Forum: Offtopic Der Elektronik-Bastler damals und heute


von Gustav K. (hauwech)


Lesenswert?

Hallo,

wollte der engagierte Elektronik-Bastler früher was bauen, begann das 
Ganze mit dem Schaltungsentwurf auf Papier mit Bleistift und 
Radiergummi. Danach wurden die Bauteile besorgt. Dann wurde die 
Schaltung auf dem Steckbrett aufgebaut. Meist lief das Ganze erstmal 
nicht, nicht selten war ein schwerwiegender Denkfehler der Grund. Das 
Steckbrett hatte auch den grossen Vorteil, dass man Spannungsteiler o.ä. 
nicht gross berechnen musste, sondern man hat sich mit der 
Widerstandsdekade an den Arbeitspunkt "hingedreht". Irgendwann lief dann 
die Schaltung wie gewünscht und man hat abschliessend nochmals den 
Schaltplan überarbeitet. Damit war der theoretische Teil beendet und es 
begann die Bastelei.

Die Bauteile wurden mehr oder weniger intelligent auf einer Lochraster- 
oder Lochstreifenplatine verteilt und eingelötet. Bei der 
Lochsteifenkarte wurden die Bahnen mit einem Bohrer händisch 
unterbrochen, bei der Lochrasterkarte wurden die einzelnen Lötpunkte mit 
(Fädel)Draht verbunden. In der Regel tat das Ganze wieder nicht auf 
Anhieb, man konnte dann auf der Unterseite die falsch gelöteten Drähte 
umlöten, bis das Ganze irgendwann wie auf dem Steckbrett funktionierte. 
ICs wurden sinnigerweise auf Sockel gesetzt, so konnte man bei einem 
Defekt einfach die ICs tauschen und so den Fehler oft sehr einfach 
eingrenzen. Hatte man mal einen Transistor gegrillt, hat man den 
rausgezwickt, die Beine einzeln ausgelötet, die Löcher ausgesaugt und 
den neuen Transitor eingelötet. Irgendwann hatte man dann seine 
funktionierende Platine fertig und die Freude war riesengross.

Wie sieht das nun heute aus: Schaltungsentwicklung auf Papier kann man 
wie damals machen, das Problem beginnt aber bereits mit den Bauteilen. 
Viele Bauteile sind nicht mehr in Durchsteck-Technik erhältlich. Damit 
entfällt dann auch der versuchsweise Aufbau auf dem Steckbrett. 
Irgendwie erscheint mir hier die Sache schon verloren.

Wie bekommt heute der engagierte Elektronik-Bastler seine Schaltung 
erstens auf Funktion getestet und zweitens wie (und worauf) bekommt er 
sie aufgebaut? Hauptsächlich die ICs in ihren unzähligen 
SMD-Gehäusevarianten. Klar kann man eine einzige Platine anfertigen 
lassen. Aber eine Schaltung entflechten, die höchstwahrscheinlich gar 
nicht funktionieren kann, weil fehlerhaft? Selbst wenn die Schaltung 
funktionieren sollte, ist das Layout fehlerfrei? Wurde die Platine 
fehlerfrei hergestellt? Selbst wenn nun einer mutig ist und diesen Weg 
geht, wie geht es dann weiter, wenn die Schaltung nicht funktioniert? 
Ich kann mir nicht vorstellen, wie man auf diesem Weg zu einem Ergebnis 
kommt.

Wie gehen die Elektronik-Bastler von heute vor?
Vor allem: Wo bauen sie Ihre SMD-ICs auf? Lochraster fällt ja mal weg.

Oder ist die Zeit des Elektronik-Bastlers vorbei?
Ähnlich den Hobby-Autoschraubern an den modernen Elektronik-Kisten?

Nicht zu vergessen wäre, dass das Basteln ja Hobby ist und Freude 
bereiten soll. Beim Hobby nur Frust ohne Ende braucht wohl keiner.

Gustav

von Sven L. (sven_rvbg)


Lesenswert?

Naja der Bastler von heute baut einfach keine Fehler mehr ein, ist doch 
logisch...

Nein Spass beiseite, es gibt Adapter, die solche von Dir genannten SMDs 
auf ein Raster adaptieren, das man auch wieder auf Lochraster bekommt, 
bzw. wo man einfach Drähte anlöten kann.

von Georg A. (georga)


Lesenswert?

> Irgendwann lief dann die Schaltung wie gewünscht und man hat
> abschliessend nochmals den Schaltplan überarbeitet. Damit war
> der theoretische Teil beendet und es begann die Bastelei.

Komisches Verständnis von Basteln ;)

> Selbst wenn nun einer mutig ist und diesen Weg
> geht, wie geht es dann weiter, wenn die Schaltung nicht funktioniert?

Der Weg ist das Ziel. Man muss sich halt auch mal was trauen, ist ja 
kein Base-Jumping... Und wenn was schiefgeht, nennt man das Erfahrung. 
Damit ist die Chance gross, dass es beim nächsten Mal geht. Und im 
Gegensatz zu früher gibt es massenweise Infos und Hilfe im Netz (zB. 
auch dieses Forum) und nicht nur Bücher vom Franzis-Verlag...

> Ich kann mir nicht vorstellen, wie man auf diesem Weg zu einem Ergebnis
> kommt.

Aber sicher doch. Wenn einem aber das System "Konzept-Versuch-Analyse" 
Probleme bereitet, sollte man sich ein anderes Hobby suchen.

> Vor allem: Wo bauen sie Ihre SMD-ICs auf? Lochraster fällt ja mal weg.

Bei 1.27mm-SMDs geht das noch gut, einfach die Streifenleiterbahnen mit 
Cuttermesser halbieren. Bis so 0.8mm runter kann man auch bequem Adapter 
mit Kupferlackdraht entweder direkt auf die Platine oder in DIL-Sockel 
machen.
Diskreter SMD-Kram geht ohnehin problemlos mit Lochraster.

> Oder ist die Zeit des Elektronik-Bastlers vorbei?

Glaube ich nicht, bei Analogkram hat sich zB. fast gar nichts verändert. 
Aber man muss IMO inzwischen noch mehr als früher bereit sein, sich auf 
was neues einzulassen.

von Frank E. (Firma: Q3) (qualidat)


Lesenswert?

Ich bin zunehmend dazu übergegangen, analoge Schaltungen bzw. 
Schaltungsteile per Simulation im Vorfeld zu optimieren. Dazu verwende 
ich iCircuit auf dem Mac oder NI Multisim auf dem PC. Es gibt nat. immer 
noch Unterschiede zur realen Welt, aber man kommt schon ganz gut 'ran. 
So tappt man beim ersten Prototypen wenigstens nicht vollkommen in die 
Irre und der Verlust an Bauteilen reduziert sich auch deutlich.

Analoge Schaltungen versuche ich soweit wie irgend möglich zu vermeiden, 
das Meiste mache ich per Mikrocontroller. Aber manchmal gehts einfach 
nicht anders. Z.B. fummele ich gerade an einem Stepup-Wandler um für ein 
Tens-Gerät aus 5V bis zu 70V (bei 7mA) zu machen - aber bereits der 
Schalttransistor wird aus einem MC per PWM gesteuert und die 
Spannungsmessung zur Regelung erledigt auch der MC ...

von Torsten C. (torsten_c) Benutzerseite


Lesenswert?

Georg A. schrieb:
> einfach die Streifenleiterbahnen mit Cuttermesser halbieren.

?!

Gleich 1.27mm Lochraster nehmen:

Beitrag "Re: [V] Sammelbestellung FR4 Lochraster Herbst/Winter 2013"

: Bearbeitet durch User
von Heiko H. (einerdieserbastler)


Lesenswert?

Früher gab es einmal Spezial-ICs die häufig benötigte Grundfunktionen 
ausgeführt haben. Sie waren waren zwar nicht immer beim Händler auf 
Lager, aber dafür leicht zu verstehen und zu beschalten.

Willst du eine Digitaluhr bauen?
Nimm einen MM5387!

Willst du einen Gongbauen?
Nimm einen SAB600!

Willst du ein Voltmeter bauen?
Nimm einen ICL7106!

Man konnte es einfach nach Schaltplan zusammenlöten und es hat einfach 
funktioniert. Oder man war kreativ und hat die Schaltung mit 
zusätzlichen Funktionen ergänzt.



Die Zeiten haben sich gewandelt, die Antworten auch.

Willst du eine Digitaluhr bauen?
Dafür nimmt man heute einen Mikrocontroller!

Willst du einen Gongbauen?
Dafür nimmt man heute einen Mikrocontroller!

Willst du ein Voltmeter bauen?
Dafür nimmt man heute einen Mikrocontroller!

Auf die Frage wo man denn ein passendes Programm dafür findet lautet die 
Antwort dann immer:
Lerne selbst zu programmieren. Lass als erstes mal eine Leuchtdiode 
blinken. Wenn du ein paar Monate daran übst bekommst du das schon hin.



Das war meine subjektive Meinung und mein Wort zum heutigen Sonntag.

von Sinus T. (micha_micha)


Lesenswert?

Nein, früher war das ganz anders. Schaltplan auf Papier ist schon ok, 
aber nix Steckbrett. Löten auf Lötösenleisten und in der Luft war 
angesagt.
Als die ersten ICs auftauchten, hat man sich ein paar "breakout-boards" 
gebastelt: DIL auf Lötöse.
Und auch nix mit Widerstands- und Kapazitätsdekade. Die wurden zwar 
gerne verkauft, aber dass lange Drähte nicht gut für die Funktion einer 
Schaltung sind, wusste man schon früher. Da wurden Trimmer und 
Einstellregler reingebaut.

von Eddy C. (chrisi)


Lesenswert?

Heiko H. schrieb:
> Die Zeiten haben sich gewandelt, die Antworten auch.

Früher gab es keine Antworten, man musste selber im Datenbuch 
nachschlagen :-)



> Lerne selbst zu programmieren.

Dass viele Leute im Forum arrogant wirken, ist ein anderes Thema ("Ich 
hab's genauso geschafft, also schaffst Du das auch.")

von Michael S. (mikel_x)


Lesenswert?

@Sinus
Genau so war das. Ich kann mich noch gut an die freischwebenden Knäuel 
von aneinandergelöteten Bauteilen erinnern, die mit einem 80Watt 
Lötkolben "verschweißt" wurden... und auch an die Brandblasen an den 
Fingern, die nie ausstarben... :-) Mein erster Mono-Synthesizer aus 
Wienbrücken-Oszis, Sperrschingern und MVs, die sich gegenseitig 
"irgenwie" modulierten, um irgendwelche Science Fiction-Geräusche zu 
produzieren... dazu eine Tastatur aus Alublech-Streifen auf einem 
Holzbrett, die auf Reißnägelkontakte drückten und jeweils ein Poti zur 
"wohltemperierten" Stimmung brauchten... :-)
Tja das waren noch Pionierzeiten und man fühlte sich mangels 
Informtionen aus der Profiwelt jedesmal als Erfinder... :-)

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Gustav K. schrieb:
> Hatte man mal einen Transistor gegrillt, hat man den rausgezwickt, die
> Beine einzeln ausgelötet, die Löcher ausgesaugt und den neuen Transitor
> eingelötet.
Ich habe den neuen Transistor einfach auf die abgeschnittenen Beine 
seines Vorgängers aufgelötet... :-)

Und viele Schaltungen schafften es gar nicht auf eine Lochrasterplatine 
oder auf Lötösen, sie wurden stattdessen einfach als Drahtigel 
aufgebaut. Einer davon läuft heute noch.

Aber es ist doch so, dass man eine Uhr auch heute noch mit TTL 
Bausteinen aufbauen könnte. Und diese Uhr täte das selbe wie die Uhr 
vor 30 Jahren. Nur reicht das nicht mehr aus. Eine Uhr muss heute auch 
noch wecken, sprechen und das Wetter anzeigen können. Deshalb braucht 
man dafür einen uC.
Selbst ein Blinklicht muss heute nicht nur blinken (da würden 2 
Transistoren reichen), sondern bestimmte Reihenfolgen einhalten und 
umprogrammierbar sein. Dafür braucht man einen uC.
"Man" braucht den uC also nicht, weil es andere Bauteile nicht mehr 
gibt, sondern weil "man" verwöhnt ist und viel mehr Funktionalität 
will...

von Fabian F. (fabian_f55)


Lesenswert?

Heute nimmt man Prototypen-boards, Simulatoren und und ein paar 
Lochraster um Schaltungen zu erproben. Nachdem eine Lochrasterplatine 
heute auch nichts mehr kostet, spart man sich auch einfach das 
unzuverlässige gerfrickel mit dem Steckbrett.

Für so ziemlich alle SMD-Bauelemente gibt es Adapter auf Lochraster. So 
kriegt man z.B. die notorisch schwer lötbaren Beschleunigungssensoren 
inzwischen überall auf Dil-12 Platinen-adaptern.

Kleinere Schaltungsfehler kann man häufig durch Änderung des Programms 
oder ein paar Patch-drähte korrigieren. Ich mache bei meinen Platinen an 
so ziemlich jedes Signal ein, zwei Lötösen, an denen ich messen oder 
Drähte anlöten kann.

Bisher hab ich noch jedes PCB ohne neudesignen zum laufen gebracht.

Und µC ersetzen etliche andere ICs, weil sie es nunmal können und dabei 
auch noch billiger sind. Einen Atmega 16 zu  programmieren ist defintiv 
weniger kompliziert als eine analoge Schaltung zu entwerfen. Für die 
meisten Standard-Anwendungen findet man fertige Libs die man auch ohne 
nennenswerte C++-Kenntnisse auf einen µC bekommt..

von oldeurope O. (Gast)


Lesenswert?

Das Schöne am Heute ist, dass man alles zum Basteln bekommt.
Wer wie ich vor der Wende im Westen lebte, hatte in Sachen
Röhren ganz schlechte Karten. Auch waren die Bauteile
relativ teuer.
Nach der Wende wurden wir mit Bauteilen aus dem Osten
überschwemmt paradiesische Zeiten brachen an und die
haben wir bis heute.
Nie wieder Eiserner Vorhang und Sanktionen. Bitte!

LG

old.

von Icke ®. (49636b65)


Lesenswert?

Eddy Current schrieb:
> Früher gab es keine Antworten, man musste selber im Datenbuch
> nachschlagen :-)

...und davor stand noch die Odyssee von Buchhandlung zu Buchhandlung, um 
mit Glück eines zu erstehen.

von Paul B. (paul_baumann)


Lesenswert?

>> Früher gab es keine Antworten, man musste selber im Datenbuch
>> nachschlagen :-)
Icke ®. schrieb:
> ...und davor stand noch die Odyssee von Buchhandlung zu Buchhandlung, um
> mit Glück eines zu erstehen.

Naja...
Es gab die sog. "technischen Mitteilungen" aus der Halbleiterindustrie,
es gab Datenblätter als Beilagen in Zeitungen (RFE, Funkamateur), es
gab die Elektronika-Reihe, wo Sachverhalte so detailliert erklärt 
wurden,
wie es kein Datenbuch vermocht hätte, es gab in jeder Bezirksstadt
Zweigstellen, vom ZFTM (Zentrum Forschung und Technologie der Mikro-
elektronik), wo man sich mit Fragen hinwenden konnte etc. etc...

