Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Welcher Studiengang als Prozessorarchitekt?


von Marco (Gast)


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Guten Abend,

ich schreibe zur Zeit Abitur und in knapp zwei Monaten beginnen die 
Anmelde-Phasen für die meisten Studiengänge.

Mein Traumjob wäre es in einem Unternehmen wie Intel, AMD oder nVidia an 
der Entwicklung von Desktop-Prozessoren auf Logik- oder Transistor-Ebene 
beteiligt zu sein. Liebendgerne würde ich in der Entwicklungs-Abteilung 
eines solchen Unternehmens arbeiten und den Aufbau, die Logik und das 
Layout von CPU's, GPU's, Speicher und/oder anderen Hardware-Komponenten 
entwerfen.
Ich möchte im Studium lernen, wie Computer und besonders Prozessoren 
grundlegend aufgebaut sind und wie sie funktionieren. Sowohl 
physikalisch, als auch logisch.
Am liebsten würde ich den "idealen" Studiengang studieren wollen.
Natürlich sollte die Elektrotechnik nicht zu kurz kommen.

Ich habe mich bereits umgeguckt und in den meisten Foren und Beiträgen 
die ich bis jetzt gelesen habe, ist das am meisten und wohl auch am 
besten "passende", empfohlene Studienfach "Elektrotechnik", welches ich 
nun schon seit längerem vor habe zu studieren. Doch an der Leibniz 
Universität Hannover, welche aus geographischen Gründen meine Wunsch-Uni 
ist, wird "lediglich" das Studienfach "Elektrotechnik und 
Informationstechnik" angeboten, welches ja kein reiner 
Elektrotechnik-Studiengang ist.
Was sehr für diesen Studiengang spricht ist, dass unter anderem die 
Schwerpunkte "Mikroelektronik" und "Computer Engineering" angeboten 
werden und ebenfalls die Wahlpflichtfächer "Grundlagen der 
Rechnerarchitektur", "Digitalschaltungen der Elektronik", "Grundlagen 
der elektrischen Energieversorgung", "Grundlagen der 
Nachrichtentechnik", "Grundlagen der elektrischen Messtechnik", 
"Technische Schwingungslehre" und "Grundzüge der Konstruktionslehre", 
aus denen 4 gewählt werden.

Ich hatte immer vor Elektrotechnik zu studieren, um ein mal in meinem 
Traumjob zu arbeiten, doch bin mir nun nicht sicher, ob dieser 
Studiengang geeignet ist.

Hier ist ein Link zum Bachelor-Studiengang:
https://www.uni-hannover.de/de/studium/studienangebot/detail-seite/?tx_luhsis_plugin%5Bcourse%5D=56&tx_luhsis_plugin%5Baction%5D=prospectiveDetail&tx_luhsis_plugin%5Bcontroller%5D=Course&cHash=8280ee0fb870b22140f17a68543bc596

Würde nach dem Bachelor natürlich den Master anstreben.

Ist dieser Studiengang geeignet, oder sollte ich mich nach einem reinen 
Elektrotechnik-Studiengang umsehen?

Ich hoffe Ihr könnt mir helfen.

MfG Marco.

von AOA (Gast)


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Technische Informatik.

Das Problem ist: du wirst sehr wahrscheinlich nicht in dem Bereich 
arbeiten, denn die Entwicklung von Prozessoren findet hauptsächlich in 
den USA oder Südostasien statt und kaum in Deutschland.

von Marco (Gast)


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Nun

AOA schrieb:
> Technische Informatik.
>
> Das Problem ist: du wirst sehr wahrscheinlich nicht in dem Bereich
> arbeiten, denn die Entwicklung von Prozessoren findet hauptsächlich in
> den USA oder Südostasien statt und kaum in Deutschland.

Nunja, solange die Arbeitgeber mitspielen spricht doch nichts gegen 
Auswandern. Hätte ich so oder so vorgehabt, sollte sich irgendwann ein 
mal, rein hypothetisch, die Möglichkeit ergeben bei einem der genannten 
Unternehmen zu arbeiten.

von Al3ko -. (al3ko)


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Marco schrieb:
> Intel, AMD oder nVidia an der Entwicklung von Desktop-Prozessoren auf
> Logik- oder Transistor-Ebene beteiligt zu sein. Liebendgerne würde ich
> in der Entwicklungs-Abteilung eines solchen Unternehmens arbeiten und
> den Aufbau, die Logik und das Layout von CPU's, GPU's, Speicher und/oder
> anderen Hardware-Komponenten entwerfen.

