Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Spannungsabfall bei Last


von Sebastian L. (arakis)


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Hallo,
ich habe eine Platine, welche 4.5-5.5V benötigt (enthält 9x TPIC6C596N 
und 81x20mA LEDs, und diverse andere Dinge) und versorge es mit einem 
einfachen Netzteil, welches 5V, max 3A liefert.

Leider fällt die Spannung ab sobald ich eine Last daran lege - sogar bis 
unter 3,8V. Dann versagt natürlich der IC auf der Platine seinen Dienst 
(und noch viele andere Komponenten).

Wie ich recherchiert habe, ist Spannung scheinbar generell abhängig von 
der Last, wenn keine spezielle Schaltung davor gebaut wurde.

Wie kann ich meine Platine mit "möglichst" genau 5V versorgen? (+/- 0.2V 
sind kein Thema).

Kenndaten:
Steckernetzteil: 5V Ausgang (gemessen ohne Last: 5.2V), max. 3 Ampere 
belastbar.
Platine: 5V benötigt, min. 4.5V (Schmerzgrenze), max. 5.5V, benötigt 
min. 1A, Spitze wäre 2-2.5A (kurzfristig für wenige Sekunden).

Lieben Gruß,
Sebastian

von Marc O. (Firma: REICHL EMVandromed) (guglielmo)


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Überprüfe ( oder sage uns ):
wo fällt die Spannung ab: am Ausgang des Steckernetzteils oder auf der 
Platine ( Leiterbahnen zu dünn?).
Belaste das Netzteil mit einigen Ohm, so daß etwa 1,5 bis 2,5 A fließen, 
und miß die Spannung. Wenn sie zusammenbricht, investiere in die Zukunft 
durch Ankauf eines "richtigen" Steckernetzteils. ( Achtung, bei 2 A an 5 
V setzt du 10 W um, das wird heiß; also passende Widerstände verwenden 
).

von Sebastian L. (arakis)


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Hallo Marc,
die Leiterbahnbreite ist 25mil, als GND wird die ganze Platine 
verwendet.

Am Eingang der Platine messe ich z.B. 4,27V bzw. am 1. IC, dem VCC-Pin. 
Doch am "nächsten" IC messe ich nur noch 4.10V und am 3. nur noch 4.05V. 
Und "natürlich" sind sie parallel geschaltet, die Durchgangsmessung 
ergibt auch einen klaren Kontakt.

Was mich iritiert: Sind alle LEDs an, werden ca. 500mA verbraucht, aber 
es müssten eigentlich  81x20mA = 1,6A verbraucht werden.

PS: Es werden "nie" alle LEDs an sein (im Normalfall), max. 4-8 zur 
gleichen Zeit, daher sind 25mil ausreichend. Der Spannungsabfall ist 
aber auch gegeben, wenn keine LED an ist (jedoch nicht so stark, aber 
stark genug, dass mir einfach zu viel Spannung fehlt).

von Sebastian L. (arakis)


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Ein Teilsegment meiner Schaltung sieht so wie im Anhang. Die LEDs werden 
mit von 5V versorgt und die IC schaltet gegen GND.

Macht es Sinn, vor der ganzen 5V Versorgung einen 78Txx 
Festspannungsregler zu setzen?

Lieben Gruß,
Sebastian

von Falk B. (falk)


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@ Sebastian Loncar (arakis)

>Leider fällt die Spannung ab sobald ich eine Last daran lege - sogar bis
>unter 3,8V. Dann versagt natürlich der IC auf der Platine seinen Dienst
>(und noch viele andere Komponenten).

Da ist dann wohl was zu hochohmig.

>Wie ich recherchiert habe, ist Spannung scheinbar generell abhängig von
>der Last, wenn keine spezielle Schaltung davor gebaut wurde.

Komischer Satz.

>Wie kann ich meine Platine mit "möglichst" genau 5V versorgen? (+/- 0.2V
>sind kein Thema).

Mit dem passenden Spannungsregler sowie einer gescheiten 
Spannungsverteilung auf der Platine.

>Steckernetzteil: 5V Ausgang (gemessen ohne Last: 5.2V), max. 3 Ampere
>belastbar.