MfG Paul

von Uhu U. (uhu)


Lesenswert?

Paul Baumann schrieb:
> es gab in jeder Bezirksstadt
> Zweigstellen, vom ZFTM (Zentrum Forschung und Technologie der Mikro-
> elektronik), wo man sich mit Fragen hinwenden konnte

Gab es im Westen denn was vergleichbares? Ich erinnere mich an nichts.

von Paul B. (paul_baumann)


Lesenswert?

Uhu Uhuhu schrieb:
> Gab es im Westen denn was vergleichbares? Ich erinnere mich an nichts.

Das weiß ich nicht, weil ich mich zu dieser Zeit höchst selten im Westen
aufgehalten habe.
;-)

MfG Paul

von Timm T. (Gast)


Lesenswert?

Lothar Miller schrieb:
> Aber es ist doch so, dass man eine Uhr auch heute noch mit TTL
> Bausteinen aufbauen könnte. Und diese Uhr täte das selbe wie die Uhr
> vor 30 Jahren. Nur reicht das nicht mehr aus.

Das ist schon wahr, aber: Die Uhr aus D100 und co besteht aus zig 
Schaltkreisen, ist groß wie ein Koffer - nagut, ein kleiner Koffer -, 
frisst einige Ampere Strom und zeigt auch nur die Zeit an.

Ich mein, spannend ist das schon. Aber ich hab viel mit alten Geräten zu 
tun. Da überlegst Du irgendwann nicht mehr, ob Du die alte Elektronik 
mit D100 (bestenfalls) oder Dekatronzählern (schön, aber...) noch 
reparierst, da sagst Du irgendwann: Raus, und das Ganze macht ab jetzt 
ein µC.

Das Witzige an den Geräten: Es wurde ja immer propagiert, dass die 
Elektronik die anfällige Mechanik ersetzen muss. Bei den Geräten läuft 
die Mechanik seit 40 Jahren, aber die Elektronik wurde schon dreimal 
ausgetauscht.

Als "Bastler" hab ich mich lange vor µC gedrückt, weil das irgendwie 
unheimlich war. Aber ab einem gewissen Grad an Komplexität ist ein 
diskreter Aufbau eben nicht mehr sinnvoll.

von Icke ®. (49636b65)


Lesenswert?

Paul Baumann schrieb:
> es gab in jeder Bezirksstadt
> Zweigstellen, vom ZFTM (Zentrum Forschung und Technologie der Mikro-
> elektronik), wo man sich mit Fragen hinwenden konnte

Als Hobbybastler? Gegen Forumschecks vielleicht.

Diverse Bücher und Schaltungssammlungen etc. gabs schon, das stimmt. 
Aber meist gerade vergriffen, wenn ich es am dringendsten benötigt 
hätte.

von Timm T. (Gast)


Lesenswert?

Icke ®. schrieb:
> Diverse Bücher und Schaltungssammlungen etc. gabs schon, das stimmt.

In der Bücherei des Nestes, in dem ich gewohnt habe gab es:

- Funkbummi komplette Jahrgänge
- "dieses komische Jahrbuch dessen Namen ich vergessen habe" zumindest 
für 1979 bis 88, da waren ja immer Beschreibungen "neuer" Schaltkreise 
drin
- Jakubaschk, kleines und großes Elektronikbastelbuch
- Schlenzig
- Martin Selber, Radio-Röhren-Transistoren
- Lothar König, wir basteln uns ein Oszi und ein Radio oder so, mit 
A210K
- diverse KC-85 und Programmierbücher, die mich damals nicht 
interessiert haben

Wurde nach 89 alles entsorgt, weil "Militärverlag". Es hieß damals wohl 
von den "Westverlagen": Wir spenden "neue" Literatur, aber dafür muss 
dieses Propagandazeug verschwinden. Und so wurde der Schlenzig durch den 
Simmel ersetzt. Und ich kam in den Besitz einiger Bücher, aus denen ich 
mir vorher die Schaltungen mühsam abgemalt hatte - kopieren war ja 
nicht.

von Crazy Harry (crazy_h)


Lesenswert?

Ich skizziere einen Schaltplan und layoute dann. Platine ätzen, 
bestücken, und da alles heute mit uC ist: programmieren. 
Schaltungsfehler kommen sehr selten vor. Wenn ich das dann öfter aufbaue 
vielleicht (beim Bestücken gelernt und über das sche...s Layout 
geschimpft :oD ) kleinere Layoutänderungen.

von Paul B. (paul_baumann)


Lesenswert?

Icke ®. schrieb:
> Als Hobbybastler? Gegen Forumschecks vielleicht.

Das war wohl Nichts!
In Erfurt war ich mehrfach im ZFTM, um mir Unterlagen zu U880 und U855
und U857 (CPU, PIO, SIO) geben zu lassen.

Timm Thaler schrieb:
> - "dieses komische Jahrbuch dessen Namen ich vergessen habe"

Das war das "Elektronische Jahrbuch" von Karl-Heinz Schubert als 
Herausgeber

> ...aus denen ich
> mir vorher die Schaltungen mühsam abgemalt hatte - kopieren war ja
> nicht.

Bei uns in der Bibliothek hatten sie einen "Secop"-Kopierer
(VEB Secura Berlin), da konnte man sich gegen einen Obulus von der
Bibliothe-KARIN das Gewünschte kopieren lassen.
MfG Paul

von Peter D. (peda)


Lesenswert?

D a r i u s M. schrieb:
> paradiesische Zeiten brachen an und die
> haben wir bis heute.

Ach wirklich?
Ich kann mich vor Bauteilabkündigungen kaum retten, ständig muß man 
Platinen und Firmware überarbeiten.

Es geht sogar schon soweit, daß ich beim Neudesign 2 Typen an ADCs, 
DACs, MCs vorsehe, falls einer abgekündigt wird oder Lieferengpässe 
auftreten.
Was ich in Altium schon alles an optionalen Bestückungsversionen 
erzeugen mußte. Man kommt kaum mehr zum richtigen neu Entwickeln.

Ach, waren das noch Zeiten, wo im Spoerle Katalog viele schöne Philips 
Power-FETs zu finden waren, sogar bessere als jetzt.
Und Lieferzeiten >14 Tage schon als unzumutbar angesehen wurden.
Für ein Gerät müssen wird die original Phillips Typen beim Broker 
kaufen, weil kein anderer welche mit so schnellen Schaltzeiten und 
kleinen Gatekapazitäten mehr herstellt.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


Lesenswert?

Ich fädele eigentlich schon immer, seit etwa 35 Jahren. QFP's kommen in 
den Prototypen auf billige fertige Adapterplatinen und kleinere SMDs 
direkt mit aufs Punktraster, so wie hier:
http://elm-chan.org/docs/wire/wiring_e.html
Planung nach wie vor im Kopf und auf dem Schreibblock. Ich verbringe 
heute einfach mehr Zeit an der IDE und spare mir dadurch die CMOS- und 
TTL-Gräber. Für Standardsachen habe ich ein MC-Button-LCD Board, was die 
Tests macht, danach wird ein Duplikat gebaut, damit das Protoboard 
wieder frei wird.

Peter Dannegger schrieb:
> wo im Spoerle Katalog viele schöne Philips
> Power-FETs zu finden waren

'Katalog' ist nett untertrieben. Das Dings bog ja fast die Tischplatte 
durch.

: Bearbeitet durch User
von Peter D. (peda)


Lesenswert?

Lothar Miller schrieb:
> "Man" braucht den uC also nicht, weil es andere Bauteile nicht mehr
> gibt, sondern weil "man" verwöhnt ist und viel mehr Funktionalität
> will...

So isses, die Funktionen haben erheblich zugenommen. Ohne Programmierung 
ist da nichts mehr zu wuppen.
Bzw. mit Umprogrammierung kann man oft Fehler beheben, ohne die Platine 
ändern zu müssen.

Die analoge Endstufe in meinem Onkyo Receiver hätte ich bestimmt besser 
selber bauen können.
Aber die digitalen Eingänge, den DSP, Fernbedienung, echten 
logarithmischen Lautstärkesteller usw., da ist mir der Aufwand zu hoch.
Insbesondere der weite gleichmäßige Lautstärkestellbereich hat mich 
begeistert, schrottige Motorpotis kommen mir nicht mehr in den 
Signalweg.

von oldeurope O. (Gast)


Lesenswert?

Peter Dannegger schrieb:
> Ach wirklich?

Ja. Es kommen ja ständig neue und verbesserte Bauelemente dazu.
Da ich hauptsächlich diskret bastle, kann ich nicht klagen.
Abgekündigte IC's kenne ich seit meiner Lehrzeit.

LG

old.

von Uhu U. (uhu)


Lesenswert?

D a r i u s M. schrieb:
> Da ich hauptsächlich diskret bastle, kann ich nicht klagen.

Doch Gottes Wege sind einmal verworren und diskret...
http://www.spinnert.de/5766-georg-kreisler-der-general.html

von Fpgakuechle K. (Gast)


Lesenswert?

Gustav K. schrieb:

> wollte der engagierte Elektronik-Bastler früher was bauen, begann das
> Ganze mit dem Schaltungsentwurf auf Papier mit Bleistift und
> Radiergummi.

Ist heute noch so, eventuell papier ersetzt durch whiteboard.

> Danach wurden die Bauteile besorgt. Dann wurde die
> Schaltung auf dem Steckbrett aufgebaut.

Hm, Steckbrett ist schon eine moderne Erfindung, gängig war/ist 
Lochrasterplatine mit Fädeldraht.

MfG

von Timm T. (Gast)


Lesenswert?

Peter Dannegger schrieb:
> Ich kann mich vor Bauteilabkündigungen kaum retten, ständig muß man
> Platinen und Firmware überarbeiten.

Ja, das ist echt schlimm. Kaum hat man das Layout für den µPD7002 
fertig, schwupps wird er abgekündigt.

Aber mal ehrlich, für die meisten ICs gibt es doch mindestens 
verbesserte und pinkombatible Nachfolger.

Außer für den MAX038... und den µPD7002, aber den vermisst sicher 
keiner. ;-)

von Timm T. (Gast)


Lesenswert?

Fpga Kuechle schrieb:
> Steckbrett ist schon eine moderne Erfindung, gängig war/ist
> Lochrasterplatine mit Fädeldraht.

Was bist Du doch dekadent.

Ein Pappdeckel, ein paar Schrauben reingesteckt und da draufgelötet. 
Lötleisten waren schon Luxus.

von Gerhard O. (gerhard_)


Lesenswert?

Ich vermisse den Radio-RIM in München. Als Junge fuhr ich damals über 
100km mit dem Zug von Ö um Bauteile zu beschaffen. Dann gab es in Wien 
Radio Heitler. Der war bis zur Decke vollgestopft mit exotischen 
Bauteilen. War damals doch irgendwie eine schöne Zeit. Man schlachtete 
auch viele alte Radiogeräte. Heute könnte ich mich dafür ohrfeigen. 
Viele erhaltungswürdige Radios segneten damals das Zeitliche. Heute 
wären das schöne alte Radios. Schade. Aber als Schüler war das 
Taschengeld immer knapp und das Ausschlachten war die einzige 
Möglichkeit neben Spenden von anderen Bastlern die sich mir erbarmten, 
an Bauteile ranzukommen.

Einmal erfuhren wir, dass es in D ein paar km von der Grenze einen 
Autofriedhof voller Amerikanischer Radioteile geben soll. Mit den 
Fahrrädern überquerten mein bester Freund und ich durch den Wald illegal 
die Grenze nach D um uns Rucksäckevoll mit tollen Radiobestandteilen 
einzudecken. Das war herrlich. Da gab es die schönsten neuen 
Keramiktrimmer, Subminiaturröhren, Elkos, Spulen und alles mögliche. Wir 
bauten uns dann nach Herzen KW und UKW Sender- und Empfänger und auch 
einen Kraftverstärker für die Disko.


Mfg,
Gerhard

von Kolja L. (kolja82)


Lesenswert?

Ohne jetzt alle Beiträge gelesen zu haben
und ohne langjährige Erfahrungen als E-Bastler zu haben,
glaube ich, dass der Unterschied zu früher (wann auch immer das gewesen 
sein soll)
die Möglichkeit der Informationsbeschaffung ist.

Wie gesagt, ich weis nicht genau wie es früher war,
aber es gab (sehr) früher keine Internetforen, keine Tutorials und vor 
allem keine Suchmaschine die das alles findet.
So kann ich mich doch heute schon "Bastler" nennen,
wenn ich nach Lichtschranke google, mir den fertigen Reichelt Warenkorb 
bestelle und das ganze auf nem Breadboard zusammenstecke.

Das ist zumindest mein Wiedereinstieg in die Elektrowelt.
Die o.g. Lichtschranke habe ich mit 10 Jahren mal mit meinem Vater 
zusammengelötet.

Gruß Kolja

von Chris B. (dekatz)


Lesenswert?

Gerhard O. schrieb:
> Ich vermisse den Radio-RIM in München. Als Junge fuhr ich damals über
> 100km mit dem Zug von Ö um Bauteile zu beschaffen.

Bei mir warens mind. 200km, aber München war eine Reise wert. Die ganze 
Schillerstrasse (glaube das die so hies) gleich beim Hbhf runter war ja 
die "Elektronik-Meile". Das Problem war dann nur, die ganze "Beute" beim 
Zoll in Salzburg unbehelligt durchzubringen:-D

> Dann gab es in Wien Radio Heitler. Der war bis zur Decke vollgestopft
> mit exotischen Bauteilen.....

Und im näheren Umkreis noch 2 oder 3 Elektronikshops (TECHNOTRONIC, 
BREZIAN, PRINTTECHNIK,.....). Und heute: Null - wenn man vom CONRAD 
absieht....
Im Großraum Linz-Wels gab es zeitweise 4-5 Elektronikshops - nachdem 
voriges Jahr der Aigner zugesperrt hat, ebenso gähnende Leere ausser der 
CONRAD....

von Gerhard O. (gerhard_)


Lesenswert?

Chris, Du deprimierst mich!

Naja, nichts ist dauerhaft. Bin irgendwie froh, so weit weg zu sein. Da 
komme ich wenigstens nicht in Versuchung.

Das mit dem Zoll kenne ich auch aus eigener Erfahrung:-)

Wenn's Dich interessiert gibt es auf meiner Webseite noch ein paar 
schöne Erinnerungsbilder der Schaufenster vom Heitler im Sommer 1997 als 
ich einmal auf Besuch war. Das wars letzte Mal für mich.

http://www.ve6aqo.com/bilder_heitler.htm


Gruß,
Gerhard

: Bearbeitet durch User
von Chris B. (dekatz)


Lesenswert?

Gerhard O. schrieb:
> Chris, Du deprimierst mich!
>
> Wenn's Dich interessiert gibt es auf meiner Webseite noch ein paar
> schöne Erinnerungsbilder der Schaufenster vom Heitler im Sommer 1997 als
> ich einmal auf Besuch war. Das wars letzte Mal für mich.
>
> http://www.ve6aqo.com/bilder_heitler.htm

Tolle Bilder vom Heitler -  Danke!!!
Hat er da extra die Schaufenster für den Fototermin aufgeräumt? - 
zumindest sah es zeitweise ähhhh chaotischer aus ;-)

von Gerhard O. (gerhard_)


Lesenswert?