Studiengänge mit Schwerpunkt auf Halbleitertechnik und / oder IC Design 
würden in die richtige Richtung gehen.

In Deutschland kann ich leider keine Uni nennen, die sowas anbietet 
(wobei sicherlich die großen Unis wie RWTH, TU Berlin usw diesen 
Schwerpunkt anbieten sollten).

Gruß,

von Berufsrevolutionär (Gast)


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von Tobias F. (analrapist)


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Marco schrieb:
> Ist dieser Studiengang geeignet, oder sollte ich mich nach einem reinen
> Elektrotechnik-Studiengang umsehen?

Es gibt kaum mehr reine Etechnik Studiengaenge. Das ist aber etwas 
positives, da die Informationstechnik sehr eng mit der Elektrotechnik 
verbandelt ist. Mit Elektronik im klassischen Sinn hat das Studium eh 
kaum zu tun, zumindest in manchen Spezialisierungen.

Mein Tipp: Suche dir einen EIT Studiengang an einer grossen Uni, die 
haben dann auch eine Spezialisierung in hochintegrierte Digitaltechnik.

Uebrigens: Auf Transistorebene wird ueberhaupt nicht gearbeitet. Layout 
bei ASICs auch nicht. Ist alles hochautomatisiert. Wird vieles von 
System Level Beschreibungen abgeleitet.

von Al3ko -. (al3ko)


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Wäre das hier etwas für dich?
https://www.ims.uni-hannover.de/organisation.html?&L=1

Sogar deine Wunsch Uni ;-)

Gruß,

: Bearbeitet durch User
von Der Andere (Gast)


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Studiere Physik, Vertiefung Festkörperphysik. Bis zu soweit bist geht 
die Richtung evt. schon zu Quantencomputer. Also solltest du dich auch 
in Richtung Quantenmechanik orientieren.

Marco schrieb:
> Mein Traumjob wäre es in einem Unternehmen wie Intel, AMD oder nVidia an
> der Entwicklung von Desktop-Prozessoren auf Logik- oder Transistor-Ebene
> beteiligt zu sein.

Also willst du ein ganz kleines Rädchen in einem sehr großen 
komplizierten Getriebe sein, indem du nicht mal einen Teil des Aufgabe 
überblickst.
Und wenns knischt weil die Umsätze einbrechen werden ganz schnell mal 
500 Entwickler freigestellt, auf daß das Management noch ihre Prämien 
kriegen. Die AmiFirmen sind darin äusserst rabiat.

Ausserdem sterben Desktops aus. Was man noch braucht sind Prozessoren 
für mobile Systeme und leistungsfähige Serverprozessoren für die großen 
Cloud Rechnerfarmen.

Und noch was. Prozessordesign machen nur eine Handvoll große Firmen 
weltweit. Wenn die dich nicht wollen bist du halt arbeitslos.

Mein Tipp: Studiere erst mal Elektrotechnik oder Informatik und nach 3 
Semester willst du vieleicht gaaaanz was anderes.

von (prx) A. K. (prx)


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Tobias F. schrieb:
> Uebrigens: Auf Transistorebene wird ueberhaupt nicht gearbeitet.

Nicht im Bereich der Architektur. Aber im Drumrum, wie Takterzeugung und 
Power-Gating, wird wohl nicht alles automatisiert sein. Auch die 
Speicherzellen der Caches werden aufgrund der immensen Bedeutung beim 
Platzverbrauch mitunter handoptimiert, freilich nicht jede einzeln.

von Berufsrevolutionär (Gast)


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Marco schrieb:
> Doch an der Leibniz
> Universität Hannover, welche aus geographischen Gründen meine Wunsch-Uni
> ist, wird "lediglich" das Studienfach "Elektrotechnik und
> Informationstechnik" angeboten, welches ja kein reiner
> Elektrotechnik-Studiengang ist.

Du willst doch auch während des Studiums  erste praktische Erfahrungen 
sammeln? Dann such Dir gefälligst ne Uni wo ne Fab gleich daneben steht.