Bild? Typ?

>Platine: 5V benötigt, min. 4.5V (Schmerzgrenze), max. 5.5V, benötigt
>min. 1A, Spitze wäre 2-2.5A (kurzfristig für wenige Sekunden).

Sollte das Netzteil ja bringen.

>die Leiterbahnbreite ist 25mil, als GND wird die ganze Platine
>verwendet.

Naja, 25mil = 0,6mm, da geht schon was drüber.

http://www.mikrocontroller.net/articles/Leiterbahnbreite

bei 10K Erwärumg etwas mehr als 1A. Ohhh, doch nicht sooo viel. Aber 
viel schwerwiegender als die Erwärmung ist der Spannungsabfall wegen des 
ohmschen Widerstands. Und bei einem 5V System kann man sich da nicht 
viel erlauben.

Wenn man von max. 0,2V Spannungsabfall ausgeht, dürfen bei 3A maximal 
66mOhm Widerstind in VCC und GND in Summe sein. Das ist nicht so viel, 
die hat man leicht erreicht!

>Am Eingang der Platine messe ich z.B. 4,27V bzw. am 1. IC, dem VCC-Pin.

Poste ein Bild deines layouts unter Beachtung der Bildformate.

>Doch am "nächsten" IC messe ich nur noch 4.10V und am 3. nur noch 4.05V.

Bei welchem Strom? Damit kann man ausrechnen, wie hochohmig deine 
Stromverteilung ist.

R = delta U / I

>Und "natürlich" sind sie parallel geschaltet, die Durchgangsmessung
>ergibt auch einen klaren Kontakt.

>Was mich iritiert: Sind alle LEDs an, werden ca. 500mA verbraucht, aber
>es müssten eigentlich  81x20mA = 1,6A verbraucht werden.

Schaltplan? Siehe Netiquette.

>gleichen Zeit, daher sind 25mil ausreichend. Der Spannungsabfall ist
>aber auch gegeben, wenn keine LED an ist (jedoch nicht so stark, aber
>stark genug, dass mir einfach zu viel Spannung fehlt).

Dann ist was faul. Siehe oben.

von Sebastian L. (arakis)


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Hallo Falk,
hier die vollständige Schematic und Layout im PDF-Format.

Ich werde dann mal ein paar Messungen vornehmen.

Lieben Gruß,
Sebastian

von Falk B. (falk)


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Mal als Orientierung. Eine 0,6mm breite und 35um hohe Kupferleiterbahn 
hat einen Querschnitt von 0,021mm^2 und damit einen Widerstand von 857 
mOhm/m. Um die 66mOhm zu erreichen, die ich oben mal abgeschätzt habe, 
dürfen VCC + GND Leitung nicht länger als 7,7cm sein. Hust

Dein Layout ist ungewöhlich. Wie ist das zu verstehen? Sind das alles 
Einzelplatinen, die du dann zusammensetzt? Sind die selber geätzt? Oder 
hat dich den PDF-Drucker veralbert?

Die Leitungsführung ist sehr verschwenderisch. Die Leitungsdicht ist 
sehr gering, das könnte man locker einseitig mit ein paar Drahtbrücken 
machen, dann hätte man WIRKLICH die Oberseite komplett als Masselage. So 
wie es jetzt ist, ist die Masse tierisch zerschnitten und damit relativ 
unbrauchbar.

http://www.mikrocontroller.net/articles/Richtiges_Designen_von_Platinenlayouts#Vorgehen_bei_der_Layouterstellung

Was du brauchst ist eine WIRKLICH solide Stromverteilung, GND + VCC.
Und Entkoppelkondensatoren an den ICs.

http://www.mikrocontroller.net/articles/Kondensator#Entkoppelkondensator

Deine Pinbelegung des Anschlusskabels ist ungünstig.


http://www.mikrocontroller.net/articles/Wellenwiderstand#Leitungsf.C3.BChrung_und_Layout

von Sebastian L. (arakis)


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Hallo Falk,
der Tipp mit der Drahtbrücke scheint sehr brauchbar zu sein, habe mal 
testweise ein Zusatzkabel gelegt und die Spannung steigt!