Das kann ich nicht beurteilen weil ich nur so selten hinkam. Innen war 
immer alles vollgepfropft mit Schubladen bis zur Decke und Unmengen an 
Bestandteilen. Das Geschäft war aber damals schon in zweiten Händen.

Der Wienschall damals noch in der Nähe vom Karlsplatz war auch nicht so 
schlecht. Hatten wenigstens moderne Bauteile. Nur sündteuer. Für die 
Schülerkasse immer ein Problem. Die Augen waren meistens größer wie der 
Fundus.

Mfg,
Gerhard

: Bearbeitet durch User
von Icke ®. (49636b65)


Lesenswert?

Paul Baumann schrieb:
> In Erfurt war ich mehrfach im ZFTM, um mir Unterlagen zu U880 und U855
> und U857 (CPU, PIO, SIO) geben zu lassen.

Zwei Fragen dazu. Erstens, woher wußtest du von der Existenz dieser 
Institution bzw. wo die zu finden ist, und zweitens, wie lief das 
praktisch? Damals hat doch keiner darauf gewartet, daß irgendwelche 
hergelaufene Bastler die Betriebsruhe stören und Unterlagen haben 
wollen. Ich kann mich bspw. noch gut an den stets übellaunigen Verkäufer 
im RFT-Geschäft Karl-Marx-Stadt erinnern, bei dem man immer das Gefühl 
hatte, sich dafür entschuldigen zu müssen, daß man ihm seine Betsände 
wegkaufen wollte.

von Helge A. (besupreme)


Lesenswert?

Was hab ich damals wochenlang in Büchereien rumgesessen mit Papier und 
Bleistift. Das Taschengeld, das ich zum Kopierer hätte schleppen können, 
brauchte ich doch für die Bauteile..

Nervig find ich grad, daß manche Bauteile so winzig klein sind, da 
passen nit mal mit gutem Willen mehr Drähte dran. Bei 0,5mm Pinabstand 
sind Lötstellen manuell eh schon Glückssache, und die Augen werden auch 
nit besser. Wie gern würd ich meinem SDR-USB-Stick noch einen 
Baseband-Eingang verpassen, aber ich kriegs einfach mechanisch nit hin 
:/

von Fpgakuechle K. (Gast)


Lesenswert?

Timm Thaler schrieb:
> Fpga Kuechle schrieb:
>> Steckbrett ist schon eine moderne Erfindung, gängig war/ist
>> Lochrasterplatine mit Fädeldraht.
>
> Was bist Du doch dekadent.
>
> Ein Pappdeckel, ein paar Schrauben reingesteckt und da draufgelötet.
> Lötleisten waren schon Luxus.

Wenn in der unmittelbaren Nachbarschaft ein Schreiner seine Werkstatt 
und ein Lehrer seine Wohnung hat kann man nich mit zusammengelöteten 
Pappdeckeln
kommen. Da hast es: "Mach es gleich ordentlich und so das man sich nicht 
schämen muß wenn einer es aufschraubt und sich die Innerein anschaut."

Durch diese "Schule" musste auch ein Steve Jobs gehen. Das hat er dann 
auf die Spitze getrieben und Computer im halbtransüarenten Gehäuse 
gefertigt: ("Classic iMac") 
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c0/IMac_Bondi_Blue.jpg

MfG,

von Helge A. (besupreme)


Lesenswert?

Meine ersten "Lötleisten" waren Reißzwecken auf Holzstäben. Man durfte 
nur nit zu lang drauf rumbraten mit dem Dachrinnenlötkolben.

von Gerhard O. (gerhard_)


Lesenswert?

Meine ersten "Platinen" Aufbauten machte ich als Schüler auf starken, 
glatten Karton. Mit einer Nadel "bohrte" ich die Löcher und steckte dann 
die Einzelteile ähnlich wie bei einer gedruckten Schaltung rein. Auf der 
Oberseite sah das eigentlich ganz manierlich aus. Nur auf der 
Verdrahtungsseite sah es etwas weniger sehenswert aus. Mein erster 
eisenloser NF-Verstärker mit AC187/188 Endstufe baute ich so auf. Hielt 
jahrelang ohne Mucken durch.

von Paul B. (paul_baumann)


Lesenswert?

Icke ®. schrieb:
> Zwei Fragen dazu. Erstens, woher wußtest du von der Existenz dieser
> Institution bzw. wo die zu finden ist, und zweitens, wie lief das
> praktisch?

Ich wußte von der Existenz, weil in Erfurt der "RFT-Amateur" im gleichen
Gebäude wie die Zweigstelle vom ZFTM untergebracht war und das mit einer
Beschriftung über deren Büroetage kenntlich gemacht war.

Ich bin einfach dorthin marschiert, habe gesagt: Ich komme vom Betrieb
XXX, bin dort Leiter für Wartung und brauche Informationen über XXX.
Da bekam ich, was ich brauchte. Noch nie war ich ein Freund 
bürokratischen
Handelns und bin immer drauf zu. Das hat sich bis heute bewährt.

mfG Paul

von J. A. (gajk)


Lesenswert?

D a r i u s M. schrieb:
> Das Schöne am Heute ist, dass man alles zum Basteln bekommt.
> Wer wie ich vor der Wende im Westen lebte, hatte in Sachen
> Röhren ganz schlechte Karten. Auch waren die Bauteile
> relativ teuer.
> Nach der Wende wurden wir mit Bauteilen aus dem Osten
> überschwemmt paradiesische Zeiten brachen an und die
> haben wir bis heute.
> Nie wieder Eiserner Vorhang und Sanktionen. Bitte!
>
> LG
>
> old.

Wir (aus dem Westen) waren zu DDR-Zeiten mal auf dem Bahnsteig eines 
Bahnhofs. Wir kamen ins Gespräch mit einem jungen Mann, der eine 
meherere hundert km lange Reise machte, um für sein Moped ein bestimmtes 
Ersatzteil vom Vergaser (oder so) zu bekommen...

Bei einer Autofahrt durch eine Innenstadt bremste man plötzlich, weil 
vor einem Geschäft eine lange Schlange stand. NACH dem Anstellen fand 
man dann heraus, dass es dort Tomaten gäbe...

Auf der Rückfahrt hatten wir noch Ostmark und mussten diese auf 
DDR-Gebiet ausgeben. Wir fuhren zu einem Einkaufsmarkt, dort gab es aber 
NICHTS außer halt die leeren Regale...

Das hat für uns Kinder als Anschauungsunterricht zum real existierenden 
Sozialismus gelangt.

Andererseits: Bei unserem mitgebrachten roten Schlauchboot hatten wir 
das große Ventil vergessen. Es war ein Einschraubeinsatz mit ca. 
1-Zoll-Gewinde. Die Junge der besuchten Familie hatte über seine 
Ausbildung/Beruf Zugang zu einer Drehmaschine und so stellt er einen 
entsprechende Alu-Schraube her. So konnten wir das Boot dann nutzen.

von Bernd D. (Firma: ☣ ⍵ ☣) (bernd_d56) Benutzerseite


Lesenswert?

Sinus Tangentus schrieb:
Löten auf Lötösenleisten und in der Luft war
> angesagt.
>
Meiner Einer hat mit Reißzwecken auf Pappelholz gearbeitet.
Heinz Richter Methode :-)

von Icke ®. (49636b65)


Lesenswert?

Paul Baumann schrieb:
> Ich bin einfach dorthin marschiert, habe gesagt: Ich komme vom Betrieb
> XXX, bin dort Leiter für Wartung und brauche Informationen über XXX.

Nun, das hätte mir damals mit Sicherheit keiner abgenommen =8P
Die einzigen mir bekannten Buden, die direkt mit Mikroelektronik zu tun 
hatten, waren Robotron, Numerik und das Forschungszentrum von Textima. 
Dort wäre ich vermutlich aber nicht mal am Pförtner vorbeigekommen.

von Timm T. (Gast)


Lesenswert?

J. Ad. schrieb:
> Bei unserem mitgebrachten roten Schlauchboot hatten wir
> das große Ventil vergessen...

Ich glaub, ich hab grad ein Deja-vu. Die Geschichte erzählst Du gern, 
oder?

Fpga Kuechle schrieb:
> Durch diese "Schule" musste auch ein Steve Jobs gehen. Das hat er dann
> auf die Spitze getrieben und Computer im halbtransüarenten Gehäuse
> gefertigt

Pah, transparentes Gehäuse. Bei mir lief jahrelang eine selbstgebaute 
Kassetten-Radio-Kombi ganz ohne Gehäuse. Nagut, der A210K war dann 
halt etwas verstaubt, aber das konnte der gut ab. War aber schon mit 
geätzten Leiterplatten, mit Nitrolack handgemalter Abdecklack. Und war 
nur Mono, ich hatte nur die 5 Mark 50 für einen A210K.

von Oliver S. (phetty)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Ja, früher war der Bastler bei den Frauen noch anerkannt.

von Karl H. (kbuchegg)


Lesenswert?

Chris B. schrieb:

> Im Großraum Linz-Wels gab es zeitweise 4-5 Elektronikshops - nachdem
> voriges Jahr der Aigner zugesperrt hat,

Nein!
Mit sowas scherzt man nicht.

Echt? Der Aigner hat zugesperrt. Gut, ich war schon jahrelang nicht mehr 
beim Aigner aber ... huhuhu ... nicht auch noch der!

Das schöne beim Aigner war, dass sich die Leute ausgekannt haben und das 
das nicht mit diesem Bürokratiemist lief, wie heute. Der hat sich vor 
seinem Widerstandsschrank aufgebaut, du hast ihm von der Ferne die 
benötigten Werte angesagt und in 3 Minuten waren alle 50 gebrauchten 
Widerstände in der Tüte. Und wenn er mal einen Transistor nicht hatte, 
dann hat er flugs aus den Datenbüchern einen Ersatztyp rausgesucht.
Nicht so wie beim Conrad, der erst mal im Katalog nach der Bauteilnummer 
suchen muss, dann im Computer nachsieht wieviele er hat, und dann 10 
Minuten braucht um die alle zu finden. Das heisst, wenn er im Katalog 
das Bauteil überhaupt findet.

Wie das in meiner Jugend lief?
Nun ja. Buchhandlungen belagern, Bibliotheken belagern zwecks 
Zeitschriften. Die Schaltpläne abmalen und dann ab zum Optiker(!) in der 
Welser FuZo, der auch ein kleines Elektroniksortiment hatte und hoffen, 
dass er die Teile auch hat bzw. besorgen kann. Manche Schaltpläne wurden 
regelrecht hinter vorgehaltener Hand als 3-klassige Kopie einer 
3-klassigen Kopie gehandelt. Besser geworden ist es erst, als dann die 
Elektronik Abteilung an der Welser HTL in Betrieb ging. Herr Willmann 
lehrte mich (als fachfremden Chemiker) dann so einiges und so manches 
Bauteil aus seinem Fundus wechselte den Besitzer.

: Bearbeitet durch User
von Icke ®. (49636b65)


Lesenswert?

Oliver Stellebaum schrieb:
> Ja, früher war der Bastler bei den Frauen noch anerkannt.

Sogar, wenn sie nebenbei gequalmt und Bier gesoffen haben. Das waren 
noch echte Frauen, yeah!

von Chris B. (dekatz)


Lesenswert?

Karl Heinz schrieb:
> Chris B. schrieb:
>
>> Im Großraum Linz-Wels gab es zeitweise 4-5 Elektronikshops - nachdem
>> voriges Jahr der Aigner zugesperrt hat,
>
> Nein!
> Mit sowas scherzt man nicht.
>
> Echt? Der Aigner hat zugesperrt. Gut, ich war schon jahrelang nicht mehr
> beim Aigner aber ... huhuhu ... nicht auch noch der!
>
>

Nö leider kein Scherz :-(( .... er hatte vor 1 oder 2 Jahren auf der 
Homepage nach einem Nachfolger gesucht...

> Der hat sich vor seinem Widerstandsschrank aufgebaut, du hast ihm von
> der Ferne die  benötigten Werte angesagt und in 3 Minuten waren alle ...


Ja, Widerstände - die hatte er in den letzte Jahren als Selbstbedienung 
auf nen großen drehbaren Schubladenturm - bei der Kasse hast dann 
einfach die Gesamtanzahlzahl gesagt und fertig (um 4 Cent!! - schafft 
der CONRAD erst ab 1000 Stück...)


> Die Schaltpläne abmalen und dann ab zum Optiker(!) in der
> Welser FuZo, der auch ein kleines Elektroniksortiment hatte und hoffen,
> dass er die Teile auch hat bzw. besorgen kann.

Ach du warst auch beim Merz Kunde ?!?! ggg

: Bearbeitet durch User
von Peter D. (peda)


Lesenswert?

Gerhard O. schrieb:
> Man schlachtete
> auch viele alte Radiogeräte.

Ja, da mußte man aber rechtzeitig zu den Schrottsammlungen kommen. Die 
Röhren waren schnell von anderen Kindern zerschlagen und die Magnete aus 
den Lautsprechern rausgerissen. Die Göbbelsschnauzen hatten ja einen 
richtig schönen Hufeisenmagneten.
Ich hab meistens nur noch die Netztrafos retten können. Mit den 6,3V 
Heizspannung konnte man schön Transistorschaltungen versorgen und später 
die 5V für TTL erzeugen.

von Karl H. (kbuchegg)


Lesenswert?

Chris B. schrieb:

>> Die Schaltpläne abmalen und dann ab zum Optiker(!) in der
>> Welser FuZo, der auch ein kleines Elektroniksortiment hatte und hoffen,
>> dass er die Teile auch hat bzw. besorgen kann.
>
> Ach du warst auch beim Merz Kunde ?!?! *ggg*

Genau. Merz hiess der. Jetzt wo dus sagst, fällts mir wieder ein.
Den hab ich  mal zur Verzweiflung getrieben, als ich in meiner Naivität 
und Unkenntnis ein digitales Voltmeter mit Zenerdioden in allen 
möglichen Werten aufbauen wollte :-)

Dann bleibt heute eigentlich nur noch die Trotronic in Steyr. Oder gibts 
die auch nicht mehr?

: Bearbeitet durch User
von Chris B. (dekatz)


Lesenswert?

Karl Heinz schrieb:
> Chris B. schrieb:
>
>
> Dann bleibt heute eigentlich nur noch die Trotronic in Steyr. Oder gibts
> die auch nicht mehr?

Oh den kannte ich noch gar nicht - war aber nicht meine "Gegend"...
Schein noch zu existieren...http://www.trotronic.at/

von Rainer U. (r-u)


Lesenswert?

Es gibt noch solche Läden, mögen sie lange durchhalten!

http://www.segor.de

von Stefan M. (derwisch)


Lesenswert?

In der Schulzeit war ich auch schon Elektronikbastler.
Einmal saß ich in der Schul-Sporthalle, weil wir als Zuschauer 
irgendeinem Hallenturnier beiwohnen mussten.
Langweilig.
Da sah ich, wie in der Sitzreihe vor mir ein Mitschüler in einer ECL 
Vergleichsliste blätterte ( die dicken gelben Büchlein, mit der Eule 
vorne drauf ).

Von da an wusste ich, dass ich nicht allein bin, und später las ich auch 
die Vergleichslisten lieber als Romane oder so...