Also geh nach Dresden, München, Erfurt, Freiburg, Regensburg, 
Reutlingen, Itzehoe, Hamburg, oder Heilbronn.

von Dussel (Gast)


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Technische Informatik würde ich auch sagen. Das passt sehr gut. In 
Elektrotechnik hast du im Master zwei Semester Theoretische 
Elektrotechnik als Pflichtfach und daran hängen fast alle.

von Stefan H. (Firma: dm2sh) (stefan_helmert)


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von Niine (Gast)


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Der Andere schrieb:
> Ausserdem sterben Desktops aus. Was man noch braucht sind Prozessoren
> für mobile Systeme und leistungsfähige Serverprozessoren für die großen
> Cloud Rechnerfarmen.
>
> Und noch was. Prozessordesign machen nur eine Handvoll große Firmen
> weltweit. Wenn die dich nicht wollen bist du halt arbeitslos.

Naja gut, wenn es nicht unbedingt Prozessoren sein müssen, dann gibts da 
schon einige Firmen weltweit.
Zum Beispiel Sensoren und jegliche ICs müssen ja auch designed werden.

Empfehlen würde ich TU Dresden mit Vertiefung Mikroelektronik, weil im 
Umfeld der Halbleiterindustrie. Da gibt's dann Firmen wie Infineon, 
Melexis oder Global Foundries. Das wäre zumindest schonmal ein Anfang in 
Deutschland.

VG Niine

von Sven L. (sven_rvbg)


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von Henry G. (gtem-zelle)


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TU-Berlin Elektrotechnik und dann auf Mikroprozessortechnik 
spezialisieren. Allerdings gute Job-Chance hast du damit in Europa 
nicht. Das studieren soooo viele. E-Technik und Tech. Informatik sind 
halt die Modestudiengänge der letzten Jahre weil alle das Märchen vom 
gesuchten Ingenieur glauben. Mach dich nicht unglücklich und studiere 
was Vernünftiges (Medizin, Jura, BWL) oder mache eine solide Ausbildung, 
dann hast du auch mehr Geld und sichere Arbeitsverhältnisse. Heutzutage 
Ingenieur zu werden, ist ein berufliches und finanzielles 
Himmelfahrtskommando.

von Michael B. (laberkopp)


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Marco schrieb:
> Ich hatte immer vor Elektrotechnik zu studieren, um ein mal in meinem
> Traumjob zu arbeiten, doch bin mir nun nicht sicher, ob dieser
> Studiengang geeignet ist.

Du bist ein bischen spät dran.

Wenn du jetzt noch nicht weisst, "Ich möchte im Studium lernen, wie 
Computer und besonders Prozessoren grundlegend aufgebaut sind und wie 
sie funktionieren. Sowohl physikalisch, als auch logisch." dann bist du 
auch im Studium nicht der eine Überfliegen den Firmen wie Intel suchen 
um die nächsten Prozessorarchitektur zu entwerfen.

Wenn du derzeit schon wüsstest, was pipelining, branch-prediction, 
out-of-order-execution, register renaming sind und wie sie 
funktionieren, dann kann dir ein Studium vielleicht noch den Rest der 
Kenntnisse geben.

Bloss, wenn du fertig bist, heisst das nächste heisse Teil vielleicht 
Quantencomputer und all deine Kentnisse sind für die Katz.

Halbleiterphysik, Elektrotechnik auch und vor allem Halbleiter bei 
Hochfrequenz, VLSI Chipdesign, Informatik mit Rechnerarchitekturen, 
Softwareentwicklung für Parallelcomputer, sind alle nötig, um die 
nächsten Prozessoren bauen zu können. Du kannst dich eh nur auf eines 
davon spezialisieren.

Vor einiger Zeit war die Entwicklung nicht so weit weg
https://www.hardwareluxx.de/index.php/artikel/hardware/prozessoren/27524-zu-besuch-bei-intels-forschungsteam-in-braunschweig-.html
aber die haben schlecht bezahlt, sich oft verrannt, und sind nun weg. 
Auch aus Dresden sind sie weg.

von Marco (Gast)


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Henry G. schrieb:
> TU-Berlin Elektrotechnik und dann auf Mikroprozessortechnik
> spezialisieren. Allerdings gute Job-Chance hast du damit in Europa
> nicht. Das studieren soooo viele. E-Technik und Tech. Informatik sind
> halt die Modestudiengänge der letzten Jahre weil alle das Märchen vom
> gesuchten Ingenieur glauben. Mach dich nicht unglücklich und studiere
> was Vernünftiges (Medizin, Jura, BWL) oder mache eine solide Ausbildung,
> dann hast du auch mehr Geld und sichere Arbeitsverhältnisse. Heutzutage
> Ingenieur zu werden, ist ein berufliches und finanzielles
> Himmelfahrtskommando.

