weil 
denen die Fachleute fehlen. Also sollte man mit ganz kleinen 
Familienunternehmen anfangen. Die können dann nach und nach 
Arbeitsplätze aufbauen, und die bleiben dort in ihrem (preiswerten) 
Häuschen.

Anreiz könnte ja z.B. sein, dass man preiswertes (kostenloses?) Bauland 
erhält und noch eine bereits bestehende Halle (bzw. ein Teil davon).

Alles ist jedenfalls besser als Leerstand und Verfall.

Ich habe auch (leider immer noch) das Gefühl, dass viele aus den alten 
Bundesländern die neuen Länder überhaupt noch nicht kennen - weder von 
den Menschen her noch landschaftlich/kulturell.
Dabei ist es schon landschaftlich dort mehr als reizvoll (Seenplatte, 
die gesamte Ostseeküste sowieso, Thüringer Wald, Elbsandstein, Elbe 
usw).

Chris D.

von dudel (Gast)


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Paul schrieb:
> Es ist einfach die Verrehung der Geschichte, wenn manche behaupten, die
> Leute seien auf die Straße gegangen, um ein wiedervereinigtes
> Deutschland zu haben. Die Idee war eine Reformierung der DDR. Später

Nein, ich und alle meine Bekannten und Verwandten wollten die 
Wiedervereinigung, so schnell wie möglich. Dieses Konstrukt "DDR" war 
verhasst. Nur eine laut plärrende Minderheit wollte ihre DDR behalten 
und hielt sich, wie man in Deinem nächsten Abschnitt lesen kann, wohl 
sogar für besonders intelligent.

> kamen gut Rethoriker wie Helmut Kohl und Konsorten, die genau wußten,
> was der enfach gestrickte wollte: Schnelle D-Mark und damit Zugang zur
> Warenwelt. Die Intellektuellen haben damals andere Ziele gehabt und auch
> die Gefahren der schnellen Währungsunion gesehen. Nur leider gibt es

Klar, alle die anderer Meinung sind, sind die "Dummen". Nur weil die 
keine Lust mehr auf linke Experimente von selbst ernannten 
Intellektuellen hatten. Diese Rhetorik ist absolut typisch für die Art, 
wie in der DDR früher die Wahlergebnisse der BRD kommentiert wurden. 
Kannst echt stolz darauf sein!

> mehr einfach gestrickte als Intellektuelle. Ein Grund auch, warum Kohl
> noch mal die Wahl gewann: Er hat dem Einfach gestrickten das Geld
> gebracht, aber damit gleichzeitig die Arbeitslosigkeit.

Ja, weil die total abgewirtschaftete DDR-Wirtschaft ja auch sooo 
konkurrenzfähig war. LOL
Ich kenne noch die Träumereien von Lafontaine und Co., die Währungsunion 
und die Wiedervereinigung erst mal aufzuschieben, bis sich die 
DDR-Wirtschaft an den Westen angeglichen hat. Ich war damals baff ob der 
naiven Realitätsferne. Ohne Währungsunion und Wiedervereinigung wäre 
mindestens die halbe DDR in den Westen "umgezogen", der Rest wäre mit 
seinem sozialistischen Experiment in einer heruntergewirtschafteten 
Trümmerwüste im Zeitraffer untergegangen. Kohl hatte gar keine andere 
Wahl und hat immerhin (mal so nebenbei) das Zeitfenster optimal genutzt 
und Deutschland seine Souveränität wieder verschafft.

An der Arbeitslosigkeit waren übrigens nicht die bösen Wessis Schuld, 
sondern die Typen, die ihren Sozialismus-Traum über 40 Jahre der 
Bevölkerung aufgezwungen haben und das Land, die Wirtschaft und die 
Infrastruktur so heruntergewirtschaftet haben, wie man es sich heute 
kaum noch vorstellen kann.

von citb (Gast)


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dudel schrieb:
> An der Arbeitslosigkeit waren übrigens nicht die bösen Wessis Schuld,
> sondern die Typen, die ihren Sozialismus-Traum über 40 Jahre der
> Bevölkerung aufgezwungen haben und das Land, die Wirtschaft und die
> Infrastruktur so heruntergewirtschaftet haben, wie man es sich heute
> kaum noch vorstellen kann.

Na das erklaert ja auch perfekt, warum es in allen kapitalistischen 
Laendern Arbeitslosigkeit in Groessenordnungen gibt.
Manche Leute haben wirklich ein ziemlich einfach gestricktes Weltbild.

citb

von Panzer H. (panzer1)


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NemesisMF schrieb:
> Schön, wenn sich dieser Zustand geändert hat. Aus meiner Münchner Zeit
> war der Eindruck (Kindergarten gleich neben der Siemens Technik
> Akademie):
> * Öffnungszeiten 9-15Uhr wobei nachmittags 15 Uhr kein Kind mehr zu
> sehen war
> * Kinder ab 5 Jahren waren die Hauptgruppe
> Was hat man von solchen Betreuungszeiten?  Wenn ich effektiv 4 Stunden
> zeit habe, kann ich bestenfalls eine halbe Stelle ausfüllen.

Wann war das??

Hier auf dem Dorf, ländlich Nähe Regensburg bin ich deutlich zufrieden.
Nutzung möglich von 7:30-17:00Uhr; bei Nutzung von 8:00-14:00 Uhr sind 
die Kosten dafür geringer, als das Kondergeld hoch ist.
Es ist ein katholischer KiGa, was sonst. Nein das Kind hat keine 
katholische Konfession. Es ist nicht nur eine Betreuungsanstalt, es 
werden auch Werte vermittelt.
Meine Vorurteile vor dem Umzug waren sehr hoch...

von citb (Gast)


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Panzer H. schrieb:
> Es ist nicht nur eine Betreuungsanstalt, es
> werden auch Werte vermittelt.

Vermutlich auch, dass in jeden Kindergarten und jedes Klassenzimmer ein 
Kruzifix gehoert...

citb

von Michael_ (Gast)


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>Und wer hatte in der DDr schon viel auf der Kante?
>Parteibosse, Bosse, Ausnutzer andere und miese Geschäftemacher, wie
>Ladenbesitzer, die Westwaren illegal überteuert verkauften.
Nein, sondern Handwerker und Kellner! Und solche miese Geschäftemacher 
so wie in der BR gab es damals nicht. Da war mehr Zuk drinnen.
Ein Parteisekretär hatte am Monatsende weniger in der Tasche als ein 
Werkzeugmacher. Und ein Meister verdiente weniger als seine 
Facharbeiter. Es war eben ein "Arbeiterstaat".
Man muß das gelebt haben, ein Wessi wird das nie begreifen.

von voodoofrei (Gast)


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Michael_ schrieb:
> Es war eben ein "Arbeiterstaat".

Ja, das musste die Parteiführung so definieren - von alleine wäre da 
keiner drauf gekommen.... ;)

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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citb schrieb:

> Na das erklaert ja auch perfekt, warum es in allen kapitalistischen
> Laendern Arbeitslosigkeit in Groessenordnungen gibt.
> Manche Leute haben wirklich ein ziemlich einfach gestricktes Weltbild.

Es gibt durchaus kapitalistische Länder, bei denen diese gegen Null geht 
(einige grenzen an unser Land). Selbst hier in DE gibt es Regionen mit 
Vollbeschäftigung.

Wenn man die Leute einsperrt und dann zwei Leute das machen lässt, wo im 
Ausland einer reicht, dann hat man natürlich immer Vollbeschäftigung.

Mit Produktivität hat das dann aber wenig zu tun - und mit gutem 
Wirtschaften auch nichts.

Und genau deshalb brach natürlich auch viel weg.

Mit tat es damals vor allem für die einfachen Leute leid - zuerst 
eingesperrt und überwacht und dann (unverschuldet) arbeitslos.

Chris D.

von Panzer H. (panzer1)


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citb schrieb:
> Vermutlich auch, dass in jeden Kindergarten und jedes Klassenzimmer ein
> Kruzifix gehoert...

Vermutlich...
Immer noch besser, als wenn an den Aussenwänden Grafittis herumhängen 
bzw. später Meinungsverschiedenheiten per Waffe geklärt werden.

von Chris D. (myfairtux) (Moderator) Benutzerseite


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Michael_ schrieb:
>>Und wer hatte in der DDr schon viel auf der Kante?
>>Parteibosse, Bosse, Ausnutzer andere und miese Geschäftemacher, wie
>>Ladenbesitzer, die Westwaren illegal überteuert verkauften.
> Nein, sondern Handwerker und Kellner! Und solche miese Geschäftemacher
> so wie in der BR gab es damals nicht.

Genau - der bessere Mensch eben ...
Der schoss nur auf die, die das Paradies verlassen wollten - oder 
bespitzelte seine Verwandten.

>Da war mehr Zuk drinnen.
> Ein Parteisekretär hatte am Monatsende weniger in der Tasche als ein
> Werkzeugmacher.

Hast Du Dir mal die Urlaubsdomizile der Parteioberen an der Ostsee 
angeschaut? Ich hab sie gesehen und mir die Geschichten dazu von den 
Einheimischen erzählen lassen.

Von wegen: alle waren gleich ...

> Und ein Meister verdiente weniger als seine
> Facharbeiter. Es war eben ein "Arbeiterstaat".
> Man muß das gelebt haben, ein Wessi wird das nie begreifen.

So wie viele aus dem Osten auch nicht - bloß konnten die nach 1961 nicht 
mehr weg.

Beispiel Bratwurststand in Ostberlin (damals in der 10. Klasse) - wo die 
lange Schlange bereitwillig Platz machte, weil ein NVA-Offizier nicht 
lange warten wollte. Einfach an der Schlange vorbeigegangen, kein 
Fragen, keine Bitte und natürlich auch kein Aufbegehren. Und das sah 
absolut selbstverständlich aus.

Ja, das werde ich nie begreifen.

Oder "Point Alpha" (kann ich jedem nur sehr empfehlen)

Das ist noch viel unbegreiflicher.

Wie die meisten der Arbeiter dachten, wurde dann schnell klar, als die 
Mauer fiel: nichts wie weg aus dem Paradies ...

Chris D.

von dudel (Gast)


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citb schrieb:
> Na das erklaert ja auch perfekt, warum es in allen kapitalistischen
> Laendern Arbeitslosigkeit in Groessenordnungen gibt.
> Manche Leute haben wirklich ein ziemlich einfach gestricktes Weltbild.

Es ging nicht um die Arbeitslosigkeit an sich, sondern um diese extremen 
Anstiege nach der Wende und der Wiedervereinigung. Daran waren die 
Schuld, die das Land "DDR" vorher 40 Jahre lang massiv 
heruntergewirtschaftet haben und nicht die "bösen Wessis", die seit der 
Wende hunderte Milliarden in den Osten transferieren mussten.

von Paul (Gast)


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>Es ging nicht um die Arbeitslosigkeit an sich, sondern um diese extremen
>Anstiege nach der Wende und der Wiedervereinigung. Daran waren die
>Schuld, die das Land "DDR" vorher 40 Jahre lang massiv
>heruntergewirtschaftet haben und nicht die "bösen Wessis", die seit der
>Wende hunderte Milliarden in den Osten transferieren mussten.

Du glaubst doch auch an den Weihnachtsmann. Nach der Wende hat das 
westdeutsche IFO-Institut das Vermögen der DDR auf 48 Milliarden Mark 
gewertet. Dann kam die Treuhand mit ihren bekannten Methoden und 
rechneter 32 milliarden Schulden ab. Daraufhin bildtet man die Soko 
Vereinigungskriminalität. Aus der DDR wurde erst mal eine Menge Geld 
rausgeholt, es war ein Selbstbedienungsladen. In Griechenland wird 
ähnliches passieren.

>Beispiel Bratwurststand in Ostberlin (damals in der 10. Klasse) - wo die
>lange Schlange bereitwillig Platz machte, weil ein NVA-Offizier nicht
>lange warten wollte.

Und heute kommt der Poser mit Goldkette und wieder machen alle Platz. Im 
Gegensatz zu damals gibt's paar aufs Maul, wenn man nicht Platz macht.

>Genau - der bessere Mensch eben ...
>Der schoss nur auf die, die das Paradies verlassen wollten - oder
>bespitzelte seine Verwandten.

Oder brachte 5 Mio Vietnamesen um, weil man den Kommunisten hinter jedem 
Baum vermutete, der gleich die USA platt machen könnte mit einem 
Reisboot im Golf von Tonkin ;-) Wieviele Kriege gingen eigentlich vom 
DDR-Boden aus?

>Da wärt ihr nämlich heute Russen und wärt nicht wiedervereinigt
>worden, und könntet jetzt auch nicht am vom Westen (z.B. den USA)
>gesponsorten Weststaat BRD mitnuckeln, ohne was dafür getan zu haben.

Etwas geschichtswissen hilft manchmal. Die BRD (ein Schimpfwort) hat 
sich doch ganz selbstverständlich auf die Fahne geschrieben, 
Alleinvertretungsanspruch für Deutschland zu haben. Als kleinen 
Maluspunkt mußten sie in die Verfassung aufnehmen, daß DDR-Bürger einen 
Rechtsanpruch auf die Eingliederung in "Deutschland" haben. Hätte man 
nicht Großmachtgehabe durchgedrückt, hätte man auch den Maluspunkt nicht 
in die Verfassung schreiben müssen.

PS.: Was habt ihr eigentlich für die US-Hilfe (Marshallplan) getan? DIe 
Hand aufgehalten? Übrigens, das Wirtschaftswunderauto Käfer war eine 
Vorkriegsleistung aus Ludwigsfelde und keine Wessileistung.

>Im Jahr 2050 wird es vermutlich keine fossilen Brennsoffe mehr geben,
>oder selbige unbezahlbar sein. Und daß das Elektroauto, angesichts des
>weltweiten Ressourcenbedarfs an Lithium, Seltenerden, etc., ähnlich
>verbreitet sein wird wie das heutige konventionelle Auto, kann ich mir
>nicht vorstellen

Was denkst Du, warum wir in Afghanistan sind? Dort hat man nachträglich 
"ganz zufällig" Lithiumvorkommen gefunden, die schon im DDR-Schulatlas 
verzeichnet waren.

>Im Jahr 2050 wird es dann eine Freude sein, auf der Autobahn
>rumzufahren, endlich Platz.

Bist Du dann also nicht mehr am Leben?

>Natürlich wurden bei der Wende gigantische Fehler gemacht, für die
>sowohl Wessis als auch Ossis noch heute bezahlen. Aber für so eine Wende
>gab es eben keine Bedienungsanleitung. Dort wurde quasi ein ganzer Staat
>(DDR) in ein paar Monaten abgewickelt.

Und genau das war der Fehler. Die Treuhandangestellten bekamen noch 
Prämien, wenn man schnell abwickelte. Die wahre Situation der 
Treuhandobjekte interessierte keinen. Hauptsache schnell weg.

>Die Produktivitätsunterschiede zw. Ost und West waren enorm und hätten
>auf ostdeutscher Seite nur durch eine schwächere Währung ausgeglichen
>werden können.

das Hauptproblem war viel eher, daß nach Währungsunion die jahrelangen 
Ostkunden absprangen, weil sie nicht mehr zahlen konnten. Viele Betriebe 
wie Takraf, Sket oder die Werften hatten zwar volle Auftragsbücher von 
Oststaaten, aber die konnten die Produkte nicht mehr abnehmen.

>Na Ja, heute muß keiner mehr sein Kind nach einem halben Jahr
>Zwangs-abstillen und zu fremden Leute geben, jetzt gibts Elterngeld fürs
>erste lebensjahr.

Das mußte man auch in der DDR nicht. Ich war nie in einem Kindergarten 
oder einer -Krippe. Ganz einfach, weil meine Mutter das nicht wollte. 
Ging auch.

> Händler und Transporteur werden wohl Halbe-Halbe dabei gemacht
>haben.

Wenn es ein Westtransporteur und Westhändler wäre, sicher. Aber so 
konnte man doch auch hier den dummen Ossi, der die Marktpreise noch gar 
nicht kannte, über das Ohr hauen.

von voodoofrei (Gast)


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Paul schrieb:
> PS.: Was habt ihr eigentlich für die US-Hilfe (Marshallplan) getan? DIe
> Hand aufgehalten?

Im Westen gab es ja bekanntlich das "Wirtschaftswunder"...

Jetzt stellt sich dir Frage, warum das mit dem Osten nicht klappt?

>`Übrigens, das Wirtschaftswunderauto Käfer war eine
> Vorkriegsleistung aus Ludwigsfelde und keine Wessileistung.

Wie kommt man zu dem wahnwitzigen Schluss?

von Paul (Gast)


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>Wie kommt man zu dem wahnwitzigen Schluss?

Weil es die Wahrheit ist. Es war der KdF-Wagen (Kraft durch Freude) der 
Hitlerregierung, etwickelt von Porsche. In der Wehrmacht hieß es Sd. 
Kfz. Typ 87, später VW Käfer.

von dudel (Gast)


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Paul schrieb:
> Du glaubst doch auch an den Weihnachtsmann.

Eben nicht. Ich habe die Zeiten sehr bewusst wahrgenommen und mich 
erinnern Deine Aussagen sehr an den Quatsch, den die "altgedienten", 
entmachteten DDR-Kader immer behauptet haben.