Bei uns ( Hannover ) gibt es nur noch einen nenneswerten kleinen 
Elektronikladen.

von (prx) A. K. (prx)


Lesenswert?

Gerhard O. schrieb:
> Man schlachtete auch viele alte Radiogeräte.

Besonders die ganz alten Geräte mit Lötleisten statt Platine waren 
nützliche Bauteilquellen. Weil die Anschlüsse lang genug waren und eine 
Kneifzange ausreichte.

Ich hatte freilich auch schon aus einem Röhrenfernseher der besseren 
Sorte einen Getriebemotor produktiv nutzen können. Der trieb darin 
einen riesigen Drehko an. Das war noch echte Technik zum ansehen, nicht 
so abstraktes Zeug wie später. Als die Kapazitätsdioden aufkamen ging es 
abwärts mit der Technik.

: Bearbeitet durch User
von Steffen W. (derwarze)


Lesenswert?

>
> Auf der Rückfahrt hatten wir noch Ostmark und mussten diese auf
> DDR-Gebiet ausgeben. Wir fuhren zu einem Einkaufsmarkt, dort gab es aber
> NICHTS außer halt die leeren Regale...

Wohl bis Rumänien durchgefahren und dort zum Fleischer gegangen?
Oder Du hast alles übersehen was nicht in aufwändige, bunte und 
überflüssige Verpackung gesteckt wurde.
Im ernst Du übertreibst, es lag zwar manchmal wenig drin und natürlich 
gab es die 'Bückware' aber wirklich leere Regale hab ich außer beim 
Bäcker gegen 17°° (wenn der ordentliche Semmeln und Brote machte) nicht 
gesehen.
Sorry, es regt mich halt auf wenn immer mal wieder erzählt wird im Osten 
hätten wir den Kitt aus den Fenstern gefressen weil es ja nichts zu 
kaufen gab. Die Schlangen vor den Fleischerläden wurden zwar nicht 
länger aber immer dicker.

Doch zum Thema

Steckbretter gab es in meiner Jugend nicht, meist waren es halt 
Drahtigel.
Zuerst waren es aber Röhrenschaltungen da leisteten Lötösenleisten gute 
dienste. Hatte immer Schraubenzieher und Zange dabei um weggeschmissenen 
Geräten schnell die verwertbaren Teile zu entnehmen. Meine ersten 
Transistoren kosteten damals für einen Schüler ein gefühltes Vermögen.
Lochraster habe ich eigentlich kaum verwendet, die erste Platine war in 
Ritztechnik, und da ich keine Bohrmaschine hatte wurden die Teile direkt 
aud die Leiterzüge gelötet (sozusagen bedrahtete SMD Technik). Später 
dann wenn nach Drahtigelversuchen klar war das alles so funktionierte 
wie gewollt wurde eine Platine gemacht. Handgezeichnet mit Nitrolack, 
mit Geschick ging da auch ein Leiterzug zwischen 2 IC Beinchen hindurch. 
Geätzt wurde, weil FeIIICl schwer zu bekommen war, dann mit HCL und 
Peroxid-Tabletten. Und ich habe unzählige Stunden in der Deutschen 
Bücherei zugebracht, denn da konnte man auch 'Westliteratur' ausleihen 
und auch kopieren lassen wenn es technische oder andere 'unverdächtige' 
Sachen waren.

Zum Glück gab es in Leipzig einige Läden die Bauteile hatten, Längere 
Anstehzeiten (besonders im 'Amateurladen' in der Grimmaischen Straße) 
waren aber immer einzuplanen. Mit Beziehungen konnte man auch in einem 
Laden einkaufen der Industrie-Restposten verkaufte, dort konnte man mit 
Glück auch 'Westbauteile' bekommen oder ein ausrangiertes industrielles 
Meßgerät für keines Geld (mein erster Oszi, ein sauschweres 2Strahl 
Röhrengerät, war von dort).

Die Läden gibt es alle nicht mehr. Nur Pinder der noch am längsten als 
Bauteileladen gegen die Conrad-Filiale bestehen konnte gibt es noch, 
wenn auch nicht mehr als 'Elektronikladen'.

Heutzutage geht eigentlich ohne die Versender (insbesondere abseits der 
Großstädte) kaum noch was, eigenlich bisserl schade, gerade als Anfänger 
hab ich von den Verkäufern (NICHT die vom Amateurladen) die meist Ahnung 
von der Sache hatten manchen guten Tipp bvekommen, das fehlt der 
persönlichkeitslosen Einkauferei im Internet.

Steckbretter verwende ich immer noch sehr wenig. Die langjährige 
Erfahrung ermöglicht es meist gleich eine Prototypenplatine zu machen 
zumal ich sowieso fast alles mit SMD aufbaue (Übrigens gibt es auch 
Rasterplatten für SMD, die kann man sich aber auch recht leicht selbst 
machen). Bauteilwechsel mit Heissluft geht auch viel einfacher als bei 
bedrahteten Teilen.
Die alten (und neuen) Röhrensachen (sogar den Oszi, aber mehr als 
Museumsstück) habe ich auch noch da, nur komme ich kaum dazu mal wieder 
was damit zu machen.

von Matthias L. (limbachnet)


Lesenswert?

Rainer Unsinn schrieb:
> Es gibt noch solche Läden, mögen sie lange durchhalten!
>
> http://www.segor.de

Oja, wenn der dicht machen würde, wäre das wirklich traurig.

von Paul B. (paul_baumann)


Lesenswert?

Steffen Warzecha schrieb:
> Nur Pinder der noch am längsten als
> Bauteileladen gegen die Conrad-Filiale bestehen konnte gibt es noch,
> wenn auch nicht mehr als 'Elektronikladen'.

Gut, daß Du das sagst -da brauche ich nicht mehr hinzugehen, wenn ich
wieder in Leipzig herumlaufe.

MfG Paul

von B. O. (t_65)


Lesenswert?

Matthias L. schrieb:
> Rainer Unsinn schrieb:
>> Es gibt noch solche Läden, mögen sie lange durchhalten!
>>
>> http://www.segor.de
>
> Oja, wenn der dicht machen würde, wäre das wirklich traurig.

In dem Laden habe ich meine ersten Bauteile vor ca. 30 Jahren gekauft:
http://krauss-elektronik.de/
Gibt's heute, ziemlich gewachsen, immer noch, Gottseidank!

Wenn man schnell was braucht ist der eine kompetente Anlaufstelle.

von Uhu U. (uhu)


Lesenswert?

B. Obachter schrieb:
> Gottseidank

Was hat der denn damit zu tun?

von Albert M. (Firma: Bastler aus Mönchengladbach) (albertm) Benutzerseite


Lesenswert?

Mit 16 oder 17 Jahren durfte ich beim ortsansässigen 
Radio+Fernsehhändler defekte Geräte ausschlachten und die Bauteile 
unentgeltlich mitnehmen. Farbfernseher gab es noch nicht.  Mit einer 
EF80 Röhre wurde dann das erste Kurzwellen-Audion gebaut und eine 
Langdrahtantenne in den Garten gehängt. Fand ich damals ungeheuer 
spannend die Amateurfunker zu belauschen. Ganz ungefährlich war das 
Ganze auch nicht, mehrmals bin ich mit der hohen Gleichspannung kräftig 
aneinander geraten. Sender wurden auch gebaut und vornehmlich auf Radio 
Luxemburg eingestellt um die Verkäuferinnen im nahen Lebensmittelladen 
zu ärgern, die den Dudelkasten den ganzen Tag laufen hatten. Dann 
kräftigere Schwarzsender gebaut für Kurzwelle. Passiert ist nie was, 
keine Funkortung ist je erschienen. Heute hätte man wahrscheinlich 
gleich die Mannschaftswagen vor der Türe :)

von Timm T. (Gast)


Lesenswert?

Peter Dannegger schrieb:
> Ja, da mußte man aber rechtzeitig zu den Schrottsammlungen kommen. Die
> Röhren waren schnell von anderen Kindern zerschlagen und die Magnete aus
> den Lautsprechern rausgerissen.

Ich werde wohl nie vergessen, wie ich als Kind auf der Müllhalde 
rumgestiegen bin, mich vorsichtig kreisend einem Fernseher nähernd, an 
dem sich schon ein älterer Herr zuschaffen machte. Ich wollte ja nur mal 
gucken... Als ich so auf 2m ran war, sprang das Männchen auf: "Finger 
weg! Das ist meiner!" Also die Liebe unter den Gleichgesinnten war auch 
nicht unendlich.

Einen Fernseher mit Lautsprecher zu finden war ein Glücksfall. Einmal 
war Weihnachten und Ostern gleichzeitig, da hatte ich einen mit 
Ultraschall-Fernbedienung und einer Ziffernanzeigeröhre (neudeutsch 
Nixie). Auch wenn ich die nie in Betrieb genommen habe: Allein der 
Erkenntnisgewinn durch Analyse der Schaltung mit US-Empfänger, 
Frequenzweichen, Lautstärke- und Helligkeitssteuerung durch Aufladen von 
Kondensatoren per Reedrelais...

Ich denke schon, dass man dabei ordentlich was lernen konnte. Auch wenn 
man vom Umfeld mitleidig belächelt wurde.

von Helge A. (besupreme)


Lesenswert?

Das stimmt. Radios reparieren bringt einem mit 10 oder 11 Jahren niemand 
bei. Da muß man Glück haben und genug zum lernen mit nach Hause 
schleppen..

von Timm T. (Gast)


Lesenswert?

Steffen Warzecha schrieb:
> Die Läden gibt es alle nicht mehr.

Naja, um den Krautscher, der mir als Schüler '91 rum für 12DM! Ja, 
De-Em! aus seinen Altbeständen einen A2030 angedreht hat, der den 
TDA2003 in einem Autoradio ersetzen sollte, ists mir nicht schade. Der 
hatte den Kapitalismus schnell verstanden, aber trotzdem nicht überlebt.

von Gerhard O. (gerhard_)


Lesenswert?

Ich kannte damals in der Nachbarschaft ein Jugoslawischen Radio und 
Fernsehtechniker der einen kleinen Shop hatte und immer bei offerner Tür 
arbeitete. Dem sah ich oft bei seiner Arbeit zu und fragte ihm Löcher in 
den Bauch. Ab und zu wurde ich ihm wie man sich denken kann überdrüssig. 
Ich muß wohl ein arger Quälgeist gewesen sein. Trotzdem schenkte er mir 
ab und zu ein paar Radioteile zum Basteln und erklärte mir viel 
Radiotechnik Kniffe. Einmal gab er mir sogar einen AF116 und AC116 zum 
Radiobauen. Er konnte richtig fluchen wenn ihm was nicht richtig gelang 
(nicht sehr schlimm) und lernte auf dem Gebiet auch einiges:-) 
Rückblickend bin ich ihm heute noch dankbar dass er mich damals nicht 
einfach rausgeworfen hatte um seine Ruhe zu haben. Ich wünsche jedem 
jugendlichen Gleichgesinnten das große Glück zu haben jemanden zu finden 
der Verständnis dafür hat. Selbstverständlich ist es heutzutage nicht 
mehr.

Mfg,
Gerhard

: Bearbeitet durch User
von Fpgakuechle K. (Gast)


Lesenswert?

Oliver Stellebaum schrieb:
> Ja, früher war der Bastler bei den Frauen noch anerkannt.

Ne Nix Bastler, das ist der Fernsehmonteur der nur für zwei kühle Blonde 
willens ist der Rafena Fernsehtruhe wieder Leben einzuhauchen.
;-)

von Fpgakuechle K. (Gast)


Lesenswert?

Gustav K. schrieb:
> Hauptsächlich die ICs in ihren unzähligen
> SMD-Gehäusevarianten. Klar kann man eine einzige Platine anfertigen
> lassen. Aber eine Schaltung entflechten, die höchstwahrscheinlich gar
> nicht funktionieren kann, weil fehlerhaft? Selbst wenn die Schaltung
> funktionieren sollte, ist das Layout fehlerfrei? Wurde die Platine
> fehlerfrei hergestellt? Selbst wenn nun einer mutig ist und diesen Weg
> geht, wie geht es dann weiter, wenn die Schaltung nicht funktioniert?
> Ich kann mir nicht vorstellen, wie man auf diesem Weg zu einem Ergebnis
> kommt.

Im Beruf ist es kein Problem Layout-fehler durch Hochgebogene Pins und 
Fädeldraht zu beheben. Hilfreich bei falsch layouteten IC-Footprints ist 
auch die "Dead Bug" technik, Widerstande können auch hochkant gelötet 
werden und falsche Kupferbahnen sind schnell mit einem Skapell 
durchtrennt. Sollte auch für einen Bastler kein Problem sein. Bei 
multilayern platinen wird's aber knifflig und wenn man bei 
Impedanzangepasstem Leitungspaaren geschludert hat ist das pcb meist 
verloren.

http://davr.org/pics/wiring5.jpeg
http://1.1.1.1/bmi/www.sparqtron.com/sites/default/files/SMD%20BGA%20rework%20reballing%20-%20ECO1.jpg

Aber was ein Profi kann, sollte prinzipiell auch für den  Hobbybastler 
möglich sein. Es muß ja nicht das kleinste SMD sein. OK, irgendwann sind 
die Augen auch für die grossen Käfer zu schwach ...

MfG,

von H.Joachim S. (crazyhorse)


Lesenswert?

Tja, rückblickend kann man nur sagen: schöne Zeit gewesen. Man konnte 
verstehen, was um einen herum passierte und wie es funktionierte. Das 
kann man heute nicht mehr - vielleicht ist das ein Grund für den Rückzug 
der heutigen Generation zum reinen Konsumenten.

Wenn ich mal wieder zu Besuch bei meinen Eltern bin, müsste ich mich mal 
auf Spurensuche begeben. Ich schleppte jedes greifbare 
elektrische/elektronische Schrottteil nach Hause, um es auszuschlachten. 
Die unbrauchbaren Reste (Chassis) stapelten sich, regelmässig gab es 
deswegen trotz verständnisvoller Eltern Krach. Entsorgung: ich wohnte in 
einem Haus, direkt daneben ein völlig überwucherter Hang, ca. 10m tief. 
Kühner Schwung und ab dafür - die liegen garantiert heute noch da. Nicht 
mal den Anflug eines schlechten Gewissens hatte ich damals. Ok, war ja 
eh nur noch Stahl und Alu.

von Martin S. (led_martin)


Lesenswert?

Ja, diese Art von Krach Zuhause kenne ich auch noch, Damals gab es ja 
noch die Sperrmüll-Tage, da wurde angekarrt, was der Bollerwagen fassen 
konnte. Und später lagen halt überall Teile rum, und dann gings los: 
"Ich habe schon wieder eine Schraube auf dem Perkett gefunden, pass 
besser auf ...". Jetzt bin ich 48, da ist das schon 'ne Weile her, Die 
Bastelei hat mich aber nie mehr losgelassen. Vor den Radios waren da ja 
noch die alten Wecker (zu den Zeiten natürlich mechanisch) mit ihren 
spitzigen Zahnrädern, die auch immer wieder für Krach sorgten.

Die Entsorgung der 'Reste' war bei mir nicht so elegant möglich, die 
mussten, für ein halbes Jahr gelagert werden, bis zum nächsten 
Sperrmüll-Tag ... "Bring aber ja nicht mehr so viel mit! ..."

