Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Einschaltstrombegrenzung oder robusteres Relais?


von Christoph (christoph_c259)


Lesenswert?

Hallo liebe Leute,

seit vielen Jahren lese ich hier regelmäßig mit und habe für viele 
elektronische Probleme die Lösung gefunden.
Für mein aktuelles Projekt brauche ich jedoch einen Rat und hoffe, ihn 
von euch Profis zu bekommen.

Plan: Schaltung der Stromversorgung meines Soundsystems (Logitech 
Z-5500) durch USB-Strom (5V) meines Fernsehers, im Prinzip eine 
Master/Slave-Schaltung. (Eine entsprechende Leiste zu kaufen ist blöd, 
selber machen ist viel spannender und lehrreicher ;-) )

Problem: Erster Versuch mit Slimline-Leistungsrelais (HF49FD/005-1H12F, 
Kontaktmaterial AgNi): nach wenigen Schaltvorgängen (<20 Zyklen) 
Kontakte verschweißt.

Ursache: Am ehesten hoher Einschaltstrom durch Kondensatoren/Trafo des 
Soundsystems, welchen ich aber mangels entsprechendem Equipment leider 
nicht messen kann.

Überlegung:
1. Holzhammermethode: Stromfestere Relais mit AgSnO2-Kontakten verbauen 
(z.B. Panasonic ST25F)
oder
2. zusätzlich eine simplifizierte NTC-Schaltung verbauen und bei den 
kleinen Relais bleiben (z.B. die hier: 
https://www.elektronik-kompendium.de/public/schaerer/bilder/onilim_3.gif)

3. Solid-state-Relais scheinen Probleme mit Leckströmen zu haben und 
eine galvanische Trennung ist mir irgendwie auch symphatischer...

Konkrete Frage:
Würde ein Relais in der Klasse des Panasonic ST25F mit einer gewissen 
Wahrscheinlichkeit ausreichend robust sein? Dann wäre das tatsächlich 
meine favorisierte, da simpelste Lösung.
Oder würdet ihr mir den zusätzlichen Aufwand mit der NTC-Schaltung 
empfehlen?
Oder wäre hier doch ein SSR eine Option?

Für eure Zeit und Gedanken bedanke ich mich im Voraus! :-)

von H. H. (Gast)


Lesenswert?

Christoph schrieb:
> 1. Holzhammermethode: Stromfestere Relais mit AgSnO2-Kontakten verbauen

Inrush-Relais mit zusätzlichen Wolframkontakt nehmen!

https://www.digikey.com/en/products/detail/te-connectivity-potter-brumfield-relays/RTS3T005/2398558

von Rüdiger B. (rbruns)


Lesenswert?

Nullspannungsschalter z.B. Eltako oder SSR.

von H. H. (Gast)


Lesenswert?

Rüdiger B. schrieb:
> Nullspannungsschalter z.B. Eltako

Braucht mindestens 8V Steuerspannung.


> oder SSR.

Leckstrom wegen des Snubbers.

von Thomas S. (thom45)


Lesenswert?

Christoph schrieb:

Hallo Christoph,

> Überlegung:
> 1. Holzhammermethode: Stromfestere Relais mit AgSnO2-Kontakten verbauen
> (z.B. Panasonic ST25F)
> oder
> 2. zusätzlich eine simplifizierte NTC-Schaltung verbauen und bei den
> kleinen Relais bleiben (z.B. die hier:
> https://www.elektronik-kompendium.de/public/schaerer/bilder/onilim_3.gif)

Du bist bereits an dieser Stelle eines meiner Elektronik-Minikurse 
gelandet.

Da stellt sich für mich die Frage, wie aufmerksam hast Du andere Teile 
davon gelesen? Zum Beispiel mit der ersten Schaltung:
  https://www.elektronik-kompendium.de/public/schaerer/bilder/onilim_1.gif

Zum Beispiel ab hier:   3.1 Wie die Schaltung arbeitet.

Diese Schaltung war in einem Projekt jahrelang im Einsatz...

Ich weiss schon, nachteilig ist der halt schon den relativ hohen 
Aufwand.

Für den Einstieg lohnt sich alles gelegentlich durchzulesen...
  "Einschaltstrombegrenzung für Netzteile
   mit mittelgrossen Ringkerntrafos"
   * https://www.elektronik-kompendium.de/public/schaerer/onilim.htm

Ich hoffe das hilft Dir weiter.

