Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Kalibrierung des KTY81-210


von Robert K. (darknite)


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Hallo zusammen!

Ich bin neu hier und habe nichts über die Suche gefunden, was meinem 
Problem ähnlich ist.

Ich weiß leider nicht, wie ich den Sensor kalibrieren soll, also wie ich 
mir die exakte Temperatur holen soll. Ich habe bereits eine analog.h, 
aber bei der zeigt mir der Sensor ca 6 bis 7°C zu tief an..

Hat mir einer eine Lösung? Bin der "Gleichungs-Programmierung" nicht 
mächtig :)

von F. F. (foldi)


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von Wolfgang (Gast)


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Robert K. schrieb:
> Ich weiß leider nicht, wie ich den Sensor kalibrieren soll, also wie ich
> mir die exakte Temperatur holen soll.

Du brauchst eine paar Kalibrierpunkt, d.h. bekannte Temperaturen und 
zugehörigen Sensormesswert in dem von dir benötigten Temperaturbereich. 
Die Temperaturen bestimmt man üblicherweise durch Vergleich mit einem 
bereits kalibrierten und vorzugsweise um einen Faktor 10 besseren 
Thermometer als dein Sensor. Beiden Sensoren werden in einer thermisch 
homogenen (gut durchmischten) und von Umgebungseinflüssen gut isolierten 
Kalibrierumgebung auf die verschiedenen Temperaturen gebracht.

von F. F. (foldi)


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Hier gibt es jede Menge Artikel dazu und mit Google findest du weitere.

Beitrag "Tempmessung mit KTY81"

Üblicherweise mit Eiswasser auf 0°C kalibrieren.

von F. F. (foldi)


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Besser ist natürlich gleich einen gescheiten Sensor zu nehmen. Zum 
Beispiel den DS18S20. Der ist schon kalibriert und da kannst du mal eben 
ne Hand voll an den Bus hängen.
Wenn du dann auch noch Feuchtigkeit und Temperatur gemeinsam messen 
willst, da gibt es günstig den DHT11. Der ist zwar etwas langsam, aber 
so schnell ändern sich die Bedingungen meist nicht, dass er nicht mit 
kommen würde.
Dafür gibt es den billig (China) und für ein Euro mehr (gucken) auch 
hier.
Ich bestelle immer im Fünfer- oder Zehnerpack in der Bucht. Meist Stück 
unter zwei Euro. Einmal sogar nur für knapp einen Euro/Stück.

von MaWin (Gast)


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Kommt drauf an, wie gut man kalibrieren will und wie genau man messn 
will.

Der KTY81 misst Temperatur bis 100 GradC bei einem Fühlerstrom von 100uA 
bis 1mA recht genau, aber obwohl das Datenblatt von "Linear" spricht 
meinen die damit nicht den Widerstandswert pro GradC, sondern die 
prozentuale Änderung des Widerstandswertes pro GradC, also die Ableitung 
der Änderung ist linear, die Kurve hat unter 100 GradC keine Knicke.

http://www.classic.nxp.com/acrobat_download2/various/SC17_GENERAL_TEMP_1996_3.pdf

Das kann man mit einem Linearisierungswiderstand anpassen, der KTY81-210 
braucht dazu 5.74k Ohm parallel und muss von einem Strom zwischen 100uA 
und 1mA durchflossen werden, man braucht also eine Konstantstromquelle.

Das ist eine blöde Schaltung.

Lieber hat man einen Spannungsteiler zwischen ARef und GND und misst die 
geteilte Spannung.

Dabei muss man wissen, wie sich der Widerstandswert des KTY verhält:

RT = 2000 x (1 + 0.007874 x (T – 25) + 0.00001874 x (T – 25)^2 )

Du kannst aus dem A/D-Wandlerwert also errechnen welches 
Spannungsteilerverhältnis vorliegt, aus dem bekannten Festwiderstand 
errechnen welchen Widerstand der KTY hat, und daraus errechnen welche 
Temperatur vorliegt.

z.B. 10 bit Wandler, 1024, gemessen 250, das heisst 250 für den KTY und 
674 für den Festwiderstand von 5.6k ergibt 2077 Ohm für den KTY.

