Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Lautsprecher Simulation LTSpice unklar


von Fragender (Gast)


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Hallo zusammen,

Ich möchte einen Lautsprecher in LTSpice simulieren. Habe dies einmal 
mit Transienten und einmal mit AC-Sweep Analyse gemacht. Ich kann mir 
die Ergebnisse nicht erklären. (s. Anhang)

1. Transientenanalyse: Warum ist die Phasenverschiebung zwischen Strom 
und Spannung an der Spule nicht 90° ? Mir ist bewusst, dass es ingesamt 
eine R-L Schaltung ist, aber an der idealen Spule selbst beträgt diese 
doch immer 90° oder nicht?

2. AC-Analyse: Warum ist der Phasengang so komisch (falsch?). 
Normalerweise würde der doch von 0° auf 90° abfallen, und nicht 
ansteigen und wieder abfallen, oder?

Danke für eure Antworten

von mini malist (Gast)


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Erst musst du dir mal klar werden dass du für eine realistische
Simulation einen Quellwiderstand und einen Abschlusswiderstand
brauchst. Du hast nur einen, von dem weiss man nicht auf welche
Seite er gehören soll.

von Gunnar F. (gufi36)


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an der idealen Spule ist die verschiebung auch 90deg. Aber du 
vergleichst den Strom mit der Spannung an der Last!
Wie kommst du auf 40uH? Die Simulation des Lautsprechers ist ja auch 
sehr unvollständig. Guck dir mal das Esatzschaltbild und Parameter an.
Mit Quellwiderstand hat das nichts zu tun, ein Verstärker hat auch eine 
niedrige Impedanz.
Aber Phasenverschiebungen entstehen natürlich immer erst nach einer 
Einschwingzeit. Die kannst du in Ltspice per .ic Klausel verkürzen.

von Fragender (Gast)


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Danke für die erste Antwort.

Der Widerstand (R = 4 Ohm) stellt den ohm'schen Anteil des Lautsprechers 
da, ist also weder Quell- noch Abschlusswiderstand.

Ansonsten sind die Bauteile als ideal zu betrachten und auch so 
eingestellt.

von Achim S. (Gast)


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Fragender schrieb:
> Warum ist die Phasenverschiebung zwischen Strom
> und Spannung an der Spule nicht 90° ?

weil die Spule auch einen parasitären ohmschen Widerstandsanteil hat. 
Wenn du keine spezielle Angabe dazu machst, dann nimmt LTSpice dafür 
1mOhm an. Und 1mOhm dominiert bei deiner Frequenz bereits den 
Spannungsabfall an der Spule.

von Achim S. (Gast)


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Fragender schrieb:
> Ansonsten sind die Bauteile als ideal zu betrachten und auch so
> eingestellt.

Nö. Wären sie das, dann wären Strom und Spannung an der Spule um 90° 
phasenverschoben.

von Fragender (Gast)


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Gunnar F. schrieb:
> Aber du
> vergleichst den Strom mit der Spannung an der Last!
Ich vergleiche doch Strom und Spannung an der Spule. Ist das falsch? 
Welche sollte ich sonst vergleichen?

> Wie kommst du auf 40uH?
Habe einen Lautsprecher bei mir rumliegen und hab mit einem LCR-Meter 
mal nachgemessen...

von Fragender (Gast)


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Achim S. schrieb:
> weil die Spule auch einen parasitären ohmschen Widerstandsanteil hat.
> Wenn du keine spezielle Angabe dazu machst, dann nimmt LTSpice dafür
> 1mOhm an. Und 1mOhm dominiert bei deiner Frequenz bereits den
> Spannungsabfall an der Spule.

Perfekt, danke!! Daran lag es! Hätte nicht gedacht, dass LTSpice das 
einfach so reinmogelt. Hab es explizit auf 0 Ohm geändert und nun passt 
alles.

von Fragender (Gast)


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Hier nochmal die Lösung, falls es irgendjemand mal braucht.
(Wie Achim S. gesagt hat: lässt man das Feld für "series resistance" 
frei, nimmt LTSpice 1 mOhm an)

von mini malist (Gast)


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Fragender schrieb:
> Der Widerstand (R = 4 Ohm) stellt den ohm'schen Anteil des Lautsprechers
> da, ist also weder Quell- noch Abschlusswiderstand.