Gruss
Thomas

von H. H. (Gast)


Lesenswert?

Thomas S. schrieb:
> "Einschaltstrombegrenzung für Netzteile
>    mit mittelgrossen Ringkerntrafos"

Kurz nachgesehen:
Im Verstärker des TE steckt ein 300VA Ringkerntrafo.

Da sollte auch ein ordentliches Relais mit AgSnO2 Kontakten reichen, 
ohne zusätzlichem Wolframkontakt.

von Falk B. (falk)


Lesenswert?

H. H. schrieb:
> Da sollte auch ein ordentliches Relais mit AgSnO2 Kontakten reichen,
> ohne zusätzlichem Wolframkontakt.

Man kann es aber einfach auch richtig machen und nicht nur mit 
Überdimensionierung und Holzhammer. Entweder klassiche mit 
Einschaltstrombegrenzer mit Widerständen oder NTC, der dann überbrückt 
wird. Oder moderner, wenn gleich bei einem 300VA Ringkerntrafo bissel 
luxeriös mittels Trafoschaltrelais. Gibt es alles fix und fertig zu 
kaufen und die Relaiskontakte halten ewig.

von H. H. (Gast)


Lesenswert?

Falk B. schrieb:
> H. H. schrieb:
>> Da sollte auch ein ordentliches Relais mit AgSnO2 Kontakten reichen,
>> ohne zusätzlichem Wolframkontakt.
>
> Man kann es aber einfach auch richtig machen und nicht nur mit
> Überdimensionierung und Holzhammer. Entweder klassiche mit
> Einschaltstrombegrenzer mit Widerständen oder NTC, der dann überbrückt
> wird. Oder moderner, wenn gleich bei einem 300VA Ringkerntrafo bissel
> luxeriös mittels Trafoschaltrelais. Gibt es alles fix und fertig zu
> kaufen und die Relaiskontakte halten ewig.

Ja, das wäre völlig überdimensioniert...

von Onkel Hotte (Gast)


Lesenswert?

H. H. schrieb:
> Im Verstärker des TE steckt ein 300VA Ringkerntrafo.

Wat...in dem Mülleimer? Habe auf die Schnelle nur ein paar Bilder 
gefunden, das sieht nach weniger aus. Woher die Info?

von H. H. (Gast)


Lesenswert?

Onkel Hotte schrieb:
> H. H. schrieb:
>> Im Verstärker des TE steckt ein 300VA Ringkerntrafo.
>
> Wat...in dem Mülleimer? Habe auf die Schnelle nur ein paar Bilder
> gefunden, das sieht nach weniger aus. Woher die Info?

Zauberei!

von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

Falk B. schrieb:

> Oder moderner, wenn gleich bei einem 300VA Ringkerntrafo bissel
> luxeriös mittels Trafoschaltrelais.

Da ist dann wohl das "Trafoschaltrelais" teurer als der Trafo.

von Andrew T. (marsufant)


Lesenswert?

Ein passendes Relais wie vor Hinz genannt,
und gut ist's

von Christoph (christoph_c259)


Lesenswert?

Wow,
vielen Dank für den ganzen Input!

Thomas, vielen Dank für das Tutorial, tatsächlich habe ich es mir noch 
ganz durchgelesen, sehr spannend und informativ! Aber es wäre wirklich 
etwas viel Aufwand für mein Nutzungsszenario ;-)

Ein Trafoschaltrelais ist auch preislich eeeetwas außerhalb dessen, was 
ich mir so vorgestellt hatte :-D

Ich verstehe euch so, dass es mit der einfachsten Holzhammermethode 
durchaus funktionieren sollte (also mit den stärkeren Relais).
Allerdings scheinen die von Hinz genannten Relais aus den USA importiert 
werden zu müssen, was den Preis für zwei Stück verdoppelt und in einen 
Bereich treibt, wo ich für weniger Geld eine vollständige 
Master/Slave-Mehrfachsteckdose kaufen könnte.
Die klassischen Händler (Conrad, Reichelt, Pollin) scheinen diese Relais 
nicht zu führen. Kennt ihr einen deutschen Händler, der diese Relais 
versendet?

von H. H. (Gast)


Lesenswert?