Mit freundlichen Grüßen - Martin

von Steffen W. (derwarze)


Lesenswert?

Paul Baumann schrieb:
> Steffen Warzecha schrieb:
>> Nur Pinder der noch am längsten als
>> Bauteileladen gegen die Conrad-Filiale bestehen konnte gibt es noch,
>> wenn auch nicht mehr als 'Elektronikladen'.
>
> Gut, daß Du das sagst -da brauche ich nicht mehr hinzugehen, wenn ich
> wieder in Leipzig herumlaufe.
>
> MfG Paul

Ist zumindest der Stand vor ein paar Jahren, komme ja nur ab und zu noch 
nach Leipzig. Möglicherweise gibt es ja in den Randgebieten wieder einen 
Laden, wäre aber schon ein kleines Wunder.
Die Elektroniksparte von Pinder ist jetzt 005-Elektronik in der Tauchaer 
Str. 112, ist aber nur Auslieferungslager. Im Netz unter 
http://www.005-elektronik.de/index.html zu finden.

von Paul B. (paul_baumann)


Lesenswert?

Steffen Warzecha schrieb:
> Die Elektroniksparte von Pinder ist jetzt 005-Elektronik in der Tauchaer
> Str. 112, ist aber nur Auslieferungslager.

Danke für die Mitteilung. Man kann die bestellten Sachen wohl auch 
abholen.

Zitat:
Selbstabholung ist nach Info-Mail über die Warenbereitstellung natürlich 
auch möglich.

MfG Paul

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Gustav K. schrieb:
> Dann wurde die Schaltung auf dem Steckbrett aufgebaut.

Hab' ich nie gemacht.

Drahtigel (wie bei Lothar), da konnte man gleich dreidimensional
arbeiten ;-), dann (eventuell :) Platine.

Heute am ehesten gleich Platine.  Zur Not muss man eben nochmal kratzen
und flicken wie soeben, als ich doch verschrummst habe, dass der schöne
TCXO leider nur 500 mVp-p am Ausgang macht und damit nicht in der Lage
ist, den Takteingang eines Xmega zu treiben.  Aber die neue Technik
hat eben auch schöne Seiten: das SN74LVC2G17-Gatter zum Verstärken
des Signals passt mit seinem SC-70-Gehäuse wunderbar gleich direkt
auf die auseinandergekratzte Taktleitung. :-)

von Simon K. (simon) Benutzerseite


Lesenswert?

A. K. schrieb:
> Als die Kapazitätsdioden aufkamen ging es
> abwärts mit der Technik.

Das ist ja weitreichend bekannt ;-) ;-)

von Moby A. (moby-project) Benutzerseite


Lesenswert?

H.Joachim Seifert schrieb:
> Tja, rückblickend kann man nur sagen: schöne Zeit gewesen.

Na ja- im Osten eher eine Zeit des Mangels. Umso höher hüpfte das Herz 
aber natürlich, wenn die samstägliche Fahrradtour zu städtischen 
Schrottcontainern ein paar Geräte zum Ausschlachten einbrachte. Und wenn 
die kleine Elektronikabteilung des örtlichen Heimwerkerladens wieder 
einen neuen Bastlerbeutel mit heißbegehrten Bauteilen vorrätig hatte und 
erst recht, wenn einem der Ausflug zu nahen Elektronikläden, wie es 
einen am Cottbuser Altmarkt und einige in Berlin (Nähe SBf Warschauer 
Str und in Köpenick) gab, wie ein Blick ins Paradies vorkam ;-)
Aber muß das nochmal sein? Das Paradies ist heute in Zeiten des 
Internets ein ganz anderes, inbesondere wenn eine unendliche Palette 
verschiedenster Bauteile günstigst aus Asien geordert werden kann. Das 
wird dann nur noch davon getoppt, wenn man sich selbst einmal zu den 
Elektronikmeilen in Shenzen,Tokio oder Seoul begibt und von der 
augenscheinlichen Auswahl schlicht erschlagen wird.

> konnte verstehen, was um einen herum passierte und wie es funktionierte.
> Das kann man heute nicht mehr

Heute sind dafür andere Dinge zu verstehen die eben viel mit 
Mikrocontrollern zu tun haben- und natürlich ihrer Software. Das 
Universum der Möglichkeiten, das sich hier aufgetan hat, wird die 
Bastlerszene ganz sicher nicht aussterben lassen!

von Gerhard O. (gerhard_)


Lesenswert?

Guten Abend,

Von meiner Perspektive aus sehe ich die Dinge in diesem anderen Licht:

Die politische Wende die Anfangs der 90er Jahre vom Stapel lief war nur 
die sogenannte Spitze des Eisbergs welcher eine profunde Änderung des 
Opus Operandis einleitete. Das Ende des Kalten Kriegs katalysierte 
zusammen mit der Eröffnung des Internets und den allgemeinen extremen 
Fortschritten in der Elektronik und Computer Technik zusammen mit 
großangelegten Änderungen im Zusammenspiel in der globalen 
Geschäftsphilosophie, hatte weitreichende Folgen.

Einige die uns als Hobbyist betreffen sind:

Firmen allgemein fingen an dem Endkunden nicht mehr ohne Weiteres 
Serviceunterlagen zur Verfügung zu stellen. Durch den internationalen 
Wettkampf wollte man allgemein die Karten geheim halten. 
Serviceunterlagen die zum Verständnis der Geräte dienen könnten sind nur 
mehr schwer wenn nicht unmöglich zu erhalten. Hier hat allerdings das 
Internet mit älteren Geräten geholfen. Zum Teil hat sich diese Situation 
für uns verbessert.

Der Umschwung von diskreter Elektronik auf Mikroprocessor Technik, 
FPGAs, CPLDs bedeutete nun dass viele Funktionen von der Platine in 
diese ICs wanderte und durch Software und Hardware IP erledigt wurde. 
Das hat für uns Bastler die schwerwiegende Konsequenz, dass dieser Teil 
der Schaltungsfunktionen uns als Kunden und Gebraucher nicht mehr 
allgemein zugänglich ist und Company Interlectual Property ist die uns 
im Allgemeinen ohne NDAs nicht ohnere Weiteres mehr zugänglich ist.

Erschwerend zum Verständnis kommt dazu dass viele moderne Produkte 
immens komplizierter in ihrer Funktion wurden und sich auf recht 
komplexe interne Software und Algorithmen stützt. Das bedeutet dass man 
als interessierter Hobbyist nur mehr Zugang zu einen begrenzten Teil der 
Schaltung hat. Oft machen es ASICs unmöglich irgend etwas oder viel über 
die interne Funktion zu erfahren. Aggravierent kommt noch dazu dass 
gewisse Produkte viele Massnahmen eingebaut haben um gewisse geregelte 
Konsumer Beschränkungen im Gebrauch zu gewährleisten.

Diese Neue Ära in der Elektronik bringt es mit sich dass die innere 
Arbeitsweise (leider) nur mehr den Entwicklern in den Firmen (oder 
Zuhause bei Eigenentwicklungen) zugänglich sind. Die ultimate Konsequenz 
dueser Tendenz ist dass wir als Gesellschaft mehr und mehr in die Ecke 
des uninformierten Konsumers gedrängt werden oder wurden, die nicht 
länger viel Einfluß auf die Arbeitsweise durch eigene Änderungen leicht 
möglich machen oder zumindestens weitgehend beschränken. Das ist 
natürlich der hohe Preis des technischen Fortschritts. Früher waren 
Beschränkungen eher mechanischer Natur oder durch komplexe 
Industrieprozesse gegeben.

Man sieht diese Tendenz sehr gut auf dem Gebiet der Messinstrumente. 
Früher wurde z.B. Ein Spectrum Analyzer von einem großen Hersteller mit 
kompletten Serviceunterlagen geliefert. Heute gibts für die 
kontemporären Modelle oft nur mehr Teildokumentation die einen 
kompletten Service nach Ablaufen des Firmensupports sehr erschweren. 
Viele Firmen stellen überhaupt keine Serviceunterlagen mehr zur 
Verfügung. Siehe HP8590.

Warum bringe ich das auf? Zumindestens früher verbrachte ich viel Zeit 
um die Schaltungstechnik professioneller Geräte im Detail zu verstehen 
und da sind Serviceunterlagen eine Goldene Quelle an Beispielen 
professioneller Schaltungstechnik die einem bei eigener Arbeit (im 
Hobbybereich natürlich) recht hilfreich sein kann. Diese Quelle bleibt 
der heutigen Generation von angehenden Interessenten weitgehend 
verschlossen. Es sei denn man verschafft sich ältere Unterlagen.

Die Bottom Line ist, dass die Aussenstehenden der Industrie naturgemäß 
in die Rolle des "dummen" Konsumers gedrängt werden oder schon wurde. 
Ich habe hier nicht die Absicht viel zu polemisieren und/oder zu 
lamentieren, als aufzuzeigen dass die beschriebene Situation eine 
ultimate Konsequenz unseres Fortschritts und unsere neuen Weltlage ist. 
Erschwerend kommt natürlich dazu dass durch den extremen internationalen 
gewerblichen Wettkampf viele Firmen keine andere Wahl hatten als alles 
so weit wie möglich geheim zu halten. Das trifft uns als Hobbyisten 
natürlich zum Teil hart.

Was ich persönlich noch trauriger finde ist, dass viele interessante und 
brauchbare Geräte keine Weiterentwicklung mehr bekommen. Es werden am 
laufenden Band mehr oder weniger gut funktionierende Geräte auf den 
Markt geworfen und dann wendet man sich gleich zum nächsten Gerät zu und 
wiederholt das Ganze. So passiert es dass viele Geräte Fehler haben oder 
andere Mängel, ergonomische Schwachstellen haben, die niemals mehr durch 
eine traditionelle Weiterentwicklung behoben werden könnten. Wenn früher 
im eigenen Land erzeugt wurde, da gab es doch eine gewisse Rückkopplung 
zwischen Hersteller und Verbraucher. Das ist in der Regel heutzutage 
speziell bei Importgeräten aus China nicht der Fall. Z.B. Sind für die 
meisten China Labornetzgeräte keine Serviceunteragen erhältlich 
(Zumindest bei uns). Labornetzgeräte sind prinzipell vom Endkunden in 
dieser Branche reparierbar.

Die Konsequenz dieses Wahnsinns ist, dass Halden von wegeworfener 
Elektronik Enstehen die unnotwendigerweise Elektronikmüll werden und uns 
allen ein grosse Problem verursachen. Das erklärt auch die Notwendigkeit 
und unbequeme Konsequenzen für den Kleinhersteller heutzutage in der 
ganzen Entsorgungspolitik. Viele Hersteller machen es absichtlich schwer 
Reparaturen durchzuführen nicht zuletzt auch durch die Anwendung mieser 
Sicherheitsschrauben.

Was mich auch stört ist, dass viele Importgeräte fernöstliche Teile 
verwenden die oft nicht mit zugänglichen Datenblättern belegt sind. Oft 
passiert auch dass Datenblätter solcher Halbleiter einfach von den 
fernöstlichen Herstellern  nicht allgemein zugänglich sind und entsorgt 
wurden. Das erschwert einem oft die Reparatur älterer Geräte.

In der Blüte Europäischer Elektronikproduktion wareen die meisten 
Bauteile in diesen Geräten damals europäischer Produktion und 
Datenblätter waren in der Regel kein Problem. Das machte es leichter zu 
verstehen wie die Geräte arbeiten weil die Datenblätter die Teile gut 
dokumentierten. Auch sahen die Bauteile Europäischer Produktion oft 
ästhetisch besser aus wie Importteile. Es stört mich dass Philips die 
Bauteileproduktion eingestellt hat. Z.B. die schönen keramischen 
viereckigen Kondensatoren und v. A. Philipsteile vermisse ich sehr.

Ein moderneres Beispiel. Ein Junger, angehender Bastler kriegt einen 
alten VHS Recorder oder eine alte Festplatte zum Zerlegen oder Basteln. 
Er sieht jetzt die schönen Motoren die dort eingebaut sind. Jetzt fängt 
das Problem an. Die Datenblätter des Motortreiber Ics sind im Internet 
nicht zu finden weil das IC als OEM vermarktete wurde oder einfach zu 
alt. Das einzige was er jetzt tun kann ist entweder die Beschaltung und 
Ansteuerung zu erforschen oder nur den Motor ausbauen und ein modernes 
zugängliches IC zu finden oder eine diskrete Ansteuerung zu bauen. Wenn 
er nun aber die Schaltungsunterlagen hätte, dann wäre einer 
Neuverwendung älterer Teile weniger Schwierigkeiten im Weg gelegt. Viel 
Elektronikschrott könne leichter wiederverwendet werden.

Es stört mich sehr, dass an sich brauchbare Geräte oft mit idiotischen 
ergonomischen Schwachstellen auf den Markt geworfen werden. Als Konsumer 
habe ich keine Möglichkeit mich massgeblich zu beschweren und eine 
Verbesserung des betroffenen Geräts zu ermöglichen. Live with it, wird 
einem oft arrogant entgegen geworfen. Z.B. Schwarze Frontplatten mit 
dunkler Beschriftung für Entertainmentgeräte im dunklen Wohnzimmer so 
dass man die Beschriftung nicht gut erkennen kann sind ein 
Paradebeispiel an dummen Industrial Design. Als Konsumer kann ich nicht 
viel darüber machen. (Das betrifft mich in N.A. mehr als Euch weil hier 
im Gegensatz zu Europa imm Allgemeinen nur die schwarzen Version der 
Geräte vermarktet werden. Ihr habt es der Beziehung besser weil bei Euch 
immer noch die silbernen Versionen erhältlich sind.)

Was ich hier wirklich sagen will, ist dass ich mit Produkten aus dem 
Fernosten nicht sehr glücklich bin, weil die Geräte eher total 
internationalen Charakter haben und nicht immer für die Endkunden 
optimiert sind und zahlreiche Mängel haben die nie verbessert werden. 
Ich kann allerdings von hier nicht beurteilen ob in E mehr auf 
Länderspezifische Unterschiede bestehen. In N.A. Scheint die Mantra "One 
size fits all" die Oberhand zu haben. Irgendwie fühle ich mals 
potezieller Kunde total übergangen.

Sicherlich ist in Wirklichkeit alles halb so schlimm wie ich es hier 
ausmale, aber trotzdem, die Regeln des Spiels haben sich in den letzten 
30 Jahren gründlich geändert. So wie ich die Sache sehe, hat es mehr 
Sinn mit den modernen Teilen die uns zur Verfügung stehen, eigene tolle 
neue Sachen zu entwickeln und bauen und weniger versuchen sollte, die 
Funktion nicht dokumentierbarter Massenware zu erforschen. Auch bekommt 
man zum Glück durchs Internet noch viele nette Bauteile. Das scheint 
schon fast Zeitverschwendung zu sein. Ausnahmen gibt es natürlich wie 
z.B. Die Fritzbox oder Ähnliches wo man vielleicht mit der eingebauten 
Software Sachen anstellen könnte. Aber sogar das wird oft erschwert wenn 
nicht unmöglich durch Maßnahmen seitens der Hersteller gemacht die 
solche Änderungen natürlich aus offensichtlichen Gründen nicht wollen.