Nein. Ein Lautsprecher hat einen komplexen Widerstand, also
ohmscher Widerstand plus Induktivität. Genau das ist dein
Abschlusswiderstand für eine Quelle.

von Carlo (Gast)


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von Carlo (Gast)


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von Carlo (Gast)


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2. Korrektur, sorry, Mauswechsel fällig ...
mit der Überschrift aber klar ;-)
Beitrag "Re: LTSpice:: Fehlermeldung"

von Rainer V. (a_zip)


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Zur Vertiefung könnte man nach besseren Ersatzschaltungen für 
Lautsprecher suchen! Hatte mal einige Seiten für diverse reale 
Lautsprecher. Sollte man finden können. Ist auch für die Simulation 
nicht uninteressant...
Gruß Rainer

von Ingo W. (uebrig) Benutzerseite


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mini malist schrieb:
> Nein. Ein Lautsprecher hat einen komplexen Widerstand, also
> ohmscher Widerstand plus Induktivität.

Und wenn sich die Schwingspule bewegt, kommt noch eine 
Induktionsspannung dazu.

von Carlo (Gast)


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Rainer V. schrieb:
> ach besseren Ersatzschaltungen für
> Lautsprecher suchen! Hatte mal einige Seiten für diverse reale
> Lautsprecher.

stimmt, das Thema war mal im Forum ... mit Helmut ?!

von Carlo (Gast)


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..es gab zwei ... ?!
https://www.micka.de/en/index.php#
aber oben links kann man auch Standard-Boxen auswählen

von MCUA (Gast)


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> Und wenn sich die Schwingspule bewegt, kommt noch eine
> Induktionsspannung dazu.
...............
Ein Lautsprechersystem lässt sich so NICHT simulieren.
(hängt auch von etlichen mech. Parametern ab, zudem ist das Ergebnis 
Schall und nicht irgent eine U-I-Kennlinie)

von Gerhard Z. (germel)


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Ich hab vor Jahren mal die elektroakustischen Gleichungen zur 
Lautsprechersimmulation abgeleitet um Geschlossene- und Bassrefrexboxen 
zu simmulieren. Ich häng mein PDF mal an falls es jemanden interessiert. 
Es enthält unter anderem die el. Impedanz, die der Verstärker sieht. 
Diese enthält transformiert die mechanische Impedanz des Masse, Feder, 
Verlustsystems der Membrane (T&S Parameter) und die akustische Last 
durch Abstrahlung und schwingende Mediummasse. Gerade die mechanische 
Impedanz des Systems dominiert im Bereich der Resonanz die 
Charakteristik der el. Impedanz, die der Verstärker sieht. Erst bei 
höheren Frequenzen dominiert Wirkwiderstand und Induktivität der Spule.

Die Gegen-EMK ist im Modell berücksichtigt.

Have Fun
Gerhard

PS: Korrekturen gerne an mich - allerdings hat sich das Modell in der 
Praxis sehr bewährt.

von MCUA (Gast)


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>Ich hab vor Jahren mal die elektroakustischen Gleichungen zur
> Lautsprechersimmulation abgeleitet um Geschlossene- und Bassrefrexboxen
> zu simmulieren.
Das Simmulations-Ergebnis?
Gibt es nur 2 Typen (Geschlossene, u. Bassreflex)?

> hat sich das Modell in der Praxis..
Was soll da die Praxis sein?

von Gerhard Z. (germel)


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Es ging um die Auslegung eines Antischallsystems. Da wurde nur ein 
Basslautsprecher verwendet und es ging um die Frage, wie viel im tiefen 
Frequenzbereich ein Bassreflexport nutzt - insofern war ich bei der 
Herleitung nur an den beiden Systemen interessiert. Wir hatten die 
Möglichkeit, statt einer abgestrahlten Kugelwelle eine beliebig andere 
akustische Impedanz in der Simmulation zu verwenden 
(Rohrleitungssystem).