Christoph schrieb:
> Allerdings scheinen die von Hinz genannten Relais aus den USA importiert
> werden zu müssen,

Du brauchst keines mit Wolframkontakt, aber selbst die gibts auch in 
Europa zu kaufen.

von Peter D. (peda)


Lesenswert?

Ich würde lieber ein 16A Relais nehmen, z.B:
TE Connectivity 1-2071556

https://de.rs-online.com/web/p/elektrische-relais/2231178

von Manfred (Gast)


Lesenswert?

Christoph schrieb:
> Ein Trafoschaltrelais ist auch preislich eeeetwas außerhalb dessen,

> was den Preis für zwei Stück verdoppelt und in einen Bereich treibt,

Es wird also eine fertige Lösung gesucht, die weder Arbeit bereitet noch 
etwas kostet?

Lasse das Ding mit einem Widerstand von etwa 20 Ohm in Reihe an, der 
nach ein paar Dutzend Millisekunden übebrückt wird.

Beitrag "Re: NTC als Einschaltstrombegrenzung möglich="

von Christoph (christoph_c259)


Lesenswert?

Manfred schrieb:
> Es wird also eine fertige Lösung gesucht, die weder Arbeit bereitet noch
> etwas kostet?
>
> Lasse das Ding mit einem Widerstand von etwa 20 Ohm in Reihe an, der
> nach ein paar Dutzend Millisekunden übebrückt wird.

Genau, am liebsten die kostenlose eierlegende Wollmilchsau ;-)

Nachdem ich mir jetzt alle Varianten angeschaut habe,
favorisiere ich schon eigentlich die "ordentliche" mit zeitverzögert 
überbrücktem NTC und nicht völlig überdimensionierten Relais.
Dabei bin ich aber auf ein paar Unklarheiten gestoßen:

Nach dieser Rechnung--> 
https://www.ametherm.com/blog/inrush-current/toroidal-transformer-inrush-current-issues-got-you-down 
komme ich auf einen benötigten Widerstand von etwa 80 Ohm. Allerdings 
basiert die Berechnung auf den 2A, mit dem der Trafo abgesichert ist und 
das System wird diesen Maximalstrom ja nur im absoluten 
Maximallastbetrieb ziehen.
Meine Befürchtung ist daher, dass die Leistungsaufnahme im "Prä-Standby" 
nicht ausreicht, um den NTC zu erwärmen und damit das System nicht 
genügend Spannung bekommt um in den richtigen Standby-Modus zu kommen 
(und dann per Fernbedienung einschaltbar ist).
Sollte ich die Berechnung also nochmal mit einem geschätzten Ruhestrom 
nach Magnetisierung des Trafos durchführen oder wie gehe ich da am 
besten dran?
Oder reicht der kurze Inrush-Strom aus, um den NTC ausreichend zu 
erwärmen? (Das kann man sicherlich aus den Datenblättern herauslesen, 
aber das ist mir leider deutlich zu hoch :-D )

Die andere Variante mit dem Leistungswiderstand klingt zwar sehr simpel, 
aber wenn aus irgendeinem Grund das Relais mal nicht schließt, entsteht 
doch möglicherweise viel Hitze oder? (s. 
https://www.elektronik-kompendium.de/public/schaerer/onilim.htm)

Entschuldigt bitte die Fragerei, das Thema Einschaltstrombegrenzung ist 
zwar alles andere als neu, aber so ganz durchgestiegen bin ich noch 
nicht...

: Bearbeitet durch User
von Manfred (Gast)


Lesenswert?

Christoph schrieb:
> Nachdem ich mir jetzt alle Varianten angeschaut habe,
> favorisiere ich schon eigentlich die "ordentliche" mit zeitverzögert
> überbrücktem NTC und nicht völlig überdimensionierten Relais.

In beiden Fällen muß das Relais den Betriebsstrom tragen, nicht mehr. 
Den Einschaltstoß nimmt der Widerstand.