Mir ist aber nicht ganz klar, warum, denn ich habe mir den Artikel 
"Leiterbahnbreite" vor Monaten bereits durchgelesen und ging davon aus, 
dass ich mit 25mil "mindestens" 1A nutzen kann. Doch meine Schaltung 
scheint bei 500mA ja schon Probleme zu bekommen.

Die was passiert eigentlich, wenn man dennoch einen Festspannungsregler 
davor baut, könnte der denn nicht einfach "nachregeln"?

Danke für den Tipp mit der Pinbelegung. Das mit dem Wellenwiderstand 
habe ich zwar nie verstanden, aber jede 2-4 (bis 10.) Leitung als GND 
definieren ist einfach umzusetzen.

Das mit dem PDF war natürlich kein Scherz. Siehe Anhang. Es handelt sic 
dabei um ein open source projekt von mir, Schaltungen, Bauplan für das 
Gehäuse und Software stehen frei zur Verfügung. Bisher befindet sich das 
Projekt noch im Prototypen-Stadium (wie unschwer festzustellen). Die 
"Balken" sind als Hilfslinien zu verstehen: Sie zeigen an, welcher 
Bereich von welchem IC kontrolliert wird, außerdem markiert es die 
spätere Halterung (Holzleiste, welche auf die Platine aufliegen wird).

Lieben Gruß,
Sebastian

von Falk B. (falk)


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@Sebastian Loncar (arakis)

>der Tipp mit der Drahtbrücke scheint sehr brauchbar zu sein, habe mal
>testweise ein Zusatzkabel gelegt und die Spannung steigt!

Das war zwar anders gemeint, aber wenn es hilft ;-)

>Mir ist aber nicht ganz klar, warum, denn ich habe mir den Artikel
>"Leiterbahnbreite" vor Monaten bereits durchgelesen und ging davon aus,
>dass ich mit 25mil "mindestens" 1A nutzen kann. Doch meine Schaltung
>scheint bei 500mA ja schon Probleme zu bekommen.

Das ist nur die halbe Wahrheit. Das 1A erwärmt die Leiterbahn um ca. 
10K. Der damit verbundene Spannungsabfall ist erstmal nicht genannt. Und 
der ist auch von Anwendung zu Anwendung verschieden kritisch. Wenn auf 
einem Verlängerskabel für 230V 2V abfallen, kommen bei deinem Gerät noch 
228V an, damit läuft es genausogut wie mit 230V. Wenn bei einem 5V 
System 2V auf dem Versorgungskabel verloren gehen, wird es nix mehr mit 
der Funktion.

>Die was passiert eigentlich, wenn man dennoch einen Festspannungsregler
>davor baut, könnte der denn nicht einfach "nachregeln"?

Nö, der kann nur dort nachreglen, wo er die Spannung misst. Das ist bei 
den meisten direkt am Ausgang. Wenn dahinter ein langes Kabel kommt, 
"weiß" der Regler doch nicht, wie hoch die Spannung am Ende des Kabels 
ist.
Es gibt regler mit Remote Sense Eingängen, die können die Spannung an 
einem weiter entfernten Punkt messen und regeln. Nützt dir hier aber 
nicht soviel, denn der Abfall über deiner VCC/GND Verteilung ist zu 
groß. Denn wenn der die Spannung am Ende auf 5V reglet, liegen am Anfang 
vielleicht 7V an!

Was du brauchst ist eine SOLIDE Verteilung von GND und VCC. Z.B. zieht 
man DICKE Leiterbahnen in der Mitte von oben nach unten für VCC/GND, 3mm 
Breite scheinen nicht verkehrt, so wie eine Sammelschiene in der 
Starkstromtechnik. Von dort geht man dann je nach links und rechts weg, 
1mm klingt OK.

Mal rechnen. Pro Segment hast du 8 LEDs a 20mA, macht bestenfalls 160mA. 
damit nicht mehr als 0,1V abfällt, darf max. 0,625 Ohm Widerstnadn in 
VCC und GND rauskommen. bei ca. 20cm Weg für hin und zurück macht das 
max. 3,1 Ohm/m, das wiederum verlangt nach mindestens 0,00576 mm^2 
Querschnitt, was bei 35um Kupferauflage ca. 0,16mm Breite macht. OK, 
dann reichen vielleicht 0,5mm für die Abzweigungen.