In der Praxis bewährt heißt, dass sowohl die mit Laser gemessene 
Membranschnelle als auch die im Freifeld abgestrahlte Schallleistung gut 
mit der Theorie übereinstimmten und somit das Modell zur Voraussage der 
zu erwartenden Schallpegelabsenkung gut zu gebrauchen war.

Tja, um Hornlautsprecher oder Transmission-Line Boxen zu berechnen 
müsste man noch etwas Gehirnschmalz reinstecken.

Gerhard

von MCUA (Gast)


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> Es ging um die Auslegung eines Antischallsystems.
Also war es überhaupt kein Schallsystem.

"Die" Bassreflex-Box gibt es nicht, genauso wie es "Die" geschlossene 
Box, "Den" Hornlautsprecher oder "Die" Transmission-Line nicht gibt.

von Gerhard Z. (germel)


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Was hast du für ein Problem? Ich versteh es nicht. Das Wort Schallsystem 
ist so allgemein ... was fällt da nicht drunter?

So geht es halt mal zu in der Physik. Will man Voraussagen über ein 
physikalisches System machen, so macht man sich zunächst ein Modell, um 
es der mathematischen Beschreibung zugänglich zu machen. Dabei trifft 
man notgedrungen Vereinfachunge. In meinem Fall (um nur einige zu 
nennen):
- Lineares System
- Membran als Kolbenstrahler (keine Partialschwingungen)
- Port klein zur Wellenlänge
- Gehäuse wirkt nur federnd
- Kugelwellenabstrahlung
- ...

Die Gleichungen lassen sich aufstellen und lösen. Nun vergleicht man mit 
Messungen und sucht die Stellen, an denen das Modell noch zu sehr 
abweicht und versucht es zu verbessern. Man kennt die Grenzen des 
Modells und trifft von daher keine Aussagen, die außerhalb seines 
Gültigkeitsbereichs liegen.

Dieses "einfache", verifizierte Modell kann man, bei Bedarf, an den 
Stellen ergänzen, an denen es für die Aufgabenstellung wichtig ist 
(Nichtlinearitäten, genauere Gehäuseimpedanz, ...)

Ich habe nirgends behauptet, min Dokument enthält die Weltformel zur 
Lautsprecherberechnung. Es würde aber dem TO - bei Interesse - erlauben, 
sein extrem vereinfachtes Lautsprecherimpedanzmodell (der Verstärker 
sieht halt nicht nur Widerstand und Spule) um einige wichtigen Größen zu 
ergänzen. Nicht mehr, nicht weniger!

My 2 cent
Gerhard

: Bearbeitet durch User
von MCUA (Gast)


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> Was hast du für ein Problem?
>Gar keins.

Dein "Modell" beschreibt nicht annähernd die Wirklichkeit.

von Gerhard Z. (germel)


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Das ist schön, dass du das weißt, wegen fehlender Argumente kann ich 
damit allerdings wenig anfangen.

Gerhard

von MCUA (Gast)


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> Dein "Modell" beschreibt nicht annähernd die Wirklichkeit.
Dein "Modell" und somit dein Simulations-"Ergebnis" beschreibt nicht 
annähernd die Wirklichkeit (vielleicht für einen Krachmacher aber 
jedenfalls nicht für einen Lautsprecher).

von hinz (Gast)


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MCUA schrieb:
> Dein "Modell" und somit dein Simulations-"Ergebnis" beschreibt nicht
> annähernd die Wirklichkeit (vielleicht für einen Krachmacher aber
> jedenfalls nicht für einen Lautsprecher).

Sieht so aus, als ob du eine ganz eigene Wirklichkeit hättest.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Gerhard Z. schrieb:
> Ich hab vor Jahren mal die elektroakustischen Gleichungen zur
> Lautsprechersimmulation abgeleitet um Geschlossene- und Bassrefrexboxen
> zu simmulieren.

Danke! Sehr hilfreich. Wer gleich in LTSpice loslegen möchte, kann gerne 
meine Lib für Mechanik, Akustik usw. verwenden [1].