Ich weiß, wie fertig die meisten Industriebuden waren, wie 
heruntergewirtschaftet und marode die Infrastruktur, wie kaputt die 
Straßen, Gehwege waren und wie viele Ruinen von Wohnhäusern in den 
Innenstädten herumstanden.
Selbst das Gesundheitssystem war fertig, auf den Notarzt hat man 1 
Stunde warten dürfen, bis die eine uralte, abgewirtschaftete 
Barkas-Karre mal wieder frei und gerade nicht kaputt war. Nur mal so als 
Beispiel: Wir hatten zwei lebensbedrohliche Notfälle in der Familie in 
den 80er Jahren, beide mussten am Ende mit Privatautos in die 
Krankenhäuser geschafft werden und eine hat die lange Wartezeit nicht 
überlebt.
Die DDR war einfach wirtschaftlich fertig und am Ende. Man hatte ja noch 
nicht mal mehr Geld, um den uralten Zweitaktmotor in Wartburg und 
Trabant durch eine Neuentwicklung zu ersetzen.

Paul schrieb:
> das Hauptproblem war viel eher, daß nach Währungsunion die jahrelangen
> Ostkunden absprangen, weil sie nicht mehr zahlen konnten. Viele Betriebe
> wie Takraf, Sket oder die Werften hatten zwar volle Auftragsbücher von
> Oststaaten, aber die konnten die Produkte nicht mehr abnehmen.

Ja, und die Alternative wäre gewesen, denen das Zeug zu schenken oder 
wie? Woher kommen die Löhne für die Angestellten, woher das Geld für 
Material, Infrastruktur? Einfach Spielgeld drucken? Dumm nur, dass dann 
innerhalb kürzester Zeit niemand mehr dagewesen wäre, der für wertloses 
Spielgeld gearbeitet hätte.
Die Firmen waren schlicht und einfach nicht konkurrenzfähig und konnten 
sich zu DDR-Zeiten nur auf dem Weltmarkt behaupten, weil sie ihre 
Arbeiter im Mikrokosmos der DDR mit recht wertlosem Geld bezahlen 
konnten und im Rahmen des RGW auch Rohstoffe im Tauschhandel und für 
Ost-Währungen beziehen konnten. Blöderweise wollte nach dem Zerfall des 
Ostblocks jeder für alles harte Währung haben und auch die DDR-Bürger 
keine wertlose DDR-Mark mit realem Umrechnungskurs von vielleicht 1:10 
bezahlt werden, um die Träumereien einiger weniger "Intelligenter" real 
werden zu lassen.

Paul schrieb:
> Wenn es ein Westtransporteur und Westhändler wäre, sicher. Aber so
> konnte man doch auch hier den dummen Ossi, der die Marktpreise noch gar
> nicht kannte, über das Ohr hauen.

Du solltest mal Deinen Wessi/Ossi-Schwarz/Weiß-Blickwinkel neu 
justieren. Aus der Sicht eines ehemaligen DDR-Bürgers, der auch 
jahrelang im Westen gelebt hat, wirkt dieses Ossi-Wessi-Gejammere 
(diplomatisch ausgedrückt) sehr weltfremd und voller Selbstmitleid.

von voodoofrei (Gast)


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Paul schrieb:
> Weil es die Wahrheit ist. Es war der KdF-Wagen (Kraft durch Freude) der
> Hitlerregierung, etwickelt von Porsche. In der Wehrmacht hieß es Sd.
> Kfz. Typ 87, später VW Käfer.

Hat nichts, aber auch garnichts mit "Ludwigsfelde" und den "Ossis" zu 
tun... Was für ein Unsinn!

von Paul (Gast)


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>Die DDR war einfach wirtschaftlich fertig und am Ende. Man hatte ja noch
>nicht mal mehr Geld, um den uralten Zweitaktmotor in Wartburg und
>Trabant durch eine Neuentwicklung zu ersetzen.

Dieser Motor war bereits 1973 fertig entwickelt (zu besichtigen im 
Industriemuseum in Chemnitz). Auch gab es einen Diesel mit gemeinsamer 
Einspritzleitung, heute bekannt als Common rail. Auch das in Chemnitz zu 
besichtigen. Die Parteiobrigkeit hat die Serienproduktion abgeblasen.

>Hat nichts, aber auch garnichts mit "Ludwigsfelde" und den "Ossis" zu
>tun... Was für ein Unsinn!

In Ludwigsfelde war die Test und Entwicklungsabteilung von Porsche. Mit 
den Wessis hat der Käfer auf jeden Fall auch nichts zu tun, auch wenn 
sie sich den als Wirtschaftswunderauto gerne an die Jacke heften. Sie 
haben eine Vorkriegskonstruktion weitergebaut und später 
weiterentwickelt.

>Du solltest mal Deinen Wessi/Ossi-Schwarz/Weiß-Blickwinkel neu
>justieren. Aus der Sicht eines ehemaligen DDR-Bürgers,

Und Du hast zu viel Schwarzlichtbestrahlung im Westen erfahren.

>Ja, und die Alternative wäre gewesen, denen das Zeug zu schenken oder
>wie? Woher kommen die Löhne für die Angestellten, woher das Geld für
>Material, Infrastruktur?

Man hätte das Ostgeld behalten, es 1:2 in Raten umtauschen können. Nach 
einer Übergangszeit hätte man die DM einführen können. Genauso waren die 
Vorschläge des Neuen Forums, Lafontains und der Bank der DDR. So hat man 
die schnelle Westmark gegen den Arbeitsplatz getauscht. Man kann nicht 
eine Wirtschaft von einem Tag auf den Anderen in das Gefüge 
Westdeutschlands schmeißen, das 40 Jahre gereift ist, ohne das man 
untergeht. Es gab nicht wenige Intellektuelle die das bis ins Detail 
vorhergesagt haben.

von voodoofrei (Gast)


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Paul schrieb:
>>Hat nichts, aber auch garnichts mit "Ludwigsfelde" und den "Ossis" zu
>>tun... Was für ein Unsinn!
>
> In Ludwigsfelde war die Test und Entwicklungsabteilung von Porsche. Mit
> den Wessis hat der Käfer auf jeden Fall auch nichts zu tun, auch wenn
> sie sich den als Wirtschaftswunderauto gerne an die Jacke heften. Sie
> haben eine Vorkriegskonstruktion weitergebaut und später
> weiterentwickelt.

Was ja auch vollkommen Logisch ist, da Porsche sein Firma im Stuttgarter 
Raum gegründet hat - da macht es Sinn, ausgerechnet in Ludwigsfelde zu 
entwickeln... und außerdem kann man deine Behauptung überall nachlesen - 
gell?

von Paul (Gast)


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>Was ja auch vollkommen Logisch ist, da Porsche sein Firma im Stuttgarter
>Raum gegründet hat - da macht es Sinn, ausgerechnet in Ludwigsfelde zu
>entwickeln... und außerdem kann man deine Behauptung überall nachlesen -
>gell?

Und wo wurde dann der Königstiger mit Porscheturm entwickelt und 
getestet? In Stuttgart? ;-)

von meine_meinung (Gast)


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Paul schrieb:
> Mit
> den Wessis hat der Käfer auf jeden Fall auch nichts zu tun, auch wenn
> sie sich den als Wirtschaftswunderauto gerne an die Jacke heften. Sie
> haben eine Vorkriegskonstruktion weitergebaut und später
> weiterentwickelt.

Nur zu Deiner Info: Damals gab es noch kein Ossi/Wessi. Du kannst doch 
nicht einfach heutige Begriffe in diese Zeit versetzen. Schwer zu sagen 
wie viele Ostdeutsche (damals bestimmt Schlesier etc.) an der 
Entwicklung des "KDF-Wagens" mitgewirkt haben.

Es ist schon verwunderlich, wie einige ältere Ossis versuchen diese Zeit 
schönzureden. Heute hat jeder Hartzer einen höheren Lebensstandard 
(Handy, Auto, Internet, mediz. Versorgung, sanierte Wohnung, 
Zentralheizung...) als der durchschnittliche Werktätige der DDR. Zudem 
hat jeder die Chance und die Freiheit aus seinem Leben was zu machen.
Wenn die DDR nur reformiert worden wäre, was wäre dann wohl passiert? 
Ich denke eine Entwicklung wie in den anderen ehemaligen 
Ostblockstaaten, also unterm Strich schlechter als die 
Wiedervereinigung.

Ich kann schon irgendwie verstehen, wenn sich jemand aus den alten 
Ländern über die Wiedervereinigung aufregt. Mit ihr einhergehend kamen 
ja auch weitere nicht allzu positive Neuerungen (Firmenverlagerung durch 
Globalisierung etc., billige Arbeitskräfte aus den neuen Ländern..) und 
der Wohlstand sank allmählich für die breite Masse dort.
Aber wenn sich so ein Ossi-Opportunist, der mal eine große Nummer durch 
Arschkriechen und Parteimitgliedschaft war, aufregt über die Deutsche 
Einheit, dann kommt mir das Kotzen. Genauso wie von solchen Leuten 
gewisse Klischees gepflegt werden (über den Westen).

Achso zum eigentlichen Thema: Mein Erfahrung ist, das im ostdeutschen 
Mittelstand eine gewisse "Geiz ist Geil" Mentalität herrscht. Die Chefs 
denken, es stehen hunderte Willige vorm Firmentor, die alle zum 
Dumpinglohn arbeiten wollen. Viel Vetternwirtschaft und z.T. noch alte 
Parteigenossen die durch ihre Verbindungen in höhere Positionen 
aufrückten und jetzt den "hire and fire" Kapitalismus erster Güte 
durchziehen.
Und natürlich nur ein geringstes Maß an personeller Struktur (viele 
Mitarbeiter= viel Ausgaben) mit Arbeitsvertägen mit einer Menge 
kostenloser Inklusivüberstunden und Gehältern die jede Verleihbude 
zahlt.
Gewerkschaftliche Organisation gleich null, viele Firmen haben keinen 
BR.

von voodoofrei (Gast)


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Gib doch mal Quellen an, anstatt laufend Nebelkerzen zu zünden!

von tobi (Gast)


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zurück zum thema...

20 Jahre nach dem Mauerfall sind die Kosten für Auto, Miete oder 
Lebensmittel in Ostdeutschland längst auf Westniveau. Löhne und Gehälter 
aber noch lange nicht.

Das Ergebnis ist ernüchternd: Ost-Arbeitnehmer verdienen quer durch alle 
30 untersuchten Branchen teils erheblich weniger als ihre Westkollegen.

http://www.ostsee-zeitung.de/nachrichten/brennpunkt/index_artikel_komplett.phtml?SID=871fbbd01b03b37c28669c56a2104ab5&param=news&id=2623456

von tobi (Gast)


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In der Metall- und Elektrobranche (10 000 Beschäftigte in MV) dümpeln 
Löhne und Gehälter in Ost um 25 bis 30 Prozent unter denen im Westen, 
sagt der Sprecher der IG Metall Küste, Heiko Messerschmidt. Unterschiede 
gebe es zudem beim Weihnachtsgeld sowie so genannten Leistungszulagen. 
Die Gewerkschaft warnt zudem vor einer drohenden Niedriglohnstrategie 
angesichts der Wirtschaftskrise.

von tobi (Gast)


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In der Mitte Deutschlands prallen die Gehaltsfronten scharf aufeinander: 
Zwischen Hessen und dem benachbarten Thüringen beträgt der 
Gehaltsunterschied satte 40 Prozent. Das ist ein Ergebnis des exklusiven 
Gehaltsreports von manager magazin.

Mit einem Jahresdurchschnittsgehalt von 91.000 Euro liegen hessische 
Manager bundesweit an der Spitze - vor den Bayern mit 85.000 Euro. Eine 
Führungskraft in Thüringen erhält dagegen nur 54.000 Euro. Kaum 
verwunderlich, dass die Mehrheit der Thüringer mit ihrem Gehalt nicht 
zufrieden ist: 40 Prozent der Führungskräfte klagen, dass ihr Gehalt 
unter dem Branchendurchschnitt liege.

Für Zufriedenheit ist jedoch offenbar nicht allein die Höhe des Gehalts 
ausschlaggebend. Hier landen die Saarländer vorne, obwohl sie mit 72.000 
Euro im Jahr allenfalls im Mittelfeld liegen. Das Gehaltsgefälle 
erstreckt sich nicht nur von West nach Ost, sondern auch von Nord nach 
Süd. Von Bayern bis nach Schleswig-Holstein beträgt das Gehaltsgefälle 
7000 Euro - von Hessen bis Bremen sind es sogar 20.000 Euro.

http://www.spiegel.de/unispiegel/jobundberuf/0,1518,655273,00.html

von Frank B. (f-baer)


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Die Frage, warum die Gehaltsunterschiede so deutlich sind, lässt sich 
doch mit ein paar wenigen Sätzen klären:

Nach der Wende wurden die ostdeutschen Gewerkschaften systematisch 
zerschlagen. Dass früher nahezu jeder DDR-Bürger in einer Gewerkschaft 
organisiert war, das ist Wirtschaft und Politik gleichermaßen ein Dorn 
im Auge gewesen. Und im Hinblick auf die Erschliessung eines tollen 
Niedriglohnlandes wurden die ostdeutschen Gewerkschaften zerschlagen. 
Dann noch ein paar schlaue Demagogen auf die Bevölkerung losgelassen, so 
dass heute im Osten die Bereitschaft, sich gewerkschaftlich zu 
organisieren, verschwindend gering ist.
Keine Gewerkschaft --> Kein Tariflohn. Und ein etwaig vorhandener 
Betriebsrat hat einfach nicht die selben Möglichkeiten wie eine 
organisierte Gewerkschaft. Im Falle Ostdeutschlands ist genau diese 
Situation jahrelang politischer Wille und erklärtes Ziel gewesen.
Denn auch die BRD war wirtscahftlich Ende der 80er nicht gut 
aufgestellt. Die wirtschaftliche Sanierung, und das wird heutzutage nur 
allzu gern vergessen und verdrängt, fand nicht nur mit Subventionsgelder 
im Osten statt. Der Westen wurde durch die Erschliessung neuer Märkte 
und billiger Arbeitskräfte genauso saniert.

von 45455 (Gast)


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Die Ossis begreifen bis heute nicht, dass 0% Arbeitslosenquote nicht 
zwangsweise gut sein muss. Es gibt sogar so dumme Politiker, die das 
Recht auf einen Arbeitsplatz ins Grundgesetz schreiben wollen. Das ist 
aber unproduktiv und bringt unterm Strich nix, auch wenn es sich gut 
anhört.

Es gab auf fast allen Kontinenten die wildesten Versuche, einen 
sozialistischen/kommunistischen Staat in Verbindung mit einer 
Planwirtschaft auf die Beine zu stellen. Jeder (!) dieser Versuche ist 
gescheitert und ging in der Regel mit der 
Ermordung/Unterdrückung/Verwahrlosung von Millionen von Menschen einher.
Die Profiteure solcher Systeme waren immer Parteibonzen und Funktionäre, 
sodass die Ungleichheit in sozialistischen Ländern unterm Strich 
deutlich größer war als in jedem kapitalistischen Land.

Und eines wird immer vergessen:

Der Kapitalismus ist bisher das einzige System in der Geschichte der 
Menschheit, das voll kompatibel zu Menschen- und Bürgerrechten, zu 
Demokratie und Rechtsstaat ist.
Diese Dinge sind dort Realität und keine sozialistischen Versprechen und 
Träumereien, die nie Realität wurden.
Der Kapitalismus unterhälte auch keine Milizen, keine Geheimpolizei 
(nicht zu verwechseln mit Geheimdienst) und auch keine Arbeits- oder 
Straflager! In jedem kommunistischen Staat gehören diese Dinge zur 
Grundausstattung.

Mich kotzt es an, dass immer, wenn von "Utopie" oder "Neuer 
Gesellschaft" die Rede ist, sofort der Kommunismus genannt und der 
Kapitalismus verteufelt wird. Der gleiche Kommunismus ist schon 
dutzendfach gescheitert, hat ganze Nationen herunter gewirtschaftet und 
Millonen Leben gekostet.

Wie oft soll er denn noch scheitern, wie oft will man den 
kommunistischen Versprechen und Verheißungen noch hinterher rennen, 
hinterher überwachen und hinterher morden?

Der Kommunismus ist tot, es lebe der Kapitalismus!

von 45455 (Gast)


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Noch was:

Wenn sich Wessis über den Soli beschweren, werfen Ossis gern ein, dass 
sie ja auch Soli zahlen.

Das ist wohl das MINDESTE! Schließlich haben die alten Ossis nie ins 
BRD-Sozialsystem eingezahlt und bekommen trotzdem ihre SV-Leistungen, 
wenn auch in geringerem Umfang.

Der "Jammer-Ossi" ist schon ein ganz besonderer Typ Mensch. Immer nur 
beschweren. Der kann ja auch zurück in ein sozialistisches Arbeiter- und 
Bauernparadies. Die Bruderstaaten Kuba und Nordkorea haben bestimmt ein 
warmes bzw. eher kaltes Bett übrig.

Der "Besser-Wessi" ist übrigens auch nicht besser. Dekadent und 
überheblich, bloß weil auf der richtigen Seite der Mauer aufgewachsen.