> Nach dieser Rechnung-->
> 
https://www.ametherm.com/blog/inrush-current/toroidal-transformer-inrush-current-issues-got-you-down
> komme ich auf einen benötigten Widerstand von etwa 80 Ohm. Allerdings
> basiert die Berechnung auf den 2A, mit dem der Trafo abgesichert ist und
> das System wird diesen Maximalstrom ja nur im absoluten
> Maximallastbetrieb ziehen.
> Meine Befürchtung ist daher, dass die Leistungsaufnahme im "Prä-Standby"
> nicht ausreicht, um den NTC zu erwärmen und damit das System nicht
> genügend Spannung bekommt um in den richtigen Standby-Modus zu kommen

Du hättest gerne ein Problem!

Mit 20 Ohm in Reihe fließen an 230V maximal 12 Ampere. Gefällt nicht, 
dann eben 47 Ohm = 5 Ampere. Das Einschaltrelais sieht diese als ohmsche 
Last, das kann jedes handelsübliche Kleinrelais.

Das Schaltnetzteil der Krachbox wird sicherlich keine 2A ziehen, sondern 
im Bereich weniger hundert mA starten und vermutlich bis 190V herunter 
noch laufen.

Ich verstehe nicht, weshalb alle Leute so geil auf NTC sind, habe einige 
Begrenzungen mit Festwiderstand erfolgreich laufen.

von Christoph (christoph_c259)


Lesenswert?

Vielen Dank für die Einschätzung!

Dann werde ich es wohl mit einem Widerstand probieren, den ich nach 
~50ms durch ein Relais überbrücke.
Letzte Frage noch: Meinst du, für so eine kurze Lastphase reicht ein 
kleiner 3-5W-Leistungswiderstand aus oder brauchts da einen 
Hochlast-Widerstand? (z.B 
https://www.conrad.de/de/p/nikkohm-rnp-20sc47r0fz03-1-hochlast-widerstand-47-radial-bedrahtet-to-220-35-w-1-1-st-1655419.html)
Finde für die kleinen Widerstände keine für mich verständlichen Angaben 
zur Impulsfestigkeit bzw. Überlastungsfähigkeit...

von Peter D. (peda)


Lesenswert?

Nimm besser nen NTC, z.B.:
https://www.buerklin.com/de/p/epcos/heissleiter/b57237s0330m000/80E6588/

Zu dem 5A Relais hätte ich kein Vertrauen, nimm besser das 16A Relais:
Beitrag "Re: Einschaltstrombegrenzung oder robusteres Relais?"

Eine hohe Erregerleistung bedeutet, mehr Federkraft zum Trennen und 16A, 
größere Kontaktfläche.

von Alfred B. (alfred_b979)


Lesenswert?

Christoph schrieb:
> Meinst du, für so eine kurze Lastphase reicht ein
> kleiner 3-5W-Leistungswiderstand aus oder brauchts da einen
> Hochlast-Widerstand?

Laut Datenblatt verträgt der bei 10 Millisekunden (eine Halbwelle)
nur die 35W Dauer- als Pulslast. Das ist ein spezieller Hochlast-
R-Typ der auch niederinduktiv ist (RF-tauglich) - hier Unsinn.

Ein 47 Ohm 10 Watt Drahtwiderstand sollte das ewig packen. Sofern
er immer rechtzeitig überbrückt wird! ;-)


Christoph schrieb:
> wenn aus irgendeinem Grund das Relais mal nicht schließt, entsteht
> doch möglicherweise viel Hitze

Willst Du den R aber auch schützen, falls mal so etwas passiert,
müßte er schon den (und man wählt den MAXIMALWERT zur Sicherheit)
Dauerbetriebsstrom aushalten (also I²R als Belastbarkeit haben).


Oder Du machst es andersherum (also "invertierst" das Ganze):

Automatisiert -wie immer- ginge das z.B., indem Du via Kleinst-
Trafo oder Kondensatornetzteil eine Schaltung versorgst, welche
Relais 1 (das für den R) sofort, Relais 2 (= Überbrückungsrelais)
über eine RC Kombi und Schmitt-Trigger oder Komparator verzögert
einschaltet.

Hätte den Vorteil, daß es nur genau ein Szenario gäbe, in welchem
alles falsch liefe: Defekt des Transistors der Relais 2 schaltet.
Ziemlich unwahrscheinlicher Fehler, und evtl. den Aufwand wert.

von Peter R. (pnu)


Lesenswert?

Rüdiger B. schrieb:
> Nullspannungsschalter z.B. Eltako oder SSR.