Die Temperatur durch Lösen der oberen Formel

T = 13.34 x sqrt ( 0.15 x RT - 51.84 ) - 185

T = 13.34 x sqrt ( 0.15 * 2077 - 51.84 ) - 185 = 30 GradC

Kurz in der Tabelle nachgucken: R für 30 GradC liegt zwischen 2057.0 und 
2102.6, passt.

Der Festwiderstand im Spannungsteiler mit 5.6k wurde so geweählt, daß 
der Strom durch den KTY unter 1mA bleibt und trotzdem noch eine messbare 
Spannung am KTY übrig bleibt. Ausserdem liegt er nahe am 
Linearisierungswiderstand von 5740 Ohm.

von Harald W. (wilhelms)


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Frank Frank schrieb:

> Üblicherweise mit Eiswasser auf 0°C kalibrieren.

Das bekommt man auf einige Zehntel Grad genau hin, wenn man es
richtig macht. Einen zweiten Kalibrierpunkt für Zimmerthermometer
mit ähnlicher Genauigkeit ist die Körpertemperatur, gemessen mit
einem Fieberthermometer. Speziell die alten Quecksilberthermometer
sind über viele Jahrzehnte weg stabil.
Gruss
Harald

von Mw E. (Firma: fritzler-avr.de) (fritzler)


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Im Datenblatt stehen bereits für einige Temps die Widerstandswerte.
Daraus kann man sich mit dem 2. Widerstand des Spannungsteiler eine 
Gerade herleiten. Wichtig: KTY81 ist nicht KTY81, die Nummer dahinter is 
auch noch wichtig.
Dafür 2 Temperaturen nehmen aus dem Datenblatt und eine Gerade berechnen 
ala y=mx+n. Für die Spannung dann noch die Quantisierung des ADC 
einsetzen und die Gerade ist direkt vom ADC-Wert abhängig.
Dann noch Festkomma einbauen.

analog.h klingt nach Arduinomüll?

von MaWin (Gast)


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Achso, und was ich vergessen habe: Wie kalibriert man nun die Schaltung 
?
Man muß eine bekannte Temperatur messen, beispielsweise 25 GradC und der 
KTY hat 2020 als Widerstandswert. Dann rechnet man vor dem Einsetzen in 
die Formel R x (Sollwert / Messwert) = R x (2000/2020) = R * 0.9901, 
dann passt die berechnete Temperatur wieder.

> Besser ist natürlich gleich einen gescheiten Sensor zu nehmen.

Der KTY ist durchaus gescheit, man muß ihn nur verstehen.

VCC--AVCC--+-- AREF
           |
          5k6 (15)
           |
           +-- A/D
           |
          KTY
           |
GND--AGND--+

von F. F. (foldi)


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MaWin schrieb:

>> Besser ist natürlich gleich einen gescheiten Sensor zu nehmen.
>
> Der KTY ist durchaus gescheit, man muß ihn nur verstehen.
>
> VCC--AVCC--+-- AREF
>            |
>           5k6 (15)
>            |
>            +-- A/D
>            |
>           KTY
>            |
> GND--AGND--+

MaWin, ganz so hab ich das auch nicht gemeint und das geht sicher aus 
den Sätzen danach hervor.
Sicher, wenn ich etwas für eine Massenproduktion entwickeln soll, dann 
sind die Preisunterschiede immens, aber wenn ich das für mich selbst 
baue, vielleicht nur ein paar Sensoren brauche (oder gar einen), dann 
hab ich doch lieber DS18S20. Da brauche ich nicht auf Leitungslängen und 
Kalibrierung zu achten und kann fix mal einen dazu dran hängen.
Wenn schon mit µC, dann aber richtig.