Die DDR hatte auch sehr gute Einrichtungen, gerade im sozialen Sektor:

Polykliniken, Kitas und gute Schulen.

Die Schwarz-Weiß-Vergleiche sind sowieso überholt und man sollte endlich 
aufhören, sich gegenseitig fertig zu machen.

D. h. aber nicht, dass man Missstände nicht mehr ansprechen darf, 
Stichwort Fehlinvestitionen in ostdeutsche Infrastruktur.

von Gastino G. (gastino)


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Paul schrieb:
> In Ludwigsfelde war die Test und Entwicklungsabteilung von Porsche. Mit
> den Wessis hat der Käfer auf jeden Fall auch nichts zu tun, auch wenn
> sie sich den als Wirtschaftswunderauto gerne an die Jacke heften. Sie
> haben eine Vorkriegskonstruktion weitergebaut und später
> weiterentwickelt.

Der Käfer war eine veraltete Krücke, schon bei Serienstart. Die 
Konstruktion stammte aus dem Jahr 1925 von Bela Barenyi, einem geborenen 
Österreicher, der vor allem in Baden-Württemberg beim Daimler gearbeitet 
hat.
Und in diese Zeit schon einen albernen Ossi-Wessi-Konflikt 
hineinzuprojizieren, ist wirklich mehr als albern!

Paul schrieb:
> Und wo wurde dann der Königstiger mit Porscheturm entwickelt und
> getestet? In Stuttgart? ;-)

Schrott. Hat nur jede Menge Kosten verursacht, eine typische 
Porsche-Konstruktion. Aber bei Dir konnte sich Adolfs 
Lieblings"ingenieur" offenbar auch gut verkaufen...

von Gastino G. (gastino)


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So, war heute als "dudel" unterwegs, nun unter meinem richtigen Login...

Paul schrieb:
> Dieser Motor war bereits 1973 fertig entwickelt (zu besichtigen im
> Industriemuseum in Chemnitz). Auch gab es einen Diesel mit gemeinsamer
> Einspritzleitung, heute bekannt als Common rail. Auch das in Chemnitz zu
> besichtigen. Die Parteiobrigkeit hat die Serienproduktion abgeblasen.

Fertig entwickelt war da noch gar nichts, zur Entwicklung gehört nämlich 
auch die Vorbereitung der Fertigung und die echte Serienreife. Ein paar 
Prototypen zu präsentieren reicht nicht aus.

> In Ludwigsfelde war die Test und Entwicklungsabteilung von Porsche. Mit
> den Wessis hat der Käfer auf jeden Fall auch nichts zu tun, auch wenn
> sie sich den als Wirtschaftswunderauto gerne an die Jacke heften. Sie
> haben eine Vorkriegskonstruktion weitergebaut und später
> weiterentwickelt.

Und wen interessiert das? Der Käfer war eine veraltete Gurke mit 
Rahmenaufbau, Heckmotor und Seilzugbremse bis in die 60er Jahre(!!), der 
nur aus politischem Willen überhaupt gebaut wurde. Bereits 1936 war mit 
dem ersten Opel Kadett ein viel moderneres Auto zum nahezu gleichen 
Endpreis (real, nicht nur geplant!) verfügbar.

> Und Du hast zu viel Schwarzlichtbestrahlung im Westen erfahren.

Du wärst der Traum einer jeden Pionierleiterin gewesen. Da bekommt 
bestimmt noch so mancher Altkader feuchte Augen bei Deinen Zeilen. :D

> Man hätte das Ostgeld behalten, es 1:2 in Raten umtauschen können. Nach
> einer Übergangszeit hätte man die DM einführen können. Genauso waren die

Wow, und inzwischen wären die Umsiedlerströme in's Unermessliche 
angewachsen. Klingt nach einem ganz tollen Plan. Dumm nur, dass die 
Leute keine Lust hatten, sich so abspeisen zu lassen. Letztendlich hätte 
das bestenfalls das Sterben der DDR-Industrie weiter in die Länge 
gezogen.

> Vorschläge des Neuen Forums, Lafontains und der Bank der DDR. So hat man
> die schnelle Westmark gegen den Arbeitsplatz getauscht. Man kann nicht

Toller Spruch "Westmark gegen Arbeitsplatz getauscht". Hat bestimmt 
damals die PDS erfunden. Mir rollen sich die Fußnägel bei solchem 
Unsinn.
Und Lafontaine hat schon damals sein absolute wirtschaftliche 
Inkompetenz zur Schau gestellt.

> eine Wirtschaft von einem Tag auf den Anderen in das Gefüge
> Westdeutschlands schmeißen, das 40 Jahre gereift ist, ohne das man
> untergeht. Es gab nicht wenige Intellektuelle die das bis ins Detail
> vorhergesagt haben.

Dumm nur, dass deren "Auswege" bestenfalls das Sterben verlängert 
hätten, schlimmstenfalls riesige Umsiedlerströme mit totalem Kollaps der 
DDR-Wirtschaft verursacht hätten. Denn die völlig kaputte DDR-Wirtschaft 
hätten die "Intellektuellen" (wie sich die Linken gerne selbst nennen) 
auch nicht gesundzaubern können.

von Jasch (Gast)


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Mr. X schrieb:
>> jeder der jetzt noch im Osten sitzt ist
>> eine faule, dumme Sau
> Deine Aussage
>
>> und würde im goldenen Westen gnadenlos untergehen
> falsch gedacht, die angepassten Ossis sind als billige und willige
> Arbeitstiere bei vielen Arbeitgebern sehr beliebt.

Du würdest Sarkasmus nichtmal erkennen wenn er Dich in den Arsch beissen 
würde. ;-)

von Michael_ (Gast)


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>Was denkst Du, warum wir in Afghanistan sind? Dort hat man nachträglich
>"ganz zufällig" Lithiumvorkommen gefunden, die schon im DDR-Schulatlas
>verzeichnet waren.
Sehr interessant. Wußte ich noch nicht.
>Es ist schon verwunderlich, wie einige ältere Ossis versuchen diese Zeit
>schönzureden. Heute hat jeder Hartzer einen höheren Lebensstandard
>(Handy, Auto, Internet, mediz. Versorgung, sanierte Wohnung,
>Zentralheizung...) als der durchschnittliche Werktätige der DDR.
Junge Ossis gibt es doch gar nicht!
So, so, Handys und Internet gab es in der alten BR schon?
Den Rest gab es aber.
>Der Kapitalismus ist bisher das einzige System in der Geschichte der
>Menschheit, das voll kompatibel zu Menschen- und Bürgerrechten, zu
>Demokratie und Rechtsstaat ist.
>Diese Dinge sind dort Realität und keine sozialistischen Versprechen und
>Träumereien, die nie Realität wurden.
>Der Kapitalismus unterhälte auch keine Milizen, keine Geheimpolizei
>(nicht zu verwechseln mit Geheimdienst) und auch keine Arbeits- oder
>Straflager! In jedem kommunistischen Staat gehören diese Dinge zur
>Grundausstattung.
Und Somalia, Mexico, Syrien, Slams in den USA um nur einige zu nennen 
klammerst du wohl aus dem Kapitalismus aus?
Denk daran, wenn du mal Rosen aus Afrika oder Sportschuhe aus Indonesien 
kaufst.

von Jens (Gast)


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dudel schrieb:
> Selbst das Gesundheitssystem war fertig, auf den Notarzt hat man 1
> Stunde warten dürfen, bis die eine uralte, abgewirtschaftete
> Barkas-Karre mal wieder frei und gerade nicht kaputt war.

Kann ich so nicht nachvollziehen. Hier vor Ort war die SMH mit 
ordentlichen, teils nagelneuen Fahrzeugen ausgestattet und bei den zwei 
Notfällen, an die ich mich erinnern kann auch sehr schnell am Ort. 
Schaue dir mal den "Rettungsdienst" in der gebrauchten BRD bis ca. Ende 
der 80er Jahre an. Und warum wurde die Björn-Steiger-Stiftung gegründet? 
Weil es massivste Defizite bei der Unfallrettung gab. Ok, es gab 
Krankenwagen, besetzt mit Fahrer und einem, der schon mal einen 
Erste-Hilfe-Kurs abgelegt hat, welche die Verletzten einluden und ins 
nächste Krankenhaus brachten. Eine medizinische Versorgung am Unfallort 
oder auf der Fahrt fand nicht statt. Wie auch, Ärzte waren da nicht mit 
an Bord.

> Nur mal so als
> Beispiel: Wir hatten zwei lebensbedrohliche Notfälle in der Familie in
> den 80er Jahren, beide mussten am Ende mit Privatautos in die
> Krankenhäuser geschafft werden und eine hat die lange Wartezeit nicht
> überlebt.

So tragisch das im Einzelfall auch ist, es gibt immer Diagnosen, bei der 
auch sofortige ärztliche Hilfe oftmals zu spät kommt. Ob in dem 
geschilderten Fall die Wartezeit verantwortlich war, kann ich aus der 
Ferne nicht beurteilen.

PS: Es gibt auch heute noch Warteschleifen beim Notruf(!) und erhebliche 
Wartezeiten bis zum Eintreffen des ersten Rettungsmittels. Das ist dann 
nicht selten ein Löschfahrzeug der Feuerwehr. Das wurde von der 
Leitstelle geschickt, weil auf absehbare Zeit kein Rettungswagen oder 
Notarzt frei wird. Diese Maßnahme dient eigentlich nur der Statistik 
(Hilfsfrist eingehalten), nicht jedoch dem Patienten. Prominentes 
Beispiel ist die Bundeshauptstadt...

von dudel (Gast)


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Jens schrieb:
> Kann ich so nicht nachvollziehen. Hier vor Ort war die SMH mit
> ordentlichen, teils nagelneuen Fahrzeugen ausgestattet und bei den zwei
> Notfällen, an die ich mich erinnern kann auch sehr schnell am Ort.
> Schaue dir mal den "Rettungsdienst" in der gebrauchten BRD bis ca. Ende
> der 80er Jahre an. Und warum wurde die Björn-Steiger-Stiftung gegründet?
> Weil es massivste Defizite bei der Unfallrettung gab. Ok, es gab
> Krankenwagen, besetzt mit Fahrer und einem, der schon mal einen
> Erste-Hilfe-Kurs abgelegt hat, welche die Verletzten einluden und ins
> nächste Krankenhaus brachten. Eine medizinische Versorgung am Unfallort
> oder auf der Fahrt fand nicht statt. Wie auch, Ärzte waren da nicht mit
> an Bord.

Was ganz einfach an der Strategie "Einpacken und sofort in's KH 
schaffen" lag und nicht am Geld. Das machen die Amis soweit ich weiß 
heute noch. Damals dachte man, dass man damit die 
Überlebenswahrscheinlichkeit erhöht, heute stabilisiert man lieber erst 
mal vor Ort.

Dass bei Euch die SMH gleich um die Ecke war, war Euer Glück. Das hatte 
man in mittelgroßen Städten fern der Bezirksstädte leider nicht.
Und ich rede von den 80er Jahren und nicht von den 60er Jahren, in denen 
die Björn-Steiger-Stiftung gegründet wurde! Da gab es in der DDR noch 
nicht mal die SMH (Schnelle medizinische Hilfe) in der DDR mit ihrer 
Notrufnummer 115, die wurde erst 1976 eingerichtet (und nahm erst mal 
nur in einigen Städten den Dienst auf)!

> So tragisch das im Einzelfall auch ist, es gibt immer Diagnosen, bei der
> auch sofortige ärztliche Hilfe oftmals zu spät kommt. Ob in dem
> geschilderten Fall die Wartezeit verantwortlich war, kann ich aus der
> Ferne nicht beurteilen.

Wenn bei einem akuten Asthmaanfall nach 45 Minuten dann immer noch kein 
Notarzt da ist, dann ist der daraus folgende Exitus ziemlich eindeutig 
auf die katastrophale medizinische Notfallversorgung zurückzuführen. 
Damals hatte auch noch nicht längst jeder ein Auto, um selber zu fahren 
(und man weiß ohnehin nicht, wann die endlich mal kommen).

> PS: Es gibt auch heute noch Warteschleifen beim Notruf(!) und erhebliche
> Wartezeiten bis zum Eintreffen des ersten Rettungsmittels. Das ist dann
> nicht selten ein Löschfahrzeug der Feuerwehr. Das wurde von der
> Leitstelle geschickt, weil auf absehbare Zeit kein Rettungswagen oder
> Notarzt frei wird. Diese Maßnahme dient eigentlich nur der Statistik
> (Hilfsfrist eingehalten), nicht jedoch dem Patienten. Prominentes
> Beispiel ist die Bundeshauptstadt...

Heute ruft auch jeder bei einem schief sitzenden Furz beim Notdienst an, 
da kann es schon mal länger dauern.
Aber die echte Notfallversorgung ist doch nicht ansatzweise mit der in 
der DDR zu vergleichen.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Paul schrieb:
>>Ja. Die Marktstrukturen des Kapitalismus existieren schon mehr als 2000
>>Jahre.
> Und ich dachte, da gab es Lehnswsen und Feudalismus ;-)

Nö, Sklavenhalter.  Die haben das allerdings auch schon "Demokratie"
genannt, nur haben sie halt selbst festgelegt, wer "demos" sein darf
und wer nicht. ;-)

Kapitalismus gibt's gerade mal seit Ende 18. / Anfang 19. Jahrhundert,
und wenn dessen Zustände allzeit so rühmlich gewesen wären, hätte
sich wohl keiner nach was anderem umgeschaut ...

Ansonsten: ja, Städte wie Dresden dürften eher die hochpreisige Region
des Ostens darstellen, in jeglicher Hinsicht, also auch gehaltsmäßig.
Dafür geht das dann einher mit der wohl derzeit höchsten Geburtenrate
der Republik.  Der Trend geht hier mittlerweile eindeutig zum
Drittkind.  Nein, nicht bei denen, die von unseren Steuern leben,
sondern bei denen, die die Steuern bezahlen.

Wir waren neulich mal in Thüringen im Urlaub, flaches Land, gut
funktionierendes Dorf (die LPG, ähem, Agrargenossenschaft, arbeitet
effektiv, das Dorf hat noch einen eigenen Laden, der floriert, einen
eigenen Kindergarten und alles), da sagte uns eine, die wir mehr
zufällig getroffen haben, dass sie lieber ein Kind richtig umsorgen
wollen als dann vielleicht bei einem zweiten ins Knausern kommen zu
müssen. :-(

von (prx) A. K. (prx)


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Jörg Wunsch schrieb:

> Kapitalismus gibt's gerade mal seit Ende 18. / Anfang 19. Jahrhundert

Kapitalismus-typische Krisen gabs indes schon vor dem Kapitalismus: 
http://de.wikipedia.org/wiki/Tulpenkrise

von Paul (Gast)


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>Nur zu Deiner Info: Damals gab es noch kein Ossi/Wessi. Du kannst doch
>nicht einfach heutige Begriffe in diese Zeit versetzen. Schwer zu sagen
>wie viele Ostdeutsche (damals bestimmt Schlesier etc.) an der
>Entwicklung des "KDF-Wagens" mitgewirkt haben.

Nun vergiß mal nicht, worauf ich anspielte. Der Wessi, den es in den 
50er gab, redet ganz selbstverständlich von "seinem" 
Wirtschaftswunderauto. Der blöde Ossi hat ja nur den P70 oder Trabant 
herausgebracht. Der Unterschied. Der Wessi heftet sich 
selbstverständlich eine gesamtdeutsche (und schlesisch Leistung an und 
diffamiert den Osten wegen seiner eigenen! Konstruktion, die für 
damalige Verhältnisse alles andere als veraltet war. Das ist 
scheinheilig. Die Ossi/Wessi-Dikussion habe ich nicht in die 30er Jahre 
gebracht, sondern der Wessi hat eine gesamtdeutsche Entwicklung als 
seine deklariert.

>Es ist schon verwunderlich, wie einige ältere Ossis versuchen diese Zeit
>schönzureden. Heute hat jeder Hartzer einen höheren Lebensstandard
>(Handy, Auto, Internet, mediz. Versorgung, sanierte Wohnung,
>Zentralheizung...) als der durchschnittliche Werktätige der DDR. Zudem
>hat jeder die Chance und die Freiheit aus seinem Leben was zu machen.

Als die Mauer fiel war ich 17 Jahre alt. Ich habe beide Staaten ungefähr 
gleich lang erlebt. Mir braucht weder ein Westdeutscher, der den Osten 
nur aus Berichten kennt oder ein Politdemagoge welchen Ursprungs auch zu 
erzählen, was wo wie und besser/schlechter war. Ich war Augenzeuge. Und 
genau das, was Du hier machst ist die politische Schiene. Zum 
Lebenstandard erklärt der Westen nur wirtschafltiche, materielle Dinge 
für wichtig. Die DDR hatte aber abgesehen vonm unbestreitbar schlechten 
Wirtschaftssystem erhebliche Vorsprünge in sozialen Dingen. Einen 
Arbeitsplatz nicht zu haben, nicht mehr wichtig empfunden zu werden, 
schränkt Gesundheit und Lebensqualität sogar mehr ein, als keinen 
TFT-Fernseher zu Hause zu haben. Allein die Stigmatisierung seit H4 und 
die bewußte Falschinformation über Ursachen gab es in der DDR nicht. 
Hinzu kommt,daß leicht mit zweierlei Maß gemessen wird. Es werden 
Erungenschaften von heute (Handy, TFT, Internet) gebracht, um die 
Rückständigkeit eines Landes zu beweisen, das es seit 22 Jahren nicht 
mehr gibt. Vergleicht die BRD von 89 mit der DDR von 89 usw., aber nicht 
die BRD von 2011 mit der DDR von 89!