[1] http://www.amesys.de/?Download

von MCUA (Gast)


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>> Dein "Modell" und somit dein Simulations-"Ergebnis" beschreibt nicht
>> annähernd die Wirklichkeit (vielleicht für einen Krachmacher aber
>> jedenfalls nicht für einen Lautsprecher).
> Sieht so aus, als ob du eine ganz eigene Wirklichkeit hättest.
Deine Wirklichkeit besteht scheinbar aus einer einzigen Kennlinie.

von hinz (Gast)


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MCUA schrieb:
>>> Dein "Modell" und somit dein Simulations-"Ergebnis" beschreibt
> nicht
>>> annähernd die Wirklichkeit (vielleicht für einen Krachmacher aber
>>> jedenfalls nicht für einen Lautsprecher).

>> Sieht so aus, als ob du eine ganz eigene Wirklichkeit hättest.

> Deine Wirklichkeit besteht scheinbar aus einer einzigen Kennlinie.

Du leidest offensichtlich unter heftigem Realitätsverlust.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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MCUA schrieb:
> Deine Wirklichkeit besteht scheinbar aus einer einzigen Kennlinie.

Wir müssen uns doch nicht beschimpfen. Wie lautet denn dein Vorschlag, 
den physikalisch sehr plausiblen Modellansatz von Gerhard Z. weiter zu 
erweitern, um dem realen System noch näher zu kommen?

von MCUA (Gast)


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> Du leidest offensichtlich unter heftigem Realitätsverlust.
Nö.
Deine "Realität" ist eine Kennlinie.
Du hast noch nie irgent ein Lautsprecher-System gebaut.

von hinz (Gast)


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MCUA schrieb:
>> Du leidest offensichtlich unter heftigem Realitätsverlust.
> Nö.
> Deine "Realität" ist eine Kennlinie.
> Du hast noch nie irgent ein Lautsprecher-System gebaut.

Nur in deinen wirren Wahnvorstellungen.

von MCUA (Gast)


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>>> Du leidest offensichtlich unter heftigem Realitätsverlust.
>> Nö.
>> Deine "Realität" ist eine Kennlinie.
>> Du hast noch nie irgent ein Lautsprecher-System gebaut.
> Nur in deinen wirren Wahnvorstellungen.
Eine Kennlinie hast du "gebaut", mit Sicherheit kein echtes 
Lautsprecher-System. Sonst würdest du solch Schwachsinn nicht von dir 
geben.

von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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MCUA schrieb:
> Deine "Realität" ist eine Kennlinie.

Magst du uns erklären, wie du auf Kennlinie kommst? Ich sehe im PDF von 
Gerhard Z. mindestens 3 Differentialgleichungen. Diese repräsentieren in 
einer recht guten Form das Übertragungsverhalten eines Lautsprechers.

von Gerhard Z. (germel)


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Joe G. schrieb:
> Magst du uns erklären, wie du auf Kennlinie kommst?

Lass es, du wirst von ihm kein positives Wissen bekommen auch wenn ich 
ihm unterstelle, dass er es hat. Sein Zweck ist ein anderer.

Gerhard

von MCUA (Gast)


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> Diese repräsentieren in
> einer recht guten Form das Übertragungsverhalten eines Lautsprechers.
..vielleicht eines Gleichstrom-Motors.

von Michel M. (elec-deniel)


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weiteres gutes Beispiel für die Modellbildung von Lautsprechern :-)

https://www2.spsc.tugraz.at/www-archive/downloads/Elektroakustische_Modellbildung_und_Optimierung_von_Lautsprechersystemen_final.pdf

weitere "fertige" Modelle für LTspice Lautsprecher  :-)
https://transmissionlinespeakers.com/en/spicytl-english/

: Bearbeitet durch User
von Michel M. (elec-deniel)


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Michel M. schrieb:
> Modelle für LTspice Lautsprecher  :-)
> https://transmissionlinespeakers.com/en/spicytl-english/

"elektroakustische Verhalten von Lautsprechersystemen"

Mitterweile in  Version
     SpicyTL  1.61.

: Bearbeitet durch User
von Joe G. (feinmechaniker) Benutzerseite


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Beeindruckende Seite und sehr detaillierte Modellbildung.

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