Ich nehme an jeder von Euch hat eigene Ansichten wie die Dinge stehen 
und wir sollten es darauf belassen und ich von der "Soapbox" 
runterzusteigen:-)


Mfg,
Gerhard

: Bearbeitet durch User
von Moby A. (moby-project) Benutzerseite


Lesenswert?

Gerhard O. schrieb:
> So wie ich die Sache sehe, hat es mehr
> Sinn mit den modernen Teilen die uns zur Verfügung stehen, eigene tolle
> neue Sachen zu entwickeln und bauen und weniger versuchen sollte, die
> Funktion nicht dokumentierbarter Massenware zu erforschen.

So würde ich das Hobbybasteln jetzt auch mal definieren. Ziel ist der 
Weg + ein individuell nutzbringendes Ergebnis (mit dem man idealerweise 
auch noch Geld gespart hat, was momentan gerade mit Chinabauteilen 
leicht fällt).

von Timm T. (Gast)


Lesenswert?

tl;dr: Früher war es besser, weil es einfacher war.

von Martin S. (led_martin)


Lesenswert?

Sehr schöner Beitrag!

Ich finde es ärgerlich, daß nicht nur die Geräte-Funktionsweise 
verborgen wird, sondern auch die Medien-Inhalte / Daten. Früher konnte 
man, auch als Bastler, z.B. vom Videorekorder / Fernsehgerät das 
Vidosignal abgreifen, und mit selbstgebauten Schaltungen verarbeiten. So 
ist, bei mir, ein Digitalisierer für den ATARI-STE entstanden, der, zum 
Schluß, sogar farbige Einzelbilder lieferte. Heute bestehen die 
Inhaltsanbieter auf Verschlüsselung des kompletten Datenpfades. Ich 
würde mir wünschen, daß das Recht auf Privatkopie, und damit auch die 
uneingeschränkte Verwendung der Inhalte, im eigenen Privatbereich, 
endlich über die Interessen der Medien-Industrie gestellt wird. Hier 
werden die Interessen Weniger über die Interessen Vieler (Das Volk) 
gestellt, nicht umsonst ist ja immer wieder die Rede von der 
'Content-Mafia'.

Eine meiner Reaktionen darauf: CI+, HD+, und andere die Nutzung stark 
einschränkende Techniken kommen bei mir nicht ins Haus, auch DVDs und 
Bluerays kaufe ich nicht. Und dabei bin ich Film- und Serien-Fan 
(Schwerpunkt Science-Fiction und Fantasy).

Auch eine Begleiterscheinung dieser Zustände: Heute besitzt ja fast 
Jeder Geräte zur Ton- und Bildaufzeichnung, aber da wo es was 
Interessantes zu hören oder sehen gibt, kann man diese Geräte meist 
nicht legal benutzen.

Mit freundlichen Grüßen - Martin

von Gerhard O. (gerhard_)


Lesenswert?

Timm Thaler schrieb:
> tl;dr: Früher war es besser, weil es einfacher war.

Timm, für was steht "tl;dr" ?


Mfg,
Gerhard

von Gerhard O. (gerhard_)


Lesenswert?

Martin Schlüter schrieb:
> Sehr schöner Beitrag!
>
> Ich finde es ärgerlich, daß nicht nur die Geräte-Funktionsweise
> verborgen wird, sondern auch die Medien-Inhalte / Daten. Früher konnte
> man, auch als Bastler, z.B. vom Videorekorder / Fernsehgerät das
> Vidosignal abgreifen, und mit selbstgebauten Schaltungen verarbeiten. So
> ist, bei mir, ein Digitalisierer für den ATARI-STE entstanden, der, zum
> Schluß, sogar farbige Einzelbilder lieferte. Heute bestehen die
> Inhaltsanbieter auf Verschlüsselung des kompletten Datenpfades. Ich
> würde mir wünschen, daß das Recht auf Privatkopie, und damit auch die
> uneingeschränkte Verwendung der Inhalte, im eigenen Privatbereich,
> endlich über die Interessen der Medien-Industrie gestellt wird. Hier
> werden die Interessen Weniger über die Interessen Vieler (Das Volk)
> gestellt, nicht umsonst ist ja immer wieder die Rede von der
> 'Content-Mafia'.
>
> Eine meiner Reaktionen darauf: CI+, HD+, und andere die Nutzung stark
> einschränkende Techniken kommen bei mir nicht ins Haus, auch DVDs und
> Bluerays kaufe ich nicht. Und dabei bin ich Film- und Serien-Fan
> (Schwerpunkt Science-Fiction und Fantasy).
>
> Auch eine Begleiterscheinung dieser Zustände: Heute besitzt ja fast
> Jeder Geräte zur Ton- und Bildaufzeichnung, aber da wo es was
> Interessantes zu hören oder sehen gibt, kann man diese Geräte meist
> nicht legal benutzen.
>
> Mit freundlichen Grüßen - Martin

Ich glaube, das ist ja auch der Grund warum die digitale Medientechnik 
und Verbreitung so intensiv gefördert wurde. Zum ersten Male in der Welt 
der Medienverbreitung ist es ja gelungen nahezu totale Kontrolle über 
die Art der Verwendung des Materials zu haben. Vorher war das ja nur 
sehr begrenzt möglich. Heutzutage erlaubt die digitale Verwaltung 
komplette User Privilege Einhaltung der Regeln. Glaubt den irgend jemand 
noch ernsthaft daran, dass diese neue Technik nur zu unserem Vorteil in 
die Welt gebracht worden ist? Kaum!

Und dann wurde ja international sehr an den Gesetzen in jeden 
vermarkteten Land gedreht um eine Umgehung jeder dieser Maßnahmen 
illegal und bestrafbar zu machen.

Ich möchte hier in diesem Zusammenhang was bemerken was mich persönlich 
betrifft weil ich im Ausland lebe. Bei uns gibt es nur Region 1 DVD 
Abspielgeräte. Als Deutsch-sprechender freut es nich sehr dass ich mir 
übers Internet Deutsche Filme und TV Programme bestellen kann.  Diese 
DVDs sind natürlich Region 2. OK, ich habe mehrere Multiregion 
Abspielgeräte und ist für mich kein Problem. Es geht aber ums Prinzip.

In dieser sogenannten globalen Wirtschaft sollte man meinen das Region 
Control ein Anachronismus ist. Nur weil geldgierige Amerikaner totalle 
Kontrolle über die Vermarktung ihrer Produkte haben wollten, wird die 
ganze Welt benachteiligt. Mein Standpunkt ist, dass den Amerikanern in 
keiner Weise ein finanzieller Verlust ensteht wenn ich in Canada 
deutsche Programme sehen will. Ich sehe in keiner Weise irgendwelche 
Copyright Verletzungen hier. Trotzdem muss ich mit den marktpolitischen 
Konsequenzen leben. Prinzipiell stinkt (mir) das zum Himmel. Ich weiß 
nicht wie Ihr das seht, aber es ärgert mich sehr.


Mfg,
Gerhard

von Martin S. (led_martin)


Lesenswert?

Auch bei Dir Gerhard O. (gerhard_) - Volle Zustimmung!

Leider sind die Medien-Konzerne anderer Länder (auch DE) auch nicht 
besser als die aus den USA. Es ist traurig, wie viel Einfluss Firmen 
inzwischen auf die Gesetzgebung haben, und das in einer sogenannten 
Demokratie. Auch der CSS-Schutz der Video DVD ist so ein Beispiel, gegen 
die professionellen 'Raubkopierer', die wirklich Schaden anrichten, 
längst wirkungslos, bekommt aber, bei einer der letzten Änderungen am 
Urheberrecht, den gesetzlichen Segen - Nachteile nur für den geöhnlichen 
Nutzer. Es ist längst Zeit für eine große Reform, der Bürger sollte das 
Recht bekommen, alles was er ansehen, und anhören kann auch, für die 
eigene Verwendung, aufzuzeichenen oder zu kopieren. Ein Schaden für die 
Rechteinhaber entsteht dadurch nicht, erst die Verbreitung dieses 
Materials kann, eventuell, zu einem Schaden führen. Also weg mit dem 
Kopierschutz, dafür ein digitales Wasserzeichen, das illegal 
verbreitetes Material zurückverfolgbar macht. Auch so ein Unding: Mit 
dem runterladen, oder weitergeben von Material, das schon lange nicht 
mehr käuflich zu erwerben ist, z.B. uralte CDs, macht man sich strafbar. 
Die Schutz-Zeiten müssen endlich mal an die schnelllebige Medien-Welt 
von heute angepasst werden, und der Schutz muss enden, wenn das Material 
nicht mehr käuflich zu erwerben ist, und so nur noch aus 'illegaler' 
Quelle zu bekommen ist.

(Das war jetzt aber viel Offtoppic, eigentlich geht es ja hier ums 
Basteln)

Mit freundlichem Gruß - Martin

von Timm T. (Gast)


Lesenswert?

Martin Schlüter schrieb:
> Früher konnte
> man, auch als Bastler, z.B. vom Videorekorder / Fernsehgerät das
> Vidosignal abgreifen, und mit selbstgebauten Schaltungen verarbeiten.

Nun ja, da gab es auch früher(tm) schon Versuche das zu unterbinden. Zum 
Beispiel durch entsprechend manipulierte VHS.

Und der Zugriff auf diese Signale erforderte Spezialwissen. Das ist 
heute noch genauso, wer davon Ahnung hat kann so ziemlich jeden 
Kopierschutz umgehen, aber meine Kinder können die originale 
Schlümpfe-DVD auf dem Klapprechner nicht sehen, weil Sony das nicht 
will*.

Genauso ist das mit den übrigen Basteleien: Es waren immer die Nerds, 
die Pickligen, die komischen Vögel, die in der Verwandschaft die Geräte 
repariert oder umgebaut haben. Es waren immer Leute mit Spezialwissen, 
und die anderen standen daneben und haben reingeschaut wie die Kuh ins 
Uhrwerk.

Das hat sich heute nur verschoben. Wenn ich sehe, was die Leute z.B. auf 
dem C3 mit irgendwelchen -teils Alltags - Geräten anstellen: Da schaue 
ich rein wie die Kuh ins Uhrwerk.

Die Einstiegsschwelle ist heute auch nicht höher: Jeder kann Bauteile, 
Bausätze auch einfacher Art bekommen und zusammenbraten. Es muss nicht 
immer gleich ein Arduino sein.

Eines aber hat sich definitiv geändert: Die Erwartungshaltung. 
Früher(tm) haben wir eine Schaltung gesehen oder entworfen, haben uns 
die Bauteile besorgt und irgendwann Wochen später lief das dann mal. 
Heute muss das in 3 Tagen funktionieren, oder jemand hat am WE eine Idee 
und jammert, weil er die Teile ja erst am Di von Reichelt bekommt. Dann 
isses schon wieder uninteressant.

Aber der Zwang zur instantanen Wunscherfüllung ist heutzutage kein auf 
unsere Bastelei beschränktes Phänomen.

tl;dr: Früher(tm) war es besser. Aber auch schlechter.

*) Disclaimer: Es ist eine geschenkte DVD, ich kaufe nichts von Sony.

von Gerhard O. (gerhard_)


Lesenswert?

Halo Martin und Timm,

Ihr sprecht mir aus der Seele. Naja, vielleicht bleibt es der jüngeren 
Generation vorbelassen die egoistischen und kurzsichtigen Dummheiten 
ihrer Väter gerade zu biegen.

Ja, belassen wir das Thema und schalten mir mal den Lötkolben ein und 
werkeln bis ein neues Wunderwerk das Licht der Welt erblickt.

In diesem Sinne, guten Abend,
Gerhard

von Paul B. (paul_baumann)


Lesenswert?

Martin Schlüter schrieb:
> Früher konnte
> man, auch als Bastler, z.B. vom Videorekorder / Fernsehgerät das
> Vidosignal abgreifen, und mit selbstgebauten Schaltungen verarbeiten.

Ja, das waren noch Zeiten, als Willy Klein, der Fernsehmann noch Alles
reparierte und nebenbei auch die Hausfrau instand setzte.
http://www.myvideo.de/watch/9733759/Gunter_Gabriel_Willy_Klein_der_Fernsehmann
;-)

MfG Paul

: Bearbeitet durch User
von Bernd F. (metallfunk)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Früher war alles besser :)

Grüße Bernd ( Opa )

von Helge A. (besupreme)


Lesenswert?

Die ersten verschlüsselten TV-Programme vom Satellit hatte ich als 
sportliche Herausforderung angesehen. Dabei kam damals ein kleines 
Kästchen heraus mit ein paar Zählern, CMOS-Schaltern, Videoverstärkern.

Die Verschlüsselung war fast immer nur ein invertiertes Signal, ein 
zeilenweise abwechselnd invertiertes Signal, komplett oder zeilenweise 
invertiertes Farbsignal. Zum Videos aufnehmen taugte das aber nit: Diese 
Vermischung wurde häufig gewechselt, und dann mußte man an den Schaltern 
wieder die korrekte Dekodierung einstellen.

Immerhin konnten wir damit ein paar Kanäle schauen, die es für den 
deutschsprachigen Raum nit gab.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Jörg Wunsch schrieb:
> Aber die neue Technik hat eben auch schöne Seiten: das
> SN74LVC2G17-Gatter zum Verstärken des Signals passt mit seinem
> SC-70-Gehäuse wunderbar gleich direkt auf die auseinandergekratzte
> Taktleitung. :-)

Hier mal als Illustration und gewissermaßen als Beweis, dass man auch
heute noch „basteln“ kann.

Sieht nicht schön aus, aber es funktioniert.  Sollte ich tatsächlich
noch ein zweites Exemplar der Platine machen, wird das natürlich da
mit eingebaut, aber ggf. benutze ich diese in der Form wirklich für
das fertige Gerät (soll ein einfacher und vor allem kleiner
Zählfrequenzmesser werden).

Timm Thaler schrieb:
> Heute muss das in 3 Tagen funktionieren

Yep, das hatte ich mir hier auch gedacht. :-)  Jetzt sitze ich schon
deutlich länger dran.  Aber ich werde es trotzdem bis zu Ende
durchziehen, und es hat natürlich sehr wohl seinen Reiz, genauso wie
früher™.  Allerdings konnte mein mit vergleichbarem Aufwand
hergestellter Zählfrequenzmesser auf TTL-Basis nicht halb so viel
wie der, der hier im Entstehen ist.

von Gerhard O. (gerhard_)


Lesenswert?

Jörg Wunsch schrieb:
> Yep, das hatte ich mir hier auch gedacht. :-)  Jetzt sitze ich schon
> deutlich länger dran.  Aber ich werde es trotzdem bis zu Ende
> durchziehen, und es hat natürlich sehr wohl seinen Reiz, genauso wie
> früher™.  Allerdings konnte mein mit vergleichbarem Aufwand
> hergestellter Zählfrequenzmesser auf TTL-Basis nicht halb so viel
> wie der, der hier im Entstehen ist.

Hallo Jörg,

Bitte berichte mehr davon - Frequenzzähler Projekte interessieren mich 
immer. CPLD/FPGA + MCU?

Gruß,
Gerhard

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Gerhard O. schrieb:
> Frequenzzähler Projekte interessieren mich immer. CPLD/FPGA + MCU?

Sollte man einen separaten Thread dafür öffnen.