>Aber wenn sich so ein Ossi-Opportunist, der mal eine große Nummer durch
>Arschkriechen und Parteimitgliedschaft war, aufregt über die Deutsche
>Einheit, dann kommt mir das Kotzen. Genauso wie von solchen Leuten
>gewisse Klischees gepflegt werden (über den Westen).

Wie gesagt, ich war 17 und bin Augenzeuge. Mir braucht weder Ossi noch 
Wessi zu erzählen, wie es in der DDR war. Ich hab es erlebt.

>Achso zum eigentlichen Thema: Mein Erfahrung ist, das im ostdeutschen
>Mittelstand eine gewisse "Geiz ist Geil" Mentalität herrscht. Die Chefs
>denken, es stehen hunderte Willige vorm Firmentor, die alle zum
>Dumpinglohn arbeiten wollen.

Tausche wollen durch müssen, dann stimmts doch. Die wissen, daß es genug 
Arbeitslose gibt, die jede Arbeit annehmen müssen, um nicht sanktioniert 
zu werden.

>Es gab auf fast allen Kontinenten die wildesten Versuche, einen
>sozialistischen/kommunistischen Staat in Verbindung mit einer
>Planwirtschaft auf die Beine zu stellen. Jeder (!) dieser Versuche ist
>gescheitert und ging in der Regel mit der

Siehe China. Der größte Schuldner ist die USA.

PS.: Nun wird man einwenden, daß China kein sozialistischer Staat sei, 
obwohl es auf dem Etikett steht. Aber war denn die DDR ein 
sozialistischer Staat, obwohl das drauf stand? Marx beschrieb das 
anders.

>Der Kapitalismus ist bisher das einzige System in der Geschichte der
>Menschheit, das voll kompatibel zu Menschen- und Bürgerrechten, zu
>Demokratie und Rechtsstaat ist.

In welcher Staatsbürgerkunde, Ausgabe West (kurz Gesellschaftskunde) hat 
man Dir das beigebracht? Schau mal nach England im 18./19 Jh. Das war 
Kapitalismus!

>Der Kapitalismus unterhälte auch keine Milizen, keine Geheimpolizei
>(nicht zu verwechseln mit Geheimdienst) und auch keine Arbeits- oder
>Straflager!

Siehe USA.

>Der gleiche Kommunismus ist schon
>dutzendfach gescheitert, hat ganze Nationen herunter gewirtschaftet und
>Millonen Leben gekostet.

5 Mio. Vietnamesen zum Beispiel.

USA -> Korea
USA -> Vietnam
USA -> Irak
USA -> Afghanistan

Alles Länder, wo die USA eigentlich nichts zu suchen hatte. Man wollte 
dort seine pol. Meinung aufzwingen oder vertrat wirtsch. Interessen.

>Das ist wohl das MINDESTE! Schließlich haben die alten Ossis nie ins
>BRD-Sozialsystem eingezahlt und bekommen trotzdem ihre SV-Leistungen,
>wenn auch in geringerem Umfang.

Und was hättest Du gemacht? Den DDR-Sozialtopf kassiert? Wundert mich 
eigentlich, warum es nicht auch dort noch so gelaufen wäre. Laßt die mal 
einzahlen, das Geld wird kassiert.

>Der "Jammer-Ossi" ist schon ein ganz besonderer Typ Mensch. Immer nur
>beschweren. Der kann ja auch zurück in ein sozialistisches Arbeiter- und
>Bauernparadies. Die Bruderstaaten Kuba und Nordkorea haben bestimmt ein
>warmes bzw. eher kaltes Bett übrig.

Das kalte Bett gibts eher heute, weil die Miete nicht mehr bezahlt 
werden kann. Den Jammerossi gäbe es gar nicht, wenn die Wiederverinigung 
fair abgelaufen wäre. So dumm sind sie auch nicht und merken nicht, wie 
sie übers Ohr gehauen worden (kleines Beispiel Kredite der 
Wohnungsgenossenschaften -> Vereinigungskriminalität, sieht selbst Sinn 
so)

>Schrott. Hat nur jede Menge Kosten verursacht, eine typische
>Porsche-Konstruktion. Aber bei Dir konnte sich Adolfs
>Lieblings"ingenieur" offenbar auch gut verkaufen.

Wo habe ich das geschrieben. Du philosophierst zu viel. Nicht eine 
Konstruktion Porsches für die Wehrmacht war ausgereift (Elefant!)

>Fertig entwickelt war da noch gar nichts, zur Entwicklung gehört nämlich
>auch die Vorbereitung der Fertigung und die echte Serienreife. Ein paar
>Prototypen zu präsentieren reicht nicht aus.

Und Du glaubst, das hätten die in 20 Jahren nicht fertig gebracht? In 
Johannistal baute man 12-Zylinder- Dieselmotoren mit 2400 PS für 
Lokomotiven und 30000 PS für Schiffe. Aber am Automotor wären sie 
bestimmt gescheitert. LOL Es war politisch abgewürgt worden.

>Du wärst der Traum einer jeden Pionierleiterin gewesen. Da bekommt
>bestimmt noch so mancher Altkader feuchte Augen bei Deinen Zeilen. :D

Ne, ich kenne im Gegensatz zu vielen andern beide Seiten und lasse mir 
kein X für ein U vormachen, weil man versucht alles an der DDR schlecht 
zu reden. Alles war mit Sicherheit nicht schlecht. Aber mal schauen, was 
man hätte übernehmen können, ging ja gar nicht.

PS.: Wo ist eigentlich die gesamtdeutsche Verfassung, die lt. 
Grundgesetz hätte angefertigt werden müssen?

>Wow, und inzwischen wären die Umsiedlerströme in's Unermessliche
>angewachsen. Klingt nach einem ganz tollen Plan. Dumm nur, dass die
>Leute keine Lust hatten, sich so abspeisen zu lassen. Letztendlich hätte
>das bestenfalls das Sterben der DDR-Industrie weiter in die Länge
>gezogen.

Das glaube ich nicht. Eher hätte man im Westen gearbeitet, im Osten 
gewohnt. So arbeitet man gar nicht mehr und wohnt im Osten.

>Und Lafontaine hat schon damals sein absolute wirtschaftliche
>Inkompetenz zur Schau gestellt.

Er hat schon damals sehr genau dargelegt, wohin die schnelle D-Mark 
führt. Genauso kam es auch. Er hat auch die Finanzkrise von 2009 
vorausgesagt. Lies mal Bücher von ihm und schaue aufs Erscheinungsdatum. 
Der ist nicht so doof, wie man ihn hinstellt, weil man eigentlich vor 
seiner Meinung Angst hat.

von Jens (Gast)


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Jörg Wunsch schrieb:
> Der Trend geht hier mittlerweile eindeutig zum
> Drittkind.  Nein, nicht bei denen, die von unseren Steuern leben,
> sondern bei denen, die die Steuern bezahlen.

Kann ich nicht bestätigen. In meinem Bekanntenkreis haben die Paare 
meist nur ein Kind, gelegentlich mal zwei. Letztere sind aber schon die 
Ausnahme, haben sehr sichere und gut bezahlte Jobs als Beamte oder in 
großen Firmen. Von denen bezieht übrigens keiner H4 oder Sozialhilfe.

von Edi M. (Gast)


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Mr. X schrieb:
> Die Ossis können froh sein, dass die damalige Besatzungszone der Russen
>
> ein eigener Staat wurde und nicht in die Sowjetunion eingegliedert
>
> wurde. Da wärt ihr nämlich heute Russen und wärt nicht wiedervereinigt
>
> worden, und könntet jetzt auch nicht am vom Westen (z.B. den USA)
>
> gesponsorten Weststaat BRD mitnuckeln, ohne was dafür getan zu haben.
stimmt!

von dudel (Gast)


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Paul schrieb:

> Wie gesagt, ich war 17 und bin Augenzeuge. Mir braucht weder Ossi noch
> Wessi zu erzählen, wie es in der DDR war. Ich hab es erlebt.

Das hast Du nun schon mehrfach gesagt. Dein Problem ist aber, dass Du 
ganz offensichtlich nur den Osten kennst und um Dich eine Art "Uns wurde 
ja sooo übel mitgespielt"-Jammer-Illusion aufgebaut hast, die mit der 
Realität wenig bis gar nichts zu tun hat, im Osten aber leider weit 
verbreitet ist und genau in die Hände derer spielt, die diese ganze 
Katastrophe verursacht haben - nämlich die Linken.

> Tausche wollen durch müssen, dann stimmts doch. Die wissen, daß es genug
> Arbeitslose gibt, die jede Arbeit annehmen müssen, um nicht sanktioniert
> zu werden.

Nö, auffallend viele Leute im Osten sind geizig bis auf die Knochen und 
gönnen dem Nachbar nicht den Dreck unter den Fingernägeln. Schau Dir mal 
die Löhne an, die typische Dienstleistungsberufe einstreichen - Friseure 
beispielsweise. Genau da siehst Du, wie wenig dort einer dem anderen für 
seine Arbeit gönnt. Ich habe jedes Mal noch ein kräftiges Trinkgeld 
gegeben, weil mir das einfach zu peinlich war, einen Friseurmeister mit 
erbärmlichen 8 Euro irgendwas für 20 Minuten Arbeit abzuspeisen. Auf den 
Preis angesprochen meinte der, dass das vielen Kunden noch zu teuer 
(Abzocke) schien. Denen fehlen jegliche Maßstäbe, noch über 20 Jahre 
nach dem Fall der Mauer!

> Siehe China. Der größte Schuldner ist die USA.

China hat den Kapitalismus in Reinstform. Nix sozial. Ihr Sozialismus 
beschränkt sich auf die politische Diktatur. Tolles Beispiel!

> PS.: Nun wird man einwenden, daß China kein sozialistischer Staat sei,
> obwohl es auf dem Etikett steht. Aber war denn die DDR ein
> sozialistischer Staat, obwohl das drauf stand? Marx beschrieb das
> anders.

Die DDR hatte eine Planwirtschaft, so ziemlich das Gegenteil von dem, 
was in China vorherrscht.

> Das kalte Bett gibts eher heute, weil die Miete nicht mehr bezahlt
> werden kann. Den Jammerossi gäbe es gar nicht, wenn die Wiederverinigung
> fair abgelaufen wäre. So dumm sind sie auch nicht und merken nicht, wie
> sie übers Ohr gehauen worden (kleines Beispiel Kredite der
> Wohnungsgenossenschaften -> Vereinigungskriminalität, sieht selbst Sinn
> so)

Ach Gottchen, mir kommen die Tränen. Es sind hunderte Milliarden vom 
Westen in den Osten transferiert worden und Du erzählst hier was von 
"über's Ohr gehauen".

> Und Du glaubst, das hätten die in 20 Jahren nicht fertig gebracht? In
> Johannistal baute man 12-Zylinder- Dieselmotoren mit 2400 PS für
> Lokomotiven und 30000 PS für Schiffe. Aber am Automotor wären sie
> bestimmt gescheitert. LOL Es war politisch abgewürgt worden.

Weil das Geld gefehlt hat. Es war einfach keine Kohle da, denn das 
konnte man im Gegensatz zu großen Dieselmotoren, Werkzeugmaschinen, 
Kleidung und ein paar weinigen günstigen Konsumprodukten nicht zu 
Devisen machen und damit gab es keine Chance für Investitionen.

> Ne, ich kenne im Gegensatz zu vielen andern beide Seiten und lasse mir
> kein X für ein U vormachen, weil man versucht alles an der DDR schlecht
> zu reden. Alles war mit Sicherheit nicht schlecht. Aber mal schauen, was
> man hätte übernehmen können, ging ja gar nicht.

Du kennst nur den Osten, das liest man aus jeder Deiner Zeilen. Im 
Prinzip habe ich solche Gerede schon von einigen "Ossis" gehört - alles 
Leute, die bestenfalls mal zum Urlaub im Westen waren und deren Horizont 
an der ehemaligen DDR-Grenze aufhört.

> PS.: Wo ist eigentlich die gesamtdeutsche Verfassung, die lt.
> Grundgesetz hätte angefertigt werden müssen?

Wozu? Das jetzige Grundgesetz ist eine prima Basis.

> Das glaube ich nicht. Eher hätte man im Westen gearbeitet, im Osten
> gewohnt. So arbeitet man gar nicht mehr und wohnt im Osten.

Ja, täglich 800 km pendeln. Deine Strategien werden immer besser. :D

> Er hat schon damals sehr genau dargelegt, wohin die schnelle D-Mark
> führt. Genauso kam es auch. Er hat auch die Finanzkrise von 2009

Jeder wusste, dass die abgewirtschaftete DDR-Wirtschaft zusammenbrechen 
wird, wenn die Mauer fällt und ein Wirtschaftsraum entsteht. Die 
DDR-Mark weiter zu halten, hätte daran nichts geändert. Lafontaine 
konnte sich zum Glück nicht durchsetzen, weil die Leute doch nicht ganz 
so dumm waren, um sich von solchen "Intellektuellen" verheizen zu 
lassen.

> vorausgesagt. Lies mal Bücher von ihm und schaue aufs Erscheinungsdatum.
> Der ist nicht so doof, wie man ihn hinstellt, weil man eigentlich vor
> seiner Meinung Angst hat.

Vor seiner Meinung habe ich keine Angst. Nur davor, dass zu viele Leute 
dem Glauben schenken.

von ImOstenGebliebener (Gast)


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dudel schrieb:
> Nö, auffallend viele Leute im Osten sind geizig bis auf die Knochen und
>
> gönnen dem Nachbar nicht den Dreck unter den Fingernägeln. Schau Dir mal
>
> die Löhne an, die typische Dienstleistungsberufe einstreichen - Friseure
>
> beispielsweise. Genau da siehst Du, wie wenig dort einer dem anderen für
>
> seine Arbeit gönnt.

Jo, genau so ist es.
Wohne ca. 20 Km von der ehemaligen
Grenze entfernt.
Kollege wohnt in einem Dorf ca. 10 Km
von der ehemaligen Grenze. Da gibt es
einen Friseur.
Ratet mal zu wieviel Prozent sich da
die Kundschaft zusammensetzt?
70 % kommen von der Westseite.
Bei unseren Friseuren ist der Anteil
etwa 40% Westkundschaft.
Die sparen dabei auch noch, wenn sie
einen Anfahrtsweg von 40 - 50 Km einfache
Strecke auf sich nehmen.
Die gönnen Ihrem Westfriseur auch nicht
ihre Kohle.

von Paul (Gast)


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>Nö, auffallend viele Leute im Osten sind geizig bis auf die Knochen und
>gönnen dem Nachbar nicht den Dreck unter den Fingernägeln. Schau Dir mal
>die Löhne an, die typische Dienstleistungsberufe einstreichen - Friseure
>beispielsweise. Genau da siehst Du, wie wenig dort einer dem anderen für
>seine Arbeit gönnt.

Und wieviel Trinkgeld gibt die Frisörin, die 3 €/h verdient und wie Du 
sagst, kaum Trinkgeld bekommen, dem Kellner, wenn sie schon mal essen 
ist. Genau das ist das Problem. Alle werden kurz gehalten. Es ist wie 
ein Spucknapf, der Fäden zieht. Du kannst dieses Trinkgeld geben, weil 
Du es hast! Es ist nicht Geiz, sondern die haben es wirklich nicht.

>Vor seiner Meinung habe ich keine Angst. Nur davor, dass zu viele Leute
>dem Glauben schenken.

Also doch vor seiner Meinung.

>Lafontaine
>konnte sich zum Glück nicht durchsetzen, weil die Leute doch nicht ganz
>so dumm waren, um sich von solchen "Intellektuellen" verheizen zu
>lassen.

Die breite Masse war so dumm, an die blühenden Landschaften eines Helmut 
Kohls zu denken.

>Ja, täglich 800 km pendeln. Deine Strategien werden immer besser. :D

Wie wars denn vor dem Mauerbau, als eine Mauer nicht absehbar war. Man 
wohnte im Osten und arbeitete im Westen.

>Du kennst nur den Osten, das liest man aus jeder Deiner Zeilen. Im
>Prinzip habe ich solche Gerede schon von einigen "Ossis" gehört - alles
>Leute, die bestenfalls mal zum Urlaub im Westen waren und deren Horizont
>an der ehemaligen DDR-Grenze aufhört.

Mal ganz davon abgesehen, daß ich prvat und auch beruflich, auch für 
längere Zeit im Westen war, ist das, was ein DDR-Bürger seit 1990 erlebt 
der "Westen". Ich kenne beide Sozialsysteme, beide Wirtschaftssysteme. 
Als was bezeichnest Du es, was politisch seit 1990 in Ostdeutschland 
abgeht. Nicht als Weiterführung der BRD?