Wann wird  endlich allgemein bekannt, dass bei Trafos der Nulldurchgang 
der Spannung der übelste Augenblick zum Einschalten von Trafos ist, 
besonders bei dicken Ringkernen?

von H. H. (Gast)


Lesenswert?

Peter R. schrieb:
> Rüdiger B. schrieb:
>> Nullspannungsschalter z.B. Eltako oder SSR.
>
> Wann wird  endlich allgemein bekannt, dass bei Trafos der Nulldurchgang
> der Spannung der übelste Augenblick zum Einschalten von Trafos ist,
> besonders bei dicken Ringkernen?

Kommt auch auf die Last an!

von Manfred (Gast)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Christoph schrieb:
> Dann werde ich es wohl mit einem Widerstand probieren, den ich nach
> ~50ms durch ein Relais überbrücke.

Da kommt es nicht so genau drauf an, ich mache eher dreistellig. Eher 
aus dem Bauch heraus Richtung 500ms, der Eingangselko im Schaltnetzteil 
will halbwegs voll werden. Würde man seine Kapazität kennen, könnte man 
die Zeitkonstante rechnen.

> Letzte Frage noch: Meinst du, für so eine kurze Lastphase reicht ein
> kleiner 3-5W-Leistungswiderstand aus oder brauchts da einen
> Hochlast-Widerstand?

Mit einem Drahtwiderstand um 5 Watt würde ich kein Problem erwarten, 
etwa sowas: 
https://www.pollin.de/p/hochlast-drahtwiderstand-5-w-47-o-5-221329

Bild im Anhang sitzt anstatt der Drossel vor einer LED-Röhre, deren 
Einschaltstrom mir den Lichtschalter ermordet hat.
(ähnlich 
Beitrag "Einschaltstrombegrenzung")

> Finde für die kleinen Widerstände keine für mich verständlichen Angaben
> zur Impulsfestigkeit bzw. Überlastungsfähigkeit...

Die Daten sind schwer bis garnicht zu finden.

Peter R. schrieb:
>> Nullspannungsschalter z.B. Eltako oder SSR.
> Wann wird endlich allgemein bekannt, dass bei Trafos der Nulldurchgang
> der Spannung der übelste Augenblick zum Einschalten von Trafos ist,
> besonders bei dicken Ringkernen?

Wann wird endlich allgemein bekannt, dass eine Induktivität den Strom 
behindert und deswegen keine Einschaltbegrenzung benötigt?

Ach, stimmt irgendwie nicht, da große Trafos trotzdem die Sicherung 
werfen?

So ist das auch mit dem Nullspannungsschalter, wo noch keine Spannung 
ist, kann der Phasenversatz keinen Strom erzeugen.

Klartext: Deine Aussage ist falsch, Trafo und Nullspannungsschalter 
haben beim Einschalten kein Problem.

Mit der Schaltung 
Beitrag "Re: MOIC ---> Triac, 115V, 400 Hz, 4A" habe 
ich lange Zeit einen Mikrowellenofen geschaltet, dessen mechanische Uhr 
kaputt ist. Im Versuchsaufbau hatte ich einen 800VA-Regeltrenntrafo 
Grundig RT5 dran, auch klaglos.

Kritisch ist das Abschalten des Trafos, in dem noch Energie steckt, 
wenn der/das (?) Triac bei Null-Strom abschaltet. Das muß man mit einem 
RC-Glied (Snubber) fangen.

von Alfred B. (alfred_b979)


Lesenswert?

Manfred schrieb:
> Trafo und Nullspannungsschalter
> haben beim Einschalten kein Problem.

Peter meint die Remanenz. Und die Chance/Gefahr ist nun mal 50:50,
gerade mit einschalten beim Spannungsnulldurchgang den max. mögl.
Einschaltstromstoß zu provozieren.

(Wenn die erste Halbwelle in voller "Länge" einen vom letzten
Abschaltvorgang noch in der gleichen Richtung vormagnetisierten
Trafokern beglückt.)