Das Problem ist, dass die TU Berlin die Spezialisierung 
"Mikroprozessortechnik" oder auch "Mikroelektronik" nicht anbietet.

Siehe:
http://www.studienberatung.tu-berlin.de/menu/studienangebot/faecher_master/elektrotechnik/

Und:
https://www.eecs.tu-berlin.de/menue/studium_und_lehre/studiengaenge/elektrotechnik/master/

Klar, viele der dort gelisteten Schwerpunkte kommen dem schon ziemlich 
nahe, doch ist das Angebot meiner Meinung nach nicht extakt das, was man 
für Prozessorarchitektur benötigt, oder liege ich da falsch und die 
gebotenen Schwerpunkte wären völlig in ordnung?

von Tobias B. (Firma: www.elpra.de) (ttobsen) Benutzerseite


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Ich denke hier muss man sich erstmal klar werden in welchem Teilprozess 
man bei der Prozessorentwicklung mitwirken möchte.

Forschung:

- Festkörperphysik wenn man Teil der Forschung und Weiterentwicklung des 
physikalischen Chips sein möchte.

- Informatik (bzw. ein Spezialgebiet der Informatik) um neue 
Prozessorkonzepte und Architekturen zu erforschen.

Entwicklung:

- Mikro-/Nanosystemtechnik, Mikroelektronik um in der Chipentwicklung 
und den Produktionsprozessen mitzuwirken.

Würde ich heue wählen müssen, würde ich in Freiburg Physik studieren und 
mich auf Festkörperphysik spezialisieren. Als Nebenfach dann 
Mikrosystemtechnik mit Spezialisierung auf Mikroelektronik. Durch das in 
Freiburg beheimatete Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik 
(IAF) und den Lehrstuhl für Mikroelektronik am IMTEK (Abteilung Manoli) 
kannst du auch ein exzellentes Fundament für deine Karriere legen, wenn 
du bei einem von beidem deine Bachelor/Masterarbeit machst und 
idealerweise als HiWi eine Anstellung findest.

Physik als Hauptfach kann ich auch definitiv empfehlen. Man erhält 
definitiv ein tieferes Verständnis in Bezug auf Forschungsmethodiken, 
als bei einem Ingenieurstudiengang. Auch das theoretische Verständnis 
ist deutlich fundamentaler, wodurch dir das Einarbeiten in neue 
Themenfelder deutlich leichter fällt. Allerdings ist der Studiengang 
auch wesentlich härter, im Sinne von, dass man sich nicht durchmogeln 
kann. Auswendig lernen ist nicht, entweder man versteht was man tut oder 
man muss sich umorientieren. Allerdings kann man dann ohne Probleme in 
der Mikrosystemtechnik weitermachen.

Die Empfehlung ist zugegebenermaßen auch ein bisschen subjektiv, da ich 
selbst einen ähnlichen CV habe und als Ur-Schwarzwälder der Freiburger 
Uni sehr wohlwollend gegenüber stehe. ;)

: Bearbeitet durch User
von Daniel (Gast)


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Uni Hannover passt schon.
Hab dort bis vor 10 Jahren selbst noch studiert.
Es gibt dort ausreichend Vorlesungen für Leute die sich auf Chipdesign 
spezialisieren wollen und niemand zwingt dich nur die Vorlesungen zu 
besuchen die für deinen Studiengang vorgesehen sind. Schau dir auch die 
Beschreibung des vom IMS angebotenen Chipdesign Labors an.

Mach einfach den Bachelor der dich dort am meisten anspricht. Im Master 
kannst du dich dann ggf. noch einmal in eine etwas andere Richtung 
umorientieren.

von Berufsrevolutionär (Gast)


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Früher gabs mal das EUROCHIP Kooperationsprogramm, darüber hatten 
Studenten die Möglichkeit eigene Chips zu fertigen und an den 
ausgewählten Hochschulen wurden CAE-Labore mit der Entwurfssoftware 
(Cadence, Synopsys) eingerichtet.