Recycling eines existierenden ATxmega256A3-Boards plus etwas externe
Hardware (schaltbarer Vorteiler für 100+ MHz, TCXO, LC-Display,
LiIon-Ladeschaltung).

Aber ist noch alles sehr „im Flusse“.  Ping mich mal per Mail in zwei
oder drei Wochen.

Wesentlicher Grund für das Mini-Projekt war, dass meine existierenden
Zähler einfach unter die Rubrik „Immobilie“ (oder „Bootsanker“) fallen
und ich noch etwas haben wollte, was klein, leicht und flexibel ist
(natürlich bei Abstrichen an der Genauigkeit).

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

p.s.: Als uns unser Technologie-Professor vor 30 Jahren was von SMD
und seinem vorhersehbaren Siegeszug erzählt hat, hätte ich mir mit
keiner Silbe vorstellen können, dass ich sowas auch mal als Bastler
selbst verarbeiten würde.  Jetzt bin ich hier schon ein bis zwei
Generationen unter dem, was er damals als SMD auf dem Plan hatte.
Damals: SO-Gehäuse mit 1,27 mm Raster, Transistoren in SOT-23,
Hühnerfutter in 1206; jetzt hier: TSSOP-Gehäuse mit 0,5 mm Raster,
Transistoren und Einzelgatter in SC-70, Widerstände in 0603 oder auch
kleiner, wenn's sein muss.

von Gerhard O. (gerhard_)


Lesenswert?

Jörg Wunsch schrieb:
> p.s.: Als uns unser Technologie-Professor vor 30 Jahren was von SMD
> und seinem vorhersehbaren Siegeszug erzählt hat, hätte ich mir mit
> keiner Silbe vorstellen können, dass ich sowas auch mal als Bastler
> selbst verarbeiten würde.  Jetzt bin ich hier schon ein bis zwei
> Generationen unter dem, was er damals als SMD auf dem Plan hatte.
> Damals: SO-Gehäuse mit 1,27 mm Raster, Transistoren in SOT-23,
> Hühnerfutter in 1206; jetzt hier: TSSOP-Gehäuse mit 0,5 mm Raster,
> Transistoren und Einzelgatter in SC-70, Widerstände in 0603 oder auch
> kleiner, wenn's sein muss.

Hallo Jörg,

Danke für Deine Erklärungen.

Also, SMD ist eigentlich nicht wirklich soo... modern. Die gab es schon 
en den frühen 70er Jahren im professionellen Bereich wie 
Mil/Flugzeug/Raumfahrt. Ich kann mich errinnern Bilder von Avionic 
Elektronik aus den 70er Jahren gesehen zu haben wo im Mikrowellenteil 
überall SMD Cs gesessen haben (DME).

SMD wurde erst später allbekannt als es aus Rationalitätsgründen und 
Miniaturisierung weitgehend eingesetzt wurde. Das hatte eher mit 
Kostersparnis zu tun weil sich SMD viel billiger in großen Stückzahlen 
herstellen läßt.

Gruß,
Gerhard

: Bearbeitet durch User
von Gerhard O. (gerhard_)


Lesenswert?

Jörg Wunsch schrieb:
> Gerhard O. schrieb:
>> Frequenzzähler Projekte interessieren mich immer. CPLD/FPGA + MCU?
>
> Sollte man einen separaten Thread dafür öffnen.

Gute Idee.
>
> Recycling eines existierenden ATxmega256A3-Boards plus etwas externe
> Hardware (schaltbarer Vorteiler für 100+ MHz, TCXO, LC-Display,
> LiIon-Ladeschaltung).
>
> Aber ist noch alles sehr „im Flusse“.  Ping mich mal per Mail in zwei
> oder drei Wochen.
>

Ok.


> Wesentlicher Grund für das Mini-Projekt war, dass meine existierenden
> Zähler einfach unter die Rubrik „Immobilie“ (oder „Bootsanker“) fallen
> und ich noch etwas haben wollte, was klein, leicht und flexibel ist
> (natürlich bei Abstrichen an der Genauigkeit).

Ich mag die alten Bootsanker aber auch noch zum rumspielen.

Habe Teile von einen alten Systron Donner mit einer 50 MHz Tunneldioden 
Ringzähler in der ersten Dekade. Muss ich mal ein Bild davon machen. Das 
ist ein tolles Stück Technik. Sieht ganz exotisch aus. SD1037A.

Mein alter SD6053A tuts auch immer noch sehr gut und geht bis 3GHz. Das 
ist ein ganz interessantes Teil mit einem automatischen Transfer 
Oszillator zur Oberwellen Messung(ACTO). Funktioniert bestens. Das war 
mein erster Zähler zu dem ich in meiner Jugend in D Zugang hatte.

Gruß,
Gerhard

von Fpgakuechle K. (Gast)


Lesenswert?

Jörg Wunsch schrieb:
> Jörg Wunsch schrieb:
>> Aber die neue Technik hat eben auch schöne Seiten: das
>> SN74LVC2G17-Gatter zum Verstärken des Signals passt mit seinem
>> SC-70-Gehäuse wunderbar gleich direkt auf die auseinandergekratzte
>> Taktleitung. :-)
>
> Hier mal als Illustration und gewissermaßen als Beweis, dass man auch
> heute noch „basteln“ kann.

Interessant, kannst Du eine Foto von der verwendeten "Ausrüstung" 
(Lupenlampe, Mikroskop, Lötkolben, Pinzette, Lötdraht) nachreichen?

MfG,

von Gerhard O. (gerhard_)


Lesenswert?

Die Jüngeren unter uns kommen noch mit nur einer Pinzette aus. Die 
lachen uns doch mit Lupe und Mikroskop nur aus...

Das kenne ich noch von mir vor langen Zeiten: kam mein Chef zu mir: 
Gerhard, kannst Du Dir das mal näher ansehen. Ich kann das nicht genau 
sehen... Damals sah ich noch wie ein Luchs. Jetzt verstehe ich genau von 
wo er kam.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Fpga Kuechle schrieb:
> Interessant, kannst Du eine Foto von der verwendeten "Ausrüstung"
> (Lupenlampe, Mikroskop, Lötkolben, Pinzette, Lötdraht) nachreichen?

Mikroskop: Novex RZB-PL (mir gefällt im Vergleich zu den preiswerteren
Teilen hier vor allem die geringe Höhe der Grundplatte, und auf ein
paar Euro kam es nicht an), Lötkolben Weller WSP80 (mit Analogstation),
Pinzette Erem AASA, Lötdraht Felder Sn 100 Ni+ 0,5 mm (siehe aber auch:
Beitrag "Vergleich Lötzinne: Felder EL Sn100Ni+ und Amasan BF32-3").

Die Platine selbst ist jedoch mit Lötpaste (Markt-Forum hier, da hat
mal jemand was abgefüllt) und einem chinesichen ZD-939A gelötet
worden.  Den Weller + Lötdraht habe ich nur für die Flickschusterei
und die THT-Bauteile (Steckverbinder) benutzt, ach so, und natürlich
für die manuell verdrahteten Vias.  (Der 82-pF-Einkoppelkondensator
im Bild sitzt direkt auf einem Via.)

p.s.: Wonach ich in meinem Bastelkram immer am meisten herumsuchen
muss ist dieser schöne dünne verzinnte Kupferdraht, den ich da zum
Ausflicken genommen habe.  Davon habe ich leider nur ein kleines
bisschen.  Jedesmal irgendeine Litze aufdröseln und verzinnen ist
lästig.

: Bearbeitet durch Moderator
von Gerhard O. (gerhard_)


Lesenswert?

Wie kriegt man heutzutage am besten die farbigen Schaltdrähte und Litzen 
mit Farbstreifen wie es sie meinerzeit noch gab? Gibt es Kabel wo man 
die rausziehen könnte? Wie kommt man solche Sachen?

In Canada gibt es so etwas überhaupt nicht. Bei uns gibt es sie nur mit 
Längsstreifen und sind sündteuer.


Gruß,
Gerhard

von Timm T. (Gast)


Lesenswert?

Jörg Wunsch schrieb:
> Jedesmal irgendeine Litze aufdröseln und verzinnen ist
> lästig.

Deswegen nehm ich dafür verzinnte Litze. ;-)

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Timm Thaler schrieb:
> Deswegen nehm ich dafür verzinnte Litze. ;-)

Wenn die aber schon eine Weile herumliegt (am Ende noch in einer
PVC-Umhüllung, deren Chlor auch noch aggressiv ist), ist sie über kurz
oder lang auch kaum noch sofort lötfähig.

Gerhard O. schrieb:
> Wie kriegt man heutzutage am besten die farbigen Schaltdrähte und Litzen
> mit Farbstreifen wie es sie meinerzeit noch gab?

Ich habe hier auch nur noch Restbestände.

von Gerhard O. (gerhard_)


Lesenswert?

Jörg Wunsch schrieb:
> Timm Thaler schrieb:
>> Deswegen nehm ich dafür verzinnte Litze. ;-)
>
> Wenn die aber schon eine Weile herumliegt (am Ende noch in einer
> PVC-Umhüllung, deren Chlor auch noch aggressiv ist), ist sie über kurz
> oder lang auch kaum noch sofort lötfähig.
>
> Gerhard O. schrieb:
>> Wie kriegt man heutzutage am besten die farbigen Schaltdrähte und Litzen
>> mit Farbstreifen wie es sie meinerzeit noch gab?
>
> Ich habe hier auch nur noch Restbestände.

Sagst Du da mit anderen Worten, dass sie allgemein heutzutage nicht mehr 
hergestellt werden?

Wenn das stimmt - Poor, Old Germany

Jetzt bricht für mich eine Welt zusammen. Das sah in Kabelbäumen immer 
so herrlich schön aus. Jetzt werde ich warscheinlich als Relikt anderer 
Zeiten bewertet.

Gerhard

: Bearbeitet durch User
von Helge A. (besupreme)


Lesenswert?

Gerhard O. schrieb:
> die farbigen Schaltdrähte und Litzen mit Farbstreifen

Z.B. in alten Centronics-Kabeln. Wenn du festen Schaltdraht meinst, such 
nach Telefonkabel für Verlegung.

Gut lötbare Einzeldrähtchen zum flicken findet man in Flachkabeln.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Gerhard O. schrieb:
> dass sie allgemein heutzutage nicht mehr hergestellt werden?

Zumindest scheint es immer schwieriger, als Bastler einfach mal ein
paar Wickel Draht zu erschwinglichen Preisen zu bekommen.

Transistoren und Hühnerfutter dagegen bekommst du hinterhergeworfen.

von Gerhard O. (gerhard_)


Lesenswert?

Helge A. schrieb:
> Gerhard O. schrieb:
>> die farbigen Schaltdrähte und Litzen mit Farbstreifen
>
> Z.B. in alten Centronics-Kabeln. Wenn du festen Schaltdraht meinst, such
> nach Telefonkabel für Verlegung.
>
> Gut lötbare Einzeldrähtchen zum flicken findet man in Flachkabeln.

Hallo Helge und Jörg,

Das mit Centronicskabel wäre einen Versuch Wert. Vielleicht sind sogar 
unsere hier in Canada mit solchen Einzeldrähten ausgerüstet. Danke für 
den Hinweis.

Irgendwie möchte ich gerne gewisse Konstruktionen im alten D-Look der 
70er Jahre aussehen lassen und dazu gehören halt auch die Drähte. Ich 
mag auch gerne die Steckverbinder nach DIN41617. Zum Glück gibt es sie 
noch. Beim Segor habe ich sie gesehen.

Gerhard

: Bearbeitet durch User
von Timm T. (Gast)


Lesenswert?

Gerhard O. schrieb:
> Jetzt bricht für mich eine Welt zusammen. Das sah in Kabelbäumen immer
> so herrlich schön aus.

Was für farbige Leitungen meinst Du? Farbige Schaltlitze und Schaltdraht 
gibts doch überall. Die Quali läßt halt manchmal zu wünschen übrig.

Jörg Wunsch schrieb:
> Zumindest scheint es immer schwieriger, als Bastler einfach mal ein
> paar Wickel Draht zu erschwinglichen Preisen zu bekommen.

Häh? Gibts in jedem Modellbahnladen, ok da sind sie relativ teuer. Gibts 
auch bei Conrad, z.B. die Brawa 014er Litzen. Auch teuer, aber gute 
Quali. Und genauso gibts Schaltdraht von Brawa in allen möglichen 
Farben.

Gerhard O. schrieb:
> Ich
> mag auch gerne die Steckverbinder nach DIN41617.

Auch die gibts noch an allen Ecken, sind nur halt relativ teuer, vor 
allem wenn Du noch Kappen willst. Dafür ist die Quali besser als bei den 
brüchigen Briketts von früher.

Gerhard O. schrieb:
> Das mit Centronicskabel wäre einen Versuch Wert.

Die Litzen sind seeehr dünn, und die Isolierung macht sich schnell davon 
beim Löten.

Wenn Du preisgünstig viele Farben und Querschnitte willst, kannst Du 
Dich an Pollin halten:

http://www.pollin.de/shop/dt/NzUxODM0OTk-/Haustechnik/Kabel_Draehte_Litzen/Kabel_Leitungen/Steuerleitung_mit_PU_Mantel_18x0_5_mm_5_m.html
http://www.pollin.de/shop/dt/MTM3NzM0OTk-/Haustechnik/Kabel_Draehte_Litzen/Kabel_Leitungen/Steuerleitung_KAWEFLEX_12x0_14_10_m_grau.html

und andere. Die musst Du halt rauspuhlen, aber der Meterpreis ist für 
diese Qualität kaum zu schlagen.

Nagut, die Versankkosten nach Kanada sind etwas hoch. Wenn ich mal 
hinkomme, bring ich Dir welche mit.

von Gerhard O. (gerhard_)


Lesenswert?

Hallo Timm,

Danke für Deine Ratschläge. An Pollin hatte ich überhaupt nicht gedacht.

Ich meinte übrigens die echt "Deutsch" aussehende Schaltdrähte mit den 
Zebra Farbringen. (ja, ich gebe es zu, ich habe einen Drahtfetisch:-) )

Ich möchte heuer an ein paar historischen Elektronikprojekten arbeiten 
im Stil der 70er Jahre und da wäre es schön eine einigermaßen 
zeitgerechte Verdrahtung erstellen zu können.

Ja, ich werde mal Pollin durchsuchen. Auf dem Seeweg sind die Kosten 
hoffentlich einigermaßen tragbar.

Gute Nacht,
Gerhard

Nachtrag: ich schaute gerade mal bei Pollin rein und es ist genau was 
ich suche. Am besten ist es einfach ein paar Kabellängen zu bestellen 
und hat dann gleich eine gute Auswahl an Farben.

: Bearbeitet durch User
von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Timm Thaler schrieb:
> Wenn Du preisgünstig viele Farben und Querschnitte willst, kannst Du
> Dich an Pollin halten:

Als Litze sicher ganz OK, aber wo bekommt man dünne (0,3 mm) Drähte?

von Timm T. (Gast)


Lesenswert?

Jörg Wunsch schrieb:
> Als Litze sicher ganz OK, aber wo bekommt man dünne (0,3 mm) Drähte?

Mit 0.4mm könnte ich Dir die bl-bn-gn-ge kodierten Telefonkabel 
anbieten. Da hab ich noch ein paar 20m-Stücke zu je 32 Adern rumliegen.