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Christoph schrieb:
> Stromfestere Relais mit AgSnO2-Kontakten verbauen
Ja, dann aber keine solche kleinen Witznummer wie das
> (z.B. Panasonic ST25F)
Das mickrige Ding ist ungeeignet.
Dort sind ein paar brauchbare Links drin:
https://www.antrax.de/klebende-relaiskontakte-durch-einschaltstromspitzen/

Ja, und du bist natürlich nicht der Erste, der dieses Problem hat. Such 
einfach mal im Forum nach "AgSnO2" und du findest z.B. sowas:

Beitrag "Re: Netzteil lässt Relais sofort verkleben"

Beitrag "Re: Relais hält sich fest"


Das Relais von Hinz mit dem voreilenden Wolframkontakt ist natürlich 
auch toll. Nur nicht ganz billig...  ;-)

: Bearbeitet durch Moderator
von Andi B. (andi_b2)


Lesenswert?

Peter R. schrieb:
> Rüdiger B. schrieb:
>> Nullspannungsschalter z.B. Eltako oder SSR.
>
> Wann wird  endlich allgemein bekannt, dass bei Trafos der Nulldurchgang
> der Spannung der übelste Augenblick zum Einschalten von Trafos ist,
> besonders bei dicken Ringkernen?

Für den Trafo vielleicht. Wobei der das schon aushält. Aber für den TE 
der verklebende Relaiskontakte verhindern will, ist das ein sehr guter 
Lösungsansatz. Relais mit Wolframvorläuferkontakt, sowas z.B. um einen 
anderen Lieferanten zu verlinken - 
https://at.rs-online.com/web/p/elektrische-relais/1647554 - halten 
allerdings auch so ziemlich jede Last aus. Nur 5V Versionen sind da eher 
selten.

Übrigens ist es entgegen landläufiger Meinung ziemlich egal, ob als 
Kontaktmaterial AgSnO2 oder Au-plated AgNi verwendet wird. Die verkleben 
auch nicht wegen eines Trafos, sondern wegen irgendwelcher Cs in 
Billigstschaltnetzteileingängen welche im richtigen Zeitpunkt 
eingeschaltet (nicht im Nulldurchgang), >35A ziehen.

: Bearbeitet durch User
von Steve van de Grens (roehrmond)


Lesenswert?

Wenn ich ein Schaltnetzteil konstruieren würde, würde ich mindestens 
einen Widerstand vor den Eingang packen. Bei größeren Leistungen einen 
NTC und bei noch größeren ein Relais dass den Widerstand nach ein paar 
hundert ms überbrückt.

Wie ist das eigentlich bei Netzteilen mit PFC, kann die PFC nebenbei für 
sanftes Anlaufen sorgen?

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Steve schrieb:
> Wenn ich ein Schaltnetzteil konstruieren würde, würde ich mindestens
> einen Widerstand vor den Eingang packen. Bei größeren Leistungen einen
> NTC und bei noch größeren ein Relais dass den Widerstand nach ein paar
> hundert ms überbrückt.
Ich würde das den Anwender machen lassen, denn warum sollte ich mein 
Gerät für alle verteuern, nur um die Probleme einzelner zu lösen?
Könnte ja sein, dass da nie einer was mit einem schwächlichen Kontakt 
einschaltet, sondern das Ding dauernd läuft.
Der Inrush-Current steht bei brauchbaren SNT deshalb auch immer dabei.

> Wie ist das eigentlich bei Netzteilen mit PFC, kann die PFC nebenbei für
> sanftes Anlaufen sorgen?
Kommt drauf an, ob die angeschlossene Last ein "sanftes Anlaufen" 
überhaupt verträgt.

von Christoph (christoph_c259)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

So, die u.g. Schaltung funktioniert nun seit mehreren Wochen 
einwandfrei.
Sicherlich sind die Komponenten nicht wahnsinnig optimal aufeinander 
abgestimmt, aber es funktioniert zuverlässig :-)

Anmerkungen:
- Je nach verwendeten Relais kann man schwächere Freilaufdioden nutzen
- Laut Spezifikation kann der NE555P bis zu 200mA am OUTPUT liefern, mit 
den von mir verwendeten Relais mit deutlicher geringerer Stromaufnahme 
habe ich aber schon einen ordentlichen Voltage Drop bis auf 3-3,5V 
gemessen und daher lieber noch den BC547 dazwischen geschaltet
- Die Einschaltverzögerung wird gesteuert durch das Verhältnis von C1 
und R2, mit R2=100kOhm und C1=4,7µF beträgt die Verzögerung ca. 500ms.