Du kannst ja mal schauen welche Hochschulen an ähnlichen partizipieren 
und auch bei den FhG's schauen. Könnte sein das die anspruchsvolleren 
Themen im Chipdesign eher beim Promotionsstudium vermittelt werden.

http://www.mpc-gruppe.de/de/europractice.html
https://www.iis.fraunhofer.de/de/profil/standorte.html
https://www.ims.fraunhofer.de/de/Institut.html

von Kastanie (Gast)


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Henry G. schrieb:
> Das studieren soooo viele. E-Technik und Tech. Informatik sind
> halt die Modestudiengänge der letzten Jahre weil alle das Märchen vom
> gesuchten Ingenieur glauben.

Bla bla bla

von Bla (Gast)


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Henry G. schrieb:
> Mach dich nicht unglücklich und studiere
> was Vernünftiges (Medizin, Jura, BWL)

Genau: Physiotherapeut für alte Damen, das ist ein extrem sicherer 
Arbeitsplatz!

von Volker S. (sjv)


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Berufsrevolutionär schrieb:
> Früher gabs mal das EUROCHIP Kooperationsprogramm, darüber hatten
> Studenten die Möglichkeit eigene Chips zu fertigen und an den
> ausgewählten Hochschulen wurden CAE-Labore mit der Entwurfssoftware
> (Cadence, Synopsys) eingerichtet.

Das gibt es auch heute noch:

http://www.europractice.com/

von Hannoveraner (Gast)


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Studiere selber Mikroelektronik an der Leibniz-Universität in Hannover. 
Bin fast fertig mit dem Master. Ich denke die Uni-Hannover ist 
mittlerweile gut aufgestellt, wenn es um digitale und analoge 
integrierte Schaltungen geht. Technische Informatik oder Elektro- und 
Informationstechnik sollte das richtige für dich sein. Guck dir mal die 
Modulhandbücher unter https://www.dbs.uni-hannover.de/et-inf/modkat/lvk/ 
und nimm das, was dir am meisten zusagt.

Wo hast du eigentlich den Bullshit gelesen, dass Elektro- und 
Informationstechnik kein reiner Elektrotechnik-Studiengang ist? Der 
Studiengang heißt mittlerweile überall so. Elektrotechnik ohne 
Informationstechnik funktioniert nicht. Später kannst du dich auf 
elektrotechnischere Themen spezialisieren, sodass die 
Informationstechnik in den Hintergrund rückt. Außerdem ist gerade die 
Informationstechnik, wenn man Prozessorarchitekt werden will, extrem 
wichtig.

von Marco (Gast)


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Moin!
Danke für Eure zahlreichen Antworten!

Bin aufgrund von Abi-Klausuren echt nicht dazu gekommen mich weiter mit 
meiner Studienwahl auseinander zu setzen.

Habe mich noch ein wenig genauer umgeschaut und tendiere zur Zeit zur 
Leibniz Uni Hannover.
Das Curriculum des Bachelors der "Elektrotechnik- und 
Informationstechnik" an der Leibniz-Uni Hannover unterscheidet sich 
nicht großartig von dem des Bachelors der "Elektrotechnik" an der TU 
Berlin.
Die TU Berlin bietet im zweiten Semester zwar ein Modul namens 
"Mikroprozessortechnik" an, doch die Leibniz Uni bietet ein vermutlich 
vergleichbares oder ähnliches Modul namens "Grundlagen der 
Rechnerarchitektur" an.
(Siehe: Leibniz 
https://www.et-inf.uni-hannover.de/fileadmin/institut/Studium/ET/Curricula/180410_B.Sc._ETIT_Curriculum_Beginn_WiSe_PO17.pdf 
; TU Berlin 
http://www.eecs.tu-berlin.de/menue/studium_und_lehre/studiengaenge/elektrotechnik/bachelor/studienverlaufsplan_stupo_2015/ 
)

Dazu kommt, dass die Leibniz Uni Hannover im Masterstudiengang 
Elektrotechnik- und Informationstechnik die Schwerpunkte 
"Mikroelektronik" und "Computer-Eingineering" anbietet, wohingegen der 
einzige halbwegs, aber irgendwie doch nicht richtig passende Schwerpunkt 
im Master Studiengang Elektrotechnik an der TU Berlin "Elektronik, 
Photonik und integrierte Systeme" lautet, welcher vermutlich viel zu 
viele, für meine Spezialisierung, irrelevante Themen behandelt.

Außerdem besitzt die Leibniz Uni am Institut für Mikroelektronische 
Systeme, soweit ich weiß, ein Labor mit Cleanroom, in welchem Chips 
entwickelt werden können.

