AD-Wandler
Die Abkürzung AD-Wandler steht für Analog-Digital-Wandler (teilweise auch ADU, Analog-Digital-Umsetzer; im Englischen ADC Analog-Digital-Converter). Dieser wandelt eine analoge Größe, meist eine Spannung, in einen digitalen Wert um. Das Gegenstück ist der DA-Wandler.
Eigenschaften
Die Auflösung, mit der die analoge Größe dargestellt wird, bewegt sich typisch zwischen 1 (einfacher Komparator, Ein-Bit-Audio, PDC) und 24 Bit - in Sonderfällen noch mehr. Den, durch die Wandlung entstehenden Fehler zwischen dem tatsächlichen Wert und dem ausgegebenen (gewandelten) Wert, nennt man Quantisierungsfehler. Er entsteht durch die unvermeidbare Rundung und die Art der Wandlung. So entstehen durch die Nichtlinearität der Bauteile ebenfalls Fehler, wodurch die theoretisch möglichen Auflösungen der Messprinzipien niemals erreicht werden.
Der Wandlungsvorgang benötigt immer eine gewisse Zeit, während der die Eingangsgröße konstant bleiben muss. Das gilt insbesondere für alle iterativen Wandlungsprinzipien. Aber selbst für den direkt wandelnden Flash-ADC, da nicht alle dort benutzten Komparatoren gleich schnell sind. Hierfür werden sogenannte 'Track and Hold' bzw. 'Sample and Hold' Schaltungen verwendet, welche das Eingangssignal "einfrieren" während die AD-Wandlung läuft.
Verfahren
- Flash- oder Parallel-Wandler: verwenden für jeden Ausgangswert einen Komparator. Dadurch sind sie sehr schnell, aber auch teuer und stromhungrig. Flash-Wandler werden unter anderem in Digitalen Oszilloskopen eingesetzt.
- Sukzessive Approximation (SAR): Stufenweise Annäherung, Wägeverfahren. Bezeichnet einen DA-Wandler, der ausgehend von den MSBs sich iterativ Bit für Bit an die zu messende Spannung herantastet.
- Der interne AD-Wandler eines AVR verwendet diese Methode
- Single Slope, Dual Slope Verfahren: Werden meist in Multimetern oder ähnlichen Messgeräten verwendet da sie billig sind, wenig Strom brauchen und eine hohe Linearität besitzen. Im Prinzip wird hier die Spannungsmessung über eine Zeitmessung realisiert (Zeitmessung des Auf- und Entladen eines Kondensators).
- Delta Sigma: Vor allem für sehr genaue Messungen (24 Bit). Preisgünstig herstellbar und schnell, da im einfachsten Fall nur ein Komparator und Logik-Elemente benötigt werden, dafür aber sehr ungenau und können nur niedrige Frequenzen gut abbilden. Werden vor allem im Audio-Bereich eingesetzt. Siehe Delta-Sigma-Modulation
- Spannungs-Frequenz-Umsetzer: Hier steuert die Eingangsspannung einen Oszillator, dessen Ausgangsfrequenz möglichst linear von der Eingangsspannung abhängt (Frequenzmodulation).
- Nachlauf-Verfahren: Es wird auch hier ein DAC benötigt, der von einem Auf-Abwärtszähler gesteuert wird. Ein Komparator steuert ob auf- oder abwärts gezählt wird.
Kenngrößen
Als Kenngrößen gibt es bei einem ADC bedeutend mehr als nur die Auflösung. Z.B. wäre es nicht schlecht, wenn er keine sogenannten 'Missing-Codes' hätte. Hier fehlen einfach gewisse Ausgangswerte, die Kennline hat Sprünge.
Weiters wichtig ist die Linearität. Es kann sein, dass die Kennlinie nichtlinear ist (Kennlinie Ausgangscode-Eingangsspannung gebogen) oder aber die einzelnen Stufen sind nicht gleich groß.
Außerdem wichtig sind: Eingangsrauschen, Samplingzeit und Stromverbrauch.
Praxis
Hohe Spannungen messen
Will man einen AD-Wandler dazu nutzen große Spannungen zu messen, so behilft man sich mit einem Spannungsteiler nach Masse. So wird erreicht, dass die maximale Eingangsspannung bzw. Referenzspannung des AD-Wandlers nicht überschritten wird. Über das bekannte Widerstandsverhältnis kann dann per Software vom AD-Wert auf die gemessene Spannung zurückgeschlossen werden.