Für die mittigen "Sammelschienen", die in Summe max. 9x160mA tragen 
müssen und ca. 1m Gesamtlänge haben, braucht man nach obiger Rechnung 
ca. 7,3mm Breite. Uuups, mit 3mm doch gut verschätzt, wenn gleich wie du 
sagst neimals alle LEDs gleichzeitig leuchten. Wenn doch, nimm die 7,3mm 
Breite, Platz ist ja ausreichend vorhanden.

Und ergänze die Entkoppelkondensatoren!

von Sebastian L. (arakis)


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Hallo Falk,

Also wenn ich das richtig verstanden habe, sorgen allein die Länge der 
Leiterbahnen schon für "spürbaren" Spannungsabfall? Das ist ja Hammer, 
über Leitungslängen habe ich mir nie Gedanken gemacht, immer nur über 
die Leiterbahnbreite bzw. Querschnitt.

Ich bedanke mich für deine sehr ausführliche und verständliche Antwort!

Wie hoch müssen denn die Entkoppelkondensatoren sein? Vermutlich 
möchtest du von mir nun die Schaltfrequenz wissen: ca. 100 Microsekunden 
zwischen jedem IO-Set, kann aber auch mal sehr viel langsamer sein, je 
nach Auslastung der "CPU". Ich dachte für den TPIC6C596N bräuchte ich 
keinen Kondensator, weil im Datenblatt nichts darüber zu finden ist :/

Kurze Frage am Rande: Könnte es sein, dass die VCC durch "VIA's" 
entsprechend gestört werden kann bzw. könnte ein Via trotz dicker 
Leiterbahn ein "Flaschenhals" sein?

Lieben Gruß,
Sebastian

von Falk B. (falk)


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@ Sebastian Loncar (arakis)

>Also wenn ich das richtig verstanden habe, sorgen allein die Länge der
>Leiterbahnen schon für "spürbaren" Spannungsabfall?

Ja. Schau dir mal in deinem Layoutprogramm die VCC Leitung an, wie sie 
verläuft und wie langs sie ist.

>Wie hoch müssen denn die Entkoppelkondensatoren sein?

Link gelesen?

>nach Auslastung der "CPU". Ich dachte für den TPIC6C596N bräuchte ich
>keinen Kondensator, weil im Datenblatt nichts darüber zu finden ist :/

Das ist so grundlegend wie U = I * R, das schreibt dort keiner extra 
rein.

von HildeK (Gast)


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Sebastian Loncar schrieb:
> Das ist ja Hammer,
> über Leitungslängen habe ich mir nie Gedanken gemacht, immer nur über
> die Leiterbahnbreite bzw. Querschnitt.

Nun, der Widerstand berechnet sich nach der Formel rho*l/A. Doppelte 
Länge ergibt doppelten Widerstand und doppelter Querschnitt den halben 
Widerstand.

Generell: man sollte nicht immer die Leiterbahnbreiten nach der 
zulässigen Erwärmung bestimmen (Layouter-Tabellenbuch). In den meisten 
Anwendungen ist der Spannungsabfall das begrenzende Element, zunmal 
viele komplexe ICs nur noch 1V Corespannung haben wollen und die 
trotzdem mit 5% tolerieren. Das sind dann nur noch 50mV bis zur 
Unterspannung ...

> Kurze Frage am Rande: Könnte es sein, dass die VCC durch "VIA's"
> entsprechend gestört werden kann bzw. könnte ein Via trotz dicker
> Leiterbahn ein "Flaschenhals" sein?
Man kann auch mit obiger Formel den Widerstand einer Via ausrechnen. 
Eine kleine Via mit 0.3mm Bohrung ergibt aber schon fast 1mm 
Leiterbahnbreite (PI*d). Die sind also meist nicht der primäre 
Flaschenhals, man muss es aber speziell beim obigen Beispiel im Auge 
behalten. Bei höheren Strömen lasse ich deshalb den Layouter lieber ein 
paar Vias mehr setzen.

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