Machen kann man immer alles, aber ob man muss oder sollte, das ist die 
Frage. Die jedoch, die muss jeder für sich selbst beantworten.
Dass dieser PTC und NTC Krempel funktioniert, das sehe ich in unseren 
Fahrzeugen, da klappt das. Ich muss das, nach den Versuchen mit allerlei 
Temperatursensoren, nicht haben. Einzige Ausnahme, PT1000, wenn es um 
hohe Temperaturen geht. Aber da ich nichts mit SMD mache und kein Reflow 
Ofen bauen möchte, hab ich den bisher nicht getestet.

von Peter S. (petersp)


Angehängte Dateien:

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@MaWin:

Ein Bekannter hat mir die Schaltung lt. angehängter Bilder gegeben. Was 
ist Deine Meinung dazu?

Servus
Peter

von MaWin (Gast)


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> Was ist Deine Meinung dazu?

Na ja, man hat selten 12V, man könnte aber die Schaltung problemlos auf 
5V umstellen mit einem Aref von 3V, und sogar die ARef des uC nutzen 
(die Schaltung trennt ja Aref schön ab),

und es kann sinnvoll sein, die Widerstandsabweichung des KTY so zu 
verstärken, wie der zweite OpAmp es tut, so daß der Messbereich den 
ganzen A/D-Wandlerbereich überstreicht, denn bei meiner 
Spannungsteilerschaltung wird der Temperaturbereich von 0 bis 100 GradC 
auf 155 Schritte aufgelöst was nicht für 0.1 GradC reicht sondern eher 
zur Genauigkeit passt.

Durch die OpAmps handelt man sich jedoch Steigungsfehler und 
Offsetfehler ein, muss also eine 2-Punkte-Kalibrierung machen.

Du findest im Prinzip dieselbe Schaltung im Dokument unter Fig.19 
Temperature measuring circuit using a KTY81-110 sensor,

wobei die Schaltung von Philips die Kalibrierung mit Trimmpotis
macht und den Sensor gleich linearisiert, also zur Verwendung ohne
uC gedacht ist bei dem man beides per Software machen kann, was
bei deiner Schaltung auch nötig wäre.

> dann hab ich doch lieber DS18S20

Das übliche Verhalten bei Leuten, die nur programmieren können und mit 
Analogelektronik auf Kriegsfuss stehen. Man redet sich schön, daß man 
mehr Geld für vorgekaute Ware ausgibt.

von MaWin (Gast)


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> Ein Bekannter hat mir die Schaltung lt. angehängter Bilder gegeben

Uups, ich seh gerade, 22uF am Ausgang eines LM358. Das ist natrülich 
nicht gut. Der muss da weg, zumindest per Widerstand vom OpAmp 
abgekoppelt werden.

von Peter S. (petersp)


Angehängte Dateien:

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MaWin, danke Dir!

Du meinst also, zw. Ausgang OpAmp und C3 noch einen R setzen. Wäre da 1k 
ok? Ist der C3 überhaupt notwendig? Da die UREF so gut wie nicht 
belastet ist, bringt der als Puffer-C doch eigentlich nichts. Die UREF 
geht noch auf den Eingang VREF eines PCF8591P, der dann die Daten weiter 
gibt. Ich hänge den entsprechenden Schaltungsteil hier noch mit dran.

12V ist kein Problem, da diese Versorgung in der kompletten Schaltung 
vorhanden ist. Als OpAmp könnte ich auch den LT1013 nehmen. Als 
Genauigkeit würden 0,5°C locker reichen. Die Kalibrierung würde ich per 
Software machen.

Im Großen und Ganzen wäre die Schaltung aber ok, lese ich aus Deiner 
Antwort heraus...

Servus
Peter

von MaWin (Gast)


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> Im Großen und Ganzen wäre die Schaltung aber ok

Sicher KANN man das so bauen.