Meine Fragen:

- Ist der Studiengang "Elektrotechnik- und Informationstechnik" an der 
Lebiniz Uni Hannover gleichwertig (in Bezug auf meinen Berufswunsch) mit 
dem Studiengang "Elektrotechnik" an anderen Unis?

- Machen Unternehmen einen Unterschied zwischen "Elektrotechnik" und 
"Elektrotechnik- und Informationstechnik"?
(Cisco fordert für einen Job als Hardware-Ingenieur z.B. einen Master in 
Elektroingenieurwesen; siehe: 
https://jobs.cisco.com/jobs/ProjectDetail/Hardware-Engineer/1230054? ; 
Meint Ihr dort würde man auch mit einem Master in "Elektrotechnik- und 
Informationstechnik" eingestellt werden?)

- Meint Ihr, ich sollte mich nicht aufgrund des Titels eines 
Studiengangs für oder gegen ihn entscheiden, sondern aufgrund des 
Lehr-Inhalts, oder doch?

Ich hoffe, dass jemand mir diese Fragen beantworten kann! :)

MfG, Marco! :P

von Marco (Gast)


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@Hannoveraner

Machst Du deinen Master in Elektrotechnik- und Informationstechnik mit 
dem Schwerpunkt Mikroelektronik?

MfG Marco

von 123456789 (Gast)


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An der RWTH Aachen gibts schon im Bachelor die Vertiefungsrichtung 
Mikro- und Nanoelektronik. Und auch durchaus mehr als nur ein Institut, 
die sich mit Halbleitern beschäftigen. Dafür gibts keine großen 
Halbleiterfirmen in der Nähe (Aixtron würde ich mal nicht zählen).

von Datenablecker (Gast)


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Frag dich mal eher in welcher Firma du später damit unterkommen willst. 
Das kannst du in Europa vergessen. Die paar Chipdesignhanseln die hier 
gebraucht werden, prügeln sich um die entspr. Stellen und konkurieren 
auch noch mit Personal aus aller Welt, das meist auch noch besser ist 
oder es ist sind Stellen die nur am Rande damit zu tun haben.
Stell dich schon mal seelisch und moralisch darauf ein später in einem 
anderen Bereich zu arbeiten als du dir das mit diesem Studium erhofft 
hast, studier besser gleich ne andere Richtung, dann machste kein dummes 
Gesicht nach dem Abschluss. Ich habe hier zwei Kollegen die das auch 
studierten und noch während des Studiums umgesattelt haben. Von deren 
einstigen Studiumskollegen hat später keiner in dem Bereich gearbeitet. 
Da ging es z.B. vom Chipdesigner mit einem harten Schnitt als 
Javaentwickler in eine Bank, der andere macht SAP.

Chipdesigner, das ist wie ich will Astronaut werden.

von Marcus H. (mharnisch) Benutzerseite


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Datenablecker schrieb:
> Chipdesigner, das ist wie ich will Astronaut werden.

Na ja, für “Prozessorarchitekt” würde ich das fast unterschreiben, aber 
Chipdesigner und vor allem Verifikationsingenieure werden durchaus 
gesucht. Für Prozessorarchitekten könnte der OP z.B. mal rausfinden, 
welche europäischen Hersteller eine ARM Architecture License haben, oder 
wo an RISC-V gearbeitet wird. Prozessoren gibt's schließlich nicht nur 
im PC.

von asdf5473 (Gast)


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Würde mich an Deiner Stelle für ein Duales Studium bei NXP in Hamburg 
bewerben! Ggf. auch erst für nächstes Jahr und solange was sinnvolles 
machen. Bundeswehr oder so.

von asdf5473 (Gast)


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Oder natüllich bei Infineon. Aber Duales Studium = sichere 
Eintrittskarte in den Job bei verhältnismäßig viel Kohle! Go for it!

von Jürgen W. (Firma: MED-EL GmbH) (wissenwasserj)


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Kurzer Gedankengang aus der eigenen Schul- und Berufslaufbahn 
(Österreich):

Ursprünglich war ich in der HTL für Energietechnik, d.h. alles unter ein 
paar kW war Kleinstleistung. Diplomstudium an der TU Wien war schon mit 
Fachrichtung Mikroelektronik, aber beim Doktorat (!) bin ich mit 
Zellbiologie in Berührung gekommen (elektr. Messungtechniken an Zellen, 
etc.).
Durch dieses Doktorat bin ich in der Medizintechnik gelandet und 
entwickle heute medizinische Implantate, d.h. Schaltung, Firmware, etc. 
Dazu kommen Einflüsse der Materialwissenschaften, etc.