- Forumsbeitrag: Wie beeinfluss ein ADC eines Prozessors einen Spannungsteiler?
Für professionelle Messungen im kV-Bereich gibt es Wandler nach dem Delta-Sigma-Prinzip, die das auf der Hochspannungsseite-Seite gewonnene Signal über eine galvanische Entkopplung auf eine digitale Seite transformieren, wo es mit Standard 3.3V Technik ohne weitere Schutzbeschaltung und Erdungsproblem verarbeitet werden kann.
Negative Spannungen messen
Will man nun negative Spannungen messen, steht man vor dem Problem, den AD-Wandler keinen negativen Spannungen aussetzen zu dürfen. Hier hilft auch ein Spannungsteiler nach Masse nicht weiter. Es ist jedoch genausogut möglich, einen Spannungsteiler auf eine positive Spannung, z. B. die Betriebsspannung des AD-Wandlers zu beziehen. Um verlässliche Messwerte zu erhalten, darf die Bezugsspannung nicht schwanken, sollte also z. B. von einem Spannungsregler oder besser noch von einer Spannungsreferenz wie z. B. LM336 erzeugt werden.
Vcc --- | +-+ | | R1 +-+ | +---o Uadc | +-+ | | R2 +-+ | Uin- o---+
[math]\displaystyle{ \mathrm{U_{adc}=(V_{CC}-U_{in-}) \cdot \frac{R_2}{R_1+R_2} + U_{in-}} }[/math]
[math]\displaystyle{ \mathrm{U_{in-}=\frac{U_{adc}-V_{CC} \cdot \frac{R_2}{R_1+R_2}}{1-\frac{R_2}{R_1+R_2}}} }[/math]
Bei differentieller Messung sind Bezugsspannungsschwankungen theoretisch kein Problem, praktisch bildet man aber eine Art Wheatstone-Brücke nach, sodass durch die Toleranzen der Widerstände große Abweichungen auftreten können, wenn sich die Bezugsspannung ändert (z. B. Batteriebetrieb).
Siehe auch im Forum:
- Mit AD-Wandler negative Spannungen messen
- Vcc gegen interne Referenz messen (AVR)
- Forumsbeitrag: Berechung der Auflösung und des Messwerts, immer durch 2^N und nicht 2^N-1
- Forumsbeitrag Warum man manchmal auch durch 2^N-1 dividieren will
Wechselspannung mit AC-Kopplung messen
In manchen Fällen, zum Beispiel bei Audio-Signalen, interessiert man sich nicht für den Gleichspannungsanteil (DC), sondern nur für den Wechselspannungsanteil (AC) eines Signals. In diesem Fall kann man durch einen Kondensator in Reihe eine sogenannte AC-Kopplung herstellen. Näheres dazu im Beitrag AC Kopplung wie groß muss der Kondensator sein?.
Genaues Messen und Fixed-Point Arithmetik
Siehe Forumsbeitrag ADC und Fixed-Point Arithmetik von Bernd N. und den Artikel Festkommaarithmetik.
Zitierte Appnotes:
- AVR120: Characterization and Calibration of the ADC on an AVR (PDF)
- AVR121: Enhancing ADC resolution by oversampling (PDF)
Externe AD-Wandler Bausteine
ADC I2C/TWI BUS
- 12x12 Bit ADC MAX1238
- 12x10 Bit ADC MAX1138
- 12x8 Bit ADC MAX1038
- 8 x 12bit ADC MAX127
- Mouser in TSSOP/SOT/MSOP
- TME in TSSOP/SOT/MSOP
ADC SPI BUS
- 1x8 Bit TLC549, sukzessive Approximation
- 1x22 Bit MCP3551, Delta Sigma
- 8x12 Bit MCP3208, auch als 4 oder 1 Kanal Version MCP3204 bzw. MCP3201
ADC UART BUS
- 4x16 Bit ADC ADS112U04, Delta Sigma
- 4x24 Bit ADC ADS122U04, Delta Sigma
ADC CAN BUS
Weblinks
- Vorlesung Interfacetechnik von Dr.-Ing. Norbert Hirt an der TU Ilmenau
- Simulationssoftware für AD Wandler
- The ABC's of A-D converter latency by Bonnie Baker, Texas Instruments (via Embedded.com)
- Writing software drivers for analog to digital converters, By Mark Thoren and Leo Chen, Linear Technology Corp., Embedded.com, (I2C)