>Weil das Geld gefehlt hat. Es war einfach keine Kohle da, denn das
>konnte man im Gegensatz zu großen Dieselmotoren, Werkzeugmaschinen,
>Kleidung und ein paar weinigen günstigen Konsumprodukten nicht zu
>Devisen machen und damit gab es keine Chance für Investitionen.

Absoluter Unfug. Es war die Kurzsichtigkeit der Führung. Einen Wartburg 
mit 4-Taktmotor hätte man auch in das NSW verkaufen können. So aber hat 
der Westen den Verkauf von 2-Taktmotor-PKW verboten. Man schnitt sich 
mit dieser Entscheidung ins eigene Fleisch. Dieselmotoren für 
Lokomotiven blieben hingegen in der DDR, weil es eine RGW-Vereinbarung 
über den Bau von dieselhydraulischen Lokomotiven über 2000 PS gab (BR 
119 aus Rumänien, die erst mal "germanisiert" werden mußte mit 
Dieselmotoren aus Johannistal, um ordentlich zu laufen). 
Dieselelektrische Lokomotiven über 2000 PS lieferte ausschließlich die 
SU (BR 120, BR 132).

>Ach Gottchen, mir kommen die Tränen. Es sind hunderte Milliarden vom
>Westen in den Osten transferiert worden und Du erzählst hier was von
>"über's Ohr gehauen".

Dann schau mal, wo diese Milliarden hin sind. Postwendend zurück an 
westdeutsche Firmen, die Aufträge für den Aufbau Ost, 
Lebensmittelverkäufe bekam. Es war eine Subventionierung für die 
westdeutsche Industrie für den neuen Abnahmemarkt Ost. Viel eher muß man 
sich fragen, wo das gebundene DDR-Vermögen, das das IFO-Institut im 
positven Milliardenbereich ausgerechnet hat, geblieben ist? Am Schluß 
hinterließ die Treuhand ein Ergebnis im negativen Milliardenbereich.

Der Ostdeutsche wechselte von einem Land mit ausgewiesenen 86 Milliarden 
DM Schulden in ein Land mit heute 2037 Milliarden € Schulden (1989 waren 
es für die nicht vereinigte BRD 923 Milliarden DM). Rein statistisch ist 
er mehr verschuldet als früher. Also mal nicht schwarz/weiß malen, auch 
im Westen, war nicht alles toll.

>Die DDR hatte eine Planwirtschaft, so ziemlich das Gegenteil von dem,
>was in China vorherrscht.

Und was hat China?

>Das hast Du nun schon mehrfach gesagt. Dein Problem ist aber, dass Du
>ganz offensichtlich nur den Osten kennst und um Dich eine Art "Uns wurde
>ja sooo übel mitgespielt"-Jammer-Illusion aufgebaut hast, die mit der
>Realität wenig bis gar nichts zu tun hat, im Osten aber leider weit
>verbreitet ist und genau in die Hände derer spielt, die diese ganze
>Katastrophe verursacht haben - nämlich die Linken.

Und Du solltest mal zu Literatur jenseits des Mainstream greifen, wo 
eben nicht das Bild von guten Wessi, der dem Ossi sein letztes Hemd gab 
greifen. Es gibt sehr interessante Literatur über die Treuhand, zur 
Rentenpolitik und zur Vereinungungskriminalität von westdeutschen 
Autoren. Es wird Dir die Augen öffnen.

von Axel L. (axel_5)


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Ich finde das ja echt toll, wie die Ossies jetzt ihre Vergangenheit 
schöndenken.

Gut, ich bin kein Ossi.

Aber das, was ich 1988 in Polen auf den Campingplätzen von den Ossies 
über ihr Leben und ihre eigene Einschätzung dazu gehört habe und das was 
heute die Ossies über das Leben damals erzählen, läuft schon erheblich 
auseinander.

Damals wurde jedenfalls durchgehend ausgiebigst gekotzt. Und das Trotz 
des Risikos, dass die Stasi mithört. Ich habe mich jedenfalls mächtig 
gewundert.

Aber gut, das waren nur ein paar Dutzend Leute. Wahrscheinlich habe ich 
die wenigen Leute erwischt, die Ostdeutschland Scheisse fanden und 
deswegen in Polen Urlaub machten. Wahrscheinlich waren die anderen alle 
an der DDR-Ostseeküste, und haben sich überlegt, wie man die DDR 
verschönert.

Wobei: Man hätte ja mal damit anfangen können, das Haus zu streichen, in 
dem man praktisch kostenlos wohnte. Aber dafür waren dann wohl doch alle 
nicht ausreichend am Gemeinwohl interessiert.

Gruss
Axel

von Paul (Gast)


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Wer damals abkotzte, kann auch heute abkotzen. Nur der Beschiß ist ein 
anderer.

>Wobei: Man hätte ja mal damit anfangen können, das Haus zu streichen, in
>dem man praktisch kostenlos wohnte. Aber dafür waren dann wohl doch alle
>nicht ausreichend am Gemeinwohl interessiert.

Danke, mehr brauchst Du nicht zu sagen. Deine Inkompetenz, wie es in der 
DDR zuging, ist damit bewiesen.

Weißt, das Problem war, daß der gemeine Ossi sich nicht entscheiden 
konnte, in welchen Baumarkt er geht ;-)

Hier noch ein paar hübsche Zahlen aus westdeutscher Quelle:
"Die von den Besatzungszonen der USA, Großbritannien,
Frankreichs später der BRD erbrachten Reparationen beliefen sich auf 2,1
Mrd. DM zu Preisen von 1953."
Quelle: Angaben der interalliierten Reparationsagentur (I.A.R.A.)

"Die von der sowjetisch besetzten Zone erbrachten
Reparationen werden mit 99,1 Mrd. DM zu Preisen von 1953 angegeben."
Quelle: Angaben des Bundesministeriums für Innerdeutsche Beziehungen

"Die DDR trug also 97-98% der Reparationslast
Gesamtdeutschlands.
Auf den Stand der heutigen Preise unter der
Berücksichtigung einer Verzinsung von 6-fünfachtel
Prozent (wie sie die DDR für den ihr
vom Bundesfinanzministerium über deutsche
Großbanken 1938-1988 gewährten Kredit zu
zahlen hatte) ergibt sich eine Auszahlungsforderung
an die Bürger der DDR von Seiten der
BRD in Höhe von 727,1 Mrd. DM"

Quelle: nach Angaben einer Studie des Bremer Wissenschaftlers Prof. A.
Peters; sein Aufruf an die Regierung der Bundesrepublik Deutschland 
wurde von 12 Wissenschaftlern und Politikern der BRD bestätigt


Allein den Wert der volkseigenen Betriebe hatte Detlev Karsten 
Rohwedder, zweiter Chef der »Treuhand«-Anstalt, auf etwa 600 Milliarden 
DM beziffert.

Rohwedders Nachfolgerin Birgit Breuel machte daraus dann in einer 
historisch einmaligen Umverteilungsaktion ein Defizit von angeblich 270 
Milliarden DM.

Vor der Wiedervereinigung lag die Pro-Kopf-Verschuldung im Osten bei 
5298 DM und im Westen bei 16 586 DM. Danach betrug sie für alle 
Deutschen 12 841 Mark. Statistisch gesehen übernahmen die neuen 
Bundesbürger pro Kopf 7543 Mark der BRD-Schulden.

Also schaut mal hinter die Kulissen.

von voodoofrei (Gast)


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Na dann mal die Frage an unseren Ost-Experten: Warum ist das 
Ost-Wirtschaftswunder ausgeblieben?

von Paul (Gast)


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>Na dann mal die Frage an unseren Ost-Experten: Warum ist das
>Ost-Wirtschaftswunder ausgeblieben?

Dann lies mal Literatur, wie es bei der Treuhand zuging. Dann weißt Du, 
warum der Osten nie eine Chance hatte.

von Tilo (Gast)


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Seit wann gab es in den 50/60ern schon die Treuhand?

von ronnysc (Gast)


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ganz einfach, weil permanent damals nach der Wende wie auch jetzt 
spärlich aufkeimender Erfolg sofort von großen Wirtschaftunternehmen 
platt gemacht wird. Solange das klein bleibt ist alle schön aber wehe Du 
wirst erfolgreich...
Schönes WE

von Paul (Gast)


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Noch ein Zitat:

„Die alte DDR war zumindest in einer Beziehung ein
grundsolider Staat: das Staatsvermögen machte ein
Mehrfaches der Staatsverschuldung aus.“

Quelle: Engels, Chefredakteur der Wirtschaftswoche, Nr.9 vom 23.2.1995,
S. 174

Frau Breuel machte daraus ein Minus.

von Paul (Gast)


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>Seit wann gab es in den 50/60ern schon die Treuhand?

Ich habe seine Frage so verstanden, daß er das "Wirtschaftswunder" nach 
der Wende meinte. In den 50/60er Jahren wurde der BRD durch den 
Marshallplan der USA unter die Arme gegriffen. Die DDR hatte solch eine 
Hilfe nicht. Sie hatte knallhart Reparationleistungen an die SU zu 
zahlen (siehe Zahlen oben) (Fahrleitungen, Lokomotiven, ein Gleis bei 
zweigl. Strecken, Uran usw.) Hinzu kommt, daß die DDR von der 
Schwerindustrie und Steinkohle abgeschnitten war. Dessen Schwerpunkt lag 
im Ruhrpott. Eine Ersatzindustrie bauten man in EKO (Eisenhüttenkombinat 
Ost) auf. Steinkohle mußte durch Braunkohle ersetzt werden.

von voodoofrei (Gast)


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Ja, die Frage bezog sich auf die Zeit nach der Wende - seit 20 Jahren 
pumpt man Geld in die neuen Länder und es passiert nichts!

von Paul (Gast)


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>Ja, die Frage bezog sich auf die Zeit nach der Wende - seit 20 Jahren
>pumpt man Geld in die neuen Länder und es passiert nichts!

Wo man wieder genau hinschauen muß, wo das Geld landet. Nicht alles, was 
als Aufbau Ost deklariert ist, wird dafür verwendet. Und daß nichts 
passiert ist, ist auch nicht wahr. Jedenfalls widerspricht diese Aussage 
den jammernden Wessis, daß es hier nur Top-Straßen, Kuweiden mit 
Straßenlaternen usw. gäbe.

Noch ein paar Zitate:

Egon Bahr schrieb am 22. Mai 1996 im "Kölner Stadtanzeiger": "Ich kenne 
kein Volk auf Erden, das so enteignet worden ist wie die DDR-Bürger.".

Günter Grass im Mai 1992: „Es ist zu einer entsetzlichen 
Kolonialisierung gekommen. Mit großer Arroganz. Die Besitzenden werden 
die Westdeutschen sein. Und die führen in der ehemaligen DDR einen 
Morgenthau-Plan durch, der Gebiete verarmen lässt, die von der 
Geschichte her Industriegebiete waren(...)"

Henning Voscherau (SPD), früherer Bürgermeister Hamburgs:
 "In Wahrheit waren fünf Jahre Aufbau Ost das größte 
Bereicherungsprogramm für Westdeutschland, das es je gegeben hat." 
(Kölner Stadt-Anzeiger, 22.5. bzw. Die Welt, 4.12.1996)

Alles Westdeutsche!

von voodoofrei (Gast)


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mit "passiert nichts!" meine ich, dass sich der Wirtschaftliche Zustand 
nicht ändert - Etliches Geld ist in Infrastruktur, Aufbau und 
Restauration gegangen - da müssen welche gut verdient haben und es 
scheinen nicht die "Ossis" zu sein! Warum?

von Paul (Gast)


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>mit "passiert nichts!" meine ich, dass sich der Wirtschaftliche Zustand
>nicht ändert - Etliches Geld ist in Infrastruktur, Aufbau und
>Restauration gegangen - da müssen welche gut verdient haben und es
>scheinen nicht die "Ossis" zu sein! Warum?

Vieles wurde restauriert und gebaut mit Födermitteln. Kurz nach der 
Wende wurden diese Aufträge meist an westdeutsche Firmen vergeben (alte 
West-Seilschaften), die dadurch in den Genuß dieser Förderungen kamen. 
Im Bereich Großindustrie wurde versucht, unliebsame Konkurrenz 
fernzuhalten (Foron-Werk Schwarzenberg, Kaligrube Bischofferode). Firmen 
wie BMW, Porsche usw. haben im Osten "verlängerte Werkbänke, aber keine 
Führungsstruktur. Manche nutzen auch hier die Förderung (BMW), billigere 
Tarife und Löhne. In Städten wie Leipzig wurden schwere strukturelle 
Fehler begangen. Man (Biedenkopf) konzentrierte sich auf eine 
Dienstleistungshochburg (mit geringbezahlten Arbeitsplätzen). Es gibt 
nur wenige Standorte, wo der Aufbau als gelungen bezeichnet werden kann 
(Jena). Das hat man wahrscheinlich Lothar Späth zu verdanken (auch er 
ist nicht unumstritten). Er rettete die Carl Zeiss vor der Umsiedlung 
des Stammwerkes von Jena nach Oberkochen.

PS.: Sämtliche Entscheidungsträger in der Treuhand waren westdeutsche 
Politiker und Industrielle mit ihren (privaten) Interessen.

von ImOstenGebliebener (Gast)


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voodoofrei schrieb:
> Etliches Geld ist in Infrastruktur, Aufbau und
>
> Restauration gegangen - da müssen welche gut verdient haben und es
>
> scheinen nicht die "Ossis" zu sein! Warum?

Weil z.B. ein Unternehmen aus einem Nachbar-
land südwestlich von Deutschland sich in einem
Gewerbegebiet angesiedelt hat, welches mit
Aufbaumitteln angelegt wurde. Dieses Unternehmen
beschäftigt etliche "Ossi's" im Schichtbetrieb
zu ortsüblichen Löhnen.
Es werden Maschinen und Betriebseinrichtungen mit
Unterstützung von Fördemitteln angeschafft und
einiges ist nach etwa 3 Jahren wieder abgebaut
und in den Stammbetrieb des Unternehmens ver-
lagert worden.
Dieses Unternehmen zahlt begünstigt durch
Inwestitionen und Abschreibungen keinen Cent
Gewerbesteuer an die betreffende Kommune.
Dem Unternehmen kann man es nicht verdenken.
Es nutzt lediglich seine vom Gesetzgeber ge-
schaffenen Möglichleiten aus.
Davon hat die Kommune nur nichts.

von martin (Gast)


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Paul schrieb:
> PS.: Sämtliche Entscheidungsträger in der Treuhand waren westdeutsche
> Politiker und Industrielle mit ihren (privaten) Interessen.

jop ... leider was das so.

Und noch heute verkaufen/beteiligen viele Ossis ihr aufgebautes 
unternehmen an "der firma angeblich wohlgesonnene"  westliche Investoren 
aus der gleichen branche. Denn das Geld für Investitionen zum ausbau der 
Firma ist nicht vorhanden.

Meist macht die bis dahin gut funktionierende Firma dann nach 2 jahren 
zu. Angeblich lohnt es sich der Betrieb nicht oder die Firma wird mit 
samt den maschinen in den westen umgesiedelt, oder Fördermittel laufen 
aus... ...

und dann gibts wieder eine firma weniger und etliche arbeitslose mehr.
Dafür hat der westliche Unternehmer einen Konkurenten weniger und die 
Kunden der Firma aus dem Osten.

Das ist so das typische vorgehen.

von martin (Gast)


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ImOstenGebliebener schrieb:
> Weil z.B. ein Unternehmen aus einem Nachbar-
> land südwestlich von Deutschland sich in einem
> Gewerbegebiet angesiedelt hat, welches mit
> Aufbaumitteln angelegt wurde. Dieses Unternehmen
> beschäftigt etliche "Ossi's" im Schichtbetrieb
> zu ortsüblichen Löhnen.
> Es werden Maschinen und Betriebseinrichtungen mit
> Unterstützung von Fördemitteln angeschafft und
> einiges ist nach etwa 3 Jahren wieder abgebaut
> und in den Stammbetrieb des Unternehmens ver-
> lagert worden.
> Dieses Unternehmen zahlt begünstigt durch
> Inwestitionen und Abschreibungen keinen Cent
> Gewerbesteuer an die betreffende Kommune.
> Dem Unternehmen kann man es nicht verdenken.
> Es nutzt lediglich seine vom Gesetzgeber ge-
> schaffenen Möglichleiten aus.
> Davon hat die Kommune nur nichts.

genau, das ist das Problem.

Es ist also kein problem der einfachen Arbeiter, ob wessi oder ossi wie 
auch immer sondern es sind einfach total falsch gestellte Weichen in 
unserem System. Die frage ist nur, ist das absicht oder nur zufall?

Und wenn zufall, warum ändert es niemand, denn nach 20 Jahren ist das 
sicher schon einigen aufgefallen.

von voodoofrei (Gast)


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ImOstenGebliebener schrieb:
> Es werden Maschinen und Betriebseinrichtungen mit
> Unterstützung von Fördemitteln angeschafft und
> einiges ist nach etwa 3 Jahren wieder abgebaut
> und in den Stammbetrieb des Unternehmens ver-
> lagert worden.
> Dieses Unternehmen zahlt begünstigt durch
> Inwestitionen und Abschreibungen keinen Cent
> Gewerbesteuer an die betreffende Kommune.
> Dem Unternehmen kann man es nicht verdenken.
> Es nutzt lediglich seine vom Gesetzgeber ge-
> schaffenen Möglichleiten aus.
> Davon hat die Kommune nur nichts.