Ansonsten: Blank gibts als versilberten Kupferdraht bei Conrad - deren 
sch..ss Shop grad wieder nicht geht. Kupferlackdraht bekommst Du auch 
überall.

Und bei 0.3er Draht mit Kunststoffisolierung kannst Du gar nicht so 
schnell löten, wie sich die Isolierung davonmacht. Es sei denn, Du 
nimmst teflonisolierten Draht, der sich dann wieder bescheiden 
abisolieren läßt. Den gibts bei diversen Leuten, die PT1000-Sensoren 
anbieten, allerdings auch recht teuer.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Timm Thaler schrieb:
> Mit 0.4mm könnte ich Dir die bl-bn-gn-ge kodierten Telefonkabel
> anbieten.

Wäre einen Versuch wert, danke!

von Icke ®. (49636b65)


Lesenswert?

Jörg Wunsch schrieb:
> wo bekommt man dünne (0,3 mm) Drähte?

Eine gute Anlaufstelle für das und vieles mehr, z.B. Platinen und Trafos 
aller Art, sind Schrotthändler. Umsonst wegschleppen geht zwar nicht 
mehr, aber man kann das Material zum Kilopreis kaufen und gegen ein 
extra Sixpack Bier o.ä. auch in aller Ruhe rumwühlen.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Bernd Funk schrieb:
> Früher war alles besser :)
Zitat daraus: "CA ist ein Blockkondensator von 200 cm Kapazität".
Das konnte man sich noch so richtig bildlich vorstellen... ;-)

von Peter D. (peda)


Lesenswert?

Lothar Miller schrieb:
> Zitat daraus: "CA ist ein Blockkondensator von 200 cm Kapazität".

200cm = 220pF

von Winfried J. (Firma: Nisch-Aufzüge) (winne) Benutzerseite


Lesenswert?

...Genau alte Druckerkabel nehme ich auch gerne mit. ;)

Machen sich gut zur Verdrahtung an kleinern SPS im Schaltschrank.
Da brauche ich auch wieder Nachschub.
Flexible LAN Patchkabel sind auch nicht schlecht und fallen gelegentlich 
an wenn die Westernstecker ihre Haltenasen verlieren ;)Leider ist die 
Farbzahl begrenzt. Aber Meterware mit mehr als zwanzig Farben, das geht 
ins Geld. ;(

Allgemein sehe ich die Möglichkeiten zum Basteln heute besser als in 
meiner Kindheit. An Bauteile zu gelangen und auch an das Wissen ist 
wesentlich leichter als damals, als ich die Bibliotheken in ganz 
Ostberlin abgraste um auch das letze Elektronikbuch zu finden. Und oft 
war der entscheidende Hinweis schwer zu erlangen.
Zum Beispiel, wie Bastel ich eine Spule mit eine definierten 
Induktivität. Damals gab bestenfalls es ein Fallbeispiel, aber genau das 
Material war dann nicht vefügbar. Heute sind Material und fertige Arbeit 
verfügbarer denn je. Dafür gibte es immer mehr Blackboxes. Aber auch 
damit läst sich basteln, sofern man auf gut dokumentiertes 
Grundlagenmaterial setzt.
Was zugenommen hat sin Costumerchips welche sich nur im begrenzten 
umfang zum Verbasteln eignen. Doch irgendwo haben auch diese Systeme 
analysierbasre schnittstellen. Und schon ist es wie früher. Die 
Parameter der Bauteile sind nur komplexer. Verwendbar sind sie genau wie 
damals. Basteln war zu allen Zeiten von der Methode "try & error" 
gekennzeichnet, ohne Erfolgsgarantie, sonst wäre es einfach nur Fleiß, 
wie im Job auch und das "AHA" ginge verloren. Lediglich die Außwahl is 
erschlagend geworden.

Namaste

von Paul B. (paul_baumann)


Lesenswert?

>> Zitat daraus: "CA ist ein Blockkondensator von 200 cm Kapazität".
Peter Dannegger schrieb:
> 200cm = 220pF

Ich dachte schon, das ich er Letzte wäre, der das noch umrechnen kann.
Da freue ich mich, daß es nicht so ist.
MfG Paul

von Gustav K. (hauwech)


Lesenswert?

Hallo Leute,

111 Antworten sind ja mal eine Ansage, da hatte ich gestern abendfüllend 
was zu lesen. Ich staune, dass hier auch eine Menge ältere Semenster mit 
am Ruder sind, wenn man die Beiträge zu den Röhren liest.

Röhren kenne ich nur vom Hörensagen, als ich mit den ersten Bastelleien 
begann, gab es schon eine Menge Siliziumtransistoren, LEDs, 
7-Segment-Anzeigen und ICs gab es auch schon eine ganze Menge. Für die 
DIL-ICs gab es halbe Europlatinen (Streifen) aus Pertinax mit 6 Adaptern 
DIL auf Lötnägel. Das war damals die Sensation, konnte man endlich diese 
Käfer irgendwie adaptieren.

Ich fand mittlerweile auch eine Menge Adapter SMD-ICs auf Stiftreihe, 
also ist für den Hobby-Bastler doch noch nicht alles verloren. An der 
Stelle vielen Dank für den Hinweis.

Ich persönlich bin ein grosser Freund des Steckbrettes, da kann man 
experimentieren ohne Ende. Und das, ohne rumzubraten und sich die Finger 
zu verbrennen. Transistor geht nicht, mal eben rausziehen und einen 
neuen reinstecken. Geht auch nicht - grübel. Habe mir mal eine Menge 
Drahtbügel in verschiedenem Raster und Farben vorgebogen, der Aufbau 
geht wirklich ruckzuck. Wenn man an Bauteile mit fetten Beinen immer den 
gleichen Drahtdurchmesser anlötet, dann ruiniert man sich auch nicht die 
Kontakte. Staubschutz ist ebenso wichtig, den Kaffee sollte man auch 
nicht drüber  kippen. Kontaktprobleme kenne ich gar nicht, ohne 
Steckbrett geht hier seit ca. 20 Jahren gar nichts.

Gewundert habe ich mich etwas über die vielen Beiträge, dass 
Informationen schlecht zugänglich waren. Damals gab es zumindest hier im 
Westen Zeitschriften wie z.B. ELO oder ELEKTOR, da waren Schaltungen 
ohne Ende und gut erklärt. Zusätzlich gab es Geräteprojekte, die sich 
über mehrere Hefte hinzogen, wie z.B. den ELO-Zähler, den wir damals 
alle nachgebaut haben. Man wurde mit Informationen und Anregungen 
regelrecht zugeschüttet.

Irgendwann hatte ich dann einen ATARI ST, auch hier gab es gleich 2 
Zeitschriften zu dem Computer mit Hardware zum Nachbauen, die man an den 
Computer anschliessen konnte. Ich erinnere mich an einen 8-Kanal 
TTL-Logiganalyser mit Software für den ATARI, der am ROM-Port 
angeschlossen wurde. Das war für die damalige Zeit ein tolles Ding.

Auch Bauteile waren kein Problem, es gab einige Anbieter, die haben für 
die aktuellen Projekte der Zeitschriften Bausätze gerichtet, auch 
fertige Platinen konnte man meist gleich mitkaufen. Es brauchte auch 
kein Internet, die Anbieter haben in den Zeitschriften inseriert und es 
gab noch den guten alten analogen Drehwähler.

Dann gab es eine Unmenge von so kleinen DIN A5 Heftchen vom 
Franzis-Verlag, da gab es nichts, was es nicht gab. Ganz besonders 
interessant war das Heft Minispione für UKW, die Dinger funktionierten 
perfekt, man konnte die Flöhe husten hören - und das über einige hundert 
Meter ...

Zu den Datenblättern: habe mir sehr früh vom IWT-Verlag die TTL- und 
CMOS-Taschenbücher beschafft (4 Stück), da waren alle ICs drin, die man 
damals kaufen konnte.

Eine Domäne war früher der Selbstbau von Messgeräten, die käuflichen 
Geräte waren durch die Bank unbezahlbar. Für mein erstes gebrauchtes 
Oszi habe ich 1100 DM bezahlen müssen und das habe ich nur so billig 
bekommen, weil es nicht richtig funktioniert hat. Heute ist es genau 
anders rum, in der Bucht bekommt man gute Messtechnik für richtig 
schmales Geld. Und die Geräte können weit mehr, als man damals selber 
bauen konnte. Allerdings waren bei meinen damaligen Oszi die kompletten 
Service-Unterlagen incl. Schaltplan, Messpunkten und Oszillogrammen der 
Messpunkte dabei, früher hätte sich keiner getraut, ein solches Gerät 
ohne anzubieten. Heute ist letzteres die absolute Regel.

In einem Beitrag wurden die schnell kaputt gehenden Blackboxen 
kritisiert, dies ist auch der Grund, warum ich wieder mehr auf Eigenbau 
setzen möchte. Habe keine Lust mehr, minderwertiges Zeug aus China zu 
kaufen, das Gelumpe hält oft nicht von 12 bis mittag. Wie eben zwei 
Stecker-Schaltnetzteile, das eine hielt gerade mal 10 min. das zweite 
war nach 5 sec. tot. Reparatur unmöglich, weil Funktion unbekannt und 
Teile noname. Beide Geräte zusammen kosteten keine 5 EUR. Das kann's 
einfach nicht sein.

Gustav

von Hans F. (spartrafo)


Lesenswert?

Timm Thaler schrieb:
> J. Ad. schrieb:
>> Bei unserem mitgebrachten roten Schlauchboot hatten wir
>> das große Ventil vergessen...
>
> Ich glaub, ich hab grad ein Deja-vu. Die Geschichte erzählst Du gern,
> oder?

Nein, er war wohl damals gemeinsam mit Michael K-punkt (charles_b) in 
den Osten gefahren:

Beitrag "Re: LED-Röhren haben LED-Starter - warum?"

;-b

von Timm T. (Gast)


Lesenswert?

Krass! Der Stoff, aus dem Verschwörungstheorien geboren werden...

von Hans F. (spartrafo)


Lesenswert?

Timm Thaler schrieb:
> Krass! Der Stoff, aus dem Verschwörungstheorien geboren werden...

Damals nannte sich sowas "konspiratives Treffen" :-)

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Gustav K. schrieb:
> Und das, ohne rumzubraten und sich die Finger zu verbrennen.

Naja, braten solltest du eher in der Küche auf dem Herd, und wenn du
dir beim Löten noch die Finger verbrennst, dann musst du ein wenig
mehr üben. ;-)  Für den kleineren Kram geht ohnehin nichts mehr ohne
Pinzette, da sind die Finger dann ganz von allein weit genug weg von
der Lötstelle.

> Gewundert habe ich mich etwas über die vielen Beiträge, dass
> Informationen schlecht zugänglich waren.

Da ist einiges an Ost-West-Unterschieden rausgekommen in der Diskussion.
Zeitschriften gab's natürlich auch in der DDR, aber eigentlich (das
Thema betreffend) genau zwei: den FUNKAMATEUR vornehmlich für die
Hobbyisten, und die rfe (radio · fernsehen · elektronik) für die
professionellen Elektroniker.  Die haben auch Bauelementeinformationen
veröffentlicht.  Wenn man es aber mit den paradiesischen Zuständen
vergleicht, die wir heute dank Internet haben, dann war damals die
Informationsbeschaffung eben einfach aufwändig.

Hans Franz schrieb:
> Nein, er war wohl damals gemeinsam mit Michael K-punkt (charles_b) in
> den Osten gefahren:

Coole Leistung, die Nadel im Heuhaufen gefunden zu haben.  Glückwunsch!

von Timm T. (Gast)


Lesenswert?

Jörg Wunsch schrieb:
> Die haben auch Bauelementeinformationen
> veröffentlicht.

Ich hab mal auf der Laipzscher Messe einen "Katalog" der DDR-eigenen LED 
und Lichtschachtanzeigen in die Hand bekommen. Der war Hochglanz, und es 
stand wirklich alles drin, einschließlich Infrarot, Photodioden und 
Optokoppler. Mit Daten, Anschlussbildern der Anzeigen. Herrlich, dadrin 
zu blättern, auch wenn man die dann nicht bekommen hat - was aber eher 
ein Problem der Logistik war.

von Hans F. (spartrafo)


Lesenswert?

Jörg Wunsch schrieb:
> Coole Leistung, die Nadel im Heuhaufen gefunden zu haben. Glückwunsch!

Danke :-)

OT:

War aber gar nicht schwer das zu finden. Die Geschichte hatte ich im 
Forum schon mal gelesen (wie Timm auch).
Stichworte waren "Ostmark" und "Schlauchboot" in der Foren-Suche - erste 
Versuch und zweiter Treffer die richtigen.

von Gerhard O. (gerhard_)


Lesenswert?

An diejenigen, die Radioröhren noch nicht kennen, hier folgend eine 
Unterrichtsstunde Episode in der Schule mit Professor Schnauz:


..."ja, wo simmer denn dran? Aha, heute krieje mer de Radioröhr. Also, 
wat is en Radioröhr? Da stelle mehr uns janz dumm. Und da sage mer so: 
En Radioröhr, dat is ene jroße lange verschlossne Glasröhr ohne Luft 
drin. Da schließ mer ein Batterie an die Heizung so daß es schön warm 
wird von innen außi. Dan brauch ma noch a Anodnbatterie und a par andre 
Sachn. Und wenn ma alles richtig jmacht haben, dann es et en Verstärka. 
Vielleicht aber auch nur an Oszillata."

"Was is e Gleichrichta? Da stelle mer uns wieder janz dumm. E 
Gleichrichta is, wo wat erein geht, aber sein Lebjottstag nix erauskömmt 
wen ma was falsch macht."

"Wenn ich de Saujung krieg, de mich de Radiröhr klaut hat -!"

"bah, wat habt ihr für ne fiese Charakter."

Später...

"Elektronikus, Sä send en allen Elektronikfächern genögend oder got, nur 
em praktischen Labor stähen Sie mangelhaft. Se haben eine unmögliche 
Arbeitsweise. Was wollen Sie eigentlich mal werden?

"Das weiß ich noch nicht."

"Sochen Sie sich einen Berof, bei dem Sä wenig zu löten haben. Am Besten 
werden Sä Computer Programmer."

Elektronikus gelobte es feierlich.


Anmerkung: Der Herr Heinrich Spoerl möge mir verzeihen.


Mfg,
Gerhard

: Bearbeitet durch User
von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Timm Thaler schrieb:
> Der war Hochglanz, und es stand wirklich alles drin, einschließlich
> Infrarot, Photodioden und Optokoppler.

Ja, wenn man zu den glücklichen gehörte, die die Taschenbücher
„Aktive Elektronische Bauelemente“ irgendwo ergattern konnten, war
man fürs Erste auch ganz gut versorgt.  Aber das Glück hatte
vermutlich nicht jeder.

von Hans F. (spartrafo)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Jörg Wunsch schrieb:
> die Taschenbücher
> „Aktive Elektronische Bauelemente“ irgendwo ergattern konnten

Papiermüll-Container - "Eigentum der EOS" :-D

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Hans Franz schrieb:
> "Eigentum der EOS" :-D

Zu der Zeit, als ich in der EOS war, hätte sich da keiner um sowas
gekümmert. ;-)

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.