Was ich sagen will: Das ist, obwohl immer noch Elektrotechnik, weit 
entfernt vom ursprünglichen Ausbildungsbeginn in der Energietechnik. Dir 
wird es evtl. ähnlich ergehen, daß sich per Zufall oder bewußt eine 
Richtung ergibt, die mit Deinen heutigen Vorstellungen nicht so viel 
gemein hat.

Daß Du etwas naiv wirkst, wenn Du Prozessorarchitekturen designen 
willst, ist Deinem noch nicht vorhandenen Wissen in der Materie 
geschuldet - das legt sich mit der Zeit ;) - Prozessorarchitektur ist 
übrigens eher ein Thema für Informatiker und Mathematiker als für 
Elektrotechniker.
Wenn Du Dich also bereits auf Elektrotechnik festgelegt hast, dann mach' 
erst einmal das Bakk und da wirst Du (zwar nur in Vorlesungen) schon am 
Rande mit allen Themen in Berührung kommen, d.h. µE, Regelungstechnik, 
Nachrichtentechnik, Computertechnik, Energietechnik, etc.
Dann kannst Du für den Master immer noch den Bereich wählen, der Dich 
dann am meisten anspricht.

Nicht vergessen: Sobald es geht, versuche bei entsprechenden Firmen ein 
Praktikum zu ergattern und hineinzuschnuppern. Wenn Du hobbymäßig noch 
etwas Anspruchsvolles am Arduino machen kannst (evtl. selbst in 
C/Assembler programmieren statt über die vorgefertigten Befehle), evtl. 
noch eigene Schaltungen dazu designst, bist Du schon am Weg Richtung 
Elektronikentwicklung (v.a. wenn man diese Richtung einschlägt, macht 
sich entsprechendes außeruniversitäres Vorwissen bezahlt.)

: Bearbeitet durch User
von Hello (Gast)


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Jürgen W. schrieb:
> Wenn Du hobbymäßig noch
> etwas Anspruchsvolles am Arduino machen kannst (evtl. selbst in
> C/Assembler programmieren statt über die vorgefertigten Befehle)

Haha....der war gut. Wenn er das eine könnte, würde er bestimmt kein 
Arduino nehmen

von GS (chromosoma)


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Heh, ich wollte auch Richtung CPU/Chip-Design gehen
Ich habe Nanotechnologie studiert mit dem Schwerpunkt: 
Nanooptoelektronik (M.Sc.).
Wir haben nicht nur "normale" E-Technik Vorlesungen, sondern auch sehr 
tiefgehende Fächer wie Halbleitertechnologie, Quantentheorie, 
Nanoprozesstechnik, Nanocharakterisierung usw.

Am Ende wusste ich wie ein Transistor (oder ein anderer 
Halbleiterbauelement wie LED, Laser, Solarzelle etc.) auf physikalischer 
Ebene funktioniert, wie man so einen Transistor entwirft, herstellt , 
charakterisiert und anschließend daraus Schaltungen baut. Nur alles sehr 
theoretisch, mit ein wenig Praxis in Reinraum.

Ich dachte, meine Qualifikation passt sehr gut zur Chip Design, doch ich 
könnte nicht einen Vorstellungsgespräch bei bekannten Chipherstellern 
bekommen (Elmos, Infineon, AMD, Intel, Xfab, ISSI, Atmel).

Chip Designer werden immer gesucht (siehe link unten), doch es werden 
spezielle Kenntnisse/Erfahrungen erwartet, die man nur als IC-Entwickler 
sammeln kann.

Elektrische Schaltungen bauen, Software/Hardware Programmieren etc. kann 
man nebenbei zuhause als Hobby erlernen. Aber wie soll ich bitteschön 
als Student Erfahrung in IC design sammeln? Maximal man hat Gluck und 
bekommt einen passenden Praktikumsplatz.

Am Ende habe ich ein Job gefunden, dass meiner Qualifikation entspricht 
und dazu auch Spaß macht, aber nichts mit IC/CPU design zu tun hat.



https://www.elmos.com/karriere/ausschreibungen.html



PS

Lass deine Finger weg von Arduino, dass ist reine Zeitverschwendung! 
Kaufe ein richtiges dev. board.