Und auf diese Idee sind nur "Wessis" gekommen?

von Paul (Gast)


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Und auf diese Idee sind nur "Wessis" gekommen?

Na eine Frau Merkel will ich auch nicht freisprechen.

PS.: Aähnlich ging es der GamesConbvention-Messe in Leipzig. Als man sie 
erfandt, belächelte man die Gründer. Als sie noch wenig einbrachte wurde 
sie in Leipzg veranstaltet. Als sie sich zur größten Computerspielemesse 
Europas entwickelte und Leipzig satte Gewinne im Gastronomie- und 
Hotelwesen einspielte, kassierte Köln mit Hilfe der großen 
Spielehersteller aus dem Kölner Raum die Messe ein. Begründung: Leipzig 
hätte keine Infrastrukturanbindung (größter Kopfbhf. Europas, 2 
Autobahnkreuze, Flughafen) und zu wenig Hotelplätze (2 Fünfsternehotels 
wurden nach der Wende dicht gemacht, eines verlor den Status, weil 
anheblich die Akkreditierung zu teuer war). Es funktioniert also auch 
heute noch.

von 45455 (Gast)


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@ Paul

Ich finde es wirklich interessant, wenn ein Ossi seine Sicht der Dinge 
zum Ausdruck bringt, ernsthaft. Das ist nur fair, vor allem weil ich den 
Eindruck habe, dass West-Medien die DDR übertrieben schlecht dargestellt 
haben und nur solche Ossis interviewten, die was negatives über die DDR 
sagen.

Aber:
Die DDR war nun mal eine Diktatur und auch die Stasi war nun mal 
Realität, genauso wie die Mauer, der Schießbefehl, das Ausreiseverbot, 
die Mangelwirtschaft, die desolate Infrastruktur, die unproduktive 
Landwirtschaft, die Korruption, die Willkür-Justiz, die leeren 
Supermarktregale, usw.

Die DDR-Industrie wurde vom SED-Staat in den 30 Jahren 
heruntergewirtschaftet, nicht vom Westen. Der Westen hat die 
Ost-Industrie nur abgewickelt, da der Produktivitätsrückstand viel zu 
groß war. Eine "Wiedergeburt" der Ost-Industrie wär selbst unter 
günstigsten Bedingungen kaum möglich gewesen, da die internationale 
Konkurrenz zu weit voraus war. Das will man im Osten nur nicht wahrhaben 
und das Gegenteil kann nun mal nicht mehr bewiesen werden.

Die Pro-Kopf-Schulden in der DDR mögen geringer gewesen sein als im 
Westen, dafür war die Infrastruktur entsprechend kaputt. Der Aufbau-Ost 
hat übrigens entschieden zur Erhöhung der gesamtdeutschen Schulden 
beigetragen. Ohne Wende auch keine 2 Billionen € deutsche 
Staatsschulden!

Die USA musste ja kommen. Die USA sind aber so ziemlich das einzige 
aktuelle Negativ-Beispiel für ein kapitalistisches Land (außer China), 
vom 18./19. Jhd. redet keiner. Die USA hat gerade die letzten 10 Jahre 
sehr, sehr viele Fehler gemacht (Krieg gegen den Terror, Guantanamo, 
Deregulierung, etc.). Auch Vietnam war ein Fehler/Verbrechen, bei Korea 
schauts allerdings anders aus, Stichwort "Kommunistische Aggresoren". 
Was wär Südkorea ohne die USA, mit Sicherheit kein aufstrebendes, 
wohlhabendes Land.

Wenn ich im Zusammenhang mit Kapitalismus von voller Kompatibilität zu 
Menschenrechten, Demokratie und Rechtsstaat rede, meine ich Länder wie:

England, Frankreich, Deutschland, Norwegen, Kanada, Australien, Holland, 
Belgien, Schweden, Finnland, Japan, Dänemark, Österreich, Schweiz, 
Irland, Spanien, Portugal, Südkorea, Polen, Tschechien, Slowakei, usw. 
Und ohne die USA wären viele dieser Länder nicht, was sie heute sind.

Und genau das ist der Unterschied zu sozialistischen/kommunistischen 
Ländern, wo es kein einziges Positiv-Beispiel gibt:

Kambodscha, Sowjetunion, Bolivien, Venezuela, China, diverse 
afrikanische Staaten, Kuba, Nordkorea, DDR, Vietnam, usw.

Was ein Marx oder Engels "wirklich" gemeint hat, interessiert einen 
Dreck, weil immer nur Tod, Verfolgung, Misswirtschaft, Unterdrückung, 
Leid, Parteibonzen, extreme Ungleichheit, Entrechtung, Überwachung usw. 
rausgekommen sind.

Wie oft sollen die marxistischen Ideen und Vorstellungen noch scheitern, 
wo man sie doch schon überall auf der Welt mit den immer gleichen 
Ergebnissen ausprobiert hat? Warum wollt ihr Linken das einfach nicht 
begreifen? Ich versteh es nicht.

Und ja, auch im Kapitalismus gibt es Missstände, z. B. die Banken, die 
immer gewinnen, die Schere zw. Arm und Reich, etc.

Aber lieber zahl ich Unsummen für irgendwelche Banken als mich von einer 
Stasi überwachen, von einer SED unterdrücken und von einem Grenzposten 
erschießen zu lassen. Und genau das ist der Punkt!

von martin (Gast)


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45455 schrieb:
> Aber lieber zahl ich Unsummen für irgendwelche Banken als mich von einer
> Stasi überwachen, von einer SED unterdrücken und von einem Grenzposten
> erschießen zu lassen. Und genau das ist der Punkt!

ist ja auch richtig , das streitet hier auch niemand ab.
Es war nicht alles toll, aber die fragen sind doch

Warum sind die Gehälter im Osten so niedrig?
Warum gibt es dort kaum firmen
Wo ist das ganz geld geblieben was im osten ankommen sollte
...

und was könnte man denn besser machen?
Ohne sich gegenseite die schuld in die schuhe zu schieben
:-)

von Frank B. (f-baer)


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45455 schrieb:
> Die Pro-Kopf-Schulden in der DDR mögen geringer gewesen sein als im
> Westen, dafür war die Infrastruktur entsprechend kaputt. Der Aufbau-Ost
> hat übrigens entschieden zur Erhöhung der gesamtdeutschen Schulden
> beigetragen. Ohne Wende auch keine 2 Billionen € deutsche
> Staatsschulden!

Dann frage dich mal, wer dafür kassiert hat.Ich könnte an der Stelle 
genauso gut ins Feld führen, dass der CDU-Staat die Wirtschaft 
heruntergewirtschaftet hat. Subventionen wurden ohne ausreichende 
Garantien geschweigedenn Prüfung vergeben. Fördergelder landeten in 
privaten Taschen. Ganze Betriebe inkl. Produktionsmitteln wurden 
verschenkt. Maschinen und Material im Wert von etlichen Milliarden Mark 
wurde von der Treuhand kostengünstig an Günstlinge abgegeben.
Vergleiche das mal mit der SED-Herrscahft, die zweifelsohne 
menschenverachtend war und nicht minder falsche wirtschaftliche 
Entscheidungen traf.
Nach Honecker dachten alle, es würde besser, aber da kannte man Kohl und 
Konsorten noch nicht. Da wurde ein Verbrecher verurteilt und zeitgleich 
nächste in den Himmel gehoben, damit er nun zeigen möge, wie man das 
Volk am besten verarscht und beraubt.

von tasG (Gast)


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45455 schrieb:
> Was ein Marx oder Engels "wirklich" gemeint hat, interessiert einen
> Dreck, weil immer nur Tod, Verfolgung, Misswirtschaft, Unterdrückung,
> Leid, Parteibonzen, extreme Ungleichheit, Entrechtung, Überwachung usw.
> rausgekommen sind.

Ich würde das "Kommunistische Mannifest" gar nicht umbedingt als Meinung 
sehen. Zu erst muss man betreachten, wann und in welchem Umfeld die 
Schrift entstanden ist. Die indutrielle Revolution war voll im Gange. 
Angestellte gab es fast keine, die meisten waren Arbeiter, die aufs 
übelste malochen mussten. Die Schrift beschreibt die sozialen Misstände 
und beinhaltet Thesen, wie sich die Gesellschaft infolge dessen 
entwickeln wird.
Ich finde, es ist daher eher mit "Deutschland schafft sich ab" 
vergleichbar.

In Deutschland wurde die "rote Gefahr" dadurch abgewandt, dass Bismarck 
die Sozialversicherungen einführte umd die Bevölkerung ruhig zu stellen.

Würden Marx und Engels heute leben, wäre der Inhalt ein anderer.

von yannik23 (Gast)


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England, Frankreich, Deutschland, Norwegen, Kanada, Australien, Holland,
Belgien, Schweden, Finnland, Japan, Dänemark, Österreich, Schweiz,
Irland, Spanien, Portugal, Südkorea, Polen, Tschechien, Slowakei, usw.


Nahzu jedes dieser Länder begeht verbrechen bzw kompensiert die 
verbechen die sie begangen haben nicht anständig!

Nahzu alle EU-Länder werden ständig gerügt weil in ihnen die Sinti und 
Roma diskreminiert werden ergo führt deiner Auslegung Kapitalismus zu 
faschistoiden verhalten!
Japan hat die Länder Ostasiens zB Indonesien, China nie für ihre 
Krigsverbrechen entschädigt dh Japan hat von Massenmord etc profitiert 
da es so einen Wetbewerbsvorteil hatte! (Aus Vietnam wurden 
landwirtschaftliche Produkte abtransport trotz Missernte was zu einen 
Massensterben geführt hat)
Ähnliches gilt für die meisten der oben auf geführten Länder...
Polen hält z.B. die Freie Stadt Danzig seit Jahrzehnten besetzt ohne die 
Danziger zukompensieren oder mit Pässen auszustatten! (hat dafür aber 
die Goldreserven der Danziger aus London erhalten (die dort vorm Zugriff 
der Nazis sicher waren))
Das ist also Kapitalismus?!
(aus den Leid anderer, das man selbst verursacht hat zu profitieren)

von yannik23 (Gast)


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Naja, Zumal Marx und Engerls ja auch Kontakte zur Sozialdemokratie 
hatten z.B. durch Bebel und W. Liebknecht etc. . Es war eher die SPD die 
mit F.Eber die Ideen verraten hat! (Bebel hatte noch gesagt das die 
sozialdemokraten sich an keinen Krieg aus imperialitischen Gründen 
beteiligen werden, Ebert hat dann alle ideale der Sozialdemokratie 
verraten (Ja wer hat uns verraten?!) und anscheint hat die SPD bis heute 
nicht zurück gefunden! (nicht umsonst sind während oder kurz nach dem 
Kriege aus der SPD die USPD, Spartakisten etc entstanden )

von Gastino G. (gastino)


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Paul schrieb:
> ein Spucknapf, der Fäden zieht. Du kannst dieses Trinkgeld geben, weil
> Du es hast! Es ist nicht Geiz, sondern die haben es wirklich nicht.

Die meisten haben genug Geld, schließlich arbeiten nicht alle im völlig 
unterbezahlten Dienstleistungssektor.

> Die breite Masse war so dumm, an die blühenden Landschaften eines Helmut
> Kohls zu denken.

Aber nicht dumm genug, um auf Lafontaine und seine linken Kumpanen 
reinzufallen, die an Stelle des "Ende mit Schrecken" lieber einen 
"Schrecken ohne Ende" setzen wollten.
Ich kann mich noch an die Zeit erinnern und weiß, wie absurd dessen 
blödsinnigen Vorstellungen waren.

> Wie wars denn vor dem Mauerbau, als eine Mauer nicht absehbar war. Man
> wohnte im Osten und arbeitete im Westen.

Ja, der Dresdner ist täglich nach Bochum auf Arbeit gefahren. Neeisklar. 
:D

> Mal ganz davon abgesehen, daß ich prvat und auch beruflich, auch für
> längere Zeit im Westen war, ist das, was ein DDR-Bürger seit 1990 erlebt
> der "Westen". Ich kenne beide Sozialsysteme, beide Wirtschaftssysteme.
> Als was bezeichnest Du es, was politisch seit 1990 in Ostdeutschland
> abgeht. Nicht als Weiterführung der BRD?

Ehrlich gesagt bezweifle ich, dass sich Deine Definition von "längere 
Zeit" mit der meinigen deckt. Deine Zeilen sind prototypisch für den 
selbstmitleidigen Jammer-Ossi, für den ich mich als geborener 
Ex-DDR-Bürger regelmäßig fremdschäme, wenn der seine Jammerei gegenüber 
Jüngeren oder "Wessis" anstimmt.

> Absoluter Unfug. Es war die Kurzsichtigkeit der Führung. Einen Wartburg
> mit 4-Taktmotor hätte man auch in das NSW verkaufen können. So aber hat

Jetzt wird es richtig lustig. Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass in 
der DDR entwickelte Motoren in großen Stückzahlen an Westhersteller 
verkaufbar gewesen wären? Da war ja selbst die SED-Führung 
realistischer.
Die angeblich "kurzsichtige Entscheidung" war eine einfache 
wirtschaftliche Kosten-/Nutzen-Entscheidung. Kann man sich die 
Entwicklung leisten, kommen Devisen rein? Nein.

> Dann schau mal, wo diese Milliarden hin sind. Postwendend zurück an
> westdeutsche Firmen, die Aufträge für den Aufbau Ost,
> Lebensmittelverkäufe bekam. Es war eine Subventionierung für die
> westdeutsche Industrie für den neuen Abnahmemarkt Ost. Viel eher muß man

Meine Güte, Du schaffst es, selbst hunderte Milliarden 
Transferleistungen negativ darzustellen. Das ist schon reichlich 
unverschämt denen gegenüber, die für das Geld täglich hart arbeiten 
mussten und müssen.
Schau Dich einfach mal in Deiner Umgebung um und schau Dir mal alte 
Fotos und Filme an. Dann siehst Du, wo das ganze Geld steckt.

> sich fragen, wo das gebundene DDR-Vermögen, das das IFO-Institut im
> positven Milliardenbereich ausgerechnet hat, geblieben ist? Am Schluß
> hinterließ die Treuhand ein Ergebnis im negativen Milliardenbereich.

Ja, die vielen Milliarden in wertlosen, abgewirtschafteten Schrottfirmen 
- wo sind die wohl hin?

> Der Ostdeutsche wechselte von einem Land mit ausgewiesenen 86 Milliarden
> DM Schulden in ein Land mit heute 2037 Milliarden € Schulden (1989 waren
> es für die nicht vereinigte BRD 923 Milliarden DM). Rein statistisch ist
> er mehr verschuldet als früher. Also mal nicht schwarz/weiß malen, auch
> im Westen, war nicht alles toll.

Ein guter Teil der Schulden kommt von den Transferleistungen in den 
Osten, der zwar relativ niedrige Schulden hatte, dafür aber auch keine 
Substanz mehr. Die Schulden des Ostens waren deswegen eher gigantisch, 
aber in einer kaputten Wirtschafts- und Infrastruktur versteckt, in die 
massiv investiert werden musste.

> Und Du solltest mal zu Literatur jenseits des Mainstream greifen, wo

Das Stabü-Buch oder wie?

> eben nicht das Bild von guten Wessi, der dem Ossi sein letztes Hemd gab
> greifen. Es gibt sehr interessante Literatur über die Treuhand, zur
> Rentenpolitik und zur Vereinungungskriminalität von westdeutschen
> Autoren. Es wird Dir die Augen öffnen.

Meine Augen sind sehr weit offen, vor allem wenn ich die PDS-Propaganda 
lesen muss, die selbst aus hunderten Milliarden Transferleistungen noch 
eine böse Tat der bösen Wessis strickt.
Die ganzen Schweinereien, die bei der Abwicklung vieler Betriebe 
gelaufen sind, sind mir auch bekannt. Es sind aber keineswegs nur die 
bösen Wessis gewesen, sondern auch die Altkader, die sich bereichert 
haben und vor allem liefen die wirklich großen Schweinereien 40 Jahre 
lang davor.

Paul schrieb:
> "Die DDR trug also 97-98% der Reparationslast
> Gesamtdeutschlands.
> Auf den Stand der heutigen Preise unter der
> Berücksichtigung einer Verzinsung von 6-fünfachtel
> Prozent (wie sie die DDR für den ihr
> vom Bundesfinanzministerium über deutsche
> Großbanken 1938-1988 gewährten Kredit zu
> zahlen hatte) ergibt sich eine Auszahlungsforderung
> an die Bürger der DDR von Seiten der
> BRD in Höhe von 727,1 Mrd. DM"

Das ist das Geilste überhaupt - Industrieanlagen, die nach ein paar 
Jahren ohnehin abgeschrieben werden und für die neu investiert werden 
müsste, werden über viele Jahre lang virtuell verzinst. Ein 
Taschenspielertrick für die ganz einfach Gestrickten, um die 
Reparationszahlungen irre großzurechnen.

Paul schrieb:
> Henning Voscherau (SPD), früherer Bürgermeister Hamburgs:
>  "In Wahrheit waren fünf Jahre Aufbau Ost das größte
> Bereicherungsprogramm für Westdeutschland, das es je gegeben hat."
> (Kölner Stadt-Anzeiger, 22.5. bzw. Die Welt, 4.12.1996)
>
> Alles Westdeutsche!

Solche Kommentare - auch von Politikern - sind einfach nur dämlich.
Sie drehen die Verhältnisse einfach um und sollen suggerieren, dass 
massiv Geld vom Osten in den Westen transferiert worden wäre. Genau 
umgekehrt ist aber die Wahrheit.

Aber in solchen verlogenen Kommentaren sonnen sich natürlich die 
Jammer-Ossis gerne, während sich ihre Landes-"Mitbewohner" für so was 
fremdschämen und fern jeglichen Selbstmitleids etwas aufbauen. Solltest 
Du vielleicht auch mal versuchen!

von Paul (Gast)


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>Aber:
>Die DDR war nun mal eine Diktatur und auch die Stasi war nun mal
>Realität, genauso wie die Mauer, der Schießbefehl, das Ausreiseverbot,
>die Mangelwirtschaft, die desolate Infrastruktur, die unproduktive
>Landwirtschaft, die Korruption, die Willkür-Justiz, die leeren
>Supermarktregale, usw.

All das habe ich in meinen Beiträgen nie angezweifelt und ist auch 
richtig dargelegt, bis auf eine Ausnahme: Die Landwirtschaft war alles 
andere als unproduktiv. Sie war höchst effizient. Das spüren so manche 
Bauern im Westen heute, wenn sie gegen ehemalige LPGen komkurrieren 
müssen. Gegen einen Mähdreschergroßeinsatz oder 27m Feldspritzen kann 
ein Familienunternehmen im Westen kaum ankommen.


>Die DDR-Industrie wurde vom SED-Staat in den 30 Jahren
>heruntergewirtschaftet, nicht vom Westen.

Das habe ich nie bestritten, aber man sollte auch die Ausgangslagen 
beider deutscher Staaten nicht vergessen. Die DDR hatte keinen 
Marshallplan, keine Schwerindustrie und auch die volle 
Reparationsleistung zu erbringen. Man fürh mit angezogener Handbremse.

>Der Westen hat die
>Ost-Industrie nur abgewickelt, da der Produktivitätsrückstand viel zu
>groß war. Eine "Wiedergeburt" der Ost-Industrie wär selbst unter
>günstigsten Bedingungen kaum möglich gewesen, da die internationale
>Konkurrenz zu weit voraus war. Das will man im Osten nur nicht wahrhaben
>und das Gegenteil kann nun mal nicht mehr bewiesen werden.

Das stimmt sicherlich für die meisten Ostbetriebe, aber eben nicht für 
alle. Aber eben gnadenlos alle wurden abgewickelt. Takraf hatte 
europaweite Kunden für Eisenbahndrehkräne, Fortschritt-Landmaschinen 
wurden weiterhin von preisbewußten Bauern gekauft (hieß dann 
Erntemeister) und Foron hatte mit dem ersten FCKWfreien Kühlschrank 
sogar eine Pionierleistung erbracht. Bischofferode war auch nicht 
pleite. Nur wenigen Ostbetrieben wurde eine faire Bilanzierung zu teil: 
Carl Zeiss, Piko Sonneberg, Diamant Fahrradwerk.

>Der Aufbau-Ost
>hat übrigens entschieden zur Erhöhung der gesamtdeutschen Schulden
>beigetragen. Ohne Wende auch keine 2 Billionen € deutsche
>Staatsschulden!

Deshalb habe ich ja die Verschuldung der BRD vor der Wiedervereinigung 
als Rechnungsgrundlage genommen. Fest steht, daß die DDR nicht nur 
Schulden brachte. Nur: Die Schulden wurden dem gesamtdeutschen Volk 
aufgebürdet in Form von Staatsverschuldung. Das Haben der DDR haben sich 
ein paar wenige Bonzen aus dem Westen privat eingeheimst mit Hilfe ihrer 
Seilschaften innerhalb der Treuhand. Diese tauchen nur in keinem 
Mainstreambericht auf. Dort wird die DDR nur als Minusobjekt dargestellt 
(Wo sind die NVA-Gelder geblieben?)

>Die USA musste ja kommen. Die USA sind aber so ziemlich das einzige
>aktuelle Negativ-Beispiel für ein kapitalistisches Land (außer China),
>vom 18./19. Jhd. redet keiner.

Was ist mit Griechenland, mit Protugal, Spanien, Irland?


>bei Korea
>schauts allerdings anders aus, Stichwort "Kommunistische Aggresoren".
>Was wär Südkorea ohne die USA, mit Sicherheit kein aufstrebendes,
>wohlhabendes Land.

im Koreakrieg hat wiederum die USA kein Ruhmesblatt verdient. Auch die 
UNO nicht. Die Rolle der UNO war selber fast ein Verbrechen.

>Wenn ich im Zusammenhang mit Kapitalismus von voller Kompatibilität zu
>Menschenrechten, Demokratie und Rechtsstaat rede, meine ich Länder wie:

England, Frankreich, Deutschland, Norwegen, Kanada, Australien, Holland,
Belgien, Schweden, Finnland, Japan, Dänemark, Österreich, Schweiz,
Irland, Spanien, Portugal, Südkorea, Polen, Tschechien, Slowakei, usw.
Und ohne die USA wären viele dieser Länder nicht, was sie heute sind.

Beispiel England: England hatte bis weit in die 80er noch Kolonien 
(Falkland Inseln, 1997 trennte man sich von Hongkong. Das ist nicht 
kompatibel mit Demokratie und Menschenrechten. Frankreich hat auch bis 
weit in die 60er noch Kolonien.

>Und genau das ist der Unterschied zu sozialistischen/kommunistischen
>Ländern, wo es kein einziges Positiv-Beispiel gibt:

Kambodscha, Sowjetunion, Bolivien, Venezuela, China, diverse
afrikanische Staaten, Kuba, Nordkorea, DDR, Vietnam, usw.

Abgesehen von der Sowjetunion gingen von diesen Ländern keine 
Kombattanten-Kriege aus, ganz im Gegensatz einiger der oben genannten 
Länder, voran der USA.

>Was ein Marx oder Engels "wirklich" gemeint hat, interessiert einen
>Dreck, weil immer nur Tod, Verfolgung, Misswirtschaft, Unterdrückung,
>Leid, Parteibonzen, extreme Ungleichheit, Entrechtung, Überwachung usw.
>rausgekommen sind.

Da machst Du es Dir zu leicht. Marx hat als Philosoph die 
kapitalistische Welt und als Lösungsmodell die komunistische Welt 
beschrieben. Nun kann ja jeder Staat irgenwas einführen, was nichts mit 
der Theorie Marx' zu tun hat und es Kommunismus nennen. Philosophisch 
ist es trotzdem keiner. Hier wird einfach versucht die unliebsamen 
Gedanken Marx' loszuwerden, in dem man dem Gebilde "DDR" den marxschen 
Komunismus unterstellt. Ich denke, ein Marx hätte diese Zustände auch 
nicht gut geheißen, nur der kann sich ja nicht mehr äußern.

>Wie oft sollen die marxistischen Ideen und Vorstellungen noch scheitern,
>wo man sie doch schon überall auf der Welt mit den immer gleichen
>Ergebnissen ausprobiert hat?

Man hat sie nicht ausprobiert. Man hat sich eine Welt der Herrschenden 
geschaffen und sie als Kommunismus verkauft.

>Warum wollt ihr Linken das einfach nicht
>begreifen? Ich versteh es nicht.

Ich bin kein Linker. Ich bin parteilos.

>Aber lieber zahl ich Unsummen für irgendwelche Banken als mich von einer
>Stasi überwachen,
Na, eine Stasi 2.0 mit Überwachungsmöglichkeiten, von der Stasi 1.0 nur 
hätte träumen können, wird ja gerade versucht aufzubauen 
(Vorratsdatenspeicherung)

> von einer SED unterdrücken und von einem Grenzposten
>erschießen zu lassen. Und genau das ist der Punkt!

Was passiert an der Afrikanisch-Europäischen Grenze. Sicher aktiv wird 
nicht geschossen, aber dort sind auch Tote zu beklagen, weil sich Europa 
vor Flüchtlingen abschottet.

>Nach Honecker dachten alle, es würde besser, aber da kannte man Kohl und
>Konsorten noch nicht.

Da fällt mir ein Zitat vom Wolf Biermann ein: "Wir sind vom Regen in die 
Jauche gekommen". Das beschreibt es ganz gut.

von Paul (Gast)


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>Jetzt wird es richtig lustig. Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass in
>der DDR entwickelte Motoren in großen Stückzahlen an Westhersteller
>verkaufbar gewesen wären? Da war ja selbst die SED-Führung
>realistischer.
>Die angeblich "kurzsichtige Entscheidung" war eine einfache
>wirtschaftliche Kosten-/Nutzen-Entscheidung. Kann man sich die
>Entwicklung leisten, kommen Devisen rein? Nein.

Die Motoren nicht, aber die PKW. Der Wartburg wurde ja ins NSW verkauft, 
bis man Neufahrzeuge mit 2-Taktmotoren verbot. Und unterschätz bitte 
nicht den Stand des ostdeutschen Maschinenbaus. So schlecht war er 
nicht. Die DDR exportierte E-Loks in die ganze Welt, war angesehener 
Schiffsausrüster und europas größter Hersteller von Reisezugwagen ab 27m 
(UIC-Wagen).

>Meine Güte, Du schaffst es, selbst hunderte Milliarden
>Transferleistungen negativ darzustellen. Das ist schon reichlich
>unverschämt denen gegenüber, die für das Geld täglich hart arbeiten
>ussten und müssen.
>Schau Dich einfach mal in Deiner Umgebung um und schau Dir mal alte
>Fotos und Filme an. Dann siehst Du, wo das ganze Geld steckt.

Na beim "reichen" Ossi sind sie jedenfalls nicht gelandet. Früher 
zerfiel das Altbauhaus, aber konnte sich die Miete leisten, heute ist es 
saniert, steht aber leer, weil das Geld für die Miete fehlt. Toller 
Fortschritt.

>Ja, die vielen Milliarden in wertlosen, abgewirtschafteten Schrottfirmen
>- wo sind die wohl hin?

Und wo hat das wastdeutsche IFO-Institut diese Zahlen her? Es war eben 
nicht alles Schrott, wie man Dir glauben macht.

>Das ist das Geilste überhaupt - Industrieanlagen, die nach ein paar
>Jahren ohnehin abgeschrieben werden und für die neu investiert werden
>müsste, werden über viele Jahre lang virtuell verzinst. Ein
>Taschenspielertrick für die ganz einfach Gestrickten, um die
>Reparationszahlungen irre großzurechnen.

Das war ein Zitat eines "einfach gestrickten" westdeutschen VWL-Profs., 
der im Auftrag der Bundesregierung das recherchiert hat. Aber Du weiß es 
natürlich besser ;-)

>Ein guter Teil der Schulden kommt von den Transferleistungen in den
>Osten, der zwar relativ niedrige Schulden hatte, dafür aber auch keine
>Substanz mehr.

Ich sehe, Du glaubst unserer Bundesregierung jedes Wort. Gegenmeinungen 
habe ich zitiert.

>Die ganzen Schweinereien, die bei der Abwicklung vieler Betriebe
>gelaufen sind, sind mir auch bekannt. Es sind aber keineswegs nur die
>bösen Wessis gewesen, sondern auch die Altkader, die sich bereichert
>haben und vor allem liefen die wirklich großen Schweinereien 40 Jahre
>lang davor.

Die wurden gar nicht als Treuhandmitglieder zugelassen.

>Solche Kommentare - auch von Politikern - sind einfach nur dämlich.
>Sie drehen die Verhältnisse einfach um und sollen suggerieren, dass
>massiv Geld vom Osten in den Westen transferiert worden wäre. Genau
>umgekehrt ist aber die Wahrheit.

Woher kennst Du die Wahrheit besser als diese Leute?

>Aber in solchen verlogenen Kommentaren sonnen sich natürlich die
>Jammer-Ossis gerne, während sich ihre Landes-"Mitbewohner" für so was
>fremdschämen und fern jeglichen Selbstmitleids etwas aufbauen. Solltest
>Du vielleicht auch mal versuchen!

Klar als Arschkriecher, der die Mainstreammeinung übernimmt, während 
sich der Wendekriminelle schief lacht, wie seine Version der Geschichte 
gefressen wurde.

von Gastino G. (gastino)


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45455 schrieb:
> Ich finde es wirklich interessant, wenn ein Ossi seine Sicht der Dinge
> zum Ausdruck bringt, ernsthaft.

Dazu muss man aber sagen, dass Ansichten wie die von Paul 
glücklicherweise bei weitem nicht von allen "Ossis" geteilt wird. Allein 
schon die Unterteilung in "Ossis" und "Wessis" über 20 Jahre nach der 
Wiedervereinigung finde ich persönlich furchtbar dämlich.

Paul schrieb:
> Im Bereich Großindustrie wurde versucht, unliebsame Konkurrenz
> fernzuhalten (Foron-Werk Schwarzenberg, Kaligrube Bischofferode).

Lachhaft! Gerade Foron wurde ewig lang künstlich am Leben erhalten, 
obwohl die überhaupt nicht überlebensfähig waren und mit weit 
schlechteren Kostenstrukturen und noch weniger Marktanteil noch am Leben 
waren, als vergleichbare westdeutsche Unternehmen, die in Deutschland 
haben Konsumgüter produzieren lassen, schon lange die Werkstore für 
immer geschlossen hatten.

Paul schrieb:
> Noch ein Zitat:
>
> „Die alte DDR war zumindest in einer Beziehung ein
> grundsolider Staat: das Staatsvermögen machte ein
> Mehrfaches der Staatsverschuldung aus.“
>
> Quelle: Engels, Chefredakteur der Wirtschaftswoche, Nr.9 vom 23.2.1995,
> S. 174
>
> Frau Breuel machte daraus ein Minus.

Allein dieser Beitrag zeigt schon Deine völlige Realitätsferne. Die DDR 
war wirtschaftlich und infrastrukturell völlig heruntergewirtschaftet 
und Du versuchst mit solchen Zitaten den Eindruck zu erwecken, da sei 
ernsthaft noch groß etwas zu holen gewesen. So was kannst Du echt nur 
Leuten erzählen, die im Westen groß geworden und noch zu jung sind, um 
solche Märchen zu durchschauen.

Paul schrieb:
> PS.: Aähnlich ging es der GamesConbvention-Messe in Leipzig. Als man sie
> erfandt, belächelte man die Gründer. Als sie noch wenig einbrachte wurde
> sie in Leipzg veranstaltet. Als sie sich zur größten Computerspielemesse
> Europas entwickelte und Leipzig satte Gewinne im Gastronomie- und
> Hotelwesen einspielte, kassierte Köln mit Hilfe der großen
> Spielehersteller aus dem Kölner Raum die Messe ein. Begründung: Leipzig
> hätte keine Infrastrukturanbindung (größter Kopfbhf. Europas, 2
> Autobahnkreuze, Flughafen) und zu wenig Hotelplätze (2 Fünfsternehotels
> wurden nach der Wende dicht gemacht, eines verlor den Status, weil
> anheblich die Akkreditierung zu teuer war). Es funktioniert also auch
> heute noch.

Dir gehen die Dolchstoßlegenden einfach nicht aus. Immer sind die 
anderen, die bösen Wessis Schuld. So lebt es sich sehr einfach.
Und ja, die Infrastruktur von Leipzig ist immer noch Scheiße. Was dort 
besonders gut ausgeprägt ist, ist die Großmannssucht und der Hang zur 
Selbstüberschätzung. Sie haben einfach gegen einen besseren Standort 
verloren. Aber nein, man strickt daraus Legenden, dass Köln die Messe 
einfach "einkassiert" habe. So ein Unfug.

von Gastino G. (gastino)


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Paul schrieb:
> Die Motoren nicht, aber die PKW. Der Wartburg wurde ja ins NSW verkauft,
> bis man Neufahrzeuge mit 2-Taktmotoren verbot. Und unterschätz bitte

Ja, im Westen haben sie Schlange gestanden, um einen Wartburg zu 
bekommen. Deine Beiträge werden echt immer geiler. :D :D
Die Karren hat man gerade noch in ein paar skandinavischen Ländern in 
geringsten Stückzahlen zu Niedrigpreisen verramschen können, mit einem 
Wartburg oder einem Trabant war man nicht ansatzweise konkurrenzfähig.

> nicht den Stand des ostdeutschen Maschinenbaus. So schlecht war er
> nicht. Die DDR exportierte E-Loks in die ganze Welt, war angesehener
> Schiffsausrüster und europas größter Hersteller von Reisezugwagen ab 27m
> (UIC-Wagen).

Und das wurde fast alles über den Preis verkauft. Ich habe selber im PA 
Konsumgüter herstellen dürfen, die dann im Quelle-Katalog mit dem 
Privileg-Label besonders günstig verkauft wurden. Der Verkaufspreis 
stand schon da nach Aufschlag aller Handelsmargen in keinem vernünftigen 
Verhältnis zum Produktionsaufwand.

> Na beim "reichen" Ossi sind sie jedenfalls nicht gelandet. Früher
> zerfiel das Altbauhaus, aber konnte sich die Miete leisten, heute ist es
> saniert, steht aber leer, weil das Geld für die Miete fehlt. Toller
> Fortschritt.

Klar, im Osten leben alle auf der Straße. Was für einen Unfug Du da 
redest.

> Und wo hat das wastdeutsche IFO-Institut diese Zahlen her? Es war eben
> nicht alles Schrott, wie man Dir glauben macht.

Die ganzen Schätzungen sind von der Realität eingeholt worden.

> Das war ein Zitat eines "einfach gestrickten" westdeutschen VWL-Profs.,
> der im Auftrag der Bundesregierung das recherchiert hat. Aber Du weiß es
> natürlich besser ;-)

Das weiß jeder besser, der ein wenig nachdenkt. Reparationen in Form von 
Industrieanlagen über viele Jahrzehnte virtuell zu verzinsen, ist 
einfach nur Unsinn.

> Ich sehe, Du glaubst unserer Bundesregierung jedes Wort. Gegenmeinungen
> habe ich zitiert.

Welche der Bundesregierungen meinst Du? Und zweifelst Du die 
Transferleistungen an?

> Die wurden gar nicht als Treuhandmitglieder zugelassen.

Komischerweise durften die aber plötzlich Geschäftsführer und 
Firmeneigentümer werden. Aber sind ja alles arme Opfer...

> Woher kennst Du die Wahrheit besser als diese Leute?

Weil ich nicht wie Du jede Lüge glaube, nur weil sie dem Selbstmitleid 
dient.

> Klar als Arschkriecher, der die Mainstreammeinung übernimmt, während
> sich der Wendekriminelle schief lacht, wie seine Version der Geschichte
> gefressen wurde.

Du verfällst immer mehr in den Jargon, den man in Wurstblättern wie 
"Neues Deutschland" aus den 60er Jahren lesen konnte.

von 45455 (Gast)


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yannik23 schrieb:
> England, Frankreich, Deutschland, Norwegen, Kanada, Australien, Holland,
> Belgien, Schweden, Finnland, Japan, Dänemark, Österreich, Schweiz,
> Irland, Spanien, Portugal, Südkorea, Polen, Tschechien, Slowakei, usw.
>
>
> Nahzu jedes dieser Länder begeht verbrechen bzw kompensiert die
> verbechen die sie begangen haben nicht anständig!

Natürlich haben viele der o. g. Länder schlimme Dinge getan, gerade auch 
Deutschland und Japan. Kommunistische Länder waren zwar weniger in 
fremden Ländern aktiv, haben dafür aber ordentlich die eigene 
Bevölkerung bluten lassen.

Gerade übertriebene Kompensations- bzw. Reparationsgedanken haben den 2. 
WK überhaupt möglich gemacht. Das entschuldigt natürlich nix.

Die heute so friedlichen Schweden haben im Dreißigjährigen Krieg in 
Deutschland gewütet und gemordet und waren auch mit Nazi-Deutschl. 
verbündet. Wer was finden will, findet immer was, für jedes Land.

Die Sache mit der DDR bzw. dem Ostblock ist aber noch einigermaßen 
aktuell, die ständigen linken Hirngespinste von einer "sozialistischen 
Utopie" sowieso.

Natürlich haben die Wessis viele Dinge während der Wende verschleppt, 
verschlafen oder absichtlich falsch gemacht. Die CDU hat natürlich auch 
genug Dreck am Stecken und ist z. T. auch korrupt (s. Spendenaffäre).

Die Treuhand hat auch eine mehr als zwielichtige Rolle, es gab ja auch 
Verurteilungen. Subventionsbetrug wird es immer geben, auch heute noch.

Aber:
Selbst die schlimmste heutige Korruption oder die dreistesten Fälle von 
Betrug, Küngelein, Vetternwirtschaft, usw. sind im Vgl. zu DDR- oder 
Ostblockverhältnissen harmlos, da es "nur" um Geld geht.

Paul schrieb:
> All das habe ich in meinen Beiträgen nie angezweifelt und ist auch
> richtig dargelegt, bis auf eine Ausnahme: Die Landwirtschaft war alles
> andere als unproduktiv. Sie war höchst effizient. Das spüren so manche
> Bauern im Westen heute, wenn sie gegen ehemalige LPGen komkurrieren
> müssen. Gegen einen Mähdreschergroßeinsatz oder 27m Feldspritzen kann
> ein Familienunternehmen im Westen kaum ankommen.

Richtig, die ostdeutsche Landwirtschaft ist aufgrund ihrer großen 
Agrarflächen besser aufgestellt als die westdeutsche. Und die 
Agrarsubventionen haben daran auch einen großen Anteil.

Und sag jetzt bitte nicht, die Bauernhöfe im Osten gehören alle 
irgendwelchen Wessis.

Paul schrieb:
> Beispiel England: England hatte bis weit in die 80er noch Kolonien
> (Falkland Inseln, 1997 trennte man sich von Hongkong. Das ist nicht
> kompatibel mit Demokratie und Menschenrechten. Frankreich hat auch bis
> weit in die 60er noch Kolonien.

Richtig. Aber die Kolonialzeit war nicht für alle Kolonien schlecht. 
Hongkong ist heute die freieste Region in ganz China. Ohne England 
undenkbar.

Was wäre Südafrika oder Australien ohne die Engländer? Klar war 
Südafrika lange ein rassistisches Regime, aber dennoch leistungsfähiger 
und "zivilisierter" als alle anderen afrikanischen Möchtegern-Staaten.

In Australien wurden ein paar Ureinwohner vertrieben, ja, das ist 
unschön. Der Nutzen für die Menscheit ist dennoch groß, da Australien 
heute eines der stabilsten und zivilisiertesten Länder ist.

von Gastino G. (gastino)


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45455 schrieb:
> Richtig, die ostdeutsche Landwirtschaft ist aufgrund ihrer großen
> Agrarflächen besser aufgestellt als die westdeutsche. Und die
> Agrarsubventionen haben daran auch einen großen Anteil.

Richtig. Gerade die Agrarwirtschaft ist aufgrund ihrer massiven 
Subventionskultur kaum noch wirklich in ihrer Wirtschaftlichkeit 
bewertbar.

> Und sag jetzt bitte nicht, die Bauernhöfe im Osten gehören alle
> irgendwelchen Wessis.

Natürlich. Und wenn dort eine Milchkanne umkippt, war das bestimmt auch 
so ein böser Wessi. LOL

von voodoofrei (Gast)


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Gastino G. schrieb:
>> Ich finde es wirklich interessant, wenn ein Ossi seine Sicht der Dinge
>> zum Ausdruck bringt, ernsthaft.
>
> Dazu muss man aber sagen, dass Ansichten wie die von Paul
> glücklicherweise bei weitem nicht von allen "Ossis" geteilt wird. Allein
> schon die Unterteilung in "Ossis" und "Wessis" über 20 Jahre nach der
> Wiedervereinigung finde ich persönlich furchtbar dämlich.

Wenn er nicht in "Ossi" und "Wessi" unterteilen würde, hätte er auch 
kein Feindbild um seiner Opferrolle gerecht zu werden und könnte nicht 
über die bösen "Wessis" schimpfen.

Das nicht alle so sind, davon konnte ich mich zum Glück schon selbst 
überzeugen.

Ich vermute, der ausgebliebene Aufschwung hat eine andere Ursache: Zum 
einen sind etliche Leistungsträger in die alten Bundesländer abgewandert 
und zum anderen sind die Leute nur die "sozialistische Arbeit" gewohnt 
gewesen - das umschalten auf Leistungsorientierung ist nicht so einfach 
drin, wenn man das früher als kapitalistisches Feindbild kennengelernt 
hat.

von Thomas1 (Gast)


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Paul schrieb:
> Die DDR exportierte E-Loks in die ganze Welt, war angesehener
> Schiffsausrüster und europas größter Hersteller von Reisezugwagen ab 27m


Auch Trecker wurden überall hin exportiert.

http://de.wikipedia.org/wiki/Traktorenwerk_Sch%C3%B6nebeck

von Gastino G. (gastino)


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voodoofrei schrieb:
> Wenn er nicht in "Ossi" und "Wessi" unterteilen würde, hätte er auch
> kein Feindbild um seiner Opferrolle gerecht zu werden und könnte nicht
> über die bösen "Wessis" schimpfen.

Den Eindruck habe ich auch.

> Das nicht alle so sind, davon konnte ich mich zum Glück schon selbst
> überzeugen.
>
> Ich vermute, der ausgebliebene Aufschwung hat eine andere Ursache: Zum
> einen sind etliche Leistungsträger in die alten Bundesländer abgewandert
> und zum anderen sind die Leute nur die "sozialistische Arbeit" gewohnt
> gewesen - das umschalten auf Leistungsorientierung ist nicht so einfach
> drin, wenn man das früher als kapitalistisches Feindbild kennengelernt
> hat.

Ersteres stimmt zu einem Teil, tatsächlich ist die Abwanderung gut 
ausgebildeter Leute hoch und in meinen Augen auch vollkommen richtig. 
Nur so besteht ein reeller Anreiz für die Firmen dort, auch anständige 
Löhne zu bezahlen.
Letzteres kann ich nicht bestätigen, jedenfalls nicht in Sachsen. Dort 
ist man sehr, sehr rührig. Aber tatsächlich ist eine wirtschaftliche 
Angleichung nun mal eine Sache von Jahrzehnten und nicht von Jahren. 
Jedenfalls dann, wenn die Strukturen auch halbwegs "organisch" wachsen 
sollen. Das kann man weder den bösen Wessis noch den faulen Ossis in die 
Schuhe schieben. Zaubern kann schließlich nur Lafontaine.

von 45455 (Gast)


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Ich schreib von Ossis und Wessis, weil das kürzer ist als Ostdeutscher 
und Westdeutscher. Das ist keine Wertung, sondern eine geografische 
Zuordnung.

In Ostdeutschland sind Arbeitslosenquoten von >10% normal. Das liegt 
auch daran, dass die Bevölkerungsstruktur im Osten durch die Abwanderung 
eine andere ist als im Westen, also mehr Alte, geringere 
Qualifikationen, etc.

Natürlich ist das Lohndumping im Osten schlecht und ungerecht. Die 
niedrigeren Löhne sind z. T. aber auch Resultat der niedrigeren 
Lebenshaltungskosten, vor allem der massiv niedrigeren Miet- und 
Grundstückspreise.

Wenn ich mir die In-Viertel in den Großstädten (Dresden, Leipzig, etc.) 
raussuche, kann ich natürlich von hohen Mieten sprechen. Man muss aber 
die Preise im Umland und in "normalen" Stadtteilen heranziehen, um 
realistisch zu bleiben. In München zahlt man etwa 13 €/qm kalt für 
normale Wohnungen.

Im Münchner-Umland bekommt man auch was für 10 €/qm, also 30% weniger. 
Ein IGM-Tarifgehalt in München etwa ist aber auch nicht höher als ein 
Tarifgehalt in Augsburg oder Nürnberg. Der Nürnberger hat also deutlich 
größere Kaufkraft, da die Mieten dort 20-30% niedriger liegen. Im Osten 
dürften es selbst in den Großstädten 40-60% weniger sein, weshalb ein 
geringerer Lohn "verkraftbar" sein dürfte.

Und im Umland sind die Preise eben deutlich geringer als in 
vergleichbaren westlichen Gebieten. Die Nebenkosten mögen ähnlich hoch 
sein wie im Westen, aber die sind auch durch persönliches Verhalten ein 
Stück weit steuerbar ("dicker Pullover im Winter"). Die Kaltmiete ist 
aber immer fix.

Außerdem:
Woher kommt überhaupt der Anspruch der Ossis auf gleichwertige 
Arbeitsmarktverhältnisse oder ähnliche Wirtschaftskraft?

Hätte man im Westen Arbeitsplätze abbauen und verlagern sollen, bloß 
damit der Osten "gleicher" wird? Das sind die genau die Mechanismen, die 
Ostdeutschland heruntergewirtschaftet haben.

In Ostdeutschland muss man sich endlich vom Anspruch der Vollversorgung 
durch den Staat verabschieden. Mich wundert es immer wieder, wie 
selbstverständlich man den Staat in der Pflicht sieht, auch im Westen.

Die Teilung von Deutschland war einfach ein gigantisches Unglück bzw. 
eine Spätfolge des verbrecherischen Nazi-Regimes. Wenn man die 
unglaublichen Verbrechen betrachtet, die Hitler-Deutschland zu 
verantworten hat, muss man eingestehen, dass sowohl Ost- als auch 
Westdeutsche "glimpflich" davon gekommen sind.

Mal schauen, wie der Nord-Süd-Konflikt in Korea ausgeht. Sollte es dort 
auch eine Wiedervereinigung geben, sind deutlich größere wirtschaftliche 
und soziale Gräben zu überwinden als in Deutschland.

von ImOstenGebliebener (Gast)


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45455 schrieb:
> Außerdem:
>
> Woher kommt überhaupt der Anspruch der Ossis auf gleichwertige
>
> Arbeitsmarktverhältnisse oder ähnliche Wirtschaftskraft?

Woher kommt das Recht der Wessis auf
bessere Arbeitsmarktverhältnisse oder
bessere Wirtschaftskraft?
Das resultiert mit Sicherheit aus dem
Wählerverhältnissen Ost zu West.
Die Ossis muss man kürzer halten, sonst
wird man von den Wessis nicht mehr ge-
wählt.(Tarifabschlüsse öffentlicher Dienst,
Regelsätze Sozialhilfe, Harz4)
Ausserdem sind die Wessis ja die
Edelgermanen, die schon laaaange Demo-
kratie können. Das muss sich ein Ossi
erst mal verdienen.

von statistiken (Gast)


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http://www.okv-ev.de/Dokumente/Rentenprobleme/FlyerOstrenten2.pdf

Die Behauptung, der Westen finanziere die Ost-Renten, ist schlicht 
falsch. Jene 7,42 Mio. Bürger, die am 02. Oktober 1990 Einwohner der DDR 
waren und heute noch versicherungspflichtig beschäftigt sind, also 
Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung zahlen müssen, machen 27,97 
% der in der gesamten Bundesrepublik versicherungspflichtig 
Beschäftigten aus. Die Beiträge der Beitrittsbürger für die gesetzliche 
Rentenversicherung


... ...
... ...

Mit anderen Worten: Der Osten stärkt den Westen, insbesondere durch gut 
ausgebildete und hoch motivierte Arbeitskräfte. Aber auch auf dem 
Territorium des Beitrittsgebietes selbst partizipieren sehr viele 
Unternehmen, die eigentlich ihre Firmensitze in der Alt-BRD haben, von 
Arbeitskräften aus dem Osten, insbesondere wenn sie ihnen die geringeren 
Osttarife zahlen.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Beitrittsbürger auch 
nach der Vernichtung ihres Produktivvermögens (600 Mrd. DM), den 
Reparations-Lasten (727,1 Mrd. DM) usw. weiterhin für Wohlstand im 
Westen arbeiten dürfen. Der von ihnen erarbeitete Anteil wird ihnen 
vorenthalten.
Wie lange will die Regierung die Teilung der Bundesrepublik in zwei 
rentenrechtliche Gebiete noch aufrechterhalten? Will man uns noch länger 
für dumm verkaufen?

Die Angleichung der Lebensverhältnisse wird nicht von allein geschehen. 
Die Negierung der tatsächlichen Verhältnisse und Entwicklungen lässt den 
Verdacht aufkommen, dass die Alt-BRD gegenüber dem Beitrittsgebiet eher 
wie eine Kolonialmacht handelt, als die Vereinigung des Landes zu 
betreiben.
Die gut ausgebildeten und motivierten Fachkräfte werden aufgesogen, ihre 
Arbeitskraft wird genutzt, die Steuern und Abgaben kassiert und die im 
Beitrittsgebiet verbleibende, älter werdende Bevölkerung wird an den 
Tropf gehängt und hat diese Gnade auch noch entsprechend zu würdigen.
Im Rentenversicherungsbericht 2007 wird für den Zeitraum von 2007 bis 
2011 eine Anpassung des Rentenwertes Ost an den aktuellen Rentenwert von 
0,3 % prognostiziert. Daraus ergibt sich für eine vollständige 
Angleichung ein Zeitraum von 161 Jahren. Wie eine derartige Zumutung 
über den Kabinettstisch gehen kann ist wohl absolut fragwürdig.

Für den geringeren Rentenwert Ost gibt es nun schon seit längerem keine 
vernünftige Begründung mehr. Der Verweis auf unterschiedliche 
Verdienstbedingungen trifft nicht nur auf die Länder des 
Beitrittsgebietes zu. Auch bei der Durchmischung der Beschäftigten in 
der Alt-BRD, also zwischen Bayern und Schleswig-Holsteinern oder 
Baden-Württembergern und Niedersachsen hat es einen unterschiedlichen 
Rentenwert noch nie gegeben. Warum also zwischen Sachsen und Hessen oder 
zwischen Brandenburgern und Saarländern?

von voodoofrei (Gast)


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ImOstenGebliebener schrieb:
> Woher kommt das Recht der Wessis auf
> bessere Arbeitsmarktverhältnisse oder
> bessere Wirtschaftskraft?

das Recht? m(

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