Vielen Dank nochmal für eure vielen Tipps und Anregungen, ich habe 
wieder sehr viel gelernt!

von Falk B. (falk)


Lesenswert?

Steve van de Grens schrieb:
> Wenn ich ein Schaltnetzteil konstruieren würde, würde ich mindestens
> einen Widerstand vor den Eingang packen.

Sicher nicht.

> Bei größeren Leistungen einen
> NTC

Das schon eher, denn der wird bei Erwärmung niederohmig, weshalb man 
beim Wiedereinschalten eine längere Wartepause einlegen muss.

> und bei noch größeren ein Relais dass den Widerstand nach ein paar
> hundert ms überbrückt.

Gibt es teilweise.

> Wie ist das eigentlich bei Netzteilen mit PFC, kann die PFC nebenbei für
> sanftes Anlaufen sorgen?

Nö, denn die ist in den allermeisten Fällen ein einfacher Step Up 
Wandler ohne Trafo, da hat man einen direkten Pfad vom Netz über den 
Gleichrichter über die PFC-Diode auf den Ausgangseleko. Da muss man den 
Einschaltstrom begrenzen. Nicht wegen verklebender Relais, sondern weil 
es einem anderenfalls die Diode und den Elko zerlegt. Besonders zarte 
Gemüter spendieren ihrer PFC sogar eine fette Diode für den Ladestrom, 
die den Pulsstrom besser verkraftet als die schnellen, hochgezüchteten 
PFC Dioden.
Die darf auch lahm sein, denn im Betrieb macht die nix außer dauerhaft 
sperren.

von Ralf S. (cmyk61)


Lesenswert?

Moin zusammen,

ich klinke mich mal ein - denn ich habe auch Bedarf an einer 
Einschaltstrombegrenzung und auch schon einige Erfahrungen mit 
Unzulänglichkeiten bei 230V Verbrauchern gemacht.
Ich habe einen 600VA Regeltrafo, dem ein 800VA Trenntrafo vorgeschaltet 
ist.
Da ist mir beim ersten Einschalten gleich mal der LS und der RCD um die 
Ohren geflogen.
Weiterhin habe ich die Erfahrung gemacht, dass prellende Netzschalter, 
prellende Eltakos und ähnliches bewirken, dass verwendete Billig-EVGs 
zuschossen werden können.
Weiterhin bin ich ein Freund von trickreichen und zugleich robusten 
Schaltungen. Aber bei solchen Schaltungen scheint es nichts zu geben.
Nun ist meine Idee die, den Trafo ausschließlich mit 2 Tastern (oder 1 
Taster toggelnd) ein und auszuschalten (und hier mit den notwendigen 
Verzögerungen damit prelleffekte vermieden werden). Aber es muss 
natürlich verhindert werden, dass die Elektronik die Schaltung 
unkontrolliert schalten lässt (besonders bei Netzwischern sehe ich 
dieses Risiko). Das bedeutet dass eine Phasen/Netzüberwachung o.ä. 
vorhanden sind muss.
Bei Schaltschrankkomponenten gibt es wohl derlei Schaltungen.

Hat jemand hierzu ne Idee?

Gruß
Ralf

p.s. natürlich ist mir klar, dass nicht alles bedingungslos 
berücksichtigt werden kann. Aber vielleicht habe ich ja Glück. ;-)

: Bearbeitet durch User
von Manfred (Gast)


Lesenswert?

Ralf S. schrieb:
> Weiterhin bin ich ein Freund von trickreichen und zugleich robusten
> Schaltungen. Aber bei solchen Schaltungen scheint es nichts zu geben.

Diese gibt es, sogar mehrfach praktisch erprobt:
Beitrag "Re: NTC als Einschaltstrombegrenzung möglich="

In meinem 800VA-Stell-Trenntrafo habe ich das mit einem 24V-Trafo 
anstatt Kondensatornetzteil gemacht. Je nach verfügbarem Relaistyp und 
Last muß man halt die Dimensionierung der Bauteile anpassen.

> (besonders bei Netzwischern sehe ich dieses Risiko)

Bei kurzen Unterbrechungen muß aus meiner Sicht die Begrenzung direkt 
wieder aktiv werden, meine tut das auch.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.