: Bearbeitet durch User
von SCNR (Gast)


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Böser K. schrieb:
> Ich dachte, meine Qualifikation passt sehr gut zur Chip Design, doch ich
> könnte nicht einen Vorstellungsgespräch bei bekannten Chipherstellern
> bekommen (Elmos, Infineon, AMD, Intel, Xfab, ISSI, Atmel).

Eventuell lag es ja an deiner politischen Gesinnung? ;)

Sorry, war einfach eine Vorlage.

von Das Prisma (Gast)


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von Das Prisma (Gast)


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Studiere Physik B.Sc. TUM mit  Applied and Engineering Physics (AEP) und 
dann M.Sc. Integrated Circuit Design an der TUM. Dann mach Praktikum bei 
IBM.

von Das Prisma (Gast)


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IBM hat tolles Labor und ein Einstieg ist möglich. Von dort wechselst du 
zu AMD, Intel, Infineon etc. Dann hast die Unternehmensstruktur dieser 
Amiboliden schon verinnerlicht.

von Das Prisma (Gast)


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Damit hier nicht rumgetrolle unterstellt wird:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/IBM_Deutschland_Research_%26_Development

Dies ist ein Karrierepfad zum gewünschten Ziel. Leicht wird es nicht! 
Viel Erfolg!

von Das Prisma (Gast)


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Es ist schon traurig, dass in einem Forum in dem angeblich 
Leistungsträger und Topingenieure unterwegs sind, es keiner schafft, 
diese recht einfache Frage, kompetent und zielführend zu beantworten. 
Trollmodus OFF.

von Volker S. (sjv)


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Das Prisma schrieb:
> Es ist schon traurig, dass in einem Forum in dem angeblich
> Leistungsträger und Topingenieure unterwegs sind, es keiner schafft,
> diese recht einfache Frage, kompetent und zielführend zu beantworten.

Es gibt da etliche Möglichkeiten/Studienangebote und viele 
Unwägbarkeiten,
deswegen gibt es auch keine einfache zielführende Antwort.

von Erik (Gast)


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Nun tut doch mal nicht so, als wäre das alles Rocket Science. Nach über 
10J in der Branche kann ich dir sagen, dass Prozessordesign eigentlich 
eher unspannend ist.

Man muss halt den schmalen Grat zwischen Informatik und Elektrotechnik 
entlang laufen, sonst landet man entweder als App-Entwickler, Embedded 
Programmier oder macht Elektronikentwicklung. (das soll keineswegs 
abwertend gemeint sein!)

Dazu noch eine Prise Pedanterie und Paranoia, denn Fehler können schnell 
sehr teuer werden.

Praktisch ist ein Studiengang mit Prozessordesign, Rechnerarchtiktur und 
am besten noch nen Praktikum zum Thema Betriebssysteme, SoC, FPGA.

Dann muss man nur noch den Sprung vom FPGA Entwickler schaffen. (auch 
nicht abwertend gemeint)

Firmen gibt es so einige, aber richte dich auf Süd-Dtl. oder Ausland 
ein.

von Barrex (Gast)


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@Marco:
Ich glaube Du schmeißt die Begriffe Fachrichtung und Studiengang 
durcheinander. Bei meinem Studium hiess es immer:

Fachrichtung: Elektrotechnik
Studiengang: Ingenieur-Informatik (könnte man auch als Technische 
Informatik bezeichnen)

Ansonsten machst Du das schon richtig, sich die Ausbildungsinhalte der 
unterschiedlichen Schulen anzusehen. Denn die können sich von Schule zu 
Schule trotz identischer Fachrichtung und Studiengang, spätestens in der 
Spezialisierung im Hauptstudium, dennoch stark unterscheiden.

von Dipl Ing ( FH ) (Gast)


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Wenn Du über adequate BEZIEHUNGEN verfügst warum nicht ...

Sonst da reinzukommen in DE wird es vermutlich mehr als nur schwierig 
...

von Hannoveraner (Gast)


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Marco schrieb:
> @Hannoveraner
>
> Machst Du deinen Master in Elektrotechnik- und Informationstechnik mit
> dem Schwerpunkt Mikroelektronik?
>
> MfG Marco

ja.

Du kannst übrigens auch mal in Stuttgart oder in München gucken. 
Mikroelektronik-Firmen gibt es im Süden mehr (Infineon, Texas 
Instruments, Bosch, Apple ...)

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