Aber wenn ich sehe, daß man, um mit einem KTY die Temperatur zu 
erfassen, nun eine Referenzspannung, dann OpAmps, dann einen A/D-Wandler 
benötigt, bloss damit man die digitalisierte Temperatur per I2C abfragen 
kann, dann würde ich doch einen TSIC305 nehmen....

Der ist 0.5 GradC genau und man muss nichts kalibieren und es ist 1 
Bauteil statt einer Handvoll, und braucht zu dem weniger Strom...

Das schöne am KTY ist doch, daß er nur einen zusätzlichen Widerstand 
braucht um direkt am 10 bit A/D des uC ratiometrisch gemessen werden zu 
können, und wenn man sich Mühe gibt sogar mit 0.2 GradC Auflösung und 
0.5 GradC Genauigkeit. Keine Referenzspannung weil die 
Versorgungsspannung beim ratiometrischen Messen reicht, kein Verstärker 
weil man auf ca. 0.5 GradC Auflösung kommt, und auf 0.2 GradC wenn man 
vorher die interne Referenz mit der Versorgungsspannung abgleicht und 
gegen die interne Refernz misst.

Und noch nicht mal aufwendiger Code, weil ein A/D-Wandler sich mit 
weniger Befehlen abfragen lässt als ein SPI device.

Mit dem Weg oben verliert man natürlich alles.

von F. F. (foldi)


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MaWin schrieb:
>> dann hab ich doch lieber DS18S20
>
> Das übliche Verhalten bei Leuten, die nur programmieren können und mit
> Analogelektronik auf Kriegsfuss stehen. Man redet sich schön, daß man
> mehr Geld für vorgekaute Ware ausgibt.


MaWin, mittlerweile kenne ich dich ganz gut und schätze dich als hoch 
kompetenten Fachmann, aber hier liegst du falsch.

Ich kann nicht mal gut programmieren. :-)
Bin doch gerade dabei das alles zu lernen.

Da ich mit verschiedenen Temperatursensoren (für mein erstes Projekt 
brauchte ich das) experimentiert hatte -ich hatte sogar mit NTC/PTC Kram 
angefangen- hat sich der DS18S20 für mich als mein Liebling heraus 
gestellt.

Selbst wenn man mir schon vor 30 Jahren "den goldenen Lötkolben" 
verliehen hätte und ich den Nachnamen Analog tragen würde, selbst dann 
würde ich, wenn ich das mit µC machen wollte, immer mit einem 
intelligenten Sensor machen.

Doch, eine Ausnahme fällt mir gerade ein, wenn ich in dem Gehäuse meiner 
Schaltung messen wollte, dann würde ich vielleicht zu einem PTC greifen.

von Peter S. (petersp)


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Hallo MaWin,

danke für Deine Ausführungen. Du hast sicherlich Recht, dass der 
betriebene Aufwand erheblich ist. Ich hätte es aber trotzdem gerne so 
ausprobiert. Zum Teil ist der von mir angestrebte Weg notwendig, weil 
die Schaltung Teil einer Haussteuerung werden soll und ich 
softwareseitig nicht viele Möglichkeiten habe. Die Zweipunktkalibrierung 
des KTY81 ist im Programm vorgesehen.

Servus
Peter

von Cheffe (Gast)


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Moin, unabhängig vom Problem möchte ich nur mal kurz anmerken, dass es

k e i n e n    e i n z i g e n


DS18S20 gibt, der ab Werk kalibriert ist. Es gibt lediglich ab Werk eine 
Spezifikationsangabe zur "Genauigkeit"!


Cheffe

von F. F. (foldi)


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Cheffe schrieb:
> Moin, unabhängig vom Problem möchte ich nur mal kurz anmerken, dass es
>
> k e i n e n    e i n z i g e n
>
>
> DS18S20 gibt, der ab Werk kalibriert ist. Es gibt lediglich ab Werk eine
> Spezifikationsangabe zur "Genauigkeit"!
>
>
> Cheffe

Merkwürdiger Scherz.

von Cheffe (Gast)


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Warum sollte das ein Scherz sein?



